Dyskalkulie und Illiteralität
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- Gerda Junge
- vor 8 Jahren
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1 Dyskalkulie und Illiteralität Gruppe 8: Annekatrin Breske, Janine Freitag, Sabrina Gesche, Philipp Nützler, Lisa-Marie Ploog, Julia Pretzsch, Lena Sennekamp
2 2
3 3
4 4 Gliederung 1. Fragestellung 2. Dyskalkulie Definition Ursachen Diagnostik Umgang in der Schule 3. Illiteralität Definition Ursachen Diagnostik Umgang in der Schule 4. Problemfelder in der Gesellschaft 5. Diskussion
5 5 1. Fragestellung Handelt es sich dabei um angeborene, organisch nachweisbare Erkrankungen oder existieren diese in Wirklichkeit nicht? Wo sonst sind mögliche Ursachen für Schwächen in diesen Fächern zu finden? Wie sollten wir mit der Problematik umgehen?
6 6 Pisa-Studie Bereich Mathematik. Niveaustufe 1 = vertraute Aufgabenstellung Informationen werden erkannt Routineverfahren angewendet, wenn explizit dazu aufgefordert
7 7 Anteil an Schülern unter Niveaustufe 1 sehr ungleich verteilt widerspricht der gleichmäßigen Verteilung einer organischen, neuropsychologischen Krankheit
8 8 Pisa-Studie Bereich Leseverständnis. Niveaustufe 1B = Information hervorgehoben, syntaktisch einfach, kurze Wörter Hilfestellung, Wiederholungen kaum konkurrierende Information
9 Pisa-Studie Bereich Leseverständnis. 9
10 2. Dyskalkulie 10
11 11 2. Dyskalkulie - Definition Dyskalkulie (griechisch: dys = schwierig/ schwer; kalkulie = (be-) rechnen/ überlegen) = Teilleistungsstörung/ Teilleistungsschwäche umfasst Probleme in mathematischen Grundlagen (z.b. Grundrechenarten)
12 12 2. Dyskalkulie - Definition Dyskalkulie / Arithmasthenie vs. Rechenstörung / Rechenschwäche aus dem Bereich außerschulischer Therapie-Institutionen : medizinischer Bereich sonderpädagogischer Bereich psychologischer Bereich aus dem Schulbereich/ Mathematikdidaktik angemessene Formulierung (KMK): besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens
13 13 2. Dyskalkulie - Definition Definition Rechenstörung nach WHO / International Classification of Diseases (ICD 10): Die Rechenstörung beinhaltet eine umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralberechnung benötigt werden.
14 14 2. Dyskalkulie - Ursachen autogen (was das Kind daraus macht) familiäre Ursachen z.b. Konflikte; kultureller Unterschied, ungünstige Lebensverhältnisse etc. Ursachen im Bereich der Schule z.b. schulorganisatorische Mängel, Lehrer- Schüler- Verhältnis etc. neurotisch- psychogene Ursachen z.b. Ängstlichkeit/ Angstzustände, aggressives Verhalten etc. exogen (Umwelt) endogen (Veranlagung)
15 15 2. Dyskalkulie - Diagnostik rechenschwache Kinder wollen den Anschluss nicht verlieren können die Rechenschwäche aber irgendwann nicht mehr kompensieren Üben bringt keine Fortschritte das tägliche Versagen beeinträchtigt das Selbstwertgefühl und die Lernmotivation
16 16 2. Dyskalkulie - Diagnostik Erste Alarmzeichen: Einstellung zum Fach Leistungen sind unregelmäßig Einfache Erklärungen stoßen auf Unverständnis Defizite beim Verständnis von Mengen und Größen Beziehungen grundlegenden Rechenoperationen Häufig aber auch bei Kindern, die keine Dyskalkulie haben! Deshalb ist eine geeignete Diagnostik erforderlich!
