Dokumentation. Kunsttechnologische Untersuchung. Claudia Laurenze-Landsberg Sept Künstler: Rembrandt

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1 Dokumentation Kunsttechnologische Untersuchung Claudia Laurenze-Landsberg Sept 2013 Künstler: Rembrandt Titel: Selbstbildnis mit Samtbarett Kat.-Nr.: 810 Maße: Katalogangabe 58,3 x 47,5 cm Neu: Höhe: Links: 58,3 cm Rechts: 58,45 cm Breite: Unten: 47,7 cm Oben: 47,5 cm Tiefe: An der stärksten Stelle: unterer Rand rechts: 1,3 cm Malfläche: Entspricht den Maßen des Bildträgers Bezeichnungen: Aufschriften, Zettel, Siegel Signatur: Bez. Rechts unten: Rembrandt f Vorderseite: Nummern: keine Rückseite: Siegel: Unbekanntes Siegel: Eine runde heute flachgedrückte Innenfläche hat an beiden Seiten je ein klassizistisches Ornament, die nach oben in eine Krone mit fünf sichtbaren Zacken münden. rotes Siegel mit dem preußischen Adler und der Schrift Königliche Museen Berlin vertieft in einer Bohrung von 3,5 cm Durchmesser, (Ca in Gebrauch) Aufkleber: Rechteckiger Papierzettel, 5 x 11 cm, mit gedruckten Zeichen in verschiedener Größe: Maurice Robinot, Emballeur / 9, Rue Sédilot Paris-7 / Salon A 100 (Emballeur = Packer, Kunsttransporteur) Rechteckiger Papierzettel 5,5 x 7 cm mit Aufdruck: 12 Rechteckiger Papierzettel (2,5 x 4 cm), handschriftlich mit rotem Stift: 726 (auf Gemälden des Dahlemer Bestands zu finden) Rechteckiger Papierzettel, grün bedruckt mit: Zollamtlich abgefertigt und grünem Querbalken darauf runder Stempel: ZOLLAMT / WIESBADEN / HAUPTBAHNHOF mittig Wappentier (schreitender Löwe?) ( Wiesbaden 1, Zoll,? ) Etikett mit gezahntem Rand und rotem gedruckten Rahmen; Schreibmaschine: TR 9006 / 66 (Wiesbaden 4, , Wiesbaden, amerikanische Registrierung) Rosa Karteikarte, an Schmalseite gelocht, Loch mit Textilkreis verstärkt. Bedruckt: Owner: / Artist: / Title / National Gallery of Art.

2 Maschinenschrift ergänzt: Kaiser Friedrich Museum, Berlin / Rembrandt ( ) / Self-Portrait. Handschriftlich mit Tinte in der rechten oberen Ecke: / 42 ( Verbringung aus dem Depot in Wiesbaden in die National Gallery Washington) Gedruckt: S.L. No. / The Metropolitan Museum of Art / LOAN EXHIBITION gestempelt: M-93 (in Masterpieces from Berlin Museums ist das Gemälde mit Nr.93 verzeichnet) Gedruckt: Staatliche Museen Berlin Gemäldegalerie / Inv.-Nr. / Kat.-Nr., handschriftlich mit brauner Tinte, bei Inv.Nr.: I / 902, bei Kat-Nr.: 810 Selbstbildnis, mit Bleistift hinzugefügt: Rembrandt (Inventarzettel KFM5, Nach der Verstaatlichung 1918) Gedruckt: STAATLICHE MUSEEN BERLIN / GEMÄLDEGALERIE KAT.-NR. mit Schreibmaschine: 810 / Rembrandt / Selbstbildnis (Inventarzettel KFM6) Gedruckter Inventarzettel mit Rahmung und Querstrich: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz / GEMÄLDEGALERIE BERLIN / Kat. Nr., mit Schreibmaschine: 810 / Rembrandt / Selbstbildnis Beschriftungen: Mit Pinsel in schwarzer Farbe(sehr groß, R = 9,5 cm hoch): 104 Rembrandt Handschriftlich in blauer Kreide: 137 Handschriftlich in weißer Kreide: 142 Handschriftlich in weißer Kreide(groß): unleserlich Bildträger Material: Eiche Faserrichtung: vertikal Anzahl der Bretter: eins Schnitt aus dem Stamm: tangential Abfasung/Falz, von hinten betrachtet: Unterer Rand: keine Abfasung Linker Rand: ja Oberer Rand: teilweise Rechter Rand: ja Stärke maximal: 1,3 cm Stärke der Tafel an den Kanten, von hinten betrachtet: Unterer Rand,: links 1,3 cm, rechts 1,2 cm Linker Rand: unten 1,1 cm, oben 1,1 cm Oberer Rand: links 0,8 cm, rechts 0,8 cm Rechter Rand: unten 0,6 cm, oben 0,5 cm Breite der Abfasung, von hinten betrachtet: Linker Rand. Unten 1,3 cm, oben 0,9 cm Oberer Rand: links 2 cm, nach rechts schmaler werdend, rechts 0 cm Rechter Rand: unten 5 cm, oben 0,5 cm Bearbeitungsspuren: Rückseite: sehr glatte Fläche, gering fühlbar sind ca. 1 cm breite vertikal verlaufende Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 2 von 18

3 Vertiefungen. Im unteren rechten Bereich sind schwache Spuren eines Zahnhobels. Vorderseite: nicht ersichtlich Rückseite bemalt: nein Erhaltungszustand Formatveränderungen: Die Tatsache, dass auf der Tafelrückseite am unteren Rand keine Abfasung vorhanden ist, führte zu der Annahme, die untere Kante sei um ca. 2 cm beschnitten. (In einem Stich von 1753 von G.F.Schmidt sind die Proportionen der Tafel unten aber auch oben länger dargestellt.) Die Untersuchung mit dem Stereoskop kann eine Verkürzung der Kante nicht eindeutig bestätigen. Zwar endet die Malschicht an einigen Stellen splittrig, an anderen Stellen jedoch endet sie gerundet und die Grundierung reicht über die Kante hinaus. Der Pinselstrich verläuft, wie am oberen Rand, parallel zur Kante. Bei den anderen Bildkanten ist der Befund eindeutig, sie sind nicht beschnitten. Tafelbearbeitungen (Planierung, Übertragung etc.): nein Hinzufügungen auf der Rückseite (Intarsien, Schwalbenschwänze, Leisten, Parkett) : nein Rückseitenanstrich (spätere Bemalung, Imprägnierung, Holzschutzbehandlung etc.): nein Schäden (Wurmbefall, Ausbrüche etc.): nein Farbschichten: Zustand und Aufbau Bildvorbereitung Vorleimung, Grundierungsschichten: Auf einer weißen, sehr feinkörnigen Grundierung befindet sich eine weitere feinpigmentierte Schicht in sehr hellem leicht rötlichem Grau. Anlage der Komposition Unterzeichnung, Imprimitur, Totmalerei, Entwurf/Skizze, partielle Untermalungen: Lineare Formangaben im Schal, für die Kontur des Baretts und des Kinns sind den Autoradiographien und der Infrarotreflektographie zu entnehmen, ihre Folge in der Bildgenese konnte jedoch nicht festgestellt werden. Auf der hellen Bildvorbereitung folgt eine vermutlich ganzflächige Tönung des hellen Untergrunds mit heller graubrauner Farbe. Anschließend wurden die Elemente der Komposition vermutlich bereits formgebend mit unterschiedlichen Farbwerten untermalt. Der helle Hintergrund wurde direkt auf die helle graubraune Tönung des Untergrunds aufgetragen, der Schatten an der Wand und der am rechten Rand sich verdunkelnde Hintergrund sind jedoch zusätzlich mit etwas dunklerer brauner Farbe untermalt. Die braune Farbe enthält Mangan und zeichnet sich auf der ersten Autoradiographie als flächiger Auftrag ab. Das Barett erhielt eine rötlich-schwarze Untermalung, die die helle graubraune Tönung des hellen Untergrunds bedeckt. Sie wird unter der stark beriebenen Oberfläche häufig sichtbar. Die Hintergrundfarbe überlappt die rötlich-schwarze Untermalung. Im Gesicht ist in der beleuchteten linken Seite eine dünne hellgraue Untermalung auf der hellen graubraunen Tönung des hellen Untergrunds zu beobachten. In der beschatteten Gesichtshälfte wird ein dünner rötlich-braungrauer Farbauftrag sichtbar. Vermutlich wurden Teile des Gesichts auch bereits mit dunkleren Farben angegeben, die jedoch nicht nachzuvollziehen sind. Nur im linken Augapfel ist eine graubraune Untermalung zu beobachten. Die Haare sind mit einem dunkleren Graubraun unterlegt. Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 3 von 18

4 Das Halstuch scheint je nach Helligkeitsgrad der sichtbaren Malschicht, mit hellerem und dunklerem Braun unterlegt. Der Pelz erhielt keine gesonderte Untermalung und wurde sogleich mit grauer Farbe strukturierend angelegt. Der untere dunkle Teil des Umhangs ist mit einer dunklen rötlichen Farbe untermalt, deren Farbton einem roten Farblack gleicht. Im oberen Bereich des Umhangs wird der Farbton bräunlicher. Die Untermalung des Umhangs bedeckt die helle graubraune Tönung des hellen Untergrunds. Verworfene Komposition(en) Nicht vorhanden Schichtaufbau und Farbausmischung der sichtbaren Komposition Inkarnat Allgemeiner Schichtaufbau Zunächst wurden die Haare des Schnurrbarts in grauer Farbe angegeben. Anschließend wurde die beleuchtete linke Gesichtshälfte mit dicker sehr hellgrauer Farbe pastos gestaltet. Darauf wurden erneut mit pastosem Farbauftrag noch hellere Akzente mit sehr fein geriebenem Weiß gesetzt. Die farbliche Differenzierung des Gesichts erfolgte mit sehr dünnem Farbauftrag. Die Wangen sind mit einer sehr fein geriebenen rosa Farbe getönt. Zahlreiche größere rote Farblackpartikel scheinen meist auf dem dünnen rosa Farbauftrag zu liegen. Die beschattete Gesichtshälfte wurde auf der dünnen rötlich-braungrauen Untermalung mit einem dickeren grauen Farbauftrag und lockerem, nur gering pastosem Pinselstrich geformt. Die farbliche Differenzierung erfolgte mit sehr dünnem Farbauftrag in unterschiedlichen Brauntönen. Die rechte Gesichtshälfte ist stark berieben und mit roter Farbe überarbeitet. Auge Links: Die Iris und die Lidränder scheinen mit schwarzer Farbe unterlegt zu sein. Darauf wurden die Pupille, die Umrandung der Iris und der Rand des Oberlids mit dunkleren bläulichem Grau gemalt. Dann wurde die Pupille mit schwarzer Farbe bedeckt und die Iris mit hellerem Grau gefüllt, wobei die dunkelgraue Umrandung verdeckt wurde. Der Augapfel ist auf einer rötlich-braunen Untermalung locker mit grauer Farbe gefärbt, die jedoch stark berieben ist. Das Unterlid ist außen mit rosa Farbe, ab der Mitte mit blaugrauer Farbe gemalt. Darauf befinden sich entlang des mittleren Rands ein dicker und ein dünner Streifen weißen Lichts. Auch das Oberlid wurde mit einem hellen und mehreren dunklen schmalen Pinselstrichen differenziert. Ein Glanzlicht im Auge fehlt. Der innere Augenzwickel enthält keine rote Farbe. Die Pupille und der Rand des Oberlids sind heute nahezu vollständig überarbeitet. Eine Fehlstelle am linken oberen Rand der Iris und die rechte Kontur der Iris sind mit schwarzer Farbe retuschiert. Rechts: Zunächst wurden der Rand des oberen Augenlids und ein großer Kreis für die Pupille mit schwarzer Farbe angegeben. Anschließend wurde mit grauer Farbe das obere Lid bedeckt und die Iris gemalt. Mit diesem Grau wurde auch der Rand des schwarzen Kreises bedeckt und dadurch die Pupille verkleinert. Sie ist heute weitgehend dünn übermalt. Ein Lichtreflex ist nicht vorhanden. Der Augenzwickel ist pastos mit grauer Farbe geformt. Der Augapfel zeigt nur noch Reste grauer Farbe. Auf der linken Seite liegt die helle graubraune Tönung des hellen Untergrunds offen, die rechte Seite ist mit grauer Farbe retuschiert. Links und rechts des oberen Randes der Iris befinden sich größere Fehlstellen, die mit brauner und schwarzer Farbe retuschiert sind. Ach bei der schwarzen vertikalen Linie Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 4 von 18

