Nachkontrolle von Tierbörsen 2011
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- Stanislaus Ziegler
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1 Stand Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Im Jahre 2010 wurden vom Deutschen Tierschutzbund in Zusammenarbeit mit Pro Wildlife insgesamt 32 Tierbörsen hinsichtlich der Einhaltung der BMELV-Leitlinien (2006) kontrolliert und aufwendig dokumentiert. Diese Dokumentation zeigte deutliche Missstände und Mängel auf Börsen und Märkten auf. Die ausgewerteten Unterlagen und Fotostrecken wurden an verschiedene Entscheidungsträger verschickt. Die Reaktionen sowohl von Seiten der Politik als auch von Seiten von Züchterverbänden oder auch Veranstaltern fiel heftig aus. Während einerseits behauptet wurde, die angegebenen Missstände gäbe es so nicht, wurde andererseits auf politischer Ebene Abhilfe versprochen. Baumschulallee Bonn Tel: 0228/ Fax: 0228/ Internet: Da eine nachhaltige Reaktion aller Beteiligten aber weitestgehend ausblieb, wurde der Entschluss gefasst, im Jahr 2011 die tierschutzrechtliche Entwicklung auf einigen Börsen nochmals stichprobenartig zu kontrollieren. Die Erwartung war, dass sich zumindest in einigen Teilbereichen die Bedingungen für die Tiere deutlich gebessert haben sollten. Die Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt: Insgesamt wurden 14 Reptilienbörsen und 3 Kleintiermärkte kontrolliert. Dabei wurde ein Teil der Veranstaltungen von Jugendgruppen des Deutschen Tierschutzbundes nach vorheriger Einweisung und nach einem standardisierten Fragebogen kontrolliert. Der andere Teil wurde von einer Tierärztin des Deutschen Tierschutzbundes begutachtet. Im Allgemeinen musste leider festgestellt werden, dass sich die Bedingungen insgesamt in keiner Form gebessert haben. Weder konnte eine vermehrte Sensibilität bei kontrollierenden Amtstierärzten festgestellt, noch eine merkliche Verbesserung der Zustände auf den Börsen selbst erkannt werden. Im Anhang finden sich einige Beispiele (anhand Fotodokumentation) für ungenügende Bedingungen. Vorab ist zu bemerken, dass keine der Börsen sich komplett an die BMELV-Leitlinien gehalten hat. Während in wenigen Fällen die Missstände gering waren, sind einige Börsen dadurch aufgefallen, dass auch einfach abzustellende Mängel reichlich vorhanden waren. Im Vorfeld einiger Börsen wurde zusätzlich der Kontakt mit dem jeweilig zuständigen Veterinäramt gesucht. Hier zeigte sich, dass der größte Teil der Amtstierärzte bereit und offen für eine Zusammenarbeit war, in Teilen jedoch eine gewisse Unkenntnis über solche Veranstaltungen herrschte. Erfreulich war, dass auch Amtstierärzte befragt werden konnten, die sich durch eine extrem hohe Sachkenntnis im Bereich Reptilien und Börsen auszeichneten. Diese sind allerdings nach wie vor in der Minderzahl. Leider gab es auch eine kleine Anzahl an Amtstierärzten, die sich komplett weigerten, in die Kommunikation zu treten.
2 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Missstände, die am häufigsten vorgefunden wurden: Zu kleine Behälter für die Tiere Angebot von Wildfängen, die noch kein Jahr in Deutschland waren Angebot von offensichtlich kranken Tieren Umgebung nicht angemessen temperiert Kein ausreichendes oder ausreichend geschultes Personal Herausnahme der Tiere auch ohne Kaufabsicht Gestapelte Behälter mit Tieren darin Keine Versteckmöglichkeiten für die Tiere Kein Futter (bei Säugern) oder Wasser Keine Abschrankungen zwischen Besuchern und angebotenen Tieren Diese Aufzählung erfasst nicht alle Missstände, gibt aber eine gute Übersicht darüber, wie viele unzumutbare Zustände auf diesen Veranstaltungen noch immer herrschen, obwohl sie einfach und schnell abzustellen wären. Leider ist auch nicht davon auszugehen, dass sich die Umstände in absehbarer Zeit auf freiwilliger Basis ändern werden. Vielmehr zeigt der Fall NRW, wo theoretisch seit Juni 2011 die Leitlinien als verbindlich gelten auf, dass einige Veranstalter viel Geld und Zeit an Gerichten investieren, um auch nur die geringsten Verbesserungen für die Tiere zu verhindern oder zumindest auf unbestimmte Zeit zu verzögern. Gleichzeitig ist immer wieder von vollziehenden Organen zu vernehmen, dass eine Kontrolle der Börsen nicht zufriedenstellend möglich ist. Aus diesen Gründen fordert der Deutsche Tierschutzbund weiterhin ein Verbot von Tierbörsen, da offensichtlich immer wieder den Tieren Leiden, Schmerzen und Schäden zugefügt werden. Unterstützung findet die Forderung des Deutschen Tierschutzbundes durch eine aktuelle Studie zu Tierbörsen, welche ein europaweites Verbot dieser zum Schutz der Tiere, der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit sowie der Biodiversität fordert (Quelle: Arena, P.; Steedman, C.; Warwick, C. (2011): Amphibian and Reptile Pet Markets in the EU: An Investigation and Assessment). Bildmaterial (Beispiele aus 2011): Zu kleine Behältnisse: Deutlich zu kleiner Behälter mit Steppenwaran, vorgeschrieben ist kürzeste Seite mindestens 1,5 x KRL (Terraxotica Verl/Kaunitz Oktober 2011) Kaninchen in offene Behältnisse gepfercht, kein Rückzug und kein Umdrehen möglich (Hessische Haus- und Kleintierbörse, April 2011)
3 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Zu kleine Behälter Schlangen, vorgeschrieben ist kürzeste Seite mind. 0,3 x Gesamtlänge (Terraristika Hamm, September 2011) Viel zu kleiner Behälter mit Waran, vorgeschrieben ist kürzeste Seite mindestens 1,5 x KRL (Terraxotica Horst, September 2011) Zu kleiner Behälter Leopardgecko, vorgeschrieben kürzeste Seite mind. 1,5 x KRL (Terraristika Hamm, September 2011) Zu kleiner Behälter Sporenschildkröte, vorgeschrieben kürzeste Seite mind. 2x Panzerlänge (Terraristika Hamm, September 2011) Gefährliche Tiere: Giftschlange in allseitig einsehbarer Box komplettes Fehlen einer Beschriftung, auf Nachfrage konnte Tierart nicht benannt werden. (Gifttierraum Terraristika Hamm, September 2011). Brillenkaiman im Börsenangebot gehört zur Ordnung Krokodile und sollte laut Börsenleitlinien nicht angeboten werden (Terraxotica Verl/Kaunitz, Oktober 2011)
4 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Palmendieb in offenem Behältnis im Angebot, ist das größte an Land lebende Krebstier (Beinspannweite bis 1 m, Gewicht bis 4 kg) Kann durch seine Größe dem Menschen gefährlich werden, seine Scheren können Menschenfinger durchtrennen (Terra Ruhr, Januar 2011) Mehrere Tiere in einem Behältnis / Überbelegung: Mehrere Tiere in einem Behälter, der über andere gestapelt ist (Terraristika Hamm, September 2011) Mehrere Vierzehen-Landschildkröten gemeinsam in offenem Behältnis(Terraxotica Horst, September 2011) Mehrere Tauben (erlaubt sind max. Paare) in übereinandergestapelten Käfigen, ohne Sichtschutz, ohne Futter oder Wasser Überbelegte Käfige mit Ziervögeln, vorgeschrieben sind maximal 2 Vögel pro Käfig
