KFZ-INDUSTRIE UND KFZ-TEILE KANADA

Transkript

1 KFZ-INDUSTRIE UND KFZ-TEILE KANADA

2 Kanada - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Branche kompakt: Kanada - Kfz-Industrie und Kfz-Teile (Februar 2015) Toronto (gtai) - Die kanadische Kfz-Nachfrage stieg Die Anbieter setzten 6% mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ab. Für 2015 rechnen Analysten mit einem Verkaufsplus von höchstens 1%. Die Aussichten für den Produktionsstandort sind hingegen verhalten. Kanada dürfte 2019 rund 20% weniger Pkw und leichte Nutzfahrzeuge fertigen als heute. Die Einfuhr von Kfz-Teilen legte 2014 um 2% zu. Die Bezüge aus Deutschland blieben in diesem Zeitraum nahezu konstant. Marktentwicklung/-bedarf Die kanadische Kfz-Branche hat 2014 erneut einen Verkaufsrekord aufgestellt. Der Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen - in diese Kategorie fallen Pick-up-Trucks und Sport Utility Vehicles (SUV) - legte um 6% auf 1,85 Mio. Einheiten zu. Wie schon im Vorjahr waren erneut SUV und Pick-Up- Trucks die treibende Kraft. Dieses Segment verzeichnete ein Plus von 11% auf knapp 1,2 Mio. Fahrzeuge. Der Verkauf von klassischen Pkw ging hingegen leicht auf rund Einheiten zurück. Ontario ist der mit Abstand wichtigste Kfz-Markt im Land. In Kanadas bevölkerungsreichster Provinz wurden 2014 rund Fahrzeuge abgesetzt, gefolgt von Quebec mit , Alberta und British Columbia mit Einheiten. Auch die Kfz-Zulieferindustrie wuchs Der Wert der in Kanada hergestellten und auf dem lokalen Markt abgesetzten Kfz-Teile (NAICS-Klassifikation 3363) stieg 2014 um 12% auf 26,5 Mrd. kanadische Dollar (kan$; etwa 18 Mrd. Euro; durchschnittlicher Devisenkurs 2014: 0,68 Euro = 1 kan$). Der Import von Komponenten legte im Vergleich zu 2013 um 2% zu und erreichte einen Wert von rund 32 Mrd. kan$. Absatz von Kfz in Kanada (in Einheiten; Veränderungen in %) Kategorien Veränderung 2014/13 Kfz gesamt ,1 Leichte Nutzfahrzeuge *) ,0 Pkw ,1 *) Pick-up-Trucks und SUV Quelle: DesRosiers Automotive Consultants Die Aussichten für 2015 stimmen optimistisch. Die kanadische Wirtschaft soll real um 2% wachsen. Dank der derzeit geringen Verbraucherzinsen und der niedrigen Benzinpreise dürften die Anschaffungs- und Unterhaltskosten für Pkw sinken, was die Nachfrage nach Neuwagen ankurbelt. Für das Gesamtjahr rechnet die Scotiabank daher mit einem leichten Absatzplus auf 1,86 Mio. Fahrzeuge. Im Januar 2015 wurden bereits 3% mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge verkauft als im Vorjahreszeitraum. Die Absatzzahlen vom Januar deuten darauf hin, dass SUV und Pick-up-Trucks auch 2015 die treibende Kraft für die Kfz-Industrie bleiben dürften. Gründe hierfür sind neben den zurzeit niedrigen Benzinpreisen das wachsende Angebot an kompakteren und verbrauchsärmeren Varianten im SUV-Segment. So bieten die US-Autobauer Mini- und Midsize-Modelle an und bei den Pick-up- Trucks kommen mehr Sprit sparende Technologien zum Einsatz. Germany Trade & Invest 1

3 Kanada - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Laut der kanadischen Statistikbehörde Statistics Canada waren 2013 rund 21 Mio. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (bis 4,5 t) im Land registriert, 3% mehr als im Jahr davor. Rund ein Drittel davon ist in der Provinz Ontario zugelassen, weitere 23% in Quebec sowie jeweils 13% in Alberta und British Columbia. Das Durchschnittsalter lag 2013 bei rund neun Jahren. Angesichts der demografischen Entwicklung Kanadas dürfte der Kfz-Markt langfristig kontinuierlich expandieren. Bis 2037 soll die Bevölkerung von derzeit 35 Mio. auf 45 Mio. Einwohner anwachsen. Die drei US-Autohersteller Ford, Chrysler und General Motors (GM) dominieren den kanadischen Markt. Mit rund verkaufen Fahrzeugen kamen sie 2014 auf einen Anteil von zusammen 45%, gefolgt von japanischen und koreanischen Autobauern. Größter deutscher Anbieter ist Volkswagen mit verkauften Einheiten (+5%) und einem Marktanteil von 3,6%. Fast alle deutschen Marken verzeichneten 2014 Absatzzuwächse, lediglich der Verkauf von Minis war rückläufig. Der deutsche Anteil am Kfz-Markt liegt unverändert bei rund 9%. Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in Kanada nach Herstellern (Stückzahl; Veränderung und Marktanteil in %) Hersteller Absatz 2014 Veränderung Marktanteil /13 Ford ,0 15,8 Chrysler (einschließlich Fiat) ,5 15,6 GM ,3 13,5 Toyota ,2 9,9 Honda ,3 8,3 Hyundai ,7 7,5 Nissan ,3 5,7 Mazda ,3 3,9 Kia ,4 3,8 Volkswagen ,8 3,6 Weitere deutsche Hersteller Mercedes-Benz ,3 2,1 BMW ,5 1,8 Audi ,5 1,3 Mini ,5 0,3 Porsche ,0 0,3 Smart ,0 0,1 Quellen: Global Automakers of Canada, DesRosiers Automotive Consultants Die deutschen Autobauer sind mit ihren Produkten gut auf dem kanadischen Markt positioniert. Zum einen wächst das Premiumsegment überdurchschnittlich. Zum anderen haben die Hersteller bereits sparsame Benziner und Dieselfahrzeuge im Sortiment. Die Anbieter im NAFTA-Raum müssen den Verbrauch ihrer Fahrzeugflotten so weit senken, dass diese bis 2016 eine durchschnittliche Reichweite von 35,5 Meilen (57 km) pro Gallone (circa 3,8 Liter) erreichen und bis 2025 eine Strecke von 54,5 Meilen pro Gallone erzielen. 2 Branche kompakt

4 Die kanadische Umweltbehörde Environment Canada hat im September 2014 neue Umweltvorschriften für Straßenfahrzeuge veröffentlicht ( html/reg1-eng.php). Die Umweltbehörde orientiert sich bei den Grenzwerten an den Emissionsstandards Tier-3 der US-Umweltbehörde. Die neuen Richtlinien gelten für alle Fahrzeuge ab dem Baujahr Zudem sollen Autos künftig mit On-board-Diagnosegeräten zur Emissionsmessung ausgerüstet werden. Auch für den Schwefelgehalt von Kraftstoffen gelten ab 2017 niedrigere Grenzwerte. Die Nachfrage nach Plug-in-Hybrid- und Elektrofahrzeugen war 2014 ebenfalls lebhaft. Zwar ist der Anteil am gesamten Kfz-Markt nach wie vor gering, doch die Zuwachsraten werden von Jahr zu Jahr größer. Laut Electric Mobility Canada stieg die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben 2014 um 76% auf Stück. Einer Prognose von Pike Research zufolge sollen bis 2020 mehr als Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf Kanadas Straßen unterwegs sein. Produktion/Branchenstruktur Die Kfz-Branche ist der größte Industriesektor Kanadas. Neben den drei großen US-Autobauern Ford, Chrysler und GM fertigen derzeit auch die japanischen Hersteller Toyota und Honda im Land Kfz vor allem für den nordamerikanischen Markt. Daneben existieren einige lokale (Magna, Linamar) und internationale OEM-Teilehersteller (Original Equipment Manufacturer). Etwa die Hälfte der in Kanada gefertigten Fahrzeuge ist für den Export bestimmt - insbesondere in die USA. Daher hat sich der Großteil der Unternehmen in der grenznahen Provinz Ontario angesiedelt. Kfz-Produktion in Kanada (Stückzahl; Veränderungen in %) Kategorien *) Veränderung 2014/13 *) Insgesamt ,8 Pkw ,9 leichte Nutzfahrzeuge ,0 schwere Nutzfahrzeuge ,0 *) jeweils 1. Halbjahr Quelle: International Organization of Motor Vehicle Manufacturers Im 1. Halbjahr 2014 liefen in Kanada insgesamt 1,2 Mio. Fahrzeuge vom Band, 2% weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Pkw-Herstellung ging sogar um 6% auf Einheiten zurück, wohingegen die Sparte der SUV und Pick-up-Trucks leicht auf Stück zulegte. Die volumenmäßig geringe Fertigung von Lkw und Bussen verzeichnete ein Plus von 19% auf knapp Einheiten. Für 2015 rechnen Analysten mit einem weiteren Produktionsrückgang. Denn mittel- bis langfristig sind die Aussichten für die lokale Automobilherstellung verhalten. Prognosen zufolge könnte die Branche einen Teil ihrer Fertigung an aufstrebende Autobaunationen - allen voran Mexiko - verlieren. Nach Einschätzung von Automotive Compass dürfte Kanada im Jahr 2019 rund 20% weniger Pkw und leichte Nutzfahrzeuge fertigen als Vor allem die US-Autobauer, die einen Teil ihrer Fertigungskapazitäten von ihren kanadischen Standorten entweder zurück in die USA oder nach Mexiko verlagern, sind der Grund für diese Entwicklung. Germany Trade & Invest 3

