Medien, Formen und Erwartungen. Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2011/12 PD Dr. phil. habil.
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- Artur Schmid
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1 Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2011/12 PD Dr. phil. habil. Udo Thiedeke 1) Was interessiert die Soziologie? 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien 3) Überblick
2 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 1 Häufig wird behauptet, die Soziologie interessiere sich als Wissenschaft für eine Anzahl besonderer,gegenstände, z.b. für: Die wissenschaftlich kontrollierte Betrachtung und Analyse des Zusammenlebens vieler Menschen, der Gesellschaft, des sozialen Handelns, der Interaktion und Kommunikation, der Institutionen und der eigenartigen Perspektiven, die von Soziologen eingenommen werden. (Klaus Feldmann, 2006: Soziologie kompakt: Eine Einführung. Wiesbaden. S. 10)
3 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 2 Will die Soziologie eine eigenständige Wissenschaft sein, so muss sie eine eigene Fragestellung verfolgen, die nicht nur ein Teilproblem der sozialen Wirklichkeit erfasst und die nur von der Soziologie bearbeitet werden kann.
4 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 3 Der 1998 verstorbene Soziologe Niklas Luhmann hat dazu den interessanten Vorschlag gemacht, grundsätzlich nach den Möglichkeiten für das Zustandekommen des Sozialen zu fragen. Soziologie fragt nach Luhmann deshalb nicht zuerst nach Menschen, Intentionen oder Institutionen, sondern danach: wie soziale Ordnung möglich ist. (Niklas Luhmann)
5 1) Was interessiert die Soziologie? Folie 4 Die Soziologie interessiert sich dafür, wie Sozialität möglich ist, wobei mit Sozialität jede Form des Miteinanderseins gemeint ist, angefangen von der flüchtigen Interaktion, über die Zweierbeziehung, Familie, Gruppen, Organisationen, Funktionssysteme bis hin zur Gesellschaft.
6 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 5 Die Soziologie hat bisher das Feld der Medienforschung überwiegend den Kommunikations und Medienwissenschaften, der Medienpsychologie, der Publizistik, der Medienphilosophie oder den Kulturwissenschaften überlassen.
7 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 6 Max Weber betonte Anfang des 20. Jhr.: Das erste Thema, welches die Gesellschaft als geeignet zu einer rein wissenschaftlichen Behandlung befunden hat, ist eine Soziologie des Zeitungswesens. (1997: 138) (Max Weber, 1997: Zu einer Soziologie des Zeitungswesens. [1911] In: Maximilian Gottschlich, Wolfgang R. Langebucher (Hrsg.): Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Ein Textbuch zur Einführung. Wien. S ) (Max Weber)
8 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 7 Friedrich Krotz betont heute die,große Bedeutung des Prozesses der Mediatisierung (auch: Medialisierung ): In dessen historischem Verlauf werden immer neue Medien in Kultur und Gesellschaft, in Handeln und Kommunizieren der Menschen eingebettet, werden die Kommunikationsumgebungen der Menschen immer ausdifferenzierter und komplexer und beziehen sich umgekehrt Handeln und Kommunizieren sowie die gesellschaftlichen Institutionen, Kultur und Gesellschaft in einem immer weiter reichenden Ausmaß auf Medien." (2008: 52/53). (Friedrich Krotz, 2008: Kultureller und gesellschaftlicher Wandel im Kontext des Wandels von Medien und Kommunikation. In: Tanja Thomas (Hrsg.): Medienkultur und soziales Handeln. Wiesbaden. S )
9 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 8 Die Mediensoziologie sieht in der Mehrheit, die Medien als etwas an, das von der Gesellschaft verschieden ist. Sie spricht daher von Medien und Gesellschaft, wobei sie Medien als Infrastruktur, als institutionalisierte Massenmedien mit individuellen Wirkungen oder als kulturellen Komplex versteht, der Ungleichheiten vertieft oder Wirklichkeitswahrnehmungen manipuliert.
10 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 9 Die Traditionellen Sichtweisen der Mediensoziologie: Ansatz Ursprung Medien als regulierende gesellschaftliche Herbert Spencers gesellschaf- Infrastruktur tlicher Organismus; Albinon W. Small communicating System Medien als Massenmedien mit individu Max Weber Presse Zeitungsellen Medienwirkungen wesen ; Robert E. Park Masse und Publikum Medien als kultureller Komplex, der Un- Max Horkheimer, Theodor W. gleichheitsverstärkung und Beeinfluss- Adorno Kulturindustrie ; Cultural ung des Alltagslebens Studies Resistance through Rituals, moralische Ökonomie
11 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 10 Engführungen der Mediensoziologie 1) Medien stehen in Opposition zur Gesellschaft. 2) Medien sind mit Massenmedien oder öffentlicher Meinung gleichzusetzen. 3) Medien lassen sich anhand individueller Wirkungen und Nutzermotivationen soziologisch untersuchen. 4) Medien manipulieren Meinungen, Wirklichkeitswahrnehmung und Alltagskultur.
12 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 11 Cornelia Bohn schlägt hingegen eine integrale Sichtweise auf Medien der Gesellschaft vor: Folgt man dem Vorschlag einer Theorie der Medien der Gesellschaft, so lässt sich die gesellschaftliche Bedeutung der Medien nicht auf das System der Massenmedien reduzieren. Ausgeschlossen ist damit auch die in den Kommunikationswissenschaften vertretene These einer,mediengesellschaft, die eine von den Massenmedien ausgehende Medialisierung immer weiterer gesellschaftlicher Teilbereiche behauptet (...). (2005: ). (Cornelia Bohn, 2005: Die Medien der Gesellschaft. In: Michael Jäckel (Hrsg.): Mediensoziologie. Grundfragen und Forschungsfelder. Wiesbaden S )
13 2) Mediensoziologie oder Soziologie der Medien Folie 12 Wir werden im Rahmen der Vorlesung Medien soziologisch unter der Fragestellung betrachten, wie Sozialität und welche Sozialität bei medialer Kommunikation möglich ist. Es geht also darum, Medien als Teil gesellschaftlicher Kommunikation zu verstehen, die soziologisch untersucht wird. Die Perspektive ist hier diejenige einer Soziologie der Medien.
14 3) Überblick Folie 11 Die Themen der Vorlesung Medien als Gegenstand der Soziologie Was sind Medien? Probleme der Mediensoziologie I: Die,unsichtbaren Medien Probleme der Mediensoziologie II: Die,Materialität ' der Medien Problemorientierte Medienperspektive I: Kommunikationsprobleme Problemorientierte Medienperspektive II: Sinnmechanismen Problemorientierte Medienperspektive III: Medien und Formen Mediendifferenzierung I: Individualmedien Mediendifferenzierung II: Massenmedien Mediendