Optimale Steuergestaltung in der Versicherungsagentur - Workshop IV
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- Stefanie Schumacher
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Optimale Steuergestaltung in der Versicherungsagentur - Workshop IV Dr. Christian Kläne (Hauptsachgebietsleiter Betriebsprüfung) Arne Bruhns (Rechtsanwalt, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer) Jahreshauptversammlung des BVK, Oldenburg 4. Mai 2012
2 Überblick Aktuelles Steuerrecht Rückblick auf 2011, Ausblick 2012 Quo Vadis? Bestandspflegerückstellung Betriebsprüfung bei Versicherungs- und Bausparkaufleuten Allgemeines, Ablauf Prüfungsschwerpunkte (PKW, Provisionen etc.) Gestaltungstipps Überblick 2
3 Steuererklärung Gesetzespakete mit Änderungen Investitionsabzugsbetrag Gutscheine als Sachbezug Reisekosten Gemischte Aufwendungen Abgeltungssteuer
4 Investitionsabzugsbetrag Statt Ansparrücklage Ermöglicht Abzug von Kosten vor Investition Voraussetzungen EÜR oder Bilanz BV < EUR (2009/2010: ) Gewinn (EÜR): 100 TEUR ( 2009/2010: 200 TEUR) SonderAfa (20%) neben linearer/degressiver AfA Bis 40% der voraussichtlichen Kosten
5 Investitionsabzugsbetrag Nachteile für Existenzgründer (Vorteile gestrichen) > 90 % betriebliche Nutzung erforderlich Bedingungen für EÜR (Vorteile gestrichen) Auflösung bei Nichtinvestition teurer Lohnt oft nicht mehr
6 Investitionsabzugsbetrag Vorteile Investitionszeitraum 3 Jahre statt 2 Auch für gebrauchte Güter BV-Grenzen erhöht Bezeichnung jetzt einfacher Abschreibungsvorteile bei Anschaffung Faustregel: Lohnt nur noch, wenn tatsächlich angeschafft werden soll
7 Gutscheine als Sachbezug Änderung der Rechtsprechung Egal ob von Arbeitgeber oder Drittem Gutschein über Ware oder Dienstleistung Freigrenze von 44 EUR Auszahlung darf nicht möglich sein Achtung bei Jahreskarten
8 Reisekosten Nur noch eine regelmäßige Arbeitsstätte je Arbeitsverhältnis Reisekosten statt Entfernungspauschale z.b. bei Betreuung mehrerer Bankfilialen relevant Einzelheiten noch unklar Verwaltung handelt unterschiedlich Beratungsbedarf im Einzelfall
9 Gemischte Aufwendungen Änderung der Rechtsprechung Betrifft Ausgaben die beruflich und privat sind Kein absolutes Abzugsverbot Wenn Aufteilung möglich Problem: Aufteilungsmaßstab Beispiel: Dienstreise plus Urlaub
10 2012 Ausblick Kinderbetreuungskosten, Entfernungspauschale Einkunftsgrenze beim Kindergeld gestrichen Mindestbeitrag Riester 60 EUR pro Jahr Lohnsteuerabzugsverfahren Grundfreibetrag Elektronische Rechnung
11 Elektronische Rechnung Ausgangslage Bisher: Qualifizierte elektronische Signatur Grund: Echtheit der Herkunft und Unversehrtheit des Inhalts Praxis: Die elektronische Rechnung wird selten genutzt Europarechtliche Vorgabe (Richtlinie 2010/45/EU) Umsetzung bis zum Elektronische Rechnung 11
12 Elektronische Rechnung - Neu Geregelt im Steuervereinfachungsgesetz 2011 Stichtag 1. Juli 2011 Übermittlung per oder web-download Formate: doc, pdf, xml etc. Zustimmung des Empfängers Elektronische Rechnung 12
13 Aber... Ausdruck der Rechnung reicht nicht Daten müssen elektronisch aufbewahrt werden Innerbetriebliches Kontrollverfahren Verlässlicher Prüfpfad Sofort verfügbar Unveränderbar Elektronische Rechnung 13
14 Bestandspflegerückstellungen Was sind Rückstellungen? Typische Rückstellungen Betreuung von Policen Aufbewahrung von Unterlagen Investitionsabzugsbetrag Schadensersatzansprüche Achtung: Rückstellungen verschieben die Steuer, verhindern sie aber nicht endgültig! Bestandspflegerückstellungen 14
