7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme

Transkript

1 176 7 Enterprise-Resource-Planning-Systeme Kompetenzen. Ermöglicht wird dies durch den Zugriff auf die eigenen persönlichen Daten über ein Mitarbeiterportal. Bild 7.13: Beispielmaske Seminarverwaltung (Quelle: Perbit Software GmbH) Bei der Nutzung von Software im Bereich Personalwirtschaft müssen gesetzliche Vorschriften zum Datenschutz und zur Mitbestimmung beachtet werden, vgl. hierzu Kapitel Datenerfassung für ERP-Systeme Nach wie vor müssen die relevanten Stamm- und Bewegungsdaten eines ERP-Systems zunächst eingegeben (erfasst) werden, bevor die eigentliche Nutzung und Weiterverarbeitung erfolgen kann. Beispielsweise handelt es sich um: Auftragsdaten im Rahmen der Fertigungssteuerung mit Auftragsnummer, produzierter Stückzahl, Beginn und Ende der Fertigung; Mitarbeiterdaten zur Kontrolle von Arbeitszeiten und Arbeitsleistungen und damit als Basis für eine korrekte Entgeltabrechnung; Maschinendaten, die Auskunft geben über Maschinenlaufzeiten, Stillstandszeiten, Rüstzeiten, produzierte Mengen, Daten über den Verbrauch an Roh- und Hilfsstoffen sowie an Halbfabrikaten, Lagerentnahmen und -zubuchungen; Qualitätsdaten, die als Basis für Analysen und Qualitätsprüfungen dienen.

2 7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme 177 Jede Form der manuellen Datenerfassung per Tastatur oder mittels anderer Eingabegeräte ist aufwändig und fehleranfällig. Ziel ist es daher, Mehrfacherfassungen zu vermeiden oder gar vollständig die Erfassung zu automatisieren. Neben der Erfassung über Tastatur und dem elektronischen Datenaustausch (z. B. Bestell- oder Rechnungsdaten per EDI, vgl. Kapitel 10.2) sind folgende Erfassungsalternativen für ERP-Systeme von Bedeutung: Automatische Identifikation, Automatische Erfassung mittels RFID Automatische Identifikation Hierbei steht die eindeutige Erkennung eines Objekts (Gegenstand, Mensch, Tier) im Vordergrund. Die Identifikation erfolgt mit Hilfe eines Identifikationsmediums (Datenträgers) und eines Erfassungsgerätes. Erfasst und geprüft wird lediglich eine eindeutige Kennung (z. B. Personal-Nr.), die auf dem Identifikationsmedium hinterlegt ist. Im Rahmen der Zutrittskontrolle am Eingang zum Unternehmensgebäude müssen alle Mitarbeiter ihren mit einem Chip versehenen Werksausweis in die Nähe eines Erfassungsgerätes halten. Nur berechtigte Personen können anschließend das Firmengelände durch ein Drehkreuz passieren. Gleichzeitig wird der Arbeitsbeginn aufgezeichnet (vgl. [MüSt02]). Zur automatischen Identifikation existieren unterschiedliche Techniken, von denen wir nachfolgend die wichtigsten vorstellen (vgl. [Fink06]). Länder Einheitliche Individuelle Prüfziffer kennung Betriebs-Nr. Artikel-Nr. Beispiel Bild 7.14: Barcode mit EAN Barcodesysteme verwenden zur Darstellung und Identifikation von Daten so genannte Bar- bzw. Strichcodes. Hierbei werden die Daten durch eine festgelegte Abfolge von Hell- und Dunkel- Feldern (2-D-Codes) oder Strichen (1-D-Codes) verschlüsselt. Bekanntestes Barcode-Beispiel ist der EAN-Code (Europäische Artikel-Nummer), den man auf nahezu jedem Supermarkt- Produkt vorfindet. Gelesen werden diese Codes mit einem Scanner, der einen Lichtimpuls aussendet und das reflektierte Licht auswertet. Barcode

