Ernährung bei Tumorerkrankungen

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1 Ernährung bei Tumorerkrankungen Typische Beschwerden im Verlauf einer Tumorerkrankung Appetitlosigkeit Abgeschlagenheit Brechreiz, Übelkeit Schluckbeschwerden Frühes Sättigungsgefühl, Völlegefühl Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel oder Speisen 2 2 1

2 Ursachen für diese Beschwerden Tumor Lage des Tumors kann Ess- und Schluckstörungen, frühes Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen verursachen Tumorbehandlung Verursacht Nebenwirkungen, die die Nahrungsaufnahme massiv beeinträchtigen können Appetitlosigkeit des Patienten Eingeschränkte Nahrungszufuhr durch Angst vor der Erkrankung und deren Folgen, Unsicherheit und Schmerzen 3 3 Viele Patienten sind bereits zu Beginn der Therapie mangelernährt Mangelernährung zum Zeitpunkt der Operation bis zu 75 % Chemotherapie bis zu 65 % Radiotherapie bis zu 57 % Knochenmarktransplantation bis zu 75 % 4 4 2

3 Mögliche Folgen einer tumorbedingten Mangelernährung Erhöhte Infektanfälligkeit Wundheilungsstörungen Blutvergiftung (Sepsis) Körperliche Schwäche Verschlechterung der Herzleistung Schwäche der Atmungsmuskulatur Schmerzen, Fatigue Eingeschränkte Verträglichkeit 5 5 Was kann die Ernährung leisten? Mit einer ausgewogenen und bedarfsgerechten Ernährung können die Beschwerden gelindert, eine Mangelernährung verhindert/behoben, das allgemeine Wohlbefinden gesteigert und die Lebensqualität verbessert werden

4 Individuelle Bedürfnisse erfüllen Einen ungewollten Gewichtsverlust stoppen Leistungsfähigkeit erhalten Beschwerden lindern 7 7 Ausgewogen essen Einige Vorschläge Mehr Brot weniger Belag 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag Gemüse und Beilagen als Hauptgericht, Fleisch als Beilage (2 x pro Woche Fleisch) 1 2 x pro Woche Fisch Fettarme Milchprodukte Wertvolles Pflanzenöl für die Zubereitung 8 8 4

5 Mehr Kalorien während der Tumorbehandlung oder bei stark mangelernährten Patienten Erhöhter Bedarf an Eiweiß Eine Portion Fleisch, Fisch, Geflügel oder 250 g Quark pro Tag Erhöhter Bedarf an Kalorien Vorübergehend durch fettreichere Lebensmittel (Sahnetorte, Schokolade, Milchshake, Streichwurst) decken Spezielle Trinknahrung 9 9 Behandlung akuter Tumore: Chemotherapie, Bestrahlung, Operation Auftretende Nebenwirkungen lassen sich mit gezielter Ernährung lindern Für folgende Nebenwirkungen werden im weiteren Verlauf Tipps zur Linderung gegeben: Appetitlosigkeit Übelkeit und Erbrechen Geschmacksstörungen Entzündete Schleimhäute Sodbrennen Kau- und Schluckbeschwerden Trockener Mund Abwehrschwäche und Infektanfälligkeit Blähungen Durchfall Verstopfung

6 Appetitlosigkeit Immer dann essen, wenn Sie Appetit verspüren Vorübergehend von üblichen Essgewohnheiten oder -empfehlungen freimachen Für gut gelüftete Räume sorgen, Essensgerüche geben dem Appetit einen Dämpfer Mahlzeiten besonders ansprechend zubereiten Noch besser: sich bekochen lassen Kleine Teller mit Essen bereit stellen Durch Lesen, Fernsehen etc. vom Essen ablenken Übelkeit, Erbrechen Langsam essen und gut kauen Kleine Portionen Bei Übelkeit bereits vor dem Aufstehen noch im Bett Knäckebrot, Zwieback oder Reiswaffeln essen Süße, fette oder blähende Speisen meiden Bei anhaltendem Erbrechen viel trinken Zwischen den Mahlzeiten trinken, um den Magen nicht zu schnell zu füllen Kühle Getränke, wie zum Beispiel Cola, werden meist gut vertragen Kamillentee beruhigt den Magen Spezielle Trinknahrung zur Deckung des Energiebedarfs Nach jedem Essen die Zähne putzen Nach jedem Erbrechen die Zähne putzen