15 Bestandspflegerückstellungen z.b. für Betreuung von Lebensversicherungen Zahlreiche Urteile und Verwaltungsanweisungen BFH 2004 Rückstellung + BMF 2006 nicht anwenden, da nicht wesentlich BFH 2007, 2009 Rückstellung + Viele Finanzgerichtsverfahren Viele Verwaltungsanweisungen auf Länderebene BFH am (X R 26/10) Bestandspflegerückstellungen 15
16 Bestandspflegerückstellungen BFH vom (X R 26/10) - Sachverhalt Agentur mit LV-Policen, 5 Mitarbeiter Bestandspflegeprovision für gestrichen Rückstellung 1: Policen x 25 Jahre (durchschnittliche Laufzeit) x 1,5 Stunden pro Jahr und Vertrag x 12 EUR pro Stunde Abzinsungsfaktor 0,262 % = EUR Bestandspflegerückstellungen 16
17 Bestandspflegerückstellungen Finanzamt: Rückstellung = 0 EUR Begründung: Verpflichtung nicht wesentlich Einspruch erfolglos Klage beim FG i.h.v EUR (ohne Verträge mit Bestandsprovisionen) Klage erfolgreich, aber nur 0,5 Stunden pro Jahr Kläger will aber 1,5 Stunden Finanzamt will 0 EUR Beide legen Revision beim BFH ein Bestandspflegerückstellungen 17
18 Bestandspflegerückstellungen BFH vom (X R 26/10) - Grundsätze Rechtliche Verpflichtung erforderlich Keine Bestandsprovision? Tatsächlicher Aufwand? Nachweis! Argumentationshilfe? Leider nicht für Einzelkämpfer ohne Mitarbeiter 12 EUR pro Mitarbeiterstunde OK Abzinsung streitig Bestandspflegerückstellungen 18
19 Warum steuerliche Außenprüfung? Ziel: Gleichmäßigkeit und Gerechtigkeit der Besteuerung Innendienst: Überschlägige Prüfung der Steuererklärungen Außendienst: Grundsätzlich umfassende Prüfung des Steuerfalls Allgemeines zur steuerlichen Außenprüfung 19
20 Welche Außenprüfungen gibt es? Allgemeine Außenprüfung = Betriebsprüfung 3 Jahre (aktuell: ) Einkommensteuer/Körperschaftsteuer, Umsatzsteuer, Gewerbesteuer Lohnsteueraußenprüfung Umsatzsteuersonderprüfung zeitnah Sonderfall Umsatzsteuernachschau unangemeldet Allgemeines zur steuerlichen Außenprüfung 20
21 Warum werde gerade ich geprüft? 4 Größenklasse (Kst K M G ) Umsatz, Gewinn und Betriebsart Beispiel Versicherungskaufmann: K- Betrieb ab 160 TEUR Umsatz oder 34 TEUR Gewinn (darunter Kst-Betrieb) M-Betrieb ab 710 TEUR Umsatz oder 59 TEUR Gewinn G-Betrieb ab TEUR Umsatz oder 305 TEUR Gewinn Aber: Entscheidung im Einzelfall Allgemeines zur steuerlichen Außenprüfung 21
22 Ablauf einer Betriebsprüfung Prüfungsanordnung Prüfungsort Prüfungsdauer Unterlagen und Datenzugriff Mitwirkungspflichten Schlussbesprechung und Bericht Rechtsmittel Allgemeines zur Betriebsprüfung 22
23 Datenzugriff in der Außenprüfung Stichtag 1. Januar 2002 Alle steuerrelevanten Daten Sofort lesbar Maschinell auswertbar Unveränderbar Datenzugriff 23
24 Entwicklung des Datenzugriffs Standard: Buchführungsdaten in elektronischer Form (ca. 90 %) Neu: Vorgelagerte Systeme, z.b. , Elektronische Rechnung Elektronisches Büro Elektronisches Fahrtenbuch Datenzugriff 24
25 Sanktionsmöglichkeiten Konsequenzen bei Löschung? Schätzung ( 162 AO) Konsequenzen bei Verzögerung? Verzögerungsgeld ( EUR) Vollzugspraxis Datenzugriff 25
26 Perspektive Unternehmer Finanzamt will alles Was ist steuerrelevant? Dürfen die das? Wozu habe ich einen Berater, Dienstleister? Datenzugriff 26
27 Perspektive Dienstleister Steuerberater Mit der EDV habe ich nichts zu tun Softwaredienstleister - Mit der Steuer habe ich nichts zu tun Softwarehersteller: Am Markt verkäuflich ist nur Software, die manipuliert werden kann. Datenzugriff 27
28 Perspektive Staat / Finanzamt Die Überprüfung wird unmöglich gemacht Vorteil für den Datenvernichter? Warum gibt es keinen Markt für finanzamtskonforme Software? Datenzugriff 28
29 Lösung? Unternehmer, Steuerberater, Software-Dienstleister und Betriebsprüfer arbeiten zusammen Hindernisse: Unsicherheit Misstrauen Kosten Datenzugriff 29
