Ärztetage velden. ERNÄHRUNGSGUIDELINES: Evidenz? K. Widhalm
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- Kristin Kneller
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1 Ärztetage velden ERNÄHRUNGSGUIDELINES: Evidenz? K. Widhalm
2 GUIDELINES: Evidenz? Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm Mag. Karin Fallmann Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin, 1090 Wien Ärztetage Velden August 2018 Gesunde Ernährung Rechtliche Rahmenbedingungen, Gesundheitsziele (WHO, EU-Aktionsplan) 1
3 Begriffsdefinition gesunde Ernährung Begriff sehr schwer zu definieren schwierig zu sagen: Was macht eine gesunde Ernährung aus? Menschen sehr unterschiedlich individuelle Bedürfnisse Ernährungsempfehlungen Richtwert für gesunde Ernährung Guidelines in Österreich 2
4 Tagesdosisempfehlungen für Kinder und Erwachsene Tagesdosisempfehlungen Zur Beurteilung der Qualität von Lebensmittel und Ernährung sind Empfehlungen und Referenzwerte wichtig, sie stellen aber nur einen Richtwert dar. 3
5 Österreich/Deutschland/Schweiz D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr gemeinsam von D, AUT und CH formuliert Referenzwert (Bedarfswert + 2 SD) ist ein übergeordneter Begriff, der sowohl Empfehlungen, als auch Richt- und Schätzwerte beinhalten kann Referenzwerte sollen für den Großteil (97,5%) der Bevölkerung den Bedarf beschreiben große Streubreite nicht immer evidenzbasiert Ernährungs pyramide Anhand der evidenzbasierten Gesund Leben Pyramide wird dargestellt, wieviel wovon wie oft gegessen werden soll. Die Basis bilden Getränke und körperliche Aktivität. körperliche Aktivität: wichtig wäre mindestens ½ Stunde täglich, in Form von Alltagsaktivitäten oder Sport mit mindestens mittlerer Intensität. Sportarten sollten variiert werden, zb. Radfahren, Laufen, Schwimmen, Rollerskaten, usw. Getränke: empfohlen werden mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit täglich, am besten in Form von Wasser, ungesüßten Tees und verdünnten Fruchtsäften. Der Bedarf erhöht sich bei vermehrten Flüssigkeitsverlusten. 4
6 Ernährungspyramide Getreideprodukte und Kartoffeln: sie zählen zu den idealen Sattmachern und sollen mehrmals täglich verzehrt werden. Getreideprodukte vor allem als Vollkorn - Brot, Teigwaren und Reis. Obst, Gemüse sowie Hülsenfrüchte: sie enthalten zahlreiche Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, Ballaststoffe) und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit. Empfohlen werden täglich mindestens 2 bis 3 Portionen Fisch: 1 2 mal pro Woche, vor allem fettreiche Fischsorten wie Lachs, Makrele, Hering und Thunfisch sind wichtige Quellen für mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Ernährungspyramide Milch und Milchprodukte: sind wichtige Kalziumlieferanten mindestens 2 Portionen täglich fettarme Produkte sollen dabei bevorzugt werden Pflanzenöle: 1 bis 2 EL pro Tag, hochwertige Pflanzenöle wie Raps- und Olivenöl. Generell sollen pflanzliche Fette den tierischen Quellen gegenüber bevorzugt werden. Fleisch und Wurstwaren: höchstens 2 bis 3 mal die Woche, fettarme Produkte bevorzugen. 5
7 Ernährungspyramide Eier: sie liefern einen Mix aus wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, essentielle Fettsäuren, Vitamin A, D, K, B2, B12, und Folsäure. Aufgrund des daneben auch recht hohen Cholesteringehalts lautet die Empfehlung: max. 2 bis 3 Stück pro Woche, wobei dabei auch versteckte Quellen wie in Mehlspeisen oder Teigwaren mitberücksichtigt werden müssen. An der Spitze stehen tierische Fette und Süßigkeiten. Sie sollen nur in sehr geringen Mengen verzehrt werden. Div. Ernährungspyramiden in Ö obsolet? Die Gesund Leben Pyramide Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien, 2013 BM für Gesundheit und Frauen, 2016 Pyramiden haben das Essverhalten nicht nachweislich beeinflusst. 6
8 Internationale Guidelines Wichtigste Empfehlungen : (keine Unterscheidung Alter/Geschlecht/PAL) mind. 200g Gemüse und 200g Obst täglich mind. 90gVollkornprodukte täglich (Verzicht auf Weißmehlprodukte) wöchentlich eine Portion Hülsenfrüchte und Fisch mind. 15g Nüsse (ungesalzen) täglich einige Portionen Milch und Milchprodukte täglich 3 Tassen Tee täglich Verzicht auf rote, verarbeitete Fleischprodukte, gesüßte Getränke Reduktion der Salzaufnahme auf unter 6g/d 7
9 Die Empfehlungen richten sich nach der sog. flämischen Pyramide (eine Pyramide die am Kopf steht): Mehr : Obst, Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Pflanzliche Öle, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen Mäßig : Fisch, Milch und Milchprodukte, Geflügel und Ei Weniger : rotes Fleisch und Butter Zusätzlich an der Spitze: reichlich Flüssigkeit in Form von Wasser Daneben extra angeführt als eher meiden : Süßigkeiten, rotes Fleisch und Wurstwaren, Fertigprodukte, Alkohol und Softdrinks Flämisches Institut für Gesundheit Gezond Leven 2017 Belgische Guidelines Flämisches Institut für Gesundheit Gezond Leven
10 Nutri-Score 5-Farben Front-of-Pack (FOP) Kennzeichnung, 2017 in Frankreich neu entwickelt Plus-Punkte für ungünstige Inhaltsstoffe wie Energie, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz und Minus- Punkte für günstige Inhaltsstoffe wie Obst, Gemüse, Nüsse, Ballaststoffe und Eiweiß werden vergeben Punkte werden addiert und das Lebensmittel anschließend einer der 5 Farben von Grün A (= höchste Qualität) bis Rot E (= niedrigste Qualität) zugeordnet Konsumenten sollen damit direkt beim Einkauf die Qualität von Lebensmitteln leichter beurteilen können Rechtliche Rahmenbedingungen und Gesundheitsziele WHO European Region Food and Nutrition Action Plan WHO konkreten EU Aktionsplan Ernährung Grund: das immer größer werdende Problem der ernährungsabhängigen Erkrankungen (Übergewicht, Mikronährstoffdefizite, usw.) WHO European Region Food and Nutrition Action Plan , World Health Organization, EUR/RC64/14, + EUR/RC64/Conf.Doc./8; 24. Juni
11 WHO European Region Food and Nutrition Action Plan Im Mittelpunkt steht dabei eine nachweisbare Reduktion von: Übergewicht, insbesondere bei Kindern: um mind. 10% gesättigten Fetten: < 10% der Gesamtenergieaufnahme Zucker: freier Zucker < 10% der Gesamtenergie Salz: < 5g pro Tag WHO European Region Food and Nutrition Action Plan , World Health Organization, EUR/RC64/14, + EUR/RC64/Conf.Doc./8; 24. Juni 2014 WHO European Region Food and Nutrition Action Plan Die 4 wichtigsten Ziele des Aktionsplans: Förderung von Überwachung, Beobachtung, Evaluierung und Forschung von Ernährung und Gesundheit, Ernährungsstatus und beeinflussende Faktoren und Trends. Vor allem Übergewicht und Mangelernährung sollen auf diese Weise schneller und effektiver diagnostiziert und behandelt werden. Reduzierung von modifizierbaren Risikofaktoren für ernährungsbedingte, nicht übertragbare Erkrankungen (Übergewicht, Mangelernährung, Mikronährstoffmangel, usw.) 10
12 WHO European Region Food and Nutrition Action Plan Stärkung und Neuorientierung des Gesundheitssystems um die Prävention und Kontrolle ernährungsabhängiger Erkrankungen zu verbessern. Besonders im Präventionsbereich gibt es großen Nachholbedarf. Eine Stärkung dieses Sektors wäre daher sehr wichtig. Wirksamere politische Steuerung des Themas Ernährung und Gesundheit, mit vermehrter Mitwirkungsmöglichkeit der Bevölkerung. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Förderung der besseren Ausbildung von Fachleuten im Ernährungs- und Gesundheitsbereich. WHO European Region Food and Nutrition Action Plan die europaweite Umsetzung des Plans ist ein großes Anliegen der WHO die Umsetzung ist für die nächsten 5 bis 10 Jahre geplant zusätzliche Forderung: alle Länder müssen alle 2 Jahre einen Report abliefern 11
13 EU: Höchste Anzahl von NCDs = führende Ursachen für Behinderung und Todesfälle; kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebs, und respirat. Erkrankungen machen 77% der Krankheiten und 86% der frühzeitigen Mortalität aus Ursachen: Energiezufuhr Gesättigte Fettsäuren und Transfette Zucker und Salz Gemüse, Obst, Vollkornprodukte In 46 Länder: mehr als 50% der Erwachsenen übergewichtig oder adipös, in einigen Ländern sogar 70%. Übergewicht und Adipositas sind verantwortlich für Todesfälle von Männern und Frauen in 20 Ländern Europas pro Jahr. 12
14 EFSA Guidelines EFSA Guidelines - ENERGIE Empfehlung je nach Alter, Geschlecht, PAL (Physicial Activity Level) und Lebenssituation (zb. Schwangerschaft, Stillzeit, usw.); erwachsene Männer unter 60 zwischen 2197kcal/d (PAL 1,4) und 2675/d kcal (PAL 1,6) erwachsene Frauen unter 60 zwischen 1791 kcal/d (PAL 1,4) und 2149 kcal/d (PAL 1,6) Bsp: Frau, 30 Jahre alt, 55 kg, Büroangestellte, PAL 1,4 Energiebedarf: 1800kcal/d Mann, 48 Jahre alt, 85 kg, Bauarbeiter, PAL 1,8 Energiebedarf: 2860 kcal/d 13
15 EFSA Guidelines - KOHLENHYDRATE RI (Richtwert) von 45 60% der Gesamtenergie Zucker: eine Aufnahme von über 20% der Energie in Form von Zucker können Triglyceride und Cholesterin erhöhen; die Datenlage erlaubt allerdings keine Obergrenze der Zuckerzufuhr für eine Forderung der Reduktion der Zuckeraufnahme auf unter 10% der Energie gibt es laut EFSA keine Evidenz Ballaststoffe: Erwachsene: 25g/d Kinder: keine Evidenz für eine adäquate Zufuhr Durchschnittl. Zufuhr von KH in Ö (lt. EB 2017) 45,3% der Gesamtenergie EFSA Guidelines - PROTEIN PRI (bevölkerungsorientierter Referenzwert) von 0,83g/kg KG/d (ca. 9 11E%) AR (durchschnittlicher Bedarf) von 0,66g/kg KG/d Durchschnittl. Zufuhr von Eiweiß in Ö (lt. EB 2017) 14,9% der Gesamtenergie 14
16 EFSA Guidelines - FETT RI (Richtwert) für Gesamtfett von mind. 20 bis zu 35% der Gesamtenergie daneben RIs für div. Fettsäuren Durschnittl. Zufuhr von Fett in Ö lt. EB ,8% der Gesamtenergie davon SFAs: 16 17% der Gesamtenergie EFSA Guidelines - WASSER AI (ausreichende Aufnahme) Männer: 2,5 L/d, Frauen 2,0 L/d (abhängig von körperlicher Aktivität) 15
17 EFSA Guidelines sind evidenz-basiert und auf aktuellem Stand der Wissenschaft (erschienen Dezember 2017, rund 50 Literaturquellen) sollten Grundlage für alle Guidelines gesunder Ernährung sein länderspezifische Ernährungsempfehlungen sind wissenschaftlich nicht gerechtfertigt gesunde Ernährung ist sehr gut definierbar für Menschen unter vergleichbaren Lebensbedingungen gut abgesichert Mythen sind Mythen Mozaffarian D., Dietary and Policy Priorities for Cardiovascular Disease, Diabetes and Obesity, Circulation 2016; 133:
18 Mozaffarian D., Dietary and Policy Priorities for Cardiovascular Disease, Diabetes and Obesity, Circulation 2016; 133:
19 Vorteile Healthy Eating Plate leichte Orientierung durch einfache Darstellung in Tellerform hilft bei der Zusammenstellung möglichst abwechslungsreicher Mahlzeiten Tellerform ist viel übersichtlicher und praxisorientierter als beispielsweise Dreieck- bzw. Pyramidenform Scheint die derzeit verständlichste Form einer Guideline für gesunde Ernährung zu sein Fragen zur Selbstevaluation Begriffsdefinition gesunde Ernährung Was versteht man unter NutriScore? Was sind laut WHO Action Plan die häufigsten Ursachen für NCDs und frühzeitige Mortalität? Welche Forderungen stehen beim WHO Action Plan im Mittelpunkt? Wovon ist die Empfehlung der Energieaufnahme lt. EFSA abhängig? Wie sieht die EFSA-Empfehlung für die Kohlenhydrataufnahme aus? Wieviel Energie% Fett sollen lt. EFSA täglich verzehrt werden? Können sog. Ernährungspyramiden das Essverhalten nachweislich beeinflussen? Wie sieht die Verteilung der Lebensmittel in 4 Anteilen lt. Healthy Eating Plate aus? Welche Vorteile hat der Gesunde Teller gegenüber anderen Guidelines zur gesunden Ernährung? 18
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