5 links der Iris handelt es sich um eine spätere Zutat. Weitere Fehlstellen im Oberlid sind mit rötlich-brauner Farbe getönt. Nase Der Lichtreflex auf dem Nasenrücken wurde auf die bereits mit dicker hellgrauer Farbe pastos gestaltete Nase gesetzt. Er ist mit dicker weißer Farbe in mehreren kurzen diagonal von links oben nach rechts unten führenden Pinselstrichen aufgetragen, wobei die Farbe beim Absetzen des Pinsels erhobene Strukturen bildete. Die Schattenseite der Nase ist berieben und mit grob pigmentierter Farbe übergangen. In der Farbe der Übermalung befinden sich große gelbe Partikel. Das linke Nasenloch wurde auf der graubraunen Tönung des hellen Untergrunds mit dunkelgrauer Farbe pastos unterlegt, wobei die Rundung des inneren Nasenflügels etwas vertieft angelegt wurde. Anschließend wurde mit rötlichem Grau und Schwarz die Modellierung verfeinert und mit Zinnoberrot umrandet. Die rechte Hälfte im Schwarz ist eine retuschierte Fehlstelle. Das rechte Nasenloch wurde direkt auf die braungraue Untermalung der beschatteten Gesichtshälfte mit schwarzer Farbe gemalt und anschließend mit grauer Farbe umrandet. Die Aufhellung über dem Bart unterhalb des linken Nasenlochs ist pastos mit weißer Farbe geformt und dünn mit grünlich-grauer Farbe bedeckt. Mund Die Trennlinie zwischen den Lippen wurde zunächst mit schwarzer Farbe gezogen. In den Malschichtsprüngen der Oberlippe ist zu beobachten, dass die Trennlinie ursprünglich etwas höher angelegt war. Die schwarze Formangabe ist mit dunkelgrauer und heute vergrautem Schwarz präzisiert. Die linke Hälfte der Trennlinie wurde in heutiger Zeit mit tiefschwarzer Farbe übermalt. Die Ränder der Trennlinie sind mit rotem Farblack unterlegt. Die Kontur der Lippen wurde locker mit grauer Farbe geformt. Das äußere Grau und der offen gelassene innere Bereich der Lippen wurden mit roter Farbe, teilweise mit Zinnober, getönt. In der Mitte der Unterlippe ist ein mit rotem Farblack gefärbter Akzent Der Bereich des Oberlippengrübchens ist berieben und nur wenig hellgraue Pinselstriche sind zu erkennen. Meist ist jedoch nur die helle Bildvorbereitung sichtbar, da auch die graubraune Tönung des hellen Untergrunds abgerieben ist. Die Verschattung über der Oberlippe ist mit langem vertikalem Pinselstrich in dunkelgrauer Farbe leicht pastos aufgetragen. Auf einem der erhöhten Grate ist eine Linie mit hellgrauer Farbe gezogen, die von einer dünnen roten Lasur bedeckt wird. Der Bereich unterhalb der Unterlippe ist locker in verschiedenen Grauwerten geformt. Anschließend wurde die beleuchtete Seite mit heller graugelber Farbe aufgehellt. Stirn Auf einer hellen graubraunen Untermalung wurde die Stirn mit etwas hellerer und etwas dunklerer grauer Farbe locker geformt. Der Bereich ist heute stark berieben und mit rötlichbrauner Farbe übergangen. Ohr Das linke Ohr ist pastos mit gelblich graubrauner Farbe geformt. Darauf befinden sich in den Vertiefungen Reste einer dünnen rötlichen graubraunen Farbe. Der untere Rand des Ohrläppchens ist mit roter Farbe, die auch Zinnober enthält, in neuerer Zeit überarbeitet. Auch die schwarze untere Konturlinie ist neueren Ursprungs. Das rechte Ohr ist mit unterschiedlich dick aufgetragener grauer Farbe untermalt. Das Grau ist mit dunklerer rötlich-brauner Farbe getönt, die überwiegend in neuerer Zeit hinzugefügt wurde. Haare Die Haare sind mit einem dunkleren Graubraun als der Hintergrund untermalt. Die oberste Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 5 von 18

6 Malschicht ist extrem berieben und wurde anschließend dünn mit rötlich-brauner und schwarzer Farbe bedeckt. Die Farbe der Haare ist stark vergraut. Im ursprünglichen Erscheinungsbild scheinen nur wenige Locken definiert gewesen zu sein. Die äußersten Haarsträhnen sind auf die Hintergrundfarbe gemalt oder, wie links außen, mit der Hintergrundfarbe geformt. Die unteren Haarlocken sind nicht von der Hintergrundfarbe ausgespart. Möglicherweise waren zunächst kürzere Haarlocken vorgesehen. Im Bereich der Haare liegt eine verstärkte Schüsselbildung mit mehreren Ausbrüchen vor. Gewänder, Details Barett Nach der Untermalung des Baretts mit rötlich-brauner bis schwarzer Farbe wurde der Hintergrund in hellgrauer Farbe ausgeführt. Anschließend wurde das Barett mit der sichtbaren Farbe geformt und zuletzt der Rand mit der Farbe des Hintergrunds nochmals überarbeitet. Die Lichtreflexe auf den Wölbungen des Baretts sind mit graubrauner Farbe aufgehellt. Sie zeichnen sich in der 2. und 3. Autoradiographie durch die Anwesenheit von Kupferpigmenten ab. Bei der Suche mit dem Stereoskop nach blauen oder grünen Partikeln konnte jedoch nur ein einziges größeres grünlich-blaues Pigment gefunden werden, das unter der sichtbaren graubraunen Farbe hervorscheint.. Die Kupferpigmente, die zur Schwärzung des Films führten, liegen vermutlich in sehr fein geriebener Form in einer tieferen Malschicht. Die als ursprünglich anerkannte schwarze Farbe des Baretts ist an der Oberfläche vergraut und stark berieben, so dass an mehreren Stellen lediglich die bräunlich-schwarze Untermalung sichtbar ist. Bei der schwarzen Einbuchtung an der rechten Seite des Baretts konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob es sich um einen ursprünglichen Farbauftrag handelt. Der in der letzten Autoradiographie erkennbare mit Beinschwarz ausgeführte ursprüngliche Pinselstrich ist in dem dicken Farbauftrag mit dem Mikroskop nicht nachvollziebar Schal Vor der Anlage des Tuchs war bereits die Brust mit schwarzer Farbe unterlegt worden. In die noch feuchte Farbe wurde mit breitem Pinsel der Fall des Tuchs vor der Brust angegeben. Im Bereich der Schulter sind in den Malschichtsprüngen braune Untermalungen zu beobachten, deren Helligkeitswert sich je nach dem sie bedeckenden Farbwert unterscheidet. Mit langgezogenem schwarzem Pinselstrich wurde der vor die Brust fallende Schal skizziert und anschließend mit grauer bis brauner Farbe modelliert, wobei der schwarze Pinselstrich teilweise sichtbar gelassen wurde. Ein gestreiftes Muster des Schals ist pastos mit sehr fein geriebenen grünen Pigmenten geformt. Die grünen Kupferpigmente zeichnen sich mit einer intensiven Schwärzung auf der 1. bis zur 4. Autoradiographie ab. Die grünen Pigmente sind so fein gerieben, dass selbst bei 64facher Vergrößerung keine Körnung erkennbar ist. Der Farbauftrag erscheint wolkig. Auch auf der rechten Seite des Körpers zeichnet sich in der Autoradiographie ein Muster ab. Ein in verschiedenen Gelbtönen gepunktetes Muster wurde mit einer aus grünen, weißen und orangegelben Pigmenten gemischten Farbe gemalt und anschließend partiell dünn mit rötlich-brauner Farbe bedeckt. Pelz Die Haare des Pelzes sind mit verschiedenen übereinander liegenden und sich überlappenden Farbaufträgen gestaltet. So ist zu beobachten, dass der Pelz zunächst mit grauer Farbe angelegt wurde. Das Grau wird von weiteren Haaren bedeckt, die mit einem dünnen Farbauftrag ausgeführt sind, in dem grobe gelbe Pigmente enthalten sind. Dieser Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 6 von 18

7 grobkörnige Farbauftrag wird von einer sehr fein pigmentierten Farbe überlappt, die weitere Pelzhaare formt. Die Lichter auf dem Pelz sind mit gelblichem Weiß untermalt und mit rötlichem Braun bedeckt, in dem Zinnober enthalten ist. Am Übergang des Pelzes zum linken Hintergrund sind einige Haare in den ersten grauen Farbauftrag für den Pelz geschabt. Auf der rechten Seite der Figur befinden sich in dem Bereich, wo der Pelz um die Figur herumgeführt sein sollte, Strukturen, wie sie auch im Schal vorliegen. Sie begradigen die Kontur des Körpers, der von der Hintergrundfarbe zunächst mit einer Einbuchtung unterhalb des Schals ausgespart wurde. Der Pelz wirft auf den Umhang einen Schatten, der dick pastos mit schwarzer Farbe aufgetragen ist. Die Art des Farbauftrags erinnert an schwarze Strukturen, die sich auf der ursprünglichen Mantelfarbe im Bereich der Kette des Flinck zugeschriebenen Gemäldes Bildnis Rembrandts mit Samtbarett und eiserner Halsschiene befinden. Oberhalb des tiefschwarzen Schattens, den der Pelz auf den Mantel wirft, befinden sich weiße pastos geformte gewundene Strukturen. Sie sind dünn mit schwarzer Farbe übergangen, die heute an den Höhen abgerieben ist. Möglicherweise stellen sie ein Pentiment eines Spitzenbesatzes eines Hemdes dar. Umhang Der untere dunkle Teil des Umhangs ist mit einer dunklen rötlichen Farbe untermalt, deren Farbton einem roten Farblack gleicht. Nach oben nimmt die Untermalung einen braunen Farbton an. Darauf wurde der Umhang mit schwarzer Farbe geformt, nur die Schulter ist mit grünlich-graubrauner Farbe heller gefärbt. Der Farbauftrag ist ausgesprochen locker und lässt vielfach die rotbraune Untermalung sichtbar. In der Infrarotreflektographie sind der diagonal geführte Pinselstrich und die Dichte des Farbauftrags besonders deutlich wiedergegeben. Die Pinselstriche im Brustbereich sind heute an der Oberfläche stark vergraut. In den Spalten der Farbschicht ist jedoch die ursprüngliche schwarze Färbung zu erkennen. Die Autoradiographie belegt die Beimischung von Beinschwarz. In der unteren Mitte des Umhangs ist möglicherweise eine Regenerierung der krepierten schwarzen Farbe versucht worden. Hier ist die schwarze Farbe nicht vergraut, jedoch durch den vergilbten Firnis grünlich gefärbt. Hintergrund, Vegetation, Himmel Bei der Ausführung des Hintergrunds wurde die Untermalung für die Figur ausgespart. Erst nach deren Fertigstellung wurden einige Konturen mit der Hintergrundfarbe nochmals übergangen. Die Farbe des Hintergrunds ist im hellen Bereich direkt auf die helle graubraune Tönung des hellen Untergrunds aufgetragen, die in der Tiefe der Pinselstruktur zu beobachten ist. Die dunkleren Bereiche sind mit brauner Farbe untermalt. Im hellen Bereich ist der Farbauftrag sehr locker und lässt zwischen den Pinselstrukturen die helle graubraune Tönung sichtbar. In Richtung des linken Rands wird die Farbmischung der Farbe zunehmend dunkler und der Farbauftrag dichter. Auch der Schatten auf der Wand rechts unten ist mit dunklerer Farbe und dichtem Auftrag gemalt Die rechte untere Ecke des Hintergrunds ist nur noch sehr locker bemalt. Am rechten unteren Rand wurde der Pinsel mit einem schnellen wieder nach oben federnden Schwung geführt. Die offen sichtbare braune Untermalung ist heute mit fein pigmentierter Farbe retuschiert, die sich in der IRR teils sehr dunkel abzeichnet. Die Farbmischung des Hintergrunds besteht aus einem sehr fein geriebenen Grau, in dem größere schwarze Partikel und große wolkig flauschige grauweiße Partikel enthalten sind.. Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 7 von 18

8 Die 2. bis 4 Autoradiographie belegen für die dunklere Farbe die Beimischung von Kupferpigmenten. Die letzte Autoradiographie zeigt die zusätzliche Beifügung von Beinschwarz. Möglicherweise durch die Vergrauung der Oberfläche der Malschicht können beide Pigmente mit dem Mikroskop nicht nachvollzogen werden. Auf der Hintergrundfarbe befinden sich große weiße Farbkörner, die sich auch in der Röntgenaufnahme abzeichnen. Gelbe Konglomerate scheinen teils in, meist jedoch aber auf der Malschicht zu liegen und vollziehen die Malschichtsprünge nicht nach. Signatur Die Bezeichnung rechts unten Rembrandt f 1634 ist mit dickflüssiger Farbe auf die bereits stabile Pinselstruktur der Hintergrundfarbe gemalt. An den nicht überarbeiteten Zeichen ist zu beobachten, dass sie in einem Pinselzug aufgetragen wurden. Die Farbe entspricht in Konsistenz und Körnigkeit der Hintergrundfarbe, ist jedoch etwas dunkler gefärbt. Wie die Autoradiographie belegt, wird der dunklere Farbton durch eine höhere Anzahl von Kupferpigmenten und Beinschwarz verursacht. Der Buchstabe b wurde in neuerer Zeit fast vollständig überarbeitet. Die hinzugefügte Farbe ist grob pigmentiert. In der Mischung sind auch rote Pigmente enthalten, sowie auffallend viele, sehr große, gelbe Pigmente. Fast alle anderen Zeichen wurden, ohne zu verfälschen, in neuerer Zeit dünn mit dunklerer Farbe nachgezogen. Materialien und Mittel (m.b. mit Befund, o.b. augenscheinlich, NARG Autoradiographie) Verwendete Pigmente in allen Schichten Braun: manganhaltiges Braun befindet sich in der Imprimitur, in der Untermalung des Hintergrunds am linken Rand und des Schattens an der Wand. Braune Farbe in den Haaren und auf der Stirn könnte neueren Ursprungs sein. Gelb: gößere gelbe Pigmente befinden sich überwiegend auf, manchmal jedoch auch in der ursprünglichen Malschicht. Rot: Zinnober in der Unterlippe, in der linken Wange und in der beschatteten Gesichtshälfte. Roter Farblack als Partikel auf und in der obersten Malschicht des Inkarnats, als transparente Untermalung des Umhangs Blau: nur ein einzelner grünlich-blauer Partikel konnte in einem graubraunen Farbauftrag beobachtet werden, der die Lichtkante des Baretts bildet. Auch in der Hintergrundfarbe im Schatten und der Signatur befinden sich Kupfer-Pigmente, die jedoch mit dem Stereoskop nicht identifiziert werden konnten. Vermutlich sind sie sehr fein gerieben. Smalte als nicht blaufärbendes Pigment: nein Grün: Im Muster des Halstuchs sind grüne Pigmente so fein gerieben, dass selbst bei 64facher Vergrößerung keine Körnung erkennbar ist. Der Farbauftrag erscheint wolkig Weiß: Sehr fein geriebenem Weiß im Gesicht, wolkig flauschige grauweiße Partikel im Hintergrund, große weiße Farbkörner in der Hintergrundfarbe Schwarz: Beinschwarz (NARG) Quarz: nein (o.b) Verwendete/nachweisbare Bindemittel Keine Analyse vorhanden Spezielle Maltechniken und verwendete Werkzeuge Am Übergang des Pelzes zum Hintergrund sind einige Haare mit einem schmalen flachen Werkzeug in den ersten grauen Farbauftrag für den Pelz geschabt. Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 8 von 18

