Erfahrungsbericht Valencia
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- Helge Bruhn
- vor 8 Jahren
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1 Wintersemester 2014/2015 Erfahrungsbericht Valencia AUSLANDSSEMESTER AN DER UNIVERSITAT POLITÈCNICA IN VALENCIA SIMON LOOSER STUDIENGANG MECHATRONIK 7. SEMESTER
2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Vorbereitungen Universitat Politècnica (UPV) Hinweise Taschendiebstahl Politècnica Medical-Center der UPV Nachtleben Reisen Fazit
3 1. Einleitung Die wohl häufigsten Fragen Warum ein Auslandssemester? Und weshalb ausgerechnet in Valencia? lassen sich für mich recht einfach beantworten. Das Auslandssemester dient vor allem dazu, neue Erfahrungen erlangen zu können, die man als normaler Student nicht bekommen kann. Erfahrungen wie z.b. in einer fremden Großstadt zu sein, eine Wohnung suchen zu müssen in einer Sprache, die man kaum oder wie in meinem Fall zu Beginn nicht beherrscht. Ich möchte in meinem weiteren Lebensweg voraussichtlich auch im Ausland arbeiten können und wollte die Gelegenheit eines Auslandssemesters nutzen, um einen Einblick zu bekommen, wie es ist, für eine bestimmte Zeit in einem anderen Land zurecht zu kommen. Valencia ist eine sehr schöne Stadt mit vielen (~3000) Erasmus-Studenten, was die Freundessuche deutlich vereinfacht. Außerdem genießt meine Universität einen sehr guten Ruf bei der Ausbildung von Ingenieuren. Natürlich spielte auch die Lage am warmen Mittelmeer im Süden Spaniens eine wichtige Rolle. Des Weiteren war das Verbessern bzw. Erlernen mindestens einer Sprache für mich wichtig. Ich möchte mit diesem Bericht einen Einblick in das Leben eines Studenten an der Universitat Politècnica in Valencia (UPV) geben und alle, die sich überlegen ein solches Auslandssemester zu machen, mit Informationen zu versorgen und zu motivieren. 2. Vorbereitungen Angefangen hat alles mit der Entscheidung Anfang Oktober des Vorjahres, also beinahe ein Jahr vor meinem Auslandsaufenthalt. Man sollte mindestens ein halbes Jahr einplanen, da die Informationsbeschaffung, Unterschriftensammlung für die Anerkennung der Fächer, die Bewerbung an der Ziel-Universität etc. doch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zu Beginn sollte man sich zunächst mit dem Auslandsbeauftragten Herrn Hannes Schwarz des Akademischen Auslandsamts der Hochschule Karlsruhe abstimmen. Dieser steht beratend zur Seite, reserviert einen Platz an der UPV und unterstützt bei der Bewerbung sowie der Beantragung der Erasmusförderung. Notwendig ist bei der Bewerbung an der Ziel-Universität auch eine vorläufige Auswahl der Fächer, die man belegen möchte. Zusätzlich sollte das Learning Agreement zur Anrechnung der Fächer an der Hochschule Karlsruhe ausgefüllt und von den zuständigen Professoren unterschrieben werden. Nach der Zusage bucht man im besten Fall umgehend den Flug nach Valencia, der Dank Ryanair grundsätzlich recht günstig ausfällt. Auch über eine Kreditkarte sowie eine Auslandsversicherung sollte man nachdenken. Das kostenlose Geldabheben mit einer Kreditkarte wird z.b. von CortalConsors kostenfrei angeboten. 2
4 Außerdem sind Level-A1 Sprachkenntnisse in Spanisch Pflicht, welche ich in der Sprachschule Costa de Valencia direkt vor Ort in Valencia erlangt habe und bereits nach der Zusage des Auslandssemester gebucht habe. Die Sprachschule ist zwar mit 320 nicht unbedingt günstig, die Kosten werden aber größtenteils von der Hochschule übernommen. Man lernt dort in kleinen Gruppen von 3-5 Personen äußerst effektiv und mit Spaß die Grundlagen der spanischen Sprache. Gleichzeitig bietet die Sprachschule Ausflüge, Botellion am Strand und Fußballstadium-Besuche an, wobei man schon im Voraus viele neue Kontakte knüpfen kann. Alternativ zum Sprachkurs an einer externen Sprachschule bietet die Universitat Politècnica auch Spanisch A1-Sprachkurse an. Diese finden allerdings vor Vorlesungsbeginn und nicht in Valencia statt. Die Kurse werden am Campus Gandia, ca. eine Stunde südlich von Valencia, angeboten und dauern 2 Wochen. Ich verbrachte die erste Woche meines Aufenthalts zunächst im Home Youth Hostel im Zentrum der Stadt. Von dort aus startete ich meine Wohnungssuche, die sich in Valencia ohne Probleme in wenigen Tagen lösen lässt. Zum einen können Internetseiten wie weiterhelfen, ich persönlich habe jedoch lediglich über Facebook nach freien Zimmern in einer WG gesucht. Hierfür muss man lediglich den unzähligen Erasmus Valencia Gruppen beitreten, in die Wohnungsbesitzer Bilder und Informationen ihrer Angebote reinstellen. Als Wohngegenden eignen sich vor allem die Gebiete um Benimaclet und Blasco Ibanez, speziell um das Stadion Mestalla des Valencia C.F. Von dort lässt sich die UPV sehr gut zu Fuß, mit der Metro oder mit dem Fahrrad erreichen. Hier gibt es auch viele Bars, Restaurants und Discos, die sehr zu empfehlen sind. Es empfiehlt sich eine Metrokarte aus Plastik zu kaufen, da man eine Metrokarte für den Fahrraddienst Valenbisi benötigt. Natürlich kann man sich auch ein Fahrrad kaufen, sollte es allerdings für keine Sekunde aus den Augen lassen. Valenbisi ist eine Art Fahrradverleih mit um die 300 Stationen in Valencia. Für 29 im Jahr kann man über Kreditkarte einen Zugang zu diesen Fahrrädern erlangen. Dies ist sehr zu empfehlen. 3
5 3. Universitat Politècnica (UPV) Das Campusgelände Campus de Vera der UPV in Valencia ist sehr groß, und man benötigt zum Durchlaufen des gesamten Geländes ca. eine halbe Stunde. Auffällig sind die schön angelegten Parkanlagen zwischen den Gebäuden und die unzähligen Sportangebote. Tennisplätze, Fußballplatz, Schwimmbad und Sporthallen sind vorhanden und können gegen eine Gebühr benutzt werden. Ein ausgelagerter Campus, den Campus de Blasco Ibanez, befindet sich recht nah am Campus de Vera. Des Weiteren liegen außerhalb noch der Campus Gandia südlich von Valencia und der Campus de Alcoy in der Stadt Alcoy. Ich war an der Fakultät der Designingenieure eingeschrieben und habe dementsprechend auch meine Fachauswahl darauf ausrichten müssen. Zu beachten ist hierbei, dass einige Fächer nur im Wintersemester, andere nur im Sommersemester stattfinden. Auch musste ich meine vorläufige Fachauswahl komplett überarbeiten, da ich meine zunächst gewünschten Fächer aus zeitlichen oder sprachlichen Gründen nicht belegen konnte. Auf der Webseite der UPV befindet sich eine Liste mit allen belegbaren Kursen in Englisch. Es stellte sich jedoch heraus, dass mehr als die Hälfte der angegebenen Fächer dennoch auf Spanisch unterrichtet wurden. Ursprünglich wollte ich auch zwei spanische Fächer belegen, musste dann aber recht schnell einsehen, dass dies keinen Sinn machte, und so verbrachte ich die ersten zwei bis drei Wochen mit der Suche und dem Besuchen verschiedenster Kurse um für mich geeignete Fächer zu finden. Dies war relativ frustrierend, jedoch bekam ich Unterstützung des International Office der UPV, das mir helfen konnte, passende Fächer herauszusuchen. So fand ich beispielsweise das Fach Aerospace Engineering, welches von den Grundlagen von Fluggeräten handelt und sehr interessant war. Begleitend zur Vorlesung gab es Labortermine und einen Ausflug zur Ala12 Airbase der spanischen Luftwaffe in die Nähe von Madrid. Allgemein ist das Benotungssystem in Spanien anders aufgebaut als in Deutschland. Man kann maximal zehn Punkte in einem Fach erreichen, wobei man mit fünf oder mehr Punkten bestanden hat. Im Gegensatz zur Hochschule Karlsruhe, bei der sich die Gesamtnote meistens aus einer Gesamtklausur am Ende des Semesters zusammensetzt, gibt es an der Universitat Politècnica viele Projekte, Hausaufgaben, Tests und Zwischenklausuren, die mit in die Note einfließen. Die Klausur am Ende des Semesters zählt dann meistens nur noch 30-60% der Gesamtnote. Falls bei der Bewerbung ausgewählt, kann man sich einen Mentor der UPV zuteilen lassen, der einen bei den allgemeinen Fragen zur Universität und zu Valencia unterstützt. Ich habe diesen Dienst in Anspruch genommen und als sehr hilfreich und angenehm empfunden. 4
6 4. Hinweise 4.1 Taschendiebstahl Neben dem Diebstahl von Fahrrädern ist auch der Taschendiebstahl in Valencia weit verbreitet. So sollte man auf Geldbeutel und Handy in Rucksack und Hosentasche sehr aufpassen. Durch die Erfahrung eines Freundes kenne ich den Aufwand nach dem Diebstahl eines Personalausweises. Zunächst muss man unbedingt zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Wichtig: Die spanische Polizei spricht nur spanisch! Hierbei kann unter anderem der gewählte Mentor aushelfen. Danach muss man zum deutschen Konsulat nahe Xativa in Valencia und dort einen neuen Personalausweis oder ggf. einen vorläufigen Personalausweis beantragen. Dies dauert in der Regel 2 Tage und ist mit Gebühren verbunden. 