30 PKW Kosten als Betriebsausgaben Regelfall: betriebliche und private Nutzung Aufteilung der Kosten erforderlich > 50 % betriebliche Nutzung? 1 % Regelung oder Fahrtenbuch < 50 % betriebliche Nutzung? Nachweis durch Aufzeichnungen, evtl. 30 Cent/km Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 30
31 1% - Regelung für PKW - Berechnung Listenpreis des Fahrzeugs bei Erstzulassung Mit Sonderausstattung Mit Umsatzsteuer Davon 1% Monatlich von Betriebsausgaben abzuziehen Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 31
32 1 % - Regelung, Beispiel 1 Audi A 4, Neufahrzeug, AK: EUR Monatliche Kosten (Abschreibung, Zinsen, Steuern, Versicherung, Kraftstoff usw.) EUR Vergleichsrechnung: BLP: EUR 1 % = 500 EUR davon sind privat (33,3 %) Günstig, wenn Privatnutzung > 33,3 % Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 32
33 1 % - Regelung, Beispiel 2 BMW 750i, EZL 2000, AK: EUR Monatliche Kosten (Abschreibung, Zinsen, Steuern, Versicherung, Kraftstoff usw.) 750 EUR Vergleichsrechnung: BLP: EUR 1 % = 750 EUR davon sind privat (100 %) Bei älteren aber hochwertigen Fahrzeugen ist 1 % - Regelung nachteilig Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 33
34 1 % - Regelung, Beispiel 3 Porsche 356 Speedster, EZL 1955, AK: EUR Monatliche Kosten (Abschreibung, Zinsen, Steuern, Versicherung, Kraftstoff usw.): EUR Vergleichsrechnung: BLP: DM = EUR 1 % = 75 EUR davon sind privat (< 5 %) Problem 1: > 50 % betriebliche Nutzung erforderlich! Problem 2: 4 Abs. 5 EStG - Luxusfahrzeug Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 34
35 PKW und Fahrtenbuch Fahrtenbuch als Alternative zur 1 % - Regelung Fahrtenbuchprobleme Geschlosene Form? Zeitnah geführt? Richtig? Notwendige Angaben? Erleichterungen für Außendienstler? Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 35
36 Fahrtenbuch Notwendige Angaben Grundsätzlich jede Einzelfahrt Datum Kilometerstand Reiseziel (Adresse) Reisezweck Aufgesuchter Geschäftspartner Umwege sind aufzuzeichnen Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 36
37 Fahrtenbuch Erleichterungen z.b. für Handelsvertreter Regelmäßig auch für Versicherungs- und Bausparkaufleute Angabe von Kunden und Ort reicht Aber: bei großen Umwegen aufzeichnen BMF-Schreiben vom Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 37
38 Unterprovisionen und ähnliches Zahlungen an Kunden Zahlungen an Angehörige Zahlungen an Untervertreter Problem Empfängernachweis, Barzahlung Provisionen fremder Gesellschaften Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 38
39 Sonstiges Bewirtungskosten Arbeitszimmer Gebäude Verträge mit Angehörigen Private Schuldzinsen im Betrieb Bonuszahlungen Incentives Prüfungsschwerpunkte Versicherungskaufleute 39
40 Das Wichtigste zur Betriebsprüfung Je höher der Gewinn um so wahrscheinlicher ist eine Betriebsprüfung Steuerlich relevante Daten unveränderbar speichern! Bei EDV Umstellungen an Steuer denken Fahrtenbuch ist meistens günstiger, aber riskant 1% Regelung ist sicher Provisionen vollständig erklären Rückstellungen sparen keine Steuern, sondern verschieben nur die Zahlung Zusammenfassung 40
41 Gestaltungshinweise I Sachzuwendung statt Lohn (44 EUR/Monat) Zuschuss zur Kinderbetreuung statt Lohn Dienstreise mit Urlaub verbinden Achtung Umsatzsteuer Zuführungsprovision Strukturvertriebe Gestaltungshinweise 41
42 Gestaltungshinweise II Steuerliche Beratung unbedingt erforderlich: Betriebsaufgabe, Betriebsverpachtung Neue Partner / Gesellschafterwechsel Vermietung von Betriebsgebäuden, Grundstücken Verträge mit nahen Angehörigen Auslandsbeteiligungen Gestaltungshinweise 42
43 Letzte Seite Um eine Steuererklärung abgeben zu können, muss man Philosoph sein; es ist zu schwierig für einen Mathematiker. Albert Einstein Ende 43
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