9 Dick pastos aufgetragenes Schwarz für den Schatten, den der Pelz auf den Umhang wirft. Rote Farblackpartikel im Inkarnat, die überwiegend auf der obersten Malschicht liegen. Untermalung des schwarzen Umhangs mit rotem Farblack Große weiße Partikel in der Hintergrundfarbe Vergleichbare Techniken bei anderen Bildern Entsprechende Schabungen mit einem schmalen flachen Werkzeug befinden sich auch in den Gemälden der Gemäldegalerie Berlin: Gleichnis vom Reichen, Minerva, Simson und Delila Rote Farblackpartikel im Inkarnat, die überwiegend auf der obersten Malschicht liegen, befinden sich auch im Inkarnat von Bildnis Rembrandts, das Flinck zugeschrieben wird. Dick pastos aufgetragenes Schwarz ebenfalls in Bildnis Rembrandts, das Flinck zugeschrieben wird, in einer tiefer liegenden Malschicht. In der Untermalung des schwarzen Mantels in Bildnis Rembrandts sind am unteren Rand rote Farblackpartikel enthalten. Pentimenti Gleich unterhalb des Halses zeigt die 2. Autoradiographie einen horizontal verlaufenden oben und unten begrenzten etwa 3 cm breiten Streifen, in dem mehrere dünne paralelle Striche in diagonaler Richtung verlaufen. Gleich oberhalb der schwarzen Linie, die sich am Rand des Pelzes befinden sich weiße pastos geformte gewundene Strukturen für möglicherweise einen Spitzenbesatz eines Hemdes. Die rechte Kontur der Schulter wurde bei der Ausarbeitung der Figur auf der Hintergrundfarbe begradigt Erhaltungszustand, Sprungnetz, Übermalungen, Farbveränderungen Die Malschicht zeigt ein feinteiliges Sprungnetz. In mehreren kleinen Bereichen ist eine Schüsselbildung der Malschichtschollen und entlang der Holzmaserung eine dachförmig hochstehende Malschicht zu verzeichnen. Diese haben bereits vor längerer Zeit zu Fehlstellen geführt, die heute mit gedunkelten Retuschen bedeckt sind. Das Gemälde wurde bereits zu früher Zeit erheblich berieben, vor allem in den dünn und locker gemalten dunklen Bereichen. Häufig liegt sogar die Grundierung offen. Die beriebenen Bereiche werden oft von grob pigmentierten Retuschen bedeckt, in denen viele größere intensiv gelbe Partikel enthalten sind. Das Sprungnetz ist alt und stimmt häufig mit dem der ursprünglichen Malschicht überein. Die Beurteilung der großen gelben Körner ist jedoch problematisch, denn nicht immer lassen sie sich in Verbindung mit einer späteren Bemalung feststellen. Manchmal sind sie auch in eine ursprünglich wirkende Malschicht eingebettet. Bei manchen dunklen Farbaufträgen, wie bei der schwarzen Einbuchtung an der rechten Seite des Baretts, besteht aufgrund eines anderen Charakters der Farbe und eines fehlenden Sprungnetzes der Verdacht, dass es sich nicht um einen ursprünglichen Farbauftrag handelt Andere Bereiche, vornehmlich im Gesicht und den Haaren, sind meist dünn mit einer rötlichbraunen oder rötlich-schwarzen Farbe bedeckt. In den Haaren, dem Barett und der beschatteten Gesichtshälfte können schwebende rote Pigmente beobachtet werden, die eine spätere Einfärbung der stark beriebenen Flächen belegen. Eine erhebliche Vergrauung ist an der Oberfläche dunklerer Farben zu beobachten, vor allem im Umhang, aber auch in der beschatteten Gesichthälfte, der Stirn und im rechten unteren Hintergrund. Im unteren rechten Bereich des Umhangs liegt in einem begrenzten Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 9 von 18

10 Bereich keine Krepierung vor. Der Firnis ist dünn aufgetragen und heute vergilbt. Er hat partiell ein Schwundriss ähnliches großflächiges Sprungnetz gebildet. Die Ursache dafür könnte eine 1981 vorgenommene Firnisregenerierung mit einer Lösung aus Terpentin, Äthylglycol und Dammarfirnis sein. Da jedoch das Gesicht sowie der obere und linke Hintergrund nicht betroffen sind, muss ein zusätzlicher Faktor die Bildung des Sprungnetzes verursacht haben. Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 10 von 18

11 Anhang Auswertung der technischen Aufnahmen Röntgenaufnahme Zum Bildträger: Die Röntgenaufnahme zeigt die vertikale Holzmaserung mit unterschiedlich breiten Jahresringen, sowie die beiden Siegel auf der Rückseite. An der oberen Kante sind Kittungen, die Bleiweiß enthalten. In der Mitte der oberen Kante befindet sich ein abgebrochener Nagel. Zur Bildvorbereitung: Die Tafel ist sehr dünn mit einer Grundierung versehen, die Bleiweiß enthält und die sich in einigen Vertiefungen der Holzmaserung angehäuft hat. Zur Malerei: Die Hintergrundfarbe erscheint heller, als sie in der Röntgenaufnahme wiedergegeben wird. Der Pinselduktus zeichnet sich im Gegensatz zur sichtbaren Oberfläche nur geringfügig ab, da die Farbausmischung nur wenig Bleiweiß enthält. Neben der rechten Körperseite ist die Absorption durch die Hintergrundfarbe erhöht. Zwar ist hier der Farbwert nur geringfügig heller, der Farbauftrag jedoch wesentlich dichter. Der Hintergrund wurde vor der Ausarbeitung der Figur gemalt. Die unteren Haare sind auf den Farbauftrag für den Hintergrund gemalt. Die rechte Kontur der Schulter wurde bei der Ausarbeitung der Figur auf der Hintergrundfarbe begradigt. In und auf der Hintergrundfarbe liegen große weiße Partikel, die sich in der Röntgenaufnahme abzeichnen. Nur die linke, beleuchtete Gesichtshälfte wurde mit Farbe gemalt, die Bleiweiß enthält. Dabei wurden zunächst mit dicker sehr hellgrauer die Gesichtspartien pastos geformt. Darauf wurden erneut mit pastosem Farbauftrag noch hellere Akzente mit sehr fein geriebenem Weiß gesetzt. Unterhalb des Halses ist eine leicht hellere Rundung zu erkennen. Sie liegt in dem Bereich, in dem die 2. Autoradiographie einen horizontal verlaufenden oben und unten begrenzten etwa 3 cm breiten Streifen zeigt. Zum Erhaltungszustand: Farbverluste bis zur Grundierung sind vor allem in der rechten Gesichthälfte und im unteren Bereich des Umhangs zu beobachten. Infrarotaufnahme und Infrarotreflektographie Im Hintergrund ist ein schneller freier Pinselstrich zu beobachten, der mit kurzen Strichen, manchmal auch getupft, geführt wurde. Im oberen und rechten Bereich ist die Farbe locker aufgetragen und der helle Untergrund scheint durch. Der dichtere Farbauftrag rechts, zwischen Schulter und Haaren ist deutlich zu erkennen. Der Schatten an der Wand rechts und der Hintergrund am linken oberen Rand sind dunkler gefärbt. Der parallel zur Kante geführte Abschluss des Farbauftrags am oberen und unteren Rand der Tafel, ist deutlich zu erkennen. Die Hintergrundfarbe wurde am Rand des Baretts entlang geführt. Hier konnte mit dem Stereoskop festgestellt werden, dass die schwarze Untermalung des Baretts von der Hintergrundfarbe ausgespart wurde und nach Fertigstellung des Baretts der linke Rand mit der Hintergrundfarbe dünn übergangen wurde. Im Barett ist die formgebende Untermalung zu sehen, die mit schneller Hand sehr sicher mit freiem kurzem Pinselstrich skizziert wurde. Im Gesicht zeichnet sich links neben dem Mund ein Wangengrübchen ab, das mit dickerer Farbe, die schwarze Pigmente enthält, auf die pastose hellgraue Formung des Gesichts gemalt ist. Dunklere Bereiche auf der linken Stirn, um das rechte Auge, rechts unterhalb des Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 11 von 18

12 linken Auges und in der rechten Wange werden überwiegend von späteren Übermalungen verursacht. Auch die Kontur des Kinns und der Schatten am Rand der rechten Wange und der untere Bereich des rechten Ohres scheinen überarbeitet zu sein. Die schwarze untere Konturlinie des linken Ohrs ist neueren Ursprungs. Die ursprünglichen Haare sind mit wenigen Locken in schwarzer Farbe definiert. Sie sind stark berieben und überarbeitet. Die unteren Haarlocken sind auf die Hintergrundfarbe gemalt. Retuschen im Hintergrund und in der Schulter zeichnen sich schwarz ab. UV-Aufnahme Die starke Fluoreszenz bestätigt einen alten Firnis, der das Gemälde in unterschiedlicher Dichte bedeckt, die besonders im oberen Hintergrund deutlich wird. Im Gesicht ist der alte Firnis partiell reduziert. In der Kopfbedeckung, den Haaren mit einem Teil des rechten Hintergrunds, im Schal und an der rechten Seite der Brust sowie an der linken Schulter hat der Firnis ein Schwundriss ähnliches großflächiges Sprungnetz gebildet. Die Ursache dafür könnte einer 1981 vorgenommenen Firnisregenerierung mit einer schwachen Lösung Terpentin, Äthylglycol und Dammarfirnis sein. Da jedoch das Gesicht sowie der obere und linke Hintergrund nicht betroffen sind, muss ein zusätzlicher Faktor die Bildung des Sprungnetzes verursacht haben. Alte, unter dem Firnis liegende Retuschen sind durch ihren dunkleren Grauwert zu erkennen, wie z.b. im rechten unteren Bereich des Bildes, die mit schwarz überarbeitete Trennlinie zwischen den Lippen und die mit Schwarz nachgezogene untere Kontur des linken Ohres. Neuere auf dem Firnis liegende Retuschen zeichnen sich schwarz ab. Streiflicht von links Die Holzmaserung tritt deutlich hervor, da die Grundierung und die meisten Farbschichten außerordentlich dünn aufgetragen sind. Die mit dickerer Farbe strukturierten Bereiche im Gesicht, die Lichter auf dem Pelz, die Falten des Tuchs sowie der dichtere Farbauftrag im dunkleren Hintergrund zeichnet sich im Streiflicht ab. Die in die Hintergrundfarbe eingebetteten großen weißen Pigmente und andere auf der Malschicht klebende Partikel verursachen weiße Lichtreflexe. Die partielle Schüsselbildung der Malschichtschollen und dachförmig hochstehende Malschicht sind im Streiflicht nicht zu erkennen. Autoradiographie Aktivierungsende: :00 Dauer: 13 h Neutronenleiter n-fluß: 10E9 Position des Bildes zur Neutronenquelle: oberer Rand Autoradiographie Exponierungszeiten Zeit nach Ende der Aktivierung Dauer 1.Film 20m 1h 20m 1h 2.Film 8h 30m 24h 30m 13h 1.Imaging plate, wo? 1d 3h 1d 6h 15m 3h 15m 3.Film 1d 7h 3d 7h 2d 4.Film 3d 8h 8d 1h 4d 15h 2.Imaging plate, wo? 8d 1h 30m 10d 30m 1d 23h 5.Film 10d 1h 55d 45d Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 12 von 18

13 Auswertung der Autoradiographien 1.Film 20m 1h 20m Der erste Film zeigt nicht nur Schwärzungen, die durch das Manganisotop verursacht sind, sondern bereits auch die Verteilung der Kupferpigmente im Bild. Sogar der mit Beinschwarz dick pastos gemalte tiefschwarze Schatten, den der Pelz auf den Umhang wirft, zeichnet sich bereits aufgrund der hohen Anzahl von Phosphorisotopen schwach ab. Eine braune leicht geschwungene lineare Angabe mit manganhaltiger brauner Farbe markiert den unteren Rand des Baretts oberhalb des rechten Auges. Sie ist mit dem Stereoskop nicht nachzuvollziehen. Wenig manganhaltiges Braun befindet sich in der Untermalung des Hintergrunds. In den dunklen Bereichen am linken Rand und des Schattens rechts unten an der Wand ist die helle graubraune Tönung des Hintergrunds zusätzlich mit manganhaltigem Braun unterlegt. Die linke Hälfte des Halses ist mit brauner Farbe untermalt. Schwärzungen in den Haaren und an der Stirn werden von einem Farbauftrag neueren Ursprungs verursacht. Auch eine lineare Formangabe am unteren Rand der Haare rechts ist vermutlich nicht ursprünglich. Die Kontur des Kinns wurde mit brauner Farbe in neuerer Zeit überarbeitet. 2.Film 8h 30m 24h 30m Der diagonal durch das Gesicht verlaufende dunklere Grauwert des oberen linken Films, der sich in dem Film darunter wiederholt, entstand durch einen Entwicklungsfehler. Das Manganisotop führt noch zu einer geringen Schwärzung, siehe Beschreibung 1. Film. Das Kupferisotop verursacht intensive Schwärzungen. Die Lichtreflexe auf dem gebauchten Stoff des Baretts sind mit graubrauner Farbe aufgehellt. Sie zeichnen sich in der 2. und 3. Autoradiographie durch die Anwesenheit von Kupferpigmenten ab. Bei der Suche mit dem Mikroskop nach blauen oder grünen Partikeln konnte jedoch nur ein einziges größeres grünlich-blaues Pigment gefunden werden, das unter der graubraunen Farbe hervorragt. Das mit Kupferpigmenten gemalte Muster des Schals ist viel präziser zu erkennen, als es im Original den Anschein hat. Auch der Bereich an der rechten Schulter ist gemustert. Das gestreifte Muster ist pastos mit sehr fein geriebenen grünen Pigmenten geformt. Die grünen Kupferpigmente zeichnen sich mit einer intensiven Schwärzung auf der 1. bis zur 4. Autoradiographie ab. Die grünen Pigmente sind so fein gerieben, dass selbst bei 64facher Vergrößerung keine Körnung erkennbar ist Gleich unterhalb des Halses zeigt die 2. Autoradiographie einen horizontal verlaufenden oben und unten begrenzten etwa 3 cm breiten Streifen, in dem mehrere dünne parallele Striche in diagonaler Richtung verlaufen. Mit dem Stereoskop lassen sich die Striche nicht nachvollziehen. Rembrandt hat sie mit dunkler graubrauner Farbe übermalt. Der Hintergrund am linken Rand und der Schatten auf der Wand rechts unten sind mit dunklerer Farbe gemalt. Die 2. bis 4 Autoradiographie belegen die Anwesenheit von Kupferpigmenten in der Pinselstruktur der sichtbaren Hintergrundfarbe. Die letzte Autoradiographie zeigt die zusätzliche Beimischung von Beinschwarz. Signatur Die Farbe entspricht in Konsistenz und Körnigkeit der Hintergrundfarbe, ist jedoch Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 13 von 18

14 etwas dunkler gefärbt. Wie die Autoradiographie belegt, wird der dunklere Farbton durch eine höhere Anzahl von Kupferpigmenten und Beinschwarz verursacht. DasQuecksilberisotop Hg-197 führt zu Schwärzungen auf der Stirn und unterhalb des rechten Auges. 3.Film 1d 7h 3d 7h Das Manganisotop ist zum Zeitpunkt der Filmauflage bereits vollständig abgeklungen, siehe Beschreibung 1. Film. Schwärzungen durch das Kupferisotop sind nicht mehr so intensiv wie bei der zweiten Filmauflage, siehe Beschreibung 2. Film. Die Isotope von Quecksilber und Phosphor tragen zunehmend zu einer Schwärzung bei, siehe Beschreibung 5. Film. 4.Film 3d 8h 8d 1h Schwärzungen durch das Kupferisotop sind nur noch schwach zu sehen, siehe Beschreibung 2. Film. Die Isotope von Quecksilber und Phosphor tragen zunehmend zu einer Schwärzung bei, siehe Beschreibung 5. Film. 5.Film 10d 1h 55d Hintergrund: Der Hintergrund am linken Rand und der Schatten auf der Wand rechts unten sind mit dunklerer Farbe gemalt. Von der 2. bis zur 4 Autoradiographie konnte die Beifügung von Kupferpigmenten zur sichtbaren Farbe nachgewiesen werden. In dieser Aufnahme wird als zusätzliche Komponente Beinschwarz angezeigt. Gesicht: Die Pupille des linken Auges hat in der unteren Hälfte einen dicken Farbklecks, am oberen Lidrand ist als schmaler schwarzer Strich mit Beinschwarz. In der weitgehend übermalten Pupille des rechten Auges scheint sich noch ursprüngliches Beinschwarz zu befinden, der obere Lidrand ist mit schwarzer Farbe untermalt. Die Wangen sind mit Zinnoberrot gefärbt. Vor allem die beschattete Gesichthälfte und die Stirn haben eine deutliche Filmschwärzung hervorgerufen. Die Farbabplatzungen in der Malschicht sind deutlich zu erkennen. Diese Tatsache belegt, dass der dünne rötliche Farbauftrag auf der dickeren hellgrauen Malschicht Zinnober enthält. Die rechte Gesichthälfte wurde jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt mit roter Farbe übergangen, in der möglicherweise auch Zinnober enthalten ist. Die Rundung des linken Nasenlochs ist in einer tiefer liegenden Schicht mit Beinschwarz angegeben. Die Trennlinie der Lippen ist mit Beinschwarz gemalt. Die Unterlippe ist sehr berieben und mit roter Farbe übermalt. Hin und wieder sind Reste einer rosa Farbe darunter zu beobachten, die vermutlich das Zinnober enthält. Beide Ohren zeigen eine Schwärzung, die jedoch überwiegend von später aufgemalten Zinnober hervorgerufen wird. Die gerundete Kontur am linken Ohr ist eindeutig aus späterer Zeit, die roten Partikel schweben über der Malschicht. Ab und zu gewinnt man den Eindruck dass in den Tiefen der Malschichtstruktur ein dünner Farbauftrag mit roter Farbe vorhanden ist, der möglicherweise auch mit Zinnoberrot gefärbt ist. Barett: Das Barett ist mit Beinschwarz vorgeformt, die Kontur linear mit Beinschwarz gezogen. Die Ausführung des Baretts in schwarzer Farbe ist stark berieben, was sogar in dem Film ersichtlich wird. Tuch: Die Brust war bereits mit schwarzer Farbe unterlegt, als in die noch feuchte Farbe mit breitem Pinsel der Fall des Tuchs vor der Brust angegeben wurde. Weitere langgezogene schwarze Pinselstriche im linken Bereich des herabfallenden Schals, die unter der sichtbaren Farbe liegen, sind mit Kohlenstoffschwarz aufgetragen und zeichnen sich daher Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 14 von 18