3 178 Chipkarten Bild 7.15: Kontaktlose (links) u. kontaktbehaftete (rechts) Chipkarte 7 Enterprise-Resource-Planning-Systeme Chipkarten (Smart Cards) verfügen über einen integrierten Halbleiterbaustein mit Mikroprozessor und Speicher, welcher in eine Plastikkarte eingebettet ist. Nach der Art des Datenaustauschs unterscheidet man kontaktlose und kontaktbehaftete Chipkarten. Bei kontaktlosen Chipkarten werden Daten und Betriebsenergie durch induktive Kopplung übertragen. Dazu sind in der Karte flache Spulen als Antenne vorhanden. Probleme durch Verschmutzung oder Verschleiß von Kontakten können nicht auftreten. Die kontaktbehaftete Chipkarte ist derzeit am weitesten verbreitet und standardisiert. Zum Lesen und Beschreiben muss ein direkter Kontakt zwischen Chip und Erfassungsgerät existieren. Hierzu wird die Karte in einer bestimmten Lage in das Gerät gesteckt. Chipkarten verfügen über ein breites Einsatzspektrum. Im Unternehmen dienen sie z. B. als Werksausweis und zur Zutrittskontrolle. Aufgrund der mehrfachen Beschreibbarkeit nutzt man sie auch bei Kopiergeräten sowie in der Kantine für die bargeldlose Bezahlung. Darüber hinaus begegnen uns Chipkarten in vielen Bereichen des täglichen Lebens, beispielsweise als Geld- oder EC-Karten, als Ausweis im öffentlichen Personennahverkehr sowie als Krankenversichertenkarte. Biometrische Verfahren Biometrische Verfahren identifizieren Personen anhand von unverwechselbaren individuellen Körpermerkmalen. Häufig erfolgt die Identifikation anhand von Fingerabdrücken, Sprache, Augennetzhaut bzw. Iris. Biometrische Identifikation wird genutzt für die Zutrittskontrolle in besonders schutzwürdigen Gebäuden (z. B. Rechenzentren), bei Ausweispapieren (Reisepass) und im Rahmen der Zugangsprüfung zu IT-Systemen (anstatt Passwort), vgl. hierzu auch Kapitel Automatische Erfassung mittels RFID RFID (Radio Frequency Identification) ermöglicht die berührungslose automatische Datenerfassung von Objekten über Funk. Jedes RFID-System lässt sich durch die folgenden drei Eigenschaften genauer charakterisieren (vgl. [BSI05] S. 13): eindeutige Kennzeichnung von Objekten durch elektronisch gespeicherte Daten;

4 7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme 179 die Datenübertragung erfolgt berührungslos und drahtlos über einen Funkfrequenzkanal, ein Sichtkontakt ist hierbei nicht erforderlich; Senden geschieht auf Abruf, d.h. die Daten eines gekennzeichneten Objekts werden nur dann gesendet, wenn ein dafür autorisiertes Lesegerät diesen Vorgang einleitet. Ein RFID-System besteht aus drei Komponenten, und zwar einem Transponder (auch "Tag" oder "Smart Label" genannt), einem Erfassungsgerät sowie einem weiterverarbeitenden IT- System, wie z. B. ein ERP-System (vgl. Bild 7.16). Transponder + Energie Daten Erfassungsgerät Daten ERP-System Bild 7.16: Aufbau eines RFID- Systems (vgl. [Fink06] S. 7) Trägerobjekt (z.b. Tier, Maschine, Kleidungsstück, Chipkarte Palette) Transponder ist ein Kunstwort, welches sich aus Transmitter (Sender) und Responder (Empfänger) zusammensetzt. Der Transponder dient vor allem als Datenträger. Dieser wird fest an einem Objekt (z. B. Ware, Verpackung, Palette) angebracht oder in ein Objekt integriert (z. B. Chipkarte) und kontaktlos über Funktechnologie ausgelesen. Je nach angewandter Technologie kann er auch wieder beschrieben werden. Ein Transponder besteht unabhängig von seiner Bauform aus einem Mikrochip, einer Antenne, einem Träger bzw. Gehäuse und ggf. einer Batterie. Auf jedem Transponder sind eine eindeutige Identifikationsnummer und Daten über das Objekt, an dem er angebracht ist, gespeichert. Das Erfassungsgerät besteht aus einer Lese- bzw. zusätzlich einer Schreibeinheit und einer Antenne. Es liest die Daten vom Transponder und fordert diesen gegebenenfalls auf, weitere Daten zu speichern. Außerdem kontrolliert das Erfassungsgerät die Qualität der Datenübermittlung. Zusätzlich ist es meistens mit einer Schnittstelle ausgestattet, um die empfangenen Daten an ein anderes System (z. B. ERP-System) weiterzuleiten sodass sie dort weiterverarbeitet werden können. Nur in Ausnahmefällen entfällt die Notwendigkeit für die Weiterverarbeitung der erfassten Daten, beispielsweise bei Warensicherungssystemen im Einzelhandel. Hier löst das Erfassungsgerät im Falle eines Diebstahls sofort ein Alarmsignal aus. Transponder Erfassungsgerät

