Anleitung für gutes Präsentieren

Transkript

1 Seminarkurs Anleitung für gutes Präsentieren Inhalt Seite Eine gute Präsentation - ein entscheidender Schritt zum Erfolg 2 Ziele einer Präsentation 2 Adressatenanalyse - wer, wo, was? 3 Struktur einer Präsentation 3 Präsentationsmanuskript 3 Visualisierung - Tabellen, Bilder, Grafiken 4 Medien - von der Tafel zum Beamer 5 Rhetorik - die Macht der Sprache 6 Körpersprache - die Sprache ohne Worte 7 Lampenfieber - Flugzeuge im Bauch 8 Das A und O einer gelungenen Präsentation 9-1 -

2 Eine gute Präsentation - ein entscheidender Schritt zum Erfolg Als Schlüsselqualifikationen bezeichnet man grundlegende Fähigkeiten, die für viele Bereiche bedeutsam sind und die helfen im Studium und im Beruf erfolgreich zu sein. Das Präsentieren ist eine solche Schlüsselqualifikation. Denn diese Fähigkeit kann man unabhängig vom Thema in der Schule, im Studium, im Beruf und auch im Privatbereich anwenden. Im Studium und Beruf wird das Präsentieren in der Regel als selbstverständlich vorausgesetzt. Aber auch Präsentieren muss gelernt werden. Die zwei Seiten einer Präsentation Was? Inhalt Struktur Wie? Äußere Form! Visualisierung Rhetorik Körpersprache Medieneinsatz Direkt und unmittelbar auf die Zuhörer wirkt nicht der Inhalt, sondern die Art, wie etwas gesagt wird. Dieses Wie einer Präsentation ist die äußere Form: Formulierung, Sprechweise (Stimmklang, Lautstärke, Betonung, Tempo, Pausen) und Körpersprache. Gut präsentieren zu können ist aber dennoch mehr als das sichere Auftreten und das wirkungsvolle Sprechen. Es geht immer auch um das Was, also den Inhalt. Eine Präsentation ist nur dann erfolgreich, wenn sowohl der Inhalt als auch die äußere Form gut sind. Ziele einer Präsentation Was wollen Sie mit Ihrer Präsentation erreichen? Welches Ziel hat Ihre Präsentation? Was sollen Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Präsentation genau wissen oder tun? Was soll sich bei den Anwesenden durch Ihre Präsentation konkret verändern? Wichtig: Ziele präzise formulieren! Je genauer Sie festgelegt haben, was Ihr Publikum am Ende der Präsentation wissen oder tun soll, um so sicherer können Sie die Inhalte auswählen, die Sie präsentieren müssen; und um so sicherer können Sie aus der Menge an Informationen, über die Sie am Anfang Ihrer Vorbereitung verfügen, die wichtigsten auswählen

3 Adressatenanalyse - wer, wo, was? Wer soll mit der Präsentation erreicht werden? Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Geschlecht, Alter, Schulbildung, Beruf Vorwissen und Einstellung zum Thema Leistungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Interessen Erwartungen an die Präsentation Homogenität der Gruppe Struktur einer Präsentation Grund-Struktur Einleitung Hauptteil Schluss Begrüßung, namentliche Vorstellung, Thema nennen, Ziel der Präsentation, Inhalte/Ablauf Situationsbeschreibung Was war, was ist? Perspektive Wie sollte es sein? Lösungsmöglichkeiten Wie ist das zu erreichen? Problemlösung, Vorschlag: Das ist zu tun. oder So soll vorgegangen werden. Präsentationsmanuskript Es empfiehlt sich das Arbeiten mit einem Stichwortmanuskript. Sie werden gezwungen frei zu sprechen. Sie können Ihr Publikum anschauen und treten in direkten Kontakt zu ihm. Ihre Präsentation wirkt dadurch lebendig und natürlich. Die Stichworte geben Ihnen kontinuierliche Hinweise/Informationen, die Sie dann mit Ihren eigenen Worten umschreiben, erläutern oder mit Beispielen versehen. Es ist empfehlenswert, die ersten Sätze der Einleitung, die Zusammenfassung sowie den Schlussappell schriftlich auszuformulieren. So können Sie auch hektischen Situationen sicher sein, zu Beginn und am Schluss Ihres Auftritts die richtigen Wort zu wählen. Es ist zweckmäßig, Karteikarten der Größe DIN-A5 zu verwenden, denn: Sie sind fest und handlich, rascheln nicht so wie dünne DIN-A4-Blätter, sie verdecken nur wenig von Ihrer Person und lenken das Publikum nicht ab, sie zwingen zu stichwortartigen Notizen, sie sind in vielen Farben einsetzbar - beispielsweise weiße Karten für Muss-Inhalte und gelbe Karten für Inhalte, auf die Sie aus Zeitgründen auch leicht verzichten können

4 Visualisierung - Tabellen, Bilder, Grafiken Visualisieren bedeutet die bildhafte Umsetzungen von Inhalten zur Unterstützung des gesprochenen Wortes, denn: Während abstrakte Worte nur die linke Gehirnhälfte ansprechen und dort gelernt und auch behalten werden, findet die Verarbeitung von Bildern in der rechten Gehirnhälfte statt. Die Inhalte einer Präsentation, die sowohl die linke - mit den mündlichen Ausführungen - wie auch die rechte Gehirnhälfte - mit den dazu passenden Visualisierungen - aktivieren, bleiben eher im Gedächtnis haften als abstrakte Fakten und Zusammenhänge, die lediglich mündlich vorgetragen werden. Wort Logik Vernunft Bilder Phantasie Körpersprache Ein Bild sagt mehr aus als viele Worte! Auch wenn das immer wieder verwendete Sprichwort vom Bild spricht, das mehr aussagt als tausend Worte, so bestehen Visualisierungen nicht nur aus Bildern. Auch der plakativ geschriebene Text kann als Visualisierung dienen, ebenso Tabellen, grafische Schaubilder, Zeichen und Symbole. Schließlich kann man auch eine Kombination von zwei oder mehreren dieser Visualisierungen einsetzen. Visualisierungsmöglichkeiten Jan. Feb. PC-Bedienung 45 Einschalten Abt Diskette einlegen May Programm starten 25 Popp Eingabe 15 Verarbeitung Wahl Ausgabe 0 Zur Qrtl. Arbeitsschutz Rechtsschutz des Arbeitnehmers Kündigungsschutz Liste Tabelle Grafik Organisationsdiagramm Bild Symbol - 4 -

5 Welches Diagramm zu welchem Zweck? Art der darzustellenden Informationen Aufzählung Datenzuordnung Liste Tabelle Kurve Säule Absolute Werte n n n Anteile eines Ganzen n n Balken n Kreis Organigramm Organisationsstrukturen n n Aufbau, Zusammensetzung n n Aufbaudiagramm Entwicklungsverläufe n n Gegenüberstellung n n Abläufe n n Ablaufdiagramm Medien - von der Tafel zum Beamer Visualisieren ist die bildhaft Darstellung von Informationen, Gedanken und Ideen. Medien sind die Träger der Visualisierungen. Die Medien sprechen die unterschiedlichen Sinnesorgane der Zuhörer an. In Präsentationen werden häufig folgende Medien eingesetzt: Overheadprojektor PC mit LCD oder Beamer Flipchart Pinnwand Schreibtafel Diaprojektor visuelle Medien Video auditive Medien + Modelle Demonstrationsmaterial haptische Medien

