Klienten-Prozess- Merkmale
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- Martin Krüger
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 Klienten-Prozess- Merkmale IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 1
2 Klienten-Merkmale In der klassischen Gesprächspsychotherapie werden auch sog. Klienten-Prozess-Merkmale definiert. Es handelt sich um Verhaltensweisen von Klienten im Therapieprozess, die mit Hilfe von Rating- Skalen erfasst werden. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 2
3 Selbstexploration Ein wesentliches Klienten-Prozessmerkmal ist Selbstexploration. Selbstexploration bedeutet, dass ein Klient im Therapieprozess versucht, seine Gefühle, Wünsche, Interessen, d.h., sein inneres Bezugssystem zu klären. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 3
4 Selbstexploration TAUSCH (1973) definiert: Unter Selbstexploration soll verstanden werden, dass der Klient über sich selbst, über seine spezifischen persönlichen inneren Erlebnisse spricht, sich über sie klarer wird oder sich wenigstens deutlich um Klärung bemüht. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 4
5 Selbstexploration SE-Skala Stufe 1: Der Klient sagt nichts über sich selbst, weder über sein Vertrauen noch über sein inneres Erleben. Er spricht ausschließlich über Tatbestände, die unabhängig von seiner Person sind. Stufe 3: Der Klient berichtet von äußeren Vorgängen und auch von seinem eigenen Verhalten, jedoch ohne von seinen spezifisch persönlichen inneren Erlebnissen zu sprechen, die dazu in Beziehung stehen. Stufe 6: Der Klient berichtet über sein eigenes Verhalten oder äußere Vorgänge und über die spezifisch persönlichen inneren Erlebnisse, die dazu in Beziehung stehen. Der Inhalt der Aussage besteht überwiegend aus der Schilderung seiner inneren Erlebnisse. Stufe 9: Der Klient schildert ausführlich seine spezifisch persönlichen inneren Erlebnisse. Es wird deutlich, dass er neue Aspekte und Zusammenhänge in seinem inneren Erleben findet. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 5
6 Selbstexploration Klientenbeispiel, Stufe 7 (TAUSCH, 1973, Seite 245): Klient: Es wäre viel schöner, wenn es so irgendwie harmonischer ginge. Das liegt natürlich an mir. Wenn ich nicht so kritisch wäre, wenn ich mein Gefühl leben würde und würde nicht so viel erwarten. Dann wäre ich auch nicht enttäuscht und würde mir keine Gedanken machen. Und würde nicht alles so genau unter die Lupe nehmen. Dann ginge es vielleicht. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 6
7 Experiencing Experiencing ist ein weiteres wichtiges Klientenmerkmal. Experiencing leitet sich aus der Theorie von Gendlin (1969, 1984, 1987) ab. Experiencing bedeutet, dass ein Klient im Therapieprozess sein eigenes Erleben, seine unklaren und undifferenzierten Gefühle klärt, sie für sich selbst verständlich macht. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 7
8 Experiencing Experiencing-Skala Stufe 1: Der Klient schildert Ereignisse in allgemeiner, unpersönlicher Weise. Seine Äußerungen sind von unbeteiligter Art, so als ob sie von einem Fremden stammen. Eine persönliche Anteilnahme an seinen Mitteilungen ist nicht ersichtlich. Stufe 3: Der Klient bezieht sich zwar auf sein Fühlen und Erleben, jedoch werden diese überwiegend als Verhaltensweisen oder Situationen dargestellt o- der als in enger Verknüpfung mit diesen Verhaltensweisen oder Situation stehend geschildert. Stufe 7: Der Klient verfügt über ein klares Bild von seinem unmittelbar ablaufenden Erleben und kann dieses in seinen Äußerungen vermitteln. Er ist in der Lage, sich in seinem wechselnden Erleben zu bewegen, die Bedeutung des Erlebens für ihn selbst zu verstehen und Bedeutungsänderungen in seinen Bezugsrahmen zu integrieren. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 8
9 Experiencing Klientenbeispiel, Stufe 6 (BOMMERT & Dahlhoff, 1978, Seite 97): Klient: Ja es schmerzt, es ist schrecklich, wenn da wieder ein Misserfolg auf mich zukommt. Es ist dann so unausweichlich, so unmittelbar. Ich fühle mich jetzt so bedroht, so eingeschlossen. Aber da ist auch ein bisschen etwas anderes... ist es Freude? Ja es ist irgendwie angenehm, es ist eine Hoffnung, die ich spüren kann. Und es gibt mir Kraft, es durchzustehen. Das andere, dunkle doch daneben ganz viel Licht, Hoffnung. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 9
10 Schwartz (1975) Schwartz (1975) hat in Anlehnung an Carkhuff (1969) den Merkmalsbereich Selbstexploration in Teilaspekte differenziert: Undifferenziertheit der Klientenäußerung: +: Der Klient äußert sich differenziert über sein gefühlsmäßiges Erleben und seine gefühlsmäßigen Beziehungen zur Umwelt Intensität der Auseinandersetzung des Klienten mit sich selbst: +: Man spürt, dass der Klient sich intensiver mit sich selbst auseinandersetzt. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 10
11 Schwartz (1975) Fehlen von gefühlsmäßigen Selbstreferenzen: +: Der Klient spricht überwiegend über seine gefühlsmäßigen Erlebnisinhalte. gefühlsmäßige Nähe des Klienten zu seinen Äußerungen: +: Bei seinen Schilderungen geht der Klient innerlich mit. Unspontanität des Sprechers: +: Der Klient redet von sich aus viel. Akzeptierung eigener Gefühle: +: Man spürt die Bereitschaft des Klienten, seine Gefühle zu akzeptieren. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 11
12 Prozesserfahrungen des Klienten Klienten-Erfahrungsbogen zur Beschreibung der psychotherapeutischen Interaktion und Situation (nach ECKERT, 1974) Item-Beispiele Item 1: Pausen während unseres Gespräches haben mich belastet. Item 2: Während des Gespräches und auch jetzt noch fühle ich mich körperlich entspannt. Item 4: Im heutigen Gespräch erschienen mir einige meiner Probleme in neuem Licht. Item 7: Es fiel mir heute schwer, meine Empfindungen und Gedanken in Worte zu fassen. Item 10: Nach dieser Stunde bin ich eigentlich optimistischer, was die Lösung meiner Probleme angeht. IPP 2001 Prof. Dr. Rainer Sachse 12
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