4.2 Politècnica Eine große Herausforderung war zu Beginn das Auffinden der Unterrichtsräume. Diese waren nicht im Internet veröffentlicht, sondern müssen an einer Aushängetafel im Gebäude der Designingenieure gefunden und korrekt interpretiert werden. Dies ist kompliziert gestaltet, weshalb es sich bei Problemen empfiehlt, die Information im Erdgeschoss zu kontaktieren. Prinzipiell ist es möglich, Kurse an anderen Fakultäten zu belegen, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, dort angenommen zu werden, sehr gering, da die fakultätseigenen und die Erasmus-Studenten der Fakultät Vorrang haben. 4.3 Nachtleben Für Studenten ein wichtiger Punkt: das Nachtleben von Valencia. Ausgehen in Valencia empfiehlt sich immer, außer ggf. sonntags. An Sonntagen sind Discotheken und viele Bars normalerweise geschlossen. Ansonsten lässt es sich tagtäglich wunderbar weggehen, man trifft hierbei sowohl viele Spanier als auch unzählige Erasmus-Studenten. Ob Altstadt, Strand oder Blasco Ibanez, es ist immer etwas los in den Abendstunden. Sehr erwähnenswert sind in meinen Augen zwei öffentliche Plätze: Der Plaça de la Seu hinter der alten Kathedrale in der Altstadt und Plaça de la Cedro in der Nähe der Blasco Ibanez. Am Plaça de la Seu lässt es sich wunderbar mit dem valencianischen Cocktail Aqua de Valencia unter freiem Himmel sitzen und Straßenkünstlern zuschauen. Der Plaça de la Cedro hingegen bietet viele Bars und Pubs, unter anderem meinen persönlichen Favoriten Espit Chupitos, eine Shot-Bar-Kette, 5
7 die es auch in anderen großen Städten wie z.b. in Barcelona gibt. Diese Bar ist nach 1 Uhr nachts immer sehr voll und bietet viele interessante Drinks. 4.4 Medical-Center der UPV Die Universität Politècnica verfügt unter anderem auch über ein eigenes Medical-Center, das man, falls benötigt, aufsuchen kann. Kosten sind bei meinem Besuch nicht angefallen. Spanischkenntnisse und der Studentenausweis sind hier jedoch zwingend notwendig. 4.5 Reisen Es bietet sich sehr an, von Valencia aus Reisen in und um Spanien zu unternehmen. Ich persönlich war unter anderem zwei Mal in Madrid, in Barcelona, Granadella und auf der Isla de la Tarbarca. Günstig verreisen und einfach Leute kennenlernen kann man mit organisierten Touren von z.b. Happy Erasmus, ESN Valencia und Erasmus Life. Auch Marokko lässt sich von Valencia aus gut erreichen. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Veranstaltungen vor und zu Beginn des Semesters. Herausragend sind hierbei die Bootsparty von ESN Valencia und die bekannte Poolparty von Xceed außerhalb der Stadt. 6
8 5. Fazit Alles in allem muss ich zugeben, dass ich vor Beginn meines Auslandsaufenthalts doch ein wenig skeptisch war, was alles auf mich zukommen wird. Jedoch bereute ich meine Entscheidung, in Valencia zu studieren, keinen einzigen Augenblick. Ich konnte das Grundwissen der spanischen Sprache erlernen, konnte mein Spanisch und Englisch tagtäglich benutzen und vertiefen. Deutsch habe ich so gut wie nie gesprochen, dafür eine Menge Englisch. Auch Französisch aus meiner Schulzeit war hin und wieder nützlich. Grundsätzlich war ich über die Vielfalt der Studierenden überrascht. So gab es zwar sehr viele Deutsche, Franzosen und Italiener, jedoch unter anderem auch einige Belgier, Niederländer, Amerikaner, Mexikaner, Peruaner, Australier, Kanadier, Neuseeländer, Russen und Schweden. Jede Veranstaltung war interkulturell, was es noch spannender machte, neue Leute kennenzulernen. Enttäuscht war ich hingegen von der Kurswahl an der UPV. Es gibt zwar auf deren Webseite eine lange Liste mit Courses in English, jedoch finden die meisten, wie erwähnt, nicht in Englisch statt. Hier muss man also jedes gewählte Fach zunächst besuchen um herauszufinden, ob dies wirklich in Englisch stattfindet. Die Stadt Valencia hat mich sehr positiv überrascht. Die Lage am Mittelmeer ist traumhaft, der Strand selbst Ende Oktober noch nutzbar zum Entspannen und Baden. Das Nachtleben ist auch auf Grund der Temperaturen deutlich schöner als in Deutschland. Alles in Allem kann ich diese Erfahrung jedem Studenten empfehlen, da man neben dem Studieren in einem anderen Land und den vielen damit verbunden Herausforderungen jede Menge Spaß findet. Ich habe unzählige neue Kontakte und Freunde gefunden und würde jederzeit wieder die Chance auf ein Auslandssemester in Valencia ergreifen. 7
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