Methodenbericht zur Studie Akzeptanztest Geothermiekraftwerk
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- Magdalena Pfaff
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1 Methodenbericht zur Studie Akzeptanztest Geothermiekraftwerk Groß Gerau forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbh 16. Januar /q3443 Hy, Bd Max-Beer-Str. 2/ Berlin Telefon: (0 30)
2 1. Vorbemerkung Im Oktober 2013 hat die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbh im Auftrag der Überlandwerk Groß Gerau GmbH eine telefonische Befragung zur Akzeptanz der Errichtung eines Tiefen- Geothermie-Kraftwerks im Kreis Groß Gerau durchgeführt. Der von den Überlandwerken Groß Gerau GmbH erteilte Auftrag umfasste im Wesentlichen die Entwicklung eines Fragebogens, die Ziehung einer repräsentativen Stichprobe, die Durchführung der Befragung sowie die Auswertung der Ergebnisse. Für die Studie wurden Personen zwischen dem 7. und 18. Oktober zu ihren Einstellungen zu dem geplanten Bauvorhaben befragt. Die Ergebnisse der Studie wurden im Rahmen eines Ergebnisberichtes aufbereitet und dem Auftraggeber am 28. Oktober 2013 zur Verfügung gestellt. Zudem wurden die Ergebnisse am 7. November 2013 im Rahmen einer Pressekonferenz in Groß Gerau Stadt vom forsa- Geschäftsführer Prof. Manfred Güllner der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Folgenden werden die methodischen Details der Studie sowie die Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei forsa näher erläutert. 2. Die Verwendung von Stichproben in der empirischen Sozialforschung Die empirische Sozialforschung dient der systematischen Erhebung von Daten über gesellschaftliche Sachverhalte, z. B. über die Zustimmung zu den Positionen politischer Parteien oder die Verbreitung bestimmter Überzeugungen oder Verhaltensweisen in der relevanten Gruppe von Personen, der sogenannten Grundgesamtheit (z. B. in der Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland). Eines der am häufigsten verwendeten Verfahren der empirischen Sozialforschung ist die Befragung. Eine Befragung sämtlicher Personen einer Grundgesamtheit (Vollerhebung oder Zensus) zu Zwecken der empirischen Sozialforschung ist meist weder praktikabel noch methodisch sinnvoll. Neben einem hohen Zeit- und Kostenaufwand spricht auch die Gefahr systematischer Verzerrungen gegen den Versuch einer Vollerhebung, z. B. weil es sich bei den zwangsläufig auftretenden Ausfällen nicht nur um zufällige Ausfälle handelt (z. B. Verweigerung der Teilnahme bei älteren Personen) und diese auch nicht z. B. durch intensivere Ansprache der fraglichen Personengruppen ausgeglichen werden können, weil keine alternativen Befragungspersonen zur Verfügung stehen. Außerdem ist es praktisch nicht möglich, eine für die Vollerhebung einer 2
3 großen Grundgesamtheit notwendige Anzahl an ausreichend qualifizierten Interviewern bereit zu stellen. Die Volkszählung im Jahr 1987 hat die hier skizzierten Probleme einer Vollerhebung deutlich zu Tage treten lassen. In der empirischen Sozialforschung arbeitet man daher in aller Regel mit statistisch repräsentativen Stichproben, also einer Teilgruppe der Grundgesamtheit. Statistisch repräsentativ bedeutet, dass alle Elemente der Grundgesamtheit aufgrund des Ziehungsverfahrens die gleiche (oder zumindest eine berechenbare) Chance haben, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Im Ergebnis verteilen sich alle Merkmale von Elementen sowie deren Kombinationen in der Stichprobe mit einer bestimmbaren Wahrscheinlichkeit wie in der Grundgesamtheit. Bei der Studie in Groß Gerau wurden insgesamt zufällig ausgewählte Personen ab 18 Jahren im gesamten Kreis befragt. Obwohl man nicht alle Personen der Grundgesamtheit befragt, führen fachmännisch gezogene Stichproben zu sehr genauen Ergebnissen. Um die Qualität einer Stichprobe beurteilen zu können aber auch für die spätere Gewichtung und Auswertung der Daten, ist es notwendig, bestimmte soziodemographische Faktoren wie das Geschlecht und das Alter der Befragten sowie z. B. die Haushaltsgröße und das Haushaltsnettoeinkommen mit zu erheben. Dennoch sind Aussagen auf der Basis einer Stichprobe immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Diese Unsicherheit wird in der empirischen Forschung mit sogenannten Konfidenzintervallen quantifiziert. Bei einer Stichprobengröße von Befragten und einem gemessenen Anteilswert von 50 Prozent beträgt das Konfidenzintervall (bei einer Sicherheitswahrscheinlichkeit von 95 Prozent) beispielsweise +/- 3,1 Prozentpunkte. Mit anderen Worten liegt bei einem gemessenen Anteilswert von 50 Prozent der tatsächliche Wert in der Grundgesamtheit (mit 95-prozentiger Sicherheit) zwischen 46,9 und 53,1 Prozent. Ein anschauliches Beispiel für die hohe Genauigkeit von Stichprobenerhebungen stellen die sogenannten 18-Uhr-Prognosen von forsa am Wahlabend von Bundestagswahlen dar. Obwohl jeweils nur der rund 44 Millionen Wähler (also 0,07 Prozent) befragt werden, können damit die Endergebnisse sehr genau vorausgesagt werden. Im Jahr 2013 beispielsweise, betrug die durchschnittliche Abweichung der Ergebnisse 0,23 Prozentpunkte. Im Rahmen der vorliegenden Umfrage wurden mit Personen rund 0,5 Prozent der gut Einwohner ab 18 Jahren im Kreis Groß Gerau befragt. 3
4 3. Telefon-Stichproben bei forsa Ein wichtiger Faktor für die Repräsentativität der Befragungsergebnisse ist die Qualität der Stichprobe. forsa ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft ADM-Telefonstichproben. Der ADM (Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.v.) ist der Verband der privatwirtschaftlichen Markt- und Sozialforschungsinstitute in Deutschland. Die Auswahlgrundlage für bevölkerungsrepräsentative Befragungen bei forsa ist die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Telefonstichproben erstellte Basisdatei mit dem sogenannten ADM Telefon-Mastersample. Kernstück des ADM Telefon-Mastersamples ist eine Menge von Ziffernfolgen, die alle relevanten (also eingetragene und nicht eingetragene) Telefonnummern enthält und aus der uneingeschränkt zufällig ausgewählt wird. Das ADM Telefon-Mastersample umfasst cirka 90 Millionen Rufnummern, die bei gleicher Auswahlwahrscheinlichkeit das Universum aller möglichen Festnetznummern bilden. Für bevölkerungsrepräsentative Befragungen bei forsa werden die Zielhaushalte so ausgewählt, dass sie die Wohnbevölkerung im Hinblick auf ihre regionale Verteilung (nach Gemeinde und Ortsgröße) repräsentativ abbilden. Nicht erreichte Haushalte oder offene Termine werden wiederholt angerufen, und zwar zu unterschiedlichen Tageszeiten und an unterschiedlichen Wochentagen, um die Erreichbarkeit zu maximieren und somit die Ausschöpfung zu erhöhen. Mit Blick auf die Erreichbarkeit der Haushalte werden bei forsa Kontaktversuche für Bevölkerungsbefragungen an Wochentagen in der Zeit zwischen und Uhr durchgeführt. Die gesamten Auswahlprozesse werden automatisch per Software gesteuert. 4. Angaben zur Stichprobe Groß Gerau Als Stichprobenumfang wurde die Größe von Befragten gewählt, eine für einen einzelnen Kreis schon relativ große Stichprobe (1.000 Befragte sind eine übliche Größe für Bevölkerungsbefragungen im gesamten Bundesgebiet). Der Stichprobenansatz war dabei disproportional: in den drei den Auftraggeber besonders interessierenden Kommunen Groß Gerau Stadt, Nauheim und Trebur wurden jeweils etwa 120 Interviews durchgeführt (genau: 120, 118 und 122), um für diese Gebiete eine ausreichenden Stichprobengröße für eine separate Auswertung zu erhalten. Somit entfielen 640 Interviews auf den restlichen Kreis Groß Gerau 1. 1 Biebesheim am Rhein, Bischofsheim, Büttelborn, Gernsheim, Ginsheim-Gustavsburg, Kelsterbach, Mörfelden-Walldorf, Raunheim, Riedstadt, Rüsselsheim, Stockstadt am Rhein 4
5 Für die Auswertung der Gesamtergebnisse wurde der Anteil der einzelnen Kommunen wieder proportionalisiert, d.h. gemäß ihrem tatsächlichen Bevölkerungsanteil im Kreis gewichtet. Zudem erfolgte eine Gewichtung der Daten nach Alter und Geschlecht gemäß den Angaben des statistischen Bundesamtes. Für die Gewichtung der Daten sowie für inhaltliche Auswertungen wurden die soziodemographischen Variablen Alter, Geschlecht, Familienstand, Haushaltsgröße, Schulabschluss, Haushaltsnettoeinkommen sowie die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft abgefragt. Zudem wurde die Bundestags- und die Kommunalwahlabsicht erhoben, um später auswerten zu können, wie die Anhänger verschiedener Parteien zu dem geplanten Bauvorhaben stehen. 5. Kapazitäten und Kompetenzen telefonischer Befragungen bei forsa Für telefonische Befragungen unterhält forsa eigene Telefonstudios an den Standorten Berlin, Dortmund und Frankfurt mit insgesamt 300 Arbeitsplätzen im CATI-Verfahren (Computer Assisted Telephone Interview). Jeder Interviewer-Arbeitsplatz ist mit Computer und Telefon ausgestattet und mit zentralen Datenerfassungsrechnern verbunden. Dank modernster CATI-Software und Serversystemen können alle Plätze parallel auf gleichen oder variabel auf unterschiedlichen Projekten eingesetzt werden. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, die Arbeit der Telefonstudios zu synchronisieren. Der gezielte Einsatz automatischer Stichprobensteuerung dient in Kombination mit fortschrittlicher Autodialing-Technologie methodischer Genauigkeit und der Arbeit mit großen Stichproben. Die Durchführung der CATI-Interviews erfolgt ausschließlich in den forsa-eigenen Telefonstudios durch einen festen und geschulten Interviewerstamm. Die Interviewer erhalten einen festen, angemessenen Stundensatz. Es erfolgt keine Bezahlung pro Interview. Erhöhungen der Stundenhonorarsätze erfolgen bei nachgewiesener hervorragender inhaltlich qualitativer Interviewführung, die durch das Qualitätsmanagement regelmäßig kontrolliert wird. Die Anwerbung und Schulung neuer Interviewer erfolgt dabei nach verschiedenen Stufen (1. Anwerbung und telefonisches Bewerbungsgespräch, 2. persönliches Vorstellung, Grundschulung und Softwareeinweisung; 3. Probearbeitstag) sowie anschließenden projektbezogenen Schulungen bzw. bei Bedarf sog. Einzel- bzw. Intensivschulungen. 5
6 Zur qualitativen Betreuung der Interviewer werden sogenannte Supervisoren eingesetzt. In den drei forsa-telefonstudios kommen dabei ausschließlich Supervisoren zum Einsatz, die über mehrjährige Erfahrung als Interviewer bei forsa verfügen und dort qualitativ herausragende Leistungen erbracht haben. Die Supervisoren werden regelmäßig durch die Projektleitung methodisch und studienspezifisch geschult. Die personelle Zusammensetzung des Supervisorstabs ist sehr konstant, sodass eine kontinuierliche und gleichmäßige Qualitätskontrolle gewährleistet ist und alle Mitarbeiter in der Qualitätssicherung über mehrjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Die vorliegende Befragung in Groß Gerau wurde vom forsa Telefonstudio in Frankfurt am Main aus durchgeführt. 6. Entwicklung und Test des Fragebogens Die Entwicklung und Kontrolle des Fragebogens als Erhebungsinstrument erfolgt durch die Projektleitung von forsa in einer Art und Weise, die die wissenschaftliche Qualität der Untersuchungsergebnisse sicherstellt. Die Abfrage der soziodemografischen Merkmale erfolgt bei forsa anhand von bewährten, standardisierten Formulierungen. Zu jeder Zeit wird dabei nach den geltenden Datenschutzvorschriften gehandelt (d. h. in erster Linie, dass alle Daten nur anonym erhoben werden und es keine Verbindung zwischen personenbezogenen Daten wie z. B. Telefonnummern und den inhaltlichen Antworten der Befragten gibt). Sofern es sich bei dem inhaltlichen Fragenprogramm nicht um bereits erprobte oder sogar standardisierte Frageformulierungen handelt, wird ein Pretest des Erhebungsinstrumentes durchgeführt, üblicherweise mit kleiner Fallzahl, durchschnittlichen Interviewern und Befragten aus der Zielgruppe. Der Pretest erfolgt bei forsa meist durch Beobachtung der Interviewsituation durch die Projektleitung mit anschließender Analyse des Antwortverhaltens anhand einer Globalauszählung der Daten. Zur Kontrolle der formalen Richtigkeit stehen der Projektleitung Testversionen des programmierten Fragebogens und die Möglichkeit zur Testauszählung zur Verfügung. Im Fall der vorliegenden Befragung in Groß Gerau ergaben sich weder beim Pretest noch in der Befragung selbst Verständnisschwierigkeiten oder Änderungsbedarf am Fragebogen. Der Fragebogen ist über die Pressestelle der ÜWG GmbH einsehbar. 6
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