15 nicht ab Das Dreieck am Hals, das vom Tuch nicht bedeckt wird, zeigt diagonal verlaufende Pinselstriche mit Beinschwarz. Die schwarze Farbe befindet sich in einer tiefer liegenden Schicht, die an einer Stelle offen sichtbar und hier sehr berieben ist. Pelz: Der Pelz wurde zunächst locker mit pastosen grauen Pinselstrich angelegt, die Farbe ist mit Beinschwarz gemischt. Darauf wurden die Haare des Pelzes zunächst mit grob pigmentierter Farbe gestaltet und dann mit fein pigmentierter Farbe weitere Haare hinzugefügt. Helle rotbraune Lichter auf dem Pelz enthalten Zinnoberrot. Die schwarzen diagonalen Falten des Pelzes sind mit bläulich-schwarzem Kohlenstoffschwarz vertieft. Nur der tiefschwarze Schatten, den der Pelz auf den Umhang wirft, ist mit dick pastos aufgetragenem Beinschwarz gemalt und führt daher zu einer intensiven Schwärzung. Umhang: Der Umhang ist an der Schulter mit grünlich-graubrauner Farbe gefärbt, die Beinschwarz enthält. An der Brust ist der Umhang mit viel Beinschwarz im Pinsel in langen diagonalen Strichen gemalt. In die noch feuchte schwarze Farbe wurde rechts unten eine hellere Lichtkante einer Falte gemalt, dabei wurde die schwarze Farbe verdrängt. Kommentar: 5. Gamma-Spektroskopie Beschreibung der Messbereiche Übersicht 1 Während 1. Filmauflage Übersicht 2 Während 2. Filmauflage Übersicht 3 Während 3. Filmauflage Übersicht 4 Während 4. Filmauflage P 1 34vu/17vl Linke Wange P 2 31vu/21vl Mund P 3 53vu/5vl Hintergrund oben links P 4 20vu/42vl Hintergrund unten rechts P 5 14,5vu/41,5vl Signatur P 6 28,5vu/14vl Halstuch, Bereich auf der linken Schulter P 7 39vu/19vl Auge links mit Stirn P 8 27,5vu/28vl Haarlocken rechts unten P 9 19vu/23,5vl Zwischen Hals und Tuch, Bildmitte P 10 23vu/12vl Pelzkragen auf der linken Schulter P 11 7vu/13vl Umhang, dunkler Bereich unten links P 12 43,5vu/25vl Auge rechts mit Wange Analyse der Meßbereiche Mn-56 Cu-64 As-76 K-42 Na-24 Hg- 197 Hg- 203 Au- 198 Ü 1 6.5E Sr-87: 805, Zn-69: Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 15 von 18

16 45489, Zr- 95: (58) Ü 2 4.0E8 1.1E Sb-122: 415 Ü 3 (3.3E5) E5 2.1E Sb-122; 283 Ü Sb-122: 354 P 1 3.9E5 1.1E P 2 5.5E P 3 1.2E P 4 2.3E P 5 1.1E P 6 4.1E5 9.3E P 7 6.9E P 8 1.3E P 9 4.0E5 1.3E P E P E P Sb-122: 543 Analysenberichte Dendochronologie Klein, (Bericht siehe unter verknüpfte Datei) Frühest mögliche Bemalung: ab 1629 Stammgleichheit, soweit bekannt: Zustandsberichte und Restaurierungen (Jahr, Zitate) 1. Juni 1877 Berliner Tagesblatt: Nr. 810 Rembrandts herrliches Gemälde, das Selbstbildnis des Künstlers, erscheint in der eigenthümlich dunkelbraun-gelb beschatteten Stirn geradezu wie von einem feuchten Thau angehaucht ZA:II/KFM : Vermerk Protokoll der Sitzung der Sachverständigen-Commission der Gemäldegalerie; Bild soll von dem Restaurator Hauser restauriert werden (ZA: I/GG 48) (ZA: I/GG 48) 10. Januar 1889: Vermerk Quartalsberichte der Gemälde-Galerie:[ ] von den in Restauration befindlichen Gemälden sind folgende fertig gestellt worden durch Restaurator Hauser: No 810. Rembrandt, Selbstbildnis (ZA: I/GG 6) Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 16 von 18

17 : Protokoll über die Revision der Gemälde-Galerie: Endlich sind 25 Stichproben in verschiedenen Bestandtheilen der Sammlung vorgenommen, und ist deren ordnungsgemäßer Zustand festgestellt worden: 14) Rembrandt, No gereinigt u. kleine Retuschen hergestellt (ZA: I/GG 6) Befund (Untersuchung) Eichenholz, senkrecht gemasert, unparkettiert. Unregelmäßige Fase links, oben und rechts, unten nicht. Oben wohl originaler Rand, rechts und links bestossen, unten vielleicht beschnitten. Zustand im ganzen gut, wenngleich mit sehr vergilbtem Firnis. Eine Reihe von Fehlstellen, die retuschiert sind und sich weniger in der Farbe als in der Oberfläche verändert haben. Eine große Fehlstelle in der rechten unteren Ecke unterhalb der Signatur; einen weitere rechts vom Auge, eine weitere rechts von der Nase. Ganz dünn gemalt; so stehen Haare und Pelz direkt auf der Grundierung Vermerk in Restaurierungskartei von Gerhard Pieh: Abnahme hartnäckiger Schmutzschichten mit Picture Cleaner, alkalifreier Seife und Terpentin; Firnisregenerierung mit einer schwachen Lösung Terpentin, Äthylglycol und Dammarfirnis. Verschwärzte alte Ölfarbretuschen im Hintergrund, am linken Auge, der rechten Wange und unterhalb des Mundes die unangenehm herausfielen wurden mit Harzfarben leicht überretuschiert Vermerk in Restaurierungskartei von Beatrix Graf: Nach dem Ausrahmen zeichneten sich auf dem Bild, das sehr überrahmt ist, die Auflageflächen auf dem Rahmenfilz matt ab. Unter dem Mikroskop ist eine stark zu Inseln zusammengekrochene Firnisschicht sichtbar. Auflageflächen auf dem Rahmenfilz zeichnen sich matt ab. Ränder mit Terpentinöl abgerieben und mit Dammarfirnis betupft (Fotoauftrag). Aufnahmen Art Motiv Datum Neg.Nr./ Datei Fotograf Historisch Röntgen gesamt?/ Detail? Nein A. Burroughs Röntgen gesamt? / Detail? nein K. Wehlte Röntgen gesamt? Washington NG Aktuell Röntgen gesamt C. Schmidt Infrarot Gesamt C. Schmidt IRR Gesamt C. Schmidt UV Gesamt C. Schmidt Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 17 von 18

18 Streiflicht Gesamt C. Schmidt Autoradiographie Gesamt C.Laurenze C.- O. Fischer K. Slusallek W. Leuther C. Schmidt Mikroskop Details Siehe externe Datei C.Laurenze Untersuchungsbericht Restaurierung - März 2013 Seite 18 von 18