Juni: Meditativer Gartenspaziergang
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- Oswalda Blau
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Transkript
1 Juni: Meditativer Gartenspaziergang Bauernregel: Juni trocken mehr als nass, füllt mit gutem Wein das Fass. Bedeutung: die römische Göttin Juno ist Beschützerin des Lichts und des Ehebündnisses. Wenn im Juni die Tage wärmer werden, lockt uns die Sonne hinauszugehen. Farben, Klänge, Düfte empfangen die Spazierenden, wecken und aktivieren ganz unterschiedliche Empfindungen. Wenden wir diesen Eindrücken unsere Aufmerksamkeit zu, stärken sie unseren Bezug zum Leben, in dem sie alle Sinne ansprechen und in der Achtsamkeit unmittelbar Sinn erfahren lassen und damit dem augenblicklichen Leben Fülle schenken. Oft stellt sich ein Gefühl der Dankbarkeit und der tiefen Freude ein. Vielleicht ist es sinnvoll, nur einzelne Elemente aus dem vorgeschlagenen Spaziergang durch alle Sinne auszuwählen oder ihn auf mehrere Spaziergänge zu verteilen. Er ist für eine Gruppe ausgearbeitet, kann aber abgewandelt auch zu zweit begangen werden. 1 Ankommen, sich sammeln Vorbereitung: Draussen wird ein Ort gesucht, wo die Gruppe im Kreis sitzen kann und für eine halbe Stunde möglichst von Störungen verschont ist. Der Platz ist umgeben von Blumen, Sträuchern und Bäumen, bei denen im Idealfall auch Blüten zu sehen und zu riechen sind. Die Teilnehmenden sollen bequem und gerade sitzen können. Eventuell steht in der Mitte ein Strauss mit Fliederblüten oder anderen saisonalen Blumen. Dazu ein grosser Krug mit frischem Wasser (schön wäre es, wenn das Wasser von einem Brunnen stammt), dazu für jede Person ein Glas (wenn möglich keine Plastikbecher). Vielleicht auch Tee und ein Zvieri bereit stellen. Wir sitzen im Kreis. Um uns herum blühen Blumen und Sträucher. In der Mitte steht ein bunter Blumenstrauss. Mit all unseren Sinnen öffnen wir uns für diese Fülle. Mit unseren Augen und Ohren, mit der Nase und dem Mund machen wir uns auf einen Spaziergang. Ich bin ganz neugierig, was uns alles begegnen wird. Wir stimmen uns mit einem ein: Strophe singen 88 LeA-Schule
2 Durch das Jahr: Juni 2 Verbunden sein im gemeinsamen Erleben Wir schauen um uns und betrachten gemeinsam unsere Umgebung. Dabei ist es wichtig, sich viel Zeit zu lassen (und allenfalls ein paar Fragen auszulassen): Was entdecken wir an Farben und Formen, an Blumen, Sträuchern, Bäumen? Für diejenigen, die nicht gut sehen, ist das nicht einfach. Sie sind eingeladen, einfach liebevoll die Augen zu öffnen für das, was sie sehen können. Alternativ kann der Blick stärker nach innen gerichtet werden: Was sehen ihre inneren Augen? Was entdecken wir an Farben und Formen, an Blumen, Sträuchern, Bäumen? Wohin wird mein Blick gezogen? Was gefällt mir da besonders? Was für Gefühle, Stimmungen werden in mir geweckt? Lasst uns einmal in das Grün der Blätter schauen. Nur in das Grün. Zeit lassen zwischen den einzelnen Fragen. Dann betrachten wir die Blumen mit ihren verschiedenen Farben. Was ist anders? Welche unterschiedlichen Stimmungen werden wach gerufen? Wenn ich den Strauss in der Mitte betrachte, wie erlebe ich seine Farben? Wiederum Zeit lassen zum Betrachten. Nachdem sich die Augen satt gesehen haben, kommen wir mit ihnen zurück in den Kreis. Wir nehmen wahr, ob wir gut sitzen und richten uns auf dem Stuhl so ein, dass wir uns ganz sicher fühlen und für einen Augenblick die Augen schliessen können. Stille Einen Moment wollen wir uns ganz auf das Hören einlassen. Was hören wir, wenn es still wird? Zeit lassen. - Für Hörbehinderte ist dies schwierig. Sie sind eingeladen, trotzdem mitzumachen und einfach bei dem zu sein, was sie zu hören vermögen. Oder hören sie eventuell mehr nach innen? Was können ihre inneren Ohren wahrnehmen? 89
3 Welche Klänge sind für mich angenehm und tun mir gut? (Zeit lassen) Wie klingt der Wind? (Zeit lassen) Hören wir Tiere? (Zeit lassen) Was höre ich noch dazu? (Zeit lassen) Vielleicht will ich noch ein bisschen im Hören verweilen und nehme mir Zeit, bis ich die Augen wieder öffne. Wenn alle Augen offen sind: Austausch über das Hörerlebnis. Alle sind eingeladen, noch einmal die Augen zu schliessen. Nehmt den Atem wahr, wie er kommt und geht, wie er einströmt und ausströmt, ohne dass wir etwas tun müssen. Wir richten unsere Aufmerksamkeit jetzt auf das Riechen. Wir öffnen unsere Nasen und nehmen wahr, was wir riechen. Wie riecht der Wind? - Wir erkennen vielleicht gar nicht, was wir riechen. Das macht nichts. Wie ist gerade jetzt der Duft hier draussen? Süss oder herb? Schwach oder intensiv? Ich komme jetzt mit einer Blume /einem Blütenzweig vorbei: Wie riecht dies? Erinnert mich der Duft an etwas, das ich von früher kenne? Vielleicht will ich noch etwas in den Düften schwelgen und wenn ich genug habe, öffne ich wieder die Augen. Austausch: Welche Erinnerungen werden mit den Düften geweckt? Strophe singen (in Strophe 3 klingt das Hören nochmals an) 90 LeA-Schule
4 Durch das Jahr: Juni Viele von Ihnen haben sicher früher einen Garten gehabt, mit den Händen in der Erde gearbeitet, gesät, gepflanzt, gejätet, begossen, beschützt, geerntet, abgelesen, ausgegraben, umgegraben, Eventuell können auch die Teilnehmenden aus ihrer Erinnerung diese Tätigkeiten benennen und auch beschreiben, was es alles zu tun gab im Garten. Heute wollen wir nicht arbeiten, jedoch mit unseren Händen spüren, mit unserer Haut, mit unserem Gesicht, wie es sich hier draussen anfühlt. Wer will, kann auch dazu die Augen schliessen: Wie spüre ich die Sonne? Wie fühlt sich ihre Wärme an? (Zeit lassen) Wie spüre ich den Wind? Ist er stark oder ganz schwach / lau oder kühl / mal stärker oder mal schwächer? (Zeit lassen) Wie kann ich mich selber spüren, so wie ich da sitze, wie meine Hände auf dem Schoss liegen, wie der Stuhl mein ganzes Gewicht trägt? (Zeit lassen) Strophe singen (in Strophe 6 klingt das Tun des Menschen an, als Gärtner und Bauer) 3 Dem Geschehen Raum geben Ein Glas mit Wasser füllen und in die Mitte stellen: Die Blumen, Bäume, Gräser und Tiere: alle leben vom Wasser. Wie auch wir. Darin sind wir ihnen gleich. Mit ihnen verbunden. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Gläser verteilen Wir wollen am Schluss über unsere Erfahrungen reden, doch zuerst still dem Wasser begegnen und einen Schluck trinken. Ich lade euch ein, nochmals die Augen zu schliessen: Könnt Ihr euch vorstellen, wie es ist, einen Schluck Wasser zu trinken? Vielleicht erinnert Ihr euch jetzt daran, wie Ihr einmal an einem heissen Sommertag Wasser getrunken habt, vielleicht von der Röhre eines Brunnens und wie das kühle Wasser erfrischt hat? Oder wie es ist, Wasser mit den Händen zu trinken? Vielleicht kommen noch andere Erinnerungen? 91
5 Und jetzt können alle die Augen wieder öffnen. Der Krug macht die Runde. Die Gläser werden gefüllt. Schaut euch das Glas mit dem Wasser an. Führt es langsam zum Mund und trinkt einen Schluck. Wie schmeckt das Wasser? Könnt Ihr spüren, wie es ist, wenn die Lippen und die Zunge mit dem Wasser in Berührung kommen? Wie fühlen sich Gaumen und Kehle an beim Trinken? Spürt Ihr, wie das Wasser in den Magen kommt? Nehmt nach einer kurzen Pause erneut einen Schluck! Wie ist es jetzt? Nimmt der Mund, der Körper das Wasser jetzt anders wahr, vielleicht deutlicher? Alle sind jetzt eingeladen, ihre Erfahrungen mit dem Wasser auszutauschen. 4 Sich stärken und aufbrechen Zum Abschluss kann gemeinsam ein Gebet gesprochen und/oder eine Segensbitte vorgelesen und ein angestimmt werden. Wenn möglich geben wir uns dazu die Hände. Dies stärkt unsere Verbundenheit. Wir können im Kreis erleben und spüren: Ich bin nicht allein. Ich bin verbunden mit allen hier, ich bin verbunden mit der Lebenskraft, die mich hält und trägt. Text / Gebet Unser Vater / Vater unser S. 64 Segensbitte: Der Herr behüte dich von allem Übel. Er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen. (Psalm 121, 7+8) Anschliessend eventuell zusammen ein Zvieri draussen einnehmen. 92 LeA-Schule
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