7 Geschmacksstörungen Zu Nahrungsmitteln oder Speisen greifen, die mit Genuss gegessen werden können Weißes Fleisch (Geflügel, Fisch) wird meistens als nicht so bitter empfunden wie rotes Fleisch (Rind, Schwein) Möglichen Bittergeschmack kaschieren Fleisch mit Wein, Sojasoße oder Fruchtsaft marinieren Fleisch zusammen mit Süßem (z.b. Apfelkompott, Pfirsichsoße) essen Bonbons und Kaugummi können gegen den schlechten Geschmack ebenso helfen wie Mundspülungen vor dem Essen Entzündete Mundschleimhaut Auf Zitrusfrüchte, Orangensaft, Silberzwiebeln, Endiviensalat etc. vorübergehend verzichten Obstsäfte verdünnen und frisches Obst mit Joghurt oder Quark mischen Sehr heiße Speisen vermeiden Auf Kaffee, Wein, Bier, Milch, Süßigkeiten, Fleisch, Fisch, Fleischbrühe etc. möglichst verzichten

8 Kau- und Schluckbeschwerden Suppen und Brei aus Gemüse, Kartoffeln, Obst oder Getreideflocken Joghurt, Pudding, Milchshake, Götterspeise, Eiscreme, Babynahrung statt fester Kost Helle bzw. geschrotete Brotsorten (Milchbrötchen, Toast) Kleine Portionen Langsam essen und gut kauen, möglichst im Sitzen Kohlensäurehaltige Getränke und saure und bittere Nahrungsmittel können die Beschwerden verstärken Kühle Speisen können angenehmer sein als warme oder heiße Sodbrennen Kleine Portionen über den Tag verteilen Langsam essen und gut kauen Kaffee, Alkohol und Süßigkeiten meiden, wenn diese Sodbrennen auslösen Kurz vor dem Schlafengehen nichts mehr essen Mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen

9 Trockener Mund Weiche oder flüssige Speisen wie Suppe, Kartoffelpüree, Brei, Joghurt, Melone etc. bringen Linderung Zitrusfrüchte (z.b. Orangen, Mandarinen), Tee oder Wasser mit Zitrone, Bitterlemon, Pfefferminztee, saure Bonbons oder Kaugummi regen den Speichelfluss an Bei Schleimhautentzündung sollten Sie die sauren Nahrungsmittel meiden Zur Pflege der Schleimhäute und zum Lösen von Belägen den Mund eine Minute lang mit einem Esslöffel Öl oder Butter spülen Abwehrwehrschwäche Nur einwandfreies Obst und Gemüse essen, das geschält bzw. gründlich gewaschen wurde, ganz sicher werden Keime durch Erhitzen unschädlich gemacht Auf rohes Fleisch (Carpaccio, englisch gebraten, Schinken) oder Fisch (Sushi) verzichten Eier ausreichend erhitzten (also keine Remoulade, Tiramisu) Vorübergehend auf Rohmilchprodukte und Schimmelkäse verzichten Nüsse und Samen können mit Schimmelpilzen (Aflatoxinen) verunreinigt sein Auf das Verfallsdatum achten Speisen frisch zubereitet essen, möglichst keine warm gehaltenen oder nur erwärmte Speisen und Getränke Den Inhalt von geöffneten Flaschen, Tüten, Gläsern oder Verpackungen so schnell wie möglich verzehren

10 Blähungen Langsam essen und gut kauen Möglichst nur zwischen den Mahlzeiten trinken Zu kohlensäurearmen Getränken greifen Rohes Obst, Rohkost und grobe Kohlsorten (Weißkohl, Grünkohl, Rotkohl) lösen Blähungen aus Broccoli, Blumenkohl, Rosenkohl und Kohlrabi werden in kleinen Portionen besser vertragen Nüsse, Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Knoblauch, Pilze und Zuckeraustauschstoffe fördern Blähungen Probiotischer Naturjoghurt verbessert die Verdauungsleistung und wirkt blähungshemmend Kümmel-, Fenchel- und/oder Anistee helfen bei Blähungen Probieren Sie aus, welche Lebensmittel Ihnen bei einer Laktoseintoleranz bekommen Durchfall Weniger frisches Obst und blähende Gemüsesorten Nüsse, Hülsenfrüchte, eingeweichtes Trockenobst, Frischkornmüsli, Kaffee, Alkohol, Milchzucker und Zuckeraustauschstoffe (z.b. Sorbit), zu fettes Essen wirken abführend Getreidebrei aus Hafer, Weizen oder Reis ist gut bekömmlich Viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen Stilles Wasser, Kräutertee oder schwarzer Tee statt kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol und Kaffee Salzstangen oder Cracker binden Wasser Bei chronischem Durchfall kann die Gabe von löslichen Ballaststoffen (z.b. Apfelpektin, industriell gefertigte Lösungen) dazu beitragen, dass vermehrt Wasser im Darm gebunden wird

11 Verstopfung Reichlich trinken (mindestens 1,5 Liter am Tag) Mehr Ballaststoffe (Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte) essen, wichtig: genug trinken Sauermilchprodukte (Joghurt, Kefir, Buttermilch) fördern die Verdauung ebenso wie Gemüsesäfte Stopfende Lebensmittel wie Weißbrot, Zwieback, Knäckebrot, Kartoffeln und Schokolade meiden Bewegung regt die Verdauung an