17 17 2. Dyskalkulie - Diagnostik Diagnostik: Kernstück der Diagnostik ist die Durchführung eines standardisierten Rechentests zusätzlich wird ein IQ-Test durchgeführt auch in der Schule können standardisierte Tests durchgeführt werden, um einen individuellen Förderbedarf festzustellen (z.b. HRT 1-4; DEMAT)
18 18 2. Dyskalkulie Umgang in der Schule Förderung Ansätze Curriculare Förderansätze (lehrplanorientiert) Nicht-curriculare Förderansätze (Orientierung an psychologischen Entwicklungsmodellen) Internationale Forschungsliteratur Gezielte Förderung verbessert Rechenleistung Nachteilsausgleich!
19 3. Illiteralität 19
20 20 3. Illiteralität - Definition Illiteralität (lat. littera = Buchstabe) Negation von Literalität (Lese- und Schreibfähigkeit) beschreibt die fehlende Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben auch: Funktionaler Analphabetismus oder Legasthenie
21 21 3. Illiteralität - Definition Analphabetismus Funktionaler Analphabetismus: keine/unzureichende Kenntnisse in der Schriftsprache Schriftlosigkeit zu geringe Kenntnisse der Schriftsprache, um diese funktional einzusetzen (1) primärer Analphabetismus (2) sekundärer Analphabetismus (3) totaler Analphabetismus (4) funktionaler Analphabetismus historisch und kulturell wandelbare Größe Begrifflichkeit steht unter Kritik
22 22 3. Illiteralität - Definition Legasthenie eine unheilbare Teilleistungsschwäche kennzeichnend = durchschnittliche bzw. überdurchschnittliche Intelligenz weder erziehungs- noch milieubedingt nach WHO ist Legasthenie eine Krankheit
23 23 3. Illiteralität - Ursachen Ursachen funktionalen Analphabetismus komplexes Bindungsgefüge
24 24 3. Illiteralität - Ursachen Ursachen von Legasthenie: - neurobiologische Funktionsstörung - genetisch bedingt - spezifische Gedächtnisschwäche externe Faktoren stellen keine Ursache dar, können aber Verlauf beeinflussen
25 Zusammenhang von Alphabetisierung und späterer Lebensgestaltung 25
26 26 3. Illiteralität - Diagnostik 1.) Medizinische/Klinische Diagnostik nach ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) neuropsychologische Funktionsstörung Diagnose von Fachärzten durch umfangreiche interdisziplinäre Untersuchung
27 27 3. Illiteralität - Diagnostik Methoden zur Diagnose (nach ICD 10): Anamnese psychometrische Tests IQ-Tests, WN-Tests, Aufmerksamkeitstests... Fragebögen zum sozial-emotionalen Bereich Beobachtung offenes Verhalten neurologische und internistische Untersuchungen Informationsquellen (z.b. Zeugnisse)
28 28 3. Illiteralität - Diagnostik Kritik: leichtere Erkrankungen nicht berücksichtigt rein mathematisches Modell erlaubt keine zuverlässige Diagnose Fachwissen von Nöten um mathematische Werte gerecht einzuschätzen Fachpersonal wird erst nach langem ungünstigen Lernweg aufgesucht ABER: Diagnose kann für Eltern und Betroffene sehr entlastend wirken.
29 29 3. Illiteralität - Diagnostik 2.) Pädagogische Diagnostik es existiert keine Erkrankung, sondern nur Schüler und Schülerinnen mit Schwierigkeiten = Sammelbegriff für Vielzahl von Problemen
30 30 3. Illiteralität - Diagnostik Anzeichen (keine Symptome): mangelnde Lesegenauigkeit, -verständnis, -tempo stockend, nicht sinnvoll betonend, langsam Buchstaben vertauscht, verwechselt, ausgelassen, hinzugefügt Probleme bei Laut-, Silben- und Wortbildung ABER: Selten typische Fehler!