5 180 Bauformen: 7 Enterprise-Resource-Planning-Systeme RFID-Systeme verwenden unterschiedliche Frequenzbereiche. Zudem unterscheidet man hinsichtlich der Energieversorgung zwischen aktiven Tags mit eigener Energieversorgung und passiven Tags, die durch das Lesegerät mit Energie versorgt werden. Tags unterscheiden sich in ihrer Bauform und den damit verbundenen Eigenschaften. So gibt es beispielsweise Münzen (bei Parkautomaten), Karten (bei Zutrittskontrolle), Röhrchen (bei der Tieridentifikation), Klebeetiketten (bei Produktion, Logistik), Armbänder (in Freizeitparks, Krankenhäusern), vgl. Bild Die Größe der Tags wird durch Antenne und Gehäuse beeinflusst. Tags können durchaus die Größe von Büchern besitzen (z. B. in der Containerlogistik), sind aber dank heutiger Technik meist sehr klein, sodass sie sich z. B. auch in Geldscheine integrieren lassen. Bild 7.17: Verschiedene Bauformen von Transpondern Speicher Für einfache Anwendungen (z. B. reine Identifikationszwecke) werden Read-Only-Transponder verwendet. Diese Tags werden bei der Herstellung mit einer eindeutigen Identifikations-Nummer (ID) versehen. Diese ID s können später nicht mehr geändert werden. Für Anwendungen, bei denen Daten geschrieben, gelöscht und geändert werden, müssen Read-Write-Transponder genutzt werden. Weiterhin sind Transponder mit WORM- Funktion erhältlich (WORM = Write Once Read Many). Es gibt Speicher mit unterschiedlichen Speicherkapazitäten. Einige weitere Unterscheidungsmerkmale bei RFID-Systemen haben wir in Bild 7.18 zusammen gestellt.

6 7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme 181 Bild 7.18: Kenngrößen von RFID-Systemen (vgl. {BSI05] S. 25 f.) Kriterien Niedrigfrequenz (LF) Hochfrequenz (HF) Ultrahochfrequenz (UHF) Mikrowelle Frequenz khz 13,56 MHz 868 bzw. 915 MHz 2,45 bzw. 5,8 GHz Leseabstand bis 1,2 m bis 1,2 m bis 4 m bis zu 15 m (in Einzelfällen bis zu 1 km) Lesegeschwindigkeit Langsam Mittel schnell sehr schnell (aktive Transponder) Feuchtigkeit kein Einfluss kein Einfluss negativer Einfluss negativer Einfluss Metall negativer Einfluss negativer Einfluss kein Einfluss kein Einfluss Ausrichtung des Transponders beim Auslesen Weltweit akzeptierte Frequenz nicht nötig nicht nötig teilweise nötig Ja Ja teilweise (EU/USA) immer nötig teilweise (nicht EU) Typische Transponder- Bautypen Glasröhrchen, Transponder im Plastikgehäuse, Chipkarten, Smart Label Smart Label, Industrie- Transponder Smart Label, Industrie- Transponder Großformatige Transponder Beispielhafte Anwendungen Zutritts- und Routenkontrolle, Wegfahrsperren, Wäschereinigung, Gasablesung Wäschereinigung, Ticketing, Tracking & Tracing, Pulk- Erfassung Palettenerfassung, Container- Tracking Straßenmaut, Container- Tracking RFID besitzt vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und wird daher als eine wichtige Schlüsseltechnologie der Zukunft angesehen. Nachfolgend geben wir einen kurzen Überblick über die hauptsächlichen Anwendungsgebiete von RFID. Zur Kennzeichnung von Objekten wird RFID bei der Tieridentifikation, Behälteridentifikation und zur eindeutigen Kennzeichnung von Waren und Personen eingesetzt In der Tierhaltung ist RFID weit verbreitet. Den Tieren wird ein Transponder entweder implantiert (injiziert) oder sie tragen ihn in Form von Ohrmarken, Halsbändern und Fußfesseln. Bei landwirtschaftlichen Kennzeichnung und Identifizierung von Objekten

7 182 Behälteridentifikation Entsorgung Zutrittskontrolle Fahrausweise 7 Enterprise-Resource-Planning-Systeme Nutztieren ermöglicht RFID die Erkennung am Futterautomaten oder am Melkstand, die Überwachung des Gesundheitsstatus und den Herkunftsnachweis für die anschließende Fleischverarbeitung. Bei Hunden und Katzen dient der Transponder als Ersatz für die Marke am Halsband. Die Tiernummer wird gemeinsam mit der Adresse des Halters in einer zentralen Datenbank gespeichert (vgl. [Kern07] S. 103 ff.). Auf dem Gebiet der Behälteridentifikation wird die RFID speziell für Gasflaschen und für Chemikalienbehälter mit toxischen Substanzen verwendet, die genau beschriftet und eindeutig gekennzeichnet sein müssen. Dabei handelt es sich um hochwertige Leihflaschen und behälter, die jederzeit bei der Anlieferung direkt zuzuordnen sind. Aufgrund ihrer höheren Speicherkapazität, verglichen mit Barcodes, können RFID-Transponder wichtige Daten wie Behälternummer, Inhalt, Volumen, Eigentümer, TÜV- Termin oder maximalen Fülldruck speichern. Auf beschreibbaren Transpondern lassen sich die Daten entsprechend aktualisieren. Außerdem sind die RFID-Transponder unempfindlicher gegen harte Umweltbedingungen wie Schmutz, Nässe, Strahlen, Vibrationen, Säure oder Temperaturschwankungen (vgl. [BSI05] S. 65) Bei der Abfallbeseitigung werden Mülltonnen mit einem Transponder ausgestattet und die Sammelfahrzeuge verfügen über ein Lesegerät. Bei der Tonnenentleerung erfolgen die automatische Erfassung des Transponders an der Mülltonne sowie die Ermittlung von Gewicht bzw. Volumen des Mülls. Die Daten werden im Bordcomputer des Müllfahrzeugs gespeichert und zur Gebührenermittlung weitergeleitet (vgl. [Staa] S. 25). RFID wird auch zur Personenidentifikation eingesetzt, beispielsweise im Gesundheitswesen. In vielen Krankenhäusern erhalten Patienten Armbänder, in die ein Transponder mit den persönlichen Daten integriert ist. Der Arzt oder die Krankenschwester kann diese Daten mit einem RFID-fähigen mobilen Gerät, z. B. einem PDA, auslesen. Auch Babys werden direkt nach der Geburt mit einem derartigen RFID-Armband ausgestattet, um spätere Verwechslungen zu vermeiden. Die Nutzung von Ski-Liften ist ein Beispiel für kontaktlose Zutrittskontrolle mit RFID. Die Skifahrer müssen vor Fahrtantritt nicht erst umständlich ihren Ski-Pass aus der Tasche holen, sondern identifizieren sich automatisch beim Passieren eines kontaktlosen Lesegerätes (vgl. [Fink06] S. 406 ff.). Viele Unternehmen benutzen Chipkarten mit RFID-Transpondern als Zutrittskontrolle zum Gebäude. Ferner verwenden viele Hotels Chipkarten anstatt des herkömmlichen Zimmerschlüssels. Im öffentlichen Personennahverkehr lösen elektronische Tickets die bisherigen Papiertickets ab. Zu diesem Zweck werden mit Geldbeträgen aufladbare kontaktlose Chipkarten ausgegeben, mit

8 7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme 183 denen dann die einzelnen Fahrten erfasst und zentral abgebucht beziehungsweise abgerechnet werden (vgl. [Fink06] S. 391 ff.). Marathonläufer bekommen einen Transponder, der an den Schuhen oder am Bein befestigt wird. Im Start- und Zielbereich befinden sich Lesegeräte bzw. Matten, die Antennenschleifen enthalten. RFID ermöglicht in diesem Anwendungsbereich eine einheitliche Zeitmessung und eine Kontrolle gegen Streckenabkürzungen (vgl. [Kern07] S. 123 f.). Der FC Bayern München verwendet RFID für das bargeldlose Bezahlen und für seine Dauerkarten. Die anonym ausgegebene ArenaCard wird zum Bezahlen von Getränken, im Fanshop sowie zur Entrichtung von Parkgebühren verwendet. Für die Abbuchung muss die vorher aufgeladene Karte lediglich auf ein Lesegerät gelegt werden. Alle Zahlvorgänge werden präzise erfasst, verbucht und ausgewertet. Die Warteschlangen verkürzten sich, weil das Suchen nach Kleingeld und die Herausgabe von Wechselgeld entfallen. Die Bezahlfunktion ist in die Dauerkarte integriert, die zugleich eine Zugangskontrolle ermöglicht. Allerdings wirft die persönliche Jahreskarte auch einige datenschutzrechtliche Probleme auf, weil Konsumbilder und Bewegungsprofile der Stadionbesucher möglich sind, wenn die erfassten Daten miteinander verknüpft werden: Wer erwirbt welches Produkt im Stadion? Wann hat der Besucher das Stadion betreten, an welchem Getränkestand wurde wie viel Bier getrunken? (vgl. [Kart08] S. 23) RFID-Tags ermöglichen die Echtheitsprüfung von Dokumenten und Produkten. Mehrere Länder integrieren RFID-Tags in Personalausweise und Reisepässe und speichern biometrische Merkmale ab. In Deutschland werden alle Pässe mit einem kontaktlosen Mikroprozessorchip und einer Antenne ausgestattet. Hierdurch wird die Fälschungssicherheit verbessert. Auf dem RFID- Chip werden als personenbezogene Daten Name, Geburtsdatum und Geschlecht gespeichert sowie als biometrisches Merkmal das Foto des Inhabers. In einer zweiten Stufe werden zusätzlich die Fingerabdrücke des Passinhabers gespeichert. Durch Kennzeichnung mit RFID-Tags lassen sich gefälschte Produkte und Plagiate leichter erkennen. Betroffen sind hiervor insbesondere Medikamente, Ersatzteile für Fahrzeuge sowie Markenartikel. RFID ermöglicht die Speicherung von Daten über Herkunft, Produktion und Transportwege, sodass Verwechslungen mit Plagiaten ausgeschlossen werden können (vgl. [Staa] S. 11). Im Bereich von Instandhaltung und Wartung geht es darum, dass Werkzeuge am richtigen Arbeitsplatz eingesetzt und entsprechend den Vorschriften gepflegt werden. Im Flugzeugbau wurden Präzisionswerkzeuge mit Transpondern versehen, die ihre eigene Seriennummer sowie die Nummer des Werkzeugkas- Sportveranstaltungen Beispiel Echtheitsprüfung Instandhaltung und Wartung

