Mikrofinanzierung: Theorie und Praxis am Beispiel Indien - Teil 1 - am im WeltHaus Heidelberg Referentin: Sonja Zitzelsberger
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- Ernst Sauer
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1 Mikrofinanzierung: Theorie und Praxis am Beispiel Indien - Teil 1 - am im WeltHaus Heidelberg Referentin: Sonja Zitzelsberger
2 Mikrofinanzierung ist Give a man a fish, he'll eat for a day. Give a woman microcredit, she, her husband, her children and her extended family will eat for a lifetime. (Bono, U2) Microfinance stands as one of the most promising and cost-effective tools in the fight against global poverty. (Jonathan Morduch, UN) This is not charity. This is business: business with a social objective, which is to help people get out of poverty. (Muhammed Yunus) 2
3 Mikrofinanzierung ist Microfinance is under threat from greed - and it's the poor who are suffering (The Telegraph) ( ) many micro credit programmes are nothing more than predatory lending schemes rebranded as socially responsible investment opportunities. (David Korten, Havard University) Microcredit death trap for Bangladesh s poor. (BBC News) 3
4 Kernfragen des Vortrages Was ist Mikrofinanzierung? Wozu dient Mikrofinanzierung? Wie kann Mikrofinanzierung armen Menschen helfen? Welche Herausforderungen müssen gemeistert werden? Was sind die Schattenseiten von Mikrofinanzierung? Mikrofinanzierung als Wundermittel gegen die Armut? 4
5 Mikrofinanzierung KREDITE SPAREN MIKRO- VERSICHERUNG TRANSFER 5
6 Friedrich Wilhelm Raiffeisen Muhammed Yunus * Gründung der Grameen Bank 2006 Friedensnobelpreis 6
7 Mikrofinanzinstitute (MFIs) Gewinnorientiert oder Gemeinnützig unterschiedliches Serviceangebot Zinssätze variieren stark oft keine einheitlichen Regelungen oder Überwachung 7
8 Argumente für Mikrofinanzierung Externes Kapital ermöglicht Ausbruch aus Armut Teilhabe/Inklusion Verbesserung der schon vorhandenen informellen Strukturen Finanzströme armer Familien 8
9 Portfolios of the Poor mit 2 Dollar am Tag (über)leben geringes, unregelmäßiges und unvorhersehbares Einkommen Selbst die ärmsten Haushalte haben Erspartes und Schulden >4 Finanzinstrumente werden pro Jahr hunderte Mal genutzt Ein vielfaches des Einkommens wird im Monat umgesetzt ( mal) 9
10 Portfolios of the Poor mit 2 Dollar am Tag (über)leben 3 Nöte die die finanziellen Tätigkeiten bedingen: 1. Das tägliche Leben managen 2. Mit Risiken umgehen 3. Geldbeträge beschaffen 10
11 Portfolios of the Poor mit 2 Dollar am Tag (über)leben 2. Mit Risiken umgehen: Betroffen in Indien von 48 Haushalten Prozent Schwere Verletzung oder Krankheit 42 Verlust der Ernte oder des Tierbestandes 38 Verlust der festen Arbeitsstelle 10 Diebstahl 4 Verlassen werden oder Diebstahl 4 Schwere Belästigung von Beamten 4 11
12 Portfolios of the Poor mit 2 Dollar am Tag (über)leben 3. Geldbeträge beschaffen: Wofür? Lebenslaufkosten Gelegenheiten $160 - $180 Wie? Ersparnisse Kredite 12
13 Herausforderungen 1. Agency Problems (Agentproblematik) Beschränkte Haftung Adverse Selektion 13
14 Herausforderungen 1. Agency Problems (Agentproblematik) Beschränkte Haftung Adverse Selektion Lösungsansätze Gruppenkredite Alternative Form von Sicherheiten (z.b. obligatorisches Sparen) Frauen Informationsbeschaffung von Nachbarn 14
15 Herausforderungen 2. Moral Hazard (moralisches Risiko) Ex-Ante Moral Hazard Ex-Post Moral Hazard (Durchsetzungsproblematik) 15
16 Moral Hazard - Lösungsansätze Ex-Ante Gruppenhaftung Öffentlichkeit/Transparenz Zeitnahe Rückzahlungen in hoher Frequenz Ex-Post Gruppenhaftung Öffentlichkeit/Transparenz Dynamische Anreize (z.b. Stufenkredite) 16
17 Herausforderungen 3. Hoher Kostenaufwand Lösungsansätze Gruppenkredite Überwachung wird an Gruppenmitglieder abgegeben Vergleichsweise hohe Zinssätze um Risiken und Kosten zu decken 17
18 Gruppenkredite die Schattenseite Informationslücke im städtischen Umfeld Führung von Gruppen Kollusion Harte Strafe auch bei Ausfall aus gutem Grund Nicht attraktiv für sichere Anleger Enormer sozialer Druck Einschränkung der Handlungsfreiheit Höhere Zinsraten für sichere Klienten Entmutigung von verlässlichen Kunden 18
19 Individualkredite Umstieg auf Individualkredite vieler MFIs Gleichbleibend hohe Rückzahlungsquoten Aber: Höherer Betreuungs- und Kostenaufwand für MFIs 19
20 Mikrokredite die Schattenseite (Finanz-) Analphabeten als Kunde Mögliche Überschuldung (Mehrfachkredite!) Fehlende Überwachung der MFIs Hoher psychischer Druck Hohe Arbeitsbelastung Auswirkung auf soziale Netzwerke Ausweg aus der Armut? 20
21 Forschungsergebnisse Wenige gute und verlässliche Studien (Endogenitätsprobleme) Hauptsächlich Einzelberichte Effekt auf......einkommen? Gesundheit? Bildung? Randomized Control Trials (RCTs) 21
22 Forschungsergebnisse Mikrokredite: Sehr heterogene Resultate Fähigkeit finanzielle Chancen auszunutzen variiert Kein one-fits-all Produkt Ausbreitung von MF hat keine dramatisch Veränderung gebracht Kurzfristig keine messbaren Auswirkungen auf Entwicklungsindikatoren Mikrokredite hauptsächlich genutzt für: Konsumglättung, Veränderung von Konsumverhalten, Investitionen (Geschäft oder Haushalt), Risikomanagement 22
23 Forschungsergebnisse Mikrosparen: Spareinlagen und Investitionen steigen Mikroversicherungen: Positive Auswirkungen aber geringes Interesse Mikrotransfer: Beispiel: M-Pesa 23
24 FAZIT: MIKROFINANZIERUNG Wunderwaffe gegen die Armut oder Bereicherung auf Kosten der Ärmsten der Welt? Wichtiger Bestandteil im Kampf gegen die Armut (Selbstbestimmung, Inklusion, finanziell tragfähig) Aber: Verbesserung und Anpassung der MFI- Dienstleistungen notwendig Regulierung um vor Missbrauch zu schützen Zu starker Fokus auf Kredite 24
25 Verwendete und weiterführende Literatur Bücher: Armendariz DeAghion, Béatriz, and Jonathan Morduch. The economics of microfinance. Cambridge, Mass[u.a.]: MIT Press. Banerjee, Abhijit V., and Esther Duflo Poor economics : a radical rethinking of the way to fight global poverty. New York: PublicAffairs. Collins, Daryl Portfolios of the poor : how the world s poor live on $2 a day. Princeton, NJ [u.a.]: Princeton Univ. Press. Journalartikel (Auswahl): Dupas, Pascaline, and Jonathan Robinson Savings Constraints and Microenterprise Development: Evidence from a Field Experiment in Kenya. American Economic Journal: Applied Economics, 5(1): Karlan, Dean, and Xavier Giné Group versus Individual Liability: Long Term Evidence from Philippine Microcredit Lending Groups. Mimeo Banerjee, Abhijit, Esther Duflo, Rachel Glennerster, and Cynthia Kinnan The Miracle of Microfinance? Evidence from a Randomized Evaluation Crépon, Bruno, et al "Impact of microcredit in rural areas of Morocco: Evidence from a Randomized Evaluation." Massachusetts Institute of Technology. Überblick über Forschungsergebnisse: Internet:
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