31 31 3. Illiteralität - Diagnostik Standpunkt der Pädagogik: Betonung darauf, dass Probleme nicht im Kind liegen pädagogische Diagnose von Illiteralität ist nicht möglich Standpunkt der KMK: bisherige Forschungen kontrovers und nicht abgeschlossen keine Anerkennung von Erkrankungen
32 32 3. Illiteralität Umgang in der Schule lange Zeit wurde Problematik ignoriert bzw. Schuld an Betroffene oder Gesellschaft abgegeben heute Suche nach Ursachen in der Schule
33 33 3. Illiteralität Umgang in der Schule Teufelskreis: Betroffene gelten als minderbegabt, wenig intelligent, faul, nachlässig, unkonzentriert Betroffene reagieren auf Missachtung mit Trotz/Aggression/Sturheit/Ärger weitere Disziplinarverfahren, Ausstoßung, Bloßstellung wiederum negative Gefühle des Betroffenen verstärkt Ohne Unterstützung kein Ausbruch möglich!
34 34 3. Illiteralität Umgang in der Schule Emotionale Folgen: Betroffene werden früh zu Außenseitern Folgesymptome: emotionale Probleme, depressive Störungen, Störungen des Sozialverhaltens und Hyperaktivitätssyndrome, niedriges Selbstwertgefühl, Hausaufgabenkonflikten, Demotivierung, Schulunlust, somatischen Beschwerden emotionale Entwicklungsgefährdung
35 35 3. Illiteralität Umgang in der Schule Maßnahmen: Fördern durch Binnendifferenzierung, vermehrtes Üben allgemeine Sprach- und Deutschförderung KRITIK: schulische Lerntherapie in großen Gruppen ohne speziell auf Einzelfall einzugehen schulische Förderung bleibt oft oberflächlich und erfolglos Fördermaßnahmen schlecht oder gar nicht evaluiert Finanzierung durch Krankenkassen nicht gesichert
36 36 4. Problemfelder in der Gesellschaft Wechselwirkungen: Gesellschaft, Schule und Teilleistungsstörungen Anregungen zur Diskussion
37 37 Diskussion Illiteralität? Dyskalkulie?
38 38 Quellen(1) Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.v.(2013). Empfehlungen zur Diagnostik und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit einer Rechenstörung in der Schule. München. Greitemeyer, T. (2008). Sich selbst erfüllende Prophezeiung. In: Petersen/ Six (Hrsg.). Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Beltz. Basel. Kirchner, J. Woran Eltern Dyskalkulie und Legasthenie erkennen. In: DieWelt. Stand Zugriff unter Legasthenie-erkennen.html. Klinikum der Universität München. Info Legasthenie. Zugriff unter Marwege, G. (2013). Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule. Eine verfassungsrechtliche Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der UN-Behindertenrechtskonvention. Universitätsverlag Göttingen. Naegele, I./ Valtin, R.(Hrsg.). (2003). LRS Legsthenie in den Klassen Grundlagen und Grundsätze der Les-Rechtschreib-Förderung. Beltz Verlag. Weinheim, Basel. 6.Auflage. Nickel, S. (2008). Funktionaler Analphabetismus / Illiteralität: Begrifflichkeit, Genese, didaktische Ansätze und familienorientierte Prävention. Zugriff unter /nickel_analphabetismus_progrundbildung.pdf.
39 39 Quellen (2) Nickel, S. (2011). Familie und Illiteralität. Über die Transmission von schriftkultureller Praxis im familiären Alltag. Zugriff unter OECD (2013). PISA 2012 Results: What Students Know and Can Do Student Performance in Mathematics, Reading and Science (Volume I). PISA, OECD Publishing. Zugriff unter Schleider, K. (2009). Lese- und Rechtschreibstörungen. Ernst Reinhardt Verlag. München. Schroth, V. (2014). Was ist eigentlich Legasthenie? Zugriff unter Stauffacher, V. (1992). Lesen und Schreiben ein Problem? Schule und funktionaler Analphabetismus. Druckerei Schüler AG. Biel. Van Essen, F. (2013). Soziale Ungleichheit, Bildung und Habitus. Springer VS. Wiesbaden. Verwaltungsvorschriften über die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben oder im Rechnen (VV-LRSR) (2011). Zugriff unter Zentrum für Rechentherapie Elbe/Weser. Ratgeber für den Umgang mit Dyskalkulie. Zugriff unter
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