I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober und Dr. Gerhard Dell Landesenergiebeauftragter am 10. Dezember 2007 zum Thema "Energiewende Arbeitsgruppe Energieplanung 2030 startet"

2 LR Rudi Anschober Seite 2 Oö. Energiewende als Schlüssel für Klimaschutz Erneuerbare Energie wächst, Gesamtenergieverbrauch entkoppelt sich vom Wirtschaftswachstum Startschuss für Umsetzung der Energiewende Energieerzeugung und Energieverbrauch sind der Schlüssel für den Klimaschutz. Mehr als 80 % der Treibhausgase gehen direkt oder indirekt auf den Sektor Energie (für Wärme, Strom, Verkehr) zurück. Das Ziel von Energie-Landesrat Rudi Anschober ist die Umsetzung der "Energieplanung 2030", die auf seinen Antrag am 22. Oktober 2007 von der Landesregierung beschlossen wurde. Damit soll der Energieverbrauch deutlich verringert, schrittweise auf erneuerbare Energie umgestellt und dadurch bis 2030 bis zu 65 % CO 2 eingespart werden. Heute startet die Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreter/innen der hauptbetroffenen Bereiche mit der Erarbeitung eines Umsetzungsprogramms, dessen Ziel die Erweiterung und Adaptierung des Oö. Landesenergiekonzeptes ist. Der Ausbau erneuerbarer Energie und Energieeffizienz ist bereits seit vier Jahren konsequenter Kurs von Anschobers Energiepolitik. Erstmals zeigen sich jetzt in der im Entwurf vorliegenden Energiestatistik 2006 erste Erfolge: denn der Energieverbrauch ist 2006 nicht gestiegen, der Anteil erneuerbarer Energie konnte massiv gesteigert werden. Dies wird erstmals sinkende CO 2 -Emissionen bewirken. Als erste Region Europas hat Oberösterreich am 22. Oktober in der Landesregierung auf Antrag von Energie-Landesrat Rudi Anschober den schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern beschlossen.: Bei Raumwärme und Strom soll der Energieverbrauch entsprechend den Zielen der EU-Aktionspläne um 39 bzw. 11 Prozent schrittweise abgesenkt werden, gleichzeitig das umweltverträglich nutzbare Potenzial

3 LR Rudi Anschober Seite 3 an erneuerbarer Energie schrittweise ausgeschöpft werden. Damit könnte Oberösterreich in diesen beiden wichtigen Bereichen völlig unabhängig von Energieimporten werden und die Verbrauchsmengen durch Erneuerbare Energieträger selbst erzeugen. Natürlich schließt dies zusätzliche Erzeugungskapazitäten etwa der Übergangstechnologie Gas nicht aus - etwa für den Export. Deutliche Umstellungen auf erneuerbare Energieträger sieht das Konzept auch bei der gesamten Primärenergie vor - hier wird der Umstieg jedoch nur teilweise gelingen, da viele industrielle Prozesse, etwa der voestalpine, nicht umgestellt werden können. Hier bleiben auch im Energiewendeszenario rund 65 Petajoule an fossiler Energie. Dass doch einiges möglich sein wird, zeigt die Voest selbst etwa durch die teilweise Umstellung der Energie für den Hochofenbetrieb auf Kunststoffpellets, durch die in Zukunft durch Ersatz von Koks und Schweröl rund CO 2 vermieden werden können. In Summe soll das sehr ambitionierte Programm, das auf den Zielen der EU-Kommission aufbaut, Oberösterreichs CO 2 -Emissionen um bis zu 65 Prozent verringern. Startschuss für Erarbeitung des Energiewende-Umsetzungsprogramms Heute startet die Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreter/innen von Strom- und Gasversorgern, Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung, Universitäten, Energiedienstleistungs- und Ökoenergieunternehmen und des Landes Oberösterreich mit der Erarbeitung eines Umsetzungsprogramms, aus dem anschließend ein neues Landesenergieprogramm entstehen soll. Das Programm soll im Herbst 2008 in die Landesregierung eingebracht werden. Anschober: "Gelingt es uns diese ambitionierten Ziele umzusetzen, dann würden wir uns viel unabhängiger machen von Energieimporten und

4 LR Rudi Anschober Seite 4 steigenden Energiepreisen, könnten jedes Jahr hunderte Millionen Euro an Energieimporten einsparen und in eigene Wertschöpfung und eigene Arbeitsplätze investieren, die Betriebskosten der Bevölkerung verringern und die Klimaschutzziele tatsächlich verwirklichen. Eine riesige Herausforderung und eine große Chance für den Klimaschutz." Anschober: Manche fragen, ob unsere Ziele erreichbar sind. Ich bin davon überzeugt, denn wir liegen damit auf Kurs dessen, was etwa der Weltklimarat der UNO an Einsparungen bei den Treibhausgasen für notwendig erachtet und auch andere haben bereits ähnliche Ziele formuliert: Deutschlands Bundesregierung eine CO 2 -Einsparung um 40 Prozent bis 2020 (auch das Maßnahmenprogramm wurde bereits verabschiedet), London mit einer CO 2 -Einsparung bis 2025 um 60 Prozent. Wir befinden uns also in guter Gesellschaft und wer zuerst mit der notwendigen und unausweichlichen dritten industriellen Revolution beginnt, wird davon auch wirtschaftlich profitieren. Die letzten 23 Jahre haben gezeigt, was in den nächsten 23 Jahren möglich sein kann Ein Blick zurück beweist, das unser Ziel sehr ambitioniert ist, aber durchaus realistisch erreichbar ist. Denn im vergleichbaren Zeitraum der vergangenen 23 Jahre konnten wir in Oberösterreich: - den Heizwärmebedarf im Eigenheimneubau durchschnittlich von 240 kwh auf unter 50 kwh absenken - Ökostrom von 0 auf 590 Millionen Kilowattstunden erhöhen - Biogasanlagen von 0 auf 70 Anlagen steigern - Photovoltaik von 0 auf kwpeak erhöhen - Windstrom von 0 MW auf 26 MW steigern - Moderne automatische Biomasseheizungen von 50 auf MW steigern

5 LR Rudi Anschober Seite 5 Entwurf der Energiestatistik 2006 zeigt erste große Erfolge: Erneuerbare Energie wächst, Gesamtenergieverbrauch entkoppelt sich vom Wirtschaftswachstum die neue Landesenergiepolitik wirkt!! Erneuerbare Energie (ee) Es gab in Oberösterreich einen Anstieg der erneuerbaren Energieträger um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, mit über 80 PJ ist der historische Höchststand erreicht. "Die im Jahr 2004 eingeleitete Energiewende beginnt zu greifen", so Anschober. Obwohl das Jahr 2006 nach Heizgradtagen (Anmerkung: Maß für das Wetter und die Kälteperiode) das wärmste aller Zeiten und ein leicht schlechteres Wasserkraftjahr als 2005 (minus 1 %) war, gab es in allen 21 Bilanz-Sektoren eine Zunahme der erneuerbaren Energieträger (mit Ausnahme des Sektors Landwirtschaft). Anteil Erneuerbarer Energieträger Prozent 29,00 28,00 27,00 26,00 25,00 24,00 23,00 22, Anteil Erneuerbarer Energieträger Grafik 1: Anteil Erneuerbarer Energieträger seit 2003 In Österreich (+ 1,4 %) und in allen Bundesländern (mit Ausnahme Vorarlberg, minus 1,7 %) gab es einen Anstieg des Anteils der erneuerbaren Energieträger, in OÖ ein plus von 2,3 Prozent am Gesamtenergieverbrauch und damit (mit Ausnahme Burgenland) den

6 LR Rudi Anschober Seite 6 höchsten Anstieg aller Bundesländer (sowohl relativ als auch absolut; absolut natürlich auch besser als Burgenland). Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch ist nach derzeitiger Statistik Austria Bilanzmethode 27,8 Prozent, nach der über die Zeitreihen konstant angewendeten Bilanzmethode des Oö. Energiekonzeptes 1994 (Bilanzmethode ÖSTAT) sogar bereits 30,9 Prozent. Strom Der Stromanstieg gesamt betrug 3,1 Prozent und liegt daher immer noch über den energiepolitischen Zielen des Landes OÖ. Energie-Landesrat Rudi Anschober warnt in diesem Zusammenhang eindringlich vor den Auswirkungen desaströser Ökostrompolitik wie sie von Bundesminister Bartenstein fabriziert wird. So hat das Bundesökostromgesetz von Mai 2006 praktisch jeglichen Ökostromausbau österreichweit zum Erliegen gebracht. Der am vergangenen Freitag zur Begutachtung ausgesandte Entwurf eines Ökostromgesetzes 2008 ändert an den ökostromfeindlichen Rahmenbedingungen nichts. Keine sicheren Unterstützungen, Rechtsunsicherheit durch Windhundeprinzip (first come, first serve), Kostenverschiebungen zu Lasten der Haushalte, Vernebelungstaktik bei den Ökostromzielen und dafür als garantiertes Ergebnis Pönalezahlungen durch ein bereits laufendes Ökostromvertragsverletzungsverfahren bei der EU-Komission wegen Nichterreichung der vertraglich vereinbarten Ökostromziele von 78,1 Prozent im Jahr 2010 (laut letztem EU-Bericht liegt Österreich derzeit bei 57,5 Prozent). "Wenn dieses Ökostromverhinderungsgesetz in Kraft tritt dann werden dessen Folgen auch in den künftigen Energiebilanzen des Landes sichtbar werden, denn die Stromerzeugung aus erneuerbaren

7 LR Rudi Anschober Seite 7 Energieträgern geht seit 2006 auf Grund der fehlenden Rahmenbedingungen zurück", warnt Landesrat Anschober. Gas Der Verbrauch von Erdgas ist um 7 Prozent gesunken, nicht nur im Sektor Hauhalt (warmer Winter) sondern insbesondere in der Industrie! Fossile Treibstoffe Erstmal seit etwa 20 Jahren ist der Verbrauch an fossilen Treibstoffen in OÖ gesunken (2006 gegenüber 2005), in Summe um 2,3 Prozent (Diesel um 2,5 Prozent und Benzin um 1,3 Prozent). Diesel- und Benzinverbrauch (t) Tonnen Diesel Benzin Grafik 2: Entwicklung des Diesel- und Benzinverbrauchs in Tonnen in OÖ

8 LR Rudi Anschober Seite 8 Kohle Der Endenergieverbrauch Kohle ist um 4,3 Prozent gestiegen, dies wegen dem Anstieg im Sektor Eisen- und Stahlerzeugung. Gesamtenergieverbrauch Der Gesamtenergieverbrauch OÖ 2006 ist gegenüber 2005 gleich geblieben, genau genommen um 0,15 Prozent gesunken! Mit diesen Daten kann auch eine klare Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom Energieverbrauch gezeigt werden. Bei einem Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent (Österreichwert) ist der Energieverbrauch in Oberösterreich etwa konstant geblieben (-0,15 %) und bei einer derartigen Betrachtung die Effizienz des Gesamtsystems um 3,45 Prozent gestiegen. Gesamtenergieverbrauch TJ Gesamtenergieverbrauch Grafik 3: Die Entwicklung des Gesamtenergieverbrauchs in Oberösterreich seit 1988

9 LR Rudi Anschober Seite 9 "Natürlich ist das erst ein Anfang aber ein positives Signal dass der eingeschlagene Weg hin zu mehr Energieeffizienz und einer verstärkter Nutzung erneuerbarer Energieträger Früchte trägt. Diesen Weg müssen und werden wir konsequent weitergehen", so Landesrat Anschober.