6 Wichtige Regeln beim Medieneinsatz Freie Sicht für alle Teilnehmer auf das Medium. Dargestellte Inhalte müssen klar lesbar und erkennbar sein. Dem Publikum genügend Zeit für das Aufnehmen und Lesen geben, Blickkontakt zum Publikum halten. Medien können den präsentierenden Menschen nicht ersetzen. Zeigen Sie immer mit der Hand, einem Stift oder einem Zeigestock auf die Stelle im Medium, über die Sie gerade sprechen. Räumlichkeiten auf den Medieneinsatz optimal vorbereiten. Wenn möglich mehrere Medien einsetzen, aber keine Medienschlacht. Rhetorik - die Macht der Sprache Die fünf Grundregeln der Rhetorik 1. Sprich nur so sachorientiert wie nötig. Bereite dich inhaltlich und argumentativ gut vor. Sprich zielgerichtet und mit klarer Gliederung. Bringe die Sache auf den für den Zuhörer wichtigen Punkt. 2. Sprich verständlich. Vereinfache komplizierte Sachverhalte. Überprüfe Fremdwörter, Fachbegriffe, Zahlenmaterial. Orientiere dich am Stil der gepflegten gesprochenen Sprache. Sprich deutlich und nicht zu schnell. Mache Sprechpausen (= Mitdenk-Pausen). 3. Sprich möglichst frei. Lies auf keinen Fall stur vom Blatt ab. Wähle eine Spickzettelmethode, die es dir erlaubt, so frei wie möglich und so sicher wie nötig zu sprechen. Halte Blickkontakt und achte auf das Feedback der Zuhörer. 4. Bedenke, dass auch dein Körper spricht. Lass Mimik und Gestik sich natürlich entfalten. Sei glaubwürdig in Ausdruck und Auftreten. Öffne dich den Zuhörern, gehe auf sie zu. 5. Sprich möglichst du-orientiert. Gehe von den Voraussetzungen und Erwartungen des Zuhörers aus. Vermeide es ihn zu (unter- oder) überfordern. Sprich nicht länger, als der Zuhörer dir zu folgen vermag. Wecke sein Interesse und führe ihn zum Thema hin. Quelle: Gora, S. (1996): Arbeitsmaterialien Deutsch, Grundkurs Rhetorik, Eine Hinführung zum freien Sprechen, Klett- Verlag, Stuttgart, S

7 Körpersprache - die Sprache ohne Worte Körperhaltung Blickkontakt Mimik (Gesichtsausdruck) Gestik Stimme mit den Merkmalen: Lautstärke Stimmlage Modulation Sprechtempo Pausen Abstand zwischen den Gesprächspartnern Winkel zwischen den Gesprächspartnern Bitte, so nicht! Untersuchungen zeigten, dass 55 % der Wirkung einer Präsentation von Haltung, Gestik und Blickkontakt des Referenten abhängen, 38 % von der Stimme und nur 7 % vom Redeinhalt

8 Lampenfieber Flugzeuge im Bauch Für die meisten Menschen ist bereits der bloße Gedanke, vor mehreren Menschen sprechen zu müssen, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verbunden. Nicht nur ungeübte Redner empfinden vor einer Präsentation mehr oder weniger starkes Lampenfieber. Dies ist nichts Ungewöhnliches. Denn alles Neue erhöht die Anspannung. Wie äußert sich das Lampenfieber? Das Herz schlägt heftig. Kalter Schweiß bricht aus, die Hände werden feucht. Die Hände zittern. Der Speichelfluss ist verlangsamt, die Kehle ist wie ausgetrocknet. In der Magengegend entsteht ein Gefühl von körperlicher Schwäche. Die Blase meldet sich. Das Kopfinnere ist leer. Trotz dieser negativen Empfindungen befindet sich der Körper in einem Zustand gesteigerter Wachsamkeit und Reaktionsbereitschaft. Allerdings handelt es sich beim Lampenfieber um ein instinktives Reaktionsmuster, das seinen Ursprung in der Frühgeschichte der menschlichen Entwicklung hat: Wenn der Mensch in eine Gefahrensituation geriet, beispielsweise einem wilden Bären begegnete, mobilisierte sein Organismus lebensrettende Energie - Energie, die er benötigte, um fliehen oder kämpfen zu können. Das hat sich auch bis heute im Grunde nicht geändert. In Situationen, die uns unsicher oder risikoreich erscheinen, produziert der Körper immer noch sehr viel Energie um aktiv zu werden (kämpfen oder fliehen) zu können. Heute sind unsere wilden Bären Personen und Situationen der unterschiedlichsten Art. Auch die Reaktionsmuster auf Gefahrensituationen sind vielfältiger: Wegrennen und Zuschlagen bilden nur noch die Ausnahme. Wenn wir heute in eine Risikosituation geraten, eine Situation, die uns Angst macht, dann sind Flucht und Kampf keine angemessenen Reaktionsmöglichkeiten mehr. Gefragt sind ein kühler Kopf und überlegtes abgewogenes Handel oder einfach Ruhe bewahren. Auf derartige Reaktionen in schwierigen Situationen hat sich der menschliche Organismus bisher noch nicht in ausreichendem Maße eingestellt. Worin besteht aber die Gefahr bei einer Präsentation? Es ist die Angst vor Versagen und Blamage

