Ringvorlesung Vortrag smarte Dienstleistungen (TU Berlin, )
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- Andreas Rothbauer
- vor 8 Jahren
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1 Ringvorlesung Vortrag smarte Dienstleistungen (TU Berlin, ) MAKER Wir sprechen von smarten Dienstleistungen, von mobiler Arbeit von jedem Ort der Welt aus, von der vernetzten Gesellschaft. Klar ist, dass sich diese vernetzte Gesellschaft in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Aber was heißt das konkret? Wie verändert sich unsere Arbeitswelt? Ich will diese Frage an einem Beispiel verdeutlichen an der Kultur der Maker. Bild MAKER 1
2 Was zunächst so harmlos daher kam als eine Subkultur der Elektronik-Bastler, wird nun zum Beginn der 4. industriellen Revolution ausgerufen. Läuten die Maker wirklich solch bahnbrechende Umwandlungen in der Arbeitskultur und in den Produktionsprozessen ein? Das möchte ich mit Ihnen diskutieren. Was ist die Maker-Kultur? Wer kennt diesen Begriff? MAKER bedeutet ja zunächst einmal Macher jemand, der handwerklich etwas umsetzt, ganz praktisch. Bild DIY 2
3 Die Maker-Kultur basiert auf den Grundsätzen des DIY do it yourself, einer Bewegung, die bereits in den 1950er Jahren in England ihren Ursprung nahm und das Selbermachen im Gegensatz zur industriellen Massenproduktion favorisierte. Hier schwingt durchaus eine Kritik an industrieller Massenproduktion mit und die klassische, traditionelle Heimarbeit. Bild Stricken 3
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5 Die Maker-Kultur heute hingegen betont das informelle, vernetzte, community-basierte Lernen und Produzieren. Dabei geht es häufig um neue Anwendungen von Technologien, um das spielerische Erproben einfacher Schaltungen oder das Vernetzen von bestehenden Geräten. Makey Makey Toolkit Dies bedeutet auch eine Demokratisierung der Werkzeuge zum Beispiel die Verwendung einfacher Toolkits (Werkzeugkästen) für Elektrotechnik, einfacher Programmiersprachen und Hardware-Hacks, die zum Nachmachen anderen zur Verfügung gestellt werden. Die Idee des Sharing steht im Zentrum. Man baut etwas, stellt den Code und die Anleitung dazu online, andere Kommentieren, Verbessern, und teilen es. Grundsatz ist also, dass das Wissen allen zur Verfügung steht und dass der Prozess open source gestaltet wird. 5
6 Bild Arduino Die Interaktion mit der Community ist dabei grundlegend. Das geschieht online wie auch physisch vor Ort. Online wird sie durch soziale Netzwerke, Foren und sog. Repositories mit open source Code, toolkits oder Schritt-für-Schritt Bauanleitungen realisiert. Bild Arduino Website 6
7 Gleichzeitig trifft sich die Community in FabLabs, Hacker Spaces oder Co-Working Spaces, um gemeinsam zu produzieren. Bild Beta Haus 7
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9 Hier Bilder vom Beta Haus Berlin und vom Fab Lab Berlin. Beim Co-Working geht es nicht nur darum, gemeinsam effektiv Ressourcen zu nutzen also einen günstigen Arbeitsplatz temporär zu mieten und dabei gemeinsam Internetzugang, Drucker, Büroausstattung zu nutzen sondern eine Community zu bilden. Das Beta-Haus wurde so schnell zum Szene-Ort, an dem sich junge, innovative Gründer treffen, an dem interessante Veranstaltungen stattfinden und man sich vernetzt. FabLabs sind eigentlich nichts anderes als Werkstätten, aber auch hier stecht die Idee einer Gemeinschaft dahinter: Standard-Technologie steht allen zur Nutzung zur Verfügung, (3D-Drucker, Lasercutter, CNC Fräse), zum Teil sind FabLabs als Genossenschaft aufgebaut offene, demokratische High-Tech-Werkstatt mit dem Ziel, Privatpersonen industrielle Produktionsverfahren für Einzelstücke zur Verfügung zu stellen, so definiert es die Wikipedia. Ziel: Anfertigung von hoch individualisierten Einzelstücken oder nicht mehr verfügbaren Ersatzteilen (Rapid Manufacturing), ( ) Das Design und die Produktion werden vom ehemaligen Konsumenten selbst vorgenommen. Innovationsprozesse können dadurch deutlich beschleunigt werden. Chris Anderson sagt daher, dass heute jeder ein Designer ist. Eine Graswurzelbewegung der Eigenproduktion jeder und jede kann überall mitmachen, so die Idee. Bild mobiles FabLab 9
10 2002 das erste FabLab am MIT, hier eine mobile Version von 2007 Diese Entwicklung hat besonders in Schwellenländern eine große soziale Bedeutung, da der Zugang zu Produktionstechnologien und wissen hier ein grundlegender Faktor für die lokale Wirtschaft ist. Bereits 2005 hat Südafrika ein nationales Netzwerk von FabLabs gestartet, das Innovationen durch diese lokalen Produktionstechnologien stimulieren sollte. Bild 3D Drucker 10
11 Hier eines der wichtigsten Werkzeuge der Maker-Kultur: der 3D Drucker. Dies ist RepRap, ein open source Drucker, den man sich selbst zu Hause zusammenbauen kann und der sich selbst reproduzieren kann er druckt sich selbst nochmal aus. Idee: wenn ich heute mein eigenes Layout für ein neues Buch zu Hause am Rechner entwerfe und es zu Hause ausdrucke, werde ich morgen mit immer besseren 3D Druckern Produkte ausdrucken können. Eine Kaffeetasse zum Beispiel. Derzeit wird mit textilen Fasern im 3D Druck experimentiert, so dass ich mir Kleidung selbst ausdrucken kann. Auch wird über Zellmaterial spekuliert werde ich mir in Zukunft ganze Organe auf dem 3D Drucker ausdrucken können? Vielleicht ist das noch Zukunftsmusik, jedoch erleben wir gerade massive Veränderungen der Arbeits- und Produktionsprozesse und damit einhergehend womöglich eine Machtverschiebung. Eric Reis, Autor des Buches The lean start up sagt, Marx habe da etwas falsch verstanden. Zitat: It s not about ownership of the means of production, anymore. It s about rentership oft he means of production. Der Zugang zu Produktionsmöglichkeiten ist der springende Punkt heute. Durch die Vernetzung kann ich mir natürlich nicht nur 11
12 auf meinem heimischen 3D Drucker neue Produkte ausdrucken, sondern kann meine Datei weltweit an Produktionsstätten senden und günstig produzieren lassen. Dies wird nicht so sehr für Massenprodukte interessant werden sondern vielmehr für personalisierte Nischenprodukte, wie es Chris Anderson in The long tail beschreibt. Wenn bisher Produkte nur auf den Markt kamen, wenn sie - gewinnversprechend genug waren, so dass Hersteller sie produzierten - gewinnversprechend genug waren, so das der Einzelhandel sie ins Sortiment aufnahm - populär genug, dass man sie selbst, als Kunde, überhaupt finden konnte (im Laden oder online) Das traf meistens aus Massenprodukte zu die Skalierbarkeit war also Entscheidungskriterium. Heute wird die Produktion einfach zu einem weiteren Cloud-Service man braucht nur einen digitalen Entwurf und eine Kreditkarte. Es muss nicht alles skalierbar sein. Neil Gershenfeld vom MIT betitelt seinen Aufsatz daher mit: How to Make Almost Anything - The Digital Fabrication Revolution und sagst darin: The aim is to not only produce the parts for a drone, for example, but build a complete vehicle that can fly right out of the printer. BILD Flyer 12
13 Das ist ja alles gut und schön, mögen Sie denken aber druckt sich die bessere Welt in 3D aus? 13
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15 Chris Anderson postuliert, dass durch die Maker eine neue industrielle Revolution in Gang gebracht wird. Fassen wir zusammen: - Voraussetzung: Verfügbarkeit eines Computers, Zugang zum Internet, los geht s. - es ist das digitale DIY: Maker nutzen digitale Werkzeuge, um neue Produkte zu gestalten und davon selbst Prototypen herzustellen - Online Communities und Kollaborationen: Es wird zu kulturellen Norm, diese Entwürfe zu teilen und mit anderen in Online Communities zusammenzuarbeiten - dezentrale Produktion: durch standardisierte Datenformate können die Entwürfe überall produziert werden vom 3D Drucker zu Hause bis zur internationalen Massenproduktion - So, wie ich mir seit Jahrzehnten meine Layouts zu Hause auf dem Farbdrucker ausdrucken kann, 2D, kann ich mir in Zukunft meine 3D Entwürfe zu Hause ausdrucken prinzipiell alles von der Gabel bis zur Kalaschnikow. - Dadurch wird der Weg von der Idee bis zur Produktion radikal verkürzt. Jede und jeder kann zum Entrepreneur werden BILD MAKER 15
16 - geteiltes, gemeinsames und frei zugängliches Wissen - Demokratisierung der Tools - neue Produktionsgemeinschaften und Infrastrukturen - dezentrale Produktionsmöglichkeiten vom lokalen one off bis zur globalen Massenproduktion - verkürzte Innovationszyklen - Zuwachs des Entrepreneurships, mehr Gründungen So weit, so vielversprechend. Gleichzeitig wissen wir jedoch, dass gerade im Bereich der Gründungen in Deutschland kaum Frauen eine Rolle spielen betrifft diese Revolution also nur einen Teil unserer Gesellschaft? Ich möchte ein Beispiel aus meinem eigenen Forschungslabor zeigen. Hier arbeitet eine Gruppe junger Frauen, die wir liebevoll die Hacker Ladies nennen. Hacker Ladies 16
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23 Schluss: Neue, smarte Arbeitswelt? Limitierung auf gute ausgebildete digitale Elite aber: Chance, Gender und Diversity Aspekte in die Technologie-Entwicklung einzubeziehen Kultur: frei zugängliche Werkzeuge, geteiltes Wissen politisches Statement gegen globale Massenproduktion Demokratisierung des Produktionsprozesses Bild Neue, smarte Arbeitswelt? Risiken 23
24 Ausgrenzung von Gruppen, die keinen Netzzugang oder wenig technische Kenntnisse haben Subkultur-Phänomen, das nur begrenzt wirksam wird Schattenseiten: ständige Vernetzung, ständige Erreichbarkeit, Technologie-Fokus Eruption des normalen Arbeitsverhältnisses, flexible, mobile Arbeits- und Produktionsformen brauchen neue politische Konzepte Wo geht die Reise hin? Potential: Es ist keine reich technisch dominierte Veränderung, sondern eine sozial verankerte. Die lokalen wie auch globalen Communities, die dadurch entstehen, haben das Potential, sozial nachhaltige Entwicklungen zu stimulieren weg von der reinen Gewinnmaximierung, hin zu sinnstiftenden Prozessen. Es entwickeln sich neue Wertschöpfungen - neue Geschäftsmodelle, aber auch Währungen außerhalb des Finanzmarktes wie reputation capital online. Das vormals 24
25 fest gefügte System ist stark in Bewegung geraten es wird Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, potentiell Individuen mehr Mitsprache- und Mitgestaltung ermöglichen. Das Schöne ist: Wir können daran alle mitgestalten, noch heute Abend. 25
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