9 184 Diebstahlsicherung und Reduzierung von Verlusten Warenverfolgung im Einzelhandel 7 Enterprise-Resource-Planning-Systeme tens enthalten. Der Werkzeugkasten ist mit einem Lesegerät ausgestattet und überwacht somit automatisch seinen Inhalt. Durch Einbau von Transponder in Autoreifen können Informationen über Alter, Reifendruck etc. an den Bordcomputer übermittelt werden und hierdurch eine zusätzliche Sicherheit ermöglichen ( vgl. [BSI05] S. 69 ff). Bereits seit mehreren Jahrzehnten wird im Einzelhandel die elektronische Artikelsicherung verwendet. Hier kommen 1-Bit Transponder zum Einsatz, die meist an höherwertigen Artikeln und Kleidungsstücken angebracht sind. Fluggesellschaften nutzen RFID zum schnellen Auffinden verloren gegangener Gepäckstücke, aber auch zur Lokalisierung von ausgeliehenen Containern und Behältern. In Kraftfahrzeugen machen sich elektronische Wegfahrsperren bezahlt, die sich über RFID-Tags in den Autoschlüsseln aktivieren und deaktivieren lassen. In Büroumgebungen werden RFID-Tags zur Inventarisierung von Möbeln, zur Diebstahlsicherung von hochwertigen Arbeitsgeräten wie Laptops oder zum Auffinden von Akten genutzt werden. Eine weitere Anwendung ist die Kennzeichnung von Büchern und Medien in Bibliotheken. Neben Diebstahlsicherung verringert sich der Verwaltungsaufwand, indem die Bibliotheksbenutzer ihre Bücher selbständig entleihen und jederzeit mittels Rückgabeautomaten zurückgeben können (vgl. [Staa] S. 22). Die Vision im Einzelhandel ist die Etikettierung jedes einzelnen Artikels mit einem RFID-Chip. So können beispielsweise die im Einkaufswagen befindlichen Waren automatisch erfasst werden, ohne dass ein menschlicher Kassiervorgang erforderlich ist. Weiterhin lässt sich der Warenflusses erheblich verbessern, wenn Regale selbst melden, wann Sie wieder aufgefüllt werden müssen oder Verfallsdaten automatisch angezeigt werden. Kurzfristig ist jedoch nicht mit einem flächendeckenden Einsatz im Handel zu rechnen. Probleme bereitet derzeit noch die Pulk- oder Haufenerfassung, bei der noch keine zuverlässigen Leseraten von 100 Prozent erreicht werden. Auch sind die Kosten für das einzelne Funketikett noch zu hoch, um damit Produkte mit niedrigen Preisen zu kennzeichnen. Die Handelsunternehmen und ihre Lieferanten haben daher zunächst mit dem RFID-Einsatz auf Paletten und Kartons begonnen (vgl. [Wolf07] S. 306 ff; [TeQu05] S. 143 ff.). Beispiel Bei dem Handelskonzern Metro wird die RFID-Technologie in die gesamte Prozesskette integriert. Die Zuliefer-Unternehmen haben ihre Paletten mit RFID-Etiketten ausgestattet. In den Filialen und Lagern der Metro wurden die Wareneingangstore mit RFID-Erfassungsgeräten ausgerüstet. Inzwischen werden von den Herstellern auch Kartons und Umverpackungen mit Transpondern versehen und mit allen relevanten Daten beschrieben. Er-

10 7.3 Datenerfassung für ERP-Systeme 185 reicht eine so gekennzeichnete Palette ein Lager der Metro Group und passiert den Wareneingang, werden alle notwendigen Daten erfasst und in einem Lagerverwaltungssystem gespeichert. Verlässt die Ware auf dem Weg zur bestellenden Filiale das Lager, werden die Bestände ausgebucht und eine automatische Versandbestätigung wird an die entsprechende Filiale herausgegeben. Erreicht die Ware dann ihren Bestimmungsort, passiert sie auch dort wieder ein Wareneingangstor mit RFID- Erfassungsgeräten. Die Ware wird erfasst und es findet ein Abgleich mit der elektronischen Bestellbestätigung statt. Somit müssen die Mitarbeiter der Filiale die Bestellung nicht mehr manuell überprüfen. Soweit die einzelnen Produkte mit RFID-Tags versehen sind, kann der Prozess weiter bis ins Regal geführt werden. In die Regale eingebaute Lesegeräte erkennen, ob und wie viele Produkte sich auf dem Regalboden befinden und ob die Produkte an der richtigen Stelle stehen. Wird Nachschub benötigt, sendet das System ein Signal an den zuständigen Mitarbeiter, woraufhin sehr zeitnah Ware aufgefüllt oder nachbestellt werden kann. Die Tags fungieren auch als Diebstahlsicherung. Solange ein Chip nicht deaktiviert ist und den Ausgangsbereich des Marktes passiert, wird ein Alarmsignal ausgelöst. Wird die Ware ordnungsgemäß bezahlt, wird der Tag deaktiviert und kann die Filiale verlassen. Das gesamte Szenario wird in Bild 7.19 veranschaulicht. Produzent 1 Produktion mit Integrierter RFID Auszeichnung 2 Verpackung Lager/ Distributionszentrum Wareneingang 4 Ein- und Auslagerungsprozesse 5 Kommissionierung 6 Bild 7.19: RFID-Einsatz im Handel (vgl. [GS108]) 3 Warenausgang Point of Sale 8 Wareneingang 7 Warenhaus 9 Regalmanagement/ Informationsmanagement für die Kunden 10 Check Out/ Kaufabschluss / Bezahlung