5 Kanada - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Besonders deutlich wird diese Entwicklung bei GM, deren Produktion bis 2020 um mehr als die Hälfte auf schätzungsweise Einheiten sinken soll. Chrysler dürfte laut Automotive Compass seine Fertigung in den nächsten Jahren um 24% auf Fahrzeuge pro Jahr herunterfahren. Seit 2010 flossen Direktinvestitionen in Höhe von insgesamt 42 Mrd. US$ in die nordamerikanische Automobilindustrie, davon allerdings nur 5% nach Kanada und der Rest nach Mexiko und in die USA. Bei den Investitionen im kanadischen Kfz-Sektor handelt es sich meist um Umrüstungen, sogenannte Retooling-Projekte, um die neueste Generation existierender Modelle an den kanadischen Standorten zu fertigen. Chrysler, Honda und GM haben angekündigt, zusammen rund 3,5 Mrd. kan$ dafür zu investieren. Meist erhalten die Unternehmen millionenschwere Subventionen an öffentlichen Fördermitteln, damit sie ihre Produktion nicht verlagern. Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Kanada (Investitionssumme in Mio. kan$) Akteur/Projekt Investitionssumme Projektstand Chrysler / Retooling- Projekt am Standort Windsor, Ontario Honda / Retooling- Projekt am Standort Allison, Ontario GM/ Expansionsprojekt am Standort Ingersoll, Ontario Linamar / Expansionsprojekt am Standort Guelph, Ontario Nemak / Retooling- Projekt am Standort Windsor, Ontario Anmerkungen Frühe Projektphase Pläne zur Fertigung eines Minivans 857 Planungsstadium Fertigung des neuen Modells des Honda Civic 560 Planungsstadium Fertigung der neuen Modelle des Chevrolet Equinox und GMC Terrain 500 Planungsstadium 16 Planungsstadium Fertigung neuer Motorengeneration Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest Außenhandel Die kanadische Einfuhr wichtiger Kfz-Teile verbuchte 2014 einen Zuwachs von 2% auf knapp 32 Mrd. kan$. Die USA waren mit einem Importanteil von rund 70% das mit Abstand wichtigste Lieferland. Die kanadischen Bezüge aus Deutschland legten geringfügig auf 395 Mio. kan$ zu. Deutschland exportiert vor allem Karosserieteile sowie Triebachsen mit Differenzial, von denen 2014 Produkte im Wert von jeweils 67 Mio. kan$ nach Kanada geliefert wurden. Dahinter folgten Bremsen mit 31 Mio. kan$ und Schaltgetriebe mit 29 Mio. kan$. 4 Branche kompakt

6 Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Kanada (Werte in Mio. kan$) HS Warengruppe davon aus Deutschland (2014) bis.34 Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung Diesel- oder Halbdieselmotoren Kraftstoff-, Öl- und Kühlmittelpumpen für Kolbenverbrennungsmotoren Kabelsätze Zündanlagen, Anlasser, Lichtmaschinen etc Beleuchtungs- und 1.137, Signalgeräte (ohne 8539), Scheibenwischer etc Fahrgestelle Karosserien (einschließlich Fahrerhäuser) 8708 Andere Kfz-Teile (Stoßstangen, Bremsen, Schaltgetriebe, Achsen etc.) Quelle: Statistics Canada Im Rahmen des geplanten Freihandelsabkommens zwischen Kanada und der EU hat sich Kanada verpflichtet, die meisten Tarife auf Fahrzeuge und Kfz-Teile - in der Regel 6% - innerhalb von sieben Jahren nach dem Inkrafttreten abzubauen. Damit würden sich auch die Pkw-Importe aus Deutschland verbilligen. Die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen sind weitgehend abgeschlossen. Allerdings ist der Zeitpunkt des Inkrafttretens noch nicht genau absehbar. Geschäftspraxis Informationen über technische Normen bietet die Canadian Automobile Dealers Association (CADA) auf ihrer Website an. Für Zollfragen und Einzelheiten zu Einfuhrverfahren ist die Canada Border Services Agency zuständig. Germany Trade & Invest 5

7 Kanada - Kfz-Industrie und Kfz-Teile Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK Kanada Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Industry Canada Industrieministerium Statistics Canada Statistikbehörde Canada Border Services Zollagentur Agency Automotive Industry Association of Canada Industrieverband Global Automakers of Canada Canadian Vehicle Manufacturers Association (CVMA) Canadian Automobile Dealers Association (CADA) Automotive Parts Manufacturers Association (APMA) Montreal International Auto Show Canadian International Auto Show Vancouver International Auto Show com Verband internationaler Automobilhersteller Automobilherstellerverband Verband des Automobilhandels Verband der Kfz-Teileindustrie Fachmesse in Montreal Fachmesse in Toronto Fachmesse in Vancouver 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autorin: Boris Alex, Toronto Redaktion: Eva-Maria Korfanty-Schiller Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartner: Florian Steinmeyer Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: Februar 2015 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

9