5 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Fehlende Rückzugsmöglichkeiten: Kaninchen in allseitig einsehbarem Käfig ohne Rückzugsmöglichkeiten und ohne Rauhfutter (Terraxotica Horst, September 2011) Nachtaktive Weißbauchigel ohne Rückzugsmöglichkeit, kein Futter oder Wasser, mehrere Tiere in einem Behältnis (Terraxotica Horst, September 2011) Meerschweinchen in teilweise offenen Behältnissen, ohne Rückzugsmöglichkeiten, ohne Wasser Zahlreiche Kaninchen in allseitig offenem Käfig ohne Rückzugsmöglichkeiten (Kleintiermarkt Eckenhagen, November 2011) Gestapelte Behältnisse Übereinandergestapelte Käfige, Dreck kann von oben auf die unteren Tiere fallen. Bei den Gänsen nur verdrecktes Wasser zur Verfügung, keinerlei Sichtschutz für die Tiere, Käfige allseitig offen, oben weder Futter noch Wasser (Hessische Haus- und Kleintierbörse, April 2011) Übereinandergestapeltes Sammelsurium an Kleintieren (Chinchilla, Kaninchen, Meerschweinchen), keine Rückzugsmöglichkeiten, zum Teil ohne Futter oder Wasser
6 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Gestapelte Behältnisse mit Schildkröten, obere Dach-Moschusschildkröte ist eine streng aquatile Art, hier ohne Wasser, nur im Feuchten angeboten (Reptilienbörse Bremen, November 2011) Gestapelte allseitig offene Käfige, oben Tauben unten Kaninchen (Vögel können für Kleinsäuger eine Bedrohung darstellen => Beutetiere) (Kleintiermarkt Eckenhagen, November 2011) Einsehbarkeit der Behältnisse: Tauben in allseitig offenem Käfig ohne Schutz vor Zugluft, keine Abschrankung (Taubenmarkt Wasserburg, Januar 2011) Von drei Seiten einsehbarer Behälter, Chamäleons sind besonders stressanfällig (Terraristika Hamm, September 2011) Tauben in allseitig einsehbarem Käfig, Käfig überbelegt (Paarhaltung erlaubt), Kein Futter oder Wasser, zusätzlich Haltung auf Drahtgitter
7 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Anfassen der Tiere: Herumreichen von Schlangen (Terraristika Hamm, September 2011) Anfassen der Tiere ist jederzeit möglich auch ohne Kaufabsicht (Reptilienbörse Dortmund, Oktober 2011) Käfige mit Wachteln und Kaninchen, allseitig offen, Kind langt ungehindert hinein, keine Rückzugsmöglichkeit für das Kaninchen vorhanden. Laut Leitlinien nur zwei Wachteln pro Käfig zulässig (Hessische Haus- und Kleintierbörse, April 2011) Chamäleon auf Hand eines Verkäufers, wurde so über längeren Zeitraum präsentiert (Reptilica Fürth, September 2011) Meerschweinchen und Kaninchen in offenem Behältnis, Kind langt ungehindert hinein (Kleintiermarkt Eckenhagen, November 2011)
8 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Offene Behältnisse: Offener Käfig mit Hühnern, ein Tier ist schon entkommen. Kein Sichtschutz für die Tiere. Verkaufsbehältnis sollte eigentlich in Tischhöhe stehen (Hessische Haus- und Kleintierbörse, April 2011) Kaninchen ungeschützt auf Meerschweinchenkäfig gesetzt, mehrere Meerschweinchen in einem Käfig, ebenfalls ohne Rückzugsmöglichkeit Nach oben offener Behälter mit Schildkröte im Verkauf (Terraristika Hamm, September 2011) Pantherschildkröten in offenen, schlecht beschrifteten Behältnissen im Angebot (Reptilica Fürth, September 2011) Schlechte Beschriftung: Laubfrosch im Angebot ohne Angabe der Herkunft (Wildfang oder Nachzucht?), vermutlich Wildfang, da niedriger Preis und ohne Schutzstatus (Reptilienbörse Bonn, August 2011) Zwergbartagame im Angebot ohne Angabe der Herkunft (Wildfang oder Nachzucht?), vermutlich Wildfang, da niedriger Preis und ohne Schutzstatus (Terraxotica Verl/Kaunitz, Oktober 2011)
9 Seite Nachkontrolle von Tierbörsen 2011 Spezielle Probleme: Kaninchen ohne Rückzugsmöglichkeit, ohne Einstreu, ohne Futter oder Wasser Zu hoher Wasserstand für juvenile Schmuckschildkröte, kein Ausruhen wie in Börsenleitlinien vorgeschrieben möglich (Terraristika Hamm, September 2011) Käufer trägt zwei Tauben unter dem Arm durch die Gassen, statt in vorgeschriebener Transportbox (Taubenmarkt Wasserburg, Januar 2011) Frettchen im Angebot einer Börse (sehr anspruchsvolle Tiere, schwierig zu halten, sollten nicht auf Börsen verkauft werden) Behälter werden bis an den Rand des Tisches gestellt, hier mit Schlangen, sogar über den Rand hinausragend (Gefahr des Herunterfallens) (Reptilienbörse Bremen, November 2011) Fasan im Börsenangebot (War durch Börsenordnung eigentlich ausgeschlossen) (Taubenmarkt Wasserburg, Januar 2011)
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