MINIJOBS GESETZLICHER RAHMEN UND QUANTITATIVE ENTWICKLUNG TORSTEN BRANDT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN
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1 MINIJOBS GESETZLICHER RAHMEN UND QUANTITATIVE ENTWICKLUNG TORSTEN BRANDT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN Workshop Minijobs eine Beschäftigungsform mit Nebenwirkungen. Bestandsaufnahme und politische Handlungsoptionen, veranstaltet durch das WSI in der Hans-Böckler-Stiftung und das IAQ an der Universität Duisburg-Essen, am in Duisburg
2 Inhalt 1. Gesetzlicher Rahmen 2. Quantitative Entwicklung 3. Strukturmerkmale geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse
3 Gesetzlicher Rahmen bis 1999 Bei geringfügiger Beschäftigung (auch als Nebenbeschäftigung) zahlten ArbGeb + ArbN keine Beiträge zur Sozialversicherung; Definition Geringfügigkeit : (1) max. 15 Wochenarbeitsstunden, (2) max. Entgelt (seit 1996) von 590 DM (West), 500 DM (Ost) ein Siebtel der Durchschnittsverdienste aller in der GKV versicherten ArbN.
4 Reform vom 1. April 1999 Geringfügig entlohnte Beschäftigung wurde auf max. monatliches Entgelt von 325 fixiert ArbGeb wurden mit 22% Bruttoabgaben abgabenpflichtig (10% GKV, 12% GRV) Geringfügige Nebenjobs wurden vollständig abgabenpflichtig.
5 Neuregelung 1. April 2003: (1) Geringfügigkeitsgrenze Minijobs wurde von 325 auf 400 angehoben und die Arbeitszeitgrenze von 15 Stunden gestrichen (2) Für sozialversicherungspflichtig Hauptbeschäftigte wurde die erste, geringfügige Nebenbeschäftigung abgabenfrei; Dagegen sind mehrere Minijobs bei zusammen über 400 je Minijobverhältnis weiterhin abgabenpflichtig (3) Arbeitgeber-Pauschalabgaben wurden 2003 von 22% auf 25% und im Juli 2006 auf 30% angehoben (15% GRV, 13% GKV, 2% Steuern) und betragen 2010 insg. 31,8% (inkl. Umlagen, exkl. Unfallversicherungsbeiträge)
6 Neuregelung 1. April 2003 (4) Einführung von Minijobs in Privathaushalten mit für ArbGeb: reduzierten Pauschalabgaben von 12% (2010: 12,67%, inkl. Umlage, exkl. Unfallversicherung) sowie steuerlicher Absetzbarkeit bis zur Höhe von 10% der Arbeitskosten oder max. 510 p.a. (bzw. 20% bei Inanspruchnahme einer Dienstleistungsagentur) (5) Einführung der Gleitzonenregelung im Einkommensbereich von 400,01 bis 800 : Für Midi-Jobber steigen die Sozialversicherungsbeiträge linear von ca. 4% auf 21%. Die Lohnsteuerpflicht bleibt. ArbGeb zahlen die vollen Beitragssätze (6) Verwaltungsvereinfachung durch Minijobzentrale.
7 Arbeitnehmerorientierte Lohnsubvention!? Minijobs mit Abgabenvorteilen für Minijobber: 20-30% Für ArbGeb sind die Abgaben i.d.r. höher als bei versicherungspflichtigen Beschäftigungen (+10%) Ausnahmen sind: 1. Minijobs in Privathaushalten 2. Beamte, Selbständige mit Minijob
8 Arbeitnehmerorientierte Lohnsubvention!? Voraussetzungen für ArbN-Subventionierung: Abgabenvorteile der Minijobber und Abgabennachteile der ArbGeb werden in der Praxis nicht als Rechtfertigung für direkte oder indirekte Lohnabschläge genutzt!
9 Inhalt 1. Gesetzlicher Rahmen 2. Quantitative Entwicklung 3. Strukturmerkmale geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse
10 Sozialversicherungspflichtig und ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigte 1999 bis 2009 (in Mio.) 29,000 8,000 28,500 28,000 27,500 27,000 26,500 26,000 27,483 3,658 27,756 27,826 27,980 27,817 27,864 27,571 27,361 26,955 4,544 26,746 3,93 4,052 4,199 4,138 4,202 4,169 4,184 4,375 27,632 4,921 4,882 27,458 4,803 4,891 4,747 4,893 4,854 27,380 27,224 4,882 4,920 4,932 4,943 26,855 26,524 26,382 26,178 26,172 26,354 26,636 6,400 4,800 3,200 25,500 25,000 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (linke Achse) Ausschließlich geringfügig Beschäftigte 1) (rechte Achse) 1,600 24,500 24, ) Ausschließlich geringfügige Hauptbeschäftigte (d.h., ohne geringfügig Nebenbeschäftigte), ohne kurzfristig Beschäftige; Quelle: BA ,000
11 29,000 Sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte (inkl. Nebenjobs) 1999 bis 2009 (in Mio.) 8,000 28,500 28,000 27,500 27,000 26,500 26,000 27,483 27,980 27,826 27,817 27,864 27,756 5,982 27,571 5,533 27,361 26,955 26,746 6,466 6,649 26,524 26,382 6,492 6,516 26,178 26,172 6,751 26,354 6,916 6,918 7,104 7,078 26,636 26,855 27,224 7,197 7,192 27,632 27,458 27,380 6,400 4,800 3,200 25,500 25,000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse) Geringfügig Beschäftigte 1) (rechte Achse) 1,600 24,500 24, ) Geringfügige Hauptbeschäftigung und geringfügige Nebenbeschäftigung, ohne kurzfristige Beschäftigung Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2010), Beschäftigungsstatistik, Nürnberg ,000
12 Beschäftigte in Mini-Jobs Quantitative Entwicklung geringfügig Beschäftigte insgesamt im Nebenjob geringfügig Beschäftigte ausschließlich geringfügig Beschäftigte i i i i i i i 2009 Quelle: Bundesagentur für Arbeit
13 Minijobber in Privathaushalten Kontinuierliche Zunahme: Von (6/2003) auf (9/2009) Anteil an allen Minijobbern (9/2009): 2,7% Quelle: Minijobzentrale
14 Entwicklung der Midi-Jobs bis. 2003: Abnahme der Beschäftigten mit durchschnittlichen Einkommen zw. 400 und 800 Brutto von 1,2 auf 1,1 Mio. (BA 2004); Im nahmen ca. 55% die Gleitzonenregelung in Anspruch: 0,6 Mio. Midi-Jobber (BA 2009); bis. 2007: Verdopplung der Zahl der Midi-Jobber auf 1,19 Mio. (= 4,4% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten). Quelle: BA (2004), Mini- und Midijobs in Deutschland, Sonderbericht; BA (2009), Arbeitsmarktbericht 2008
15 Branchenentwicklung: Einzelhandel NRW Beschäftigtenstruktur im Jahresvergleich 2000, 2004, 2008 (NRW, Einzelhandel): Stichtag SVB* (Mio.) %-Anteil Teilzeit an SVB Minijobber (Mio) %-Anteil Minijobber an SVB %-Anteil Geringfügig Nebenb. an Minijobbern % % 9% % % 16% % % 20% * SVB = Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Daten: BA (2009); Sonderauswertung i. A. des IAQ
16 Branchenentwicklung: Gastgewerbe NRW Beschäftigtenstruktur im Jahresvergleich 2000, 2004, 2008 (NRW, Gastgewerbe): Stichtag SVB * (Mio.) %-Anteil Teilzeit an SVB Minijobber (Mio.) %-Anteil Minijobber an SVB %-Anteil Geringfügig Nebenb. an Minijobbern % % 10% % % 24% % % 29% * SVB = Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Daten: BA (2009); Sonderauswertung i.a. des IAQ
17 Inhalt 1. Gesetzlicher Rahmen 2. Quantitative Entwicklung 3. Strukturmerkmale geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse
18 3. Charakteristika der Minijobber Frauenanteil 6/2009 (BA-Angaben): 64%, im Nebenjob 58% Altersverteilung 6/2009 (BA-Angaben) 1. Bei den geringfügigen Nebenjobbern ist die Gruppe der 25 bis 49 Jährigen überproportional vertreten. 2. Bei den ausschließlich geringfügigen Minijobbern sind überproportional vertreten: Jährige (18%) Jährige (16%)
19 Charakteristika der Minijobber In 9/2009 erwirtschaften 57% (0,77 Mio.) der erwerbstätigen ALG II-Beziehern Bruttoeinkommen bis 400 (Quelle: BA): 10,7% aller Minijobber beziehen ALG II (hohe Streuwirkung der Subventionierung) Dauer der Minijobverhältnisse: 50% bestehen max. 1,5 Jahre 25% länger als 3,5 Jahre (Quelle: Minijobzentrale)
20 RWI-Befragungsergebnis 2004 zu Arbeitszeiten im Minijobverhältnis Durchschnittliche monatliche Stundenzahl im Minijob Durchschnittliche wöchentliche Stundenzahl* Anteil in % bis 15 bis ca. 3,7 19,8 % ,8 bis 7,2 33,3 % ,3 bis 9,6 23,5 % ,7 bis 11,9 13,9 % über 50 über 11,9 9,5 % * Eigene Berechnung; Quelle: RWI (2004). Aspekte der Entwicklung von Minijobs, Abschlussbericht, S.58;
21 Entlohnung der Minijobber Durchschnittsmonatsentgelt 2008 (Quelle: Minijobzentrale 2009) 265 Euro West 207 Euro Ost Laut RWI-Befragung in 2004 erzielten 50% der Minijobber Stundenlöhne von weniger als 8 Laut IAT-Report (2006) verdienen 86% der Minijobber Stundenlöhne unterhalb der errechneten Niedriglohnschwelle von 9,83 in West und 7,15 in Ostdeutschland (Qualifikation unbedeutend) Laut IAQ-Berechnung auf Basis des SOEP: Minijob-Anteil am Niedriglohnsektor stieg von 16% (1995) auf 30,7% (2007) (Quelle: Bosch et.al., 2009, Mindestlöhne in Deutschland, Expertise i.a. der FES)
22 Brückenfunktion der Minijobs? Minijobs sind eher berufliche Sackgassen und Qualifikationsfallen: In Branchen mit hohem Anteil an Minijobs sind SV-Beschäftigungen nur begrenzt vorhanden Einfache Tätigkeiten der Minijobber stehen zunehmenden Qualifikationsanforderung der SV-Beschäftigen gegenüber Erweiterte berufliche Perspektiven sind mit längeren Arbeitszeiten verbunden
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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