9 Wie kann man mit dem Lampenfieber besser umgehen? Tipps: Sich klar machen, dass Lampenfieber ganz normal ist. Lampenfieber als Förderer von Konzentration und Leistungsfähigkeit empfinden. An frühere Erfolgssituationen denken. Sich bewusst machen, dass man gut vorbereitet ist. Daran denken, dass man vor freundlich gesonnenen Zuhörern steht. Nicht vergessen, dass man auf die Zuhörer viel ruhiger und souveräner wirkt als man sich selbst fühlt. Die letzten Sekunden vor der Präsentation: Ruhig nach vorne gehen! Aufrechte Haltung, den Kopf hoch- und die Schultern zurücknehmen! Tief in den Bauch ein- und ausatmen, die Schultern dürfen dabei nicht hochgezogen werden. In aller Ruhe die Unterlagen ablegen und sich am Ort einrichten. Die ersten Sekunden zu Beginn der Präsentation: Kurze Pause zur inneren Sammlung einlegen. Die Zuhörer freundlich und offen anschauen. Die ersten Sätze ruhig, betont langsam und deutlich sprechen. Nach einigen Sätzen werden Sie ruhiger und sicherer. Das A und O einer gelungenen Präsentation Einbindung der Teilnehmer Persönliche Einstellung zum Thema medien Raum- gestaltung Ausstrahlung des Vortragenden Präsentations- Inhalt und Struktur - 9 -

10 Verzeichnis empfehlenswerter Literatur GELB, M., J. (1997): Sich selbst präsentieren, Mit Mind Mapping und Alexander-Technik, Gabal Verlag, Offenbach. GORA, S. (1996): Arbeitsmaterialien Deutsch, Grundkurs Rhetorik, Eine Hinführung zum freien Sprechen, Klett-Verlag, Stuttgart. HARTMANN, M., FUNK, R., NIETMANN, H. (1998): Präsentieren, Präsentation: zielgerichtet und adressatenorientiert, 4. Auflage, Beltz Verlag, Weinheim, Basel. MALCHO, S. (1997): Körpersprache im Beruf, Goldmann Verlag, München. SEIFERT, J., W. (1998): Visualisieren, Präsentieren, Moderieren, 11. Auflage, Gabal Verlag, Offenbach. Wir danken dem Beltz Verlag Weinheim/Basel für die zur Verfügung gestellten Grafiken und Abbildungen im Text. Haben wir Ihr Interesse am Thema "Präsentation" geweckt? In einem speziellen Reader ERFOLGREICH PRÄSENTATIEREN EIN LEITFADEN FÜR DEN SEMINARKURS (hrsg. vom Landesinstitut für Erziehung und Unterricht - LEU, Handreichung H - 99/16) können Sie weitere Informationen und Tipps zu Themengebieten wie Visualisierung, Medieneinsatz, verbale und nonverbale Kommunikation und vielem mehr erhalten. Das Seminarkurs-Team der Johann-Philipp-Reis-Schule Weinheim K. Amann, D. Kegel, B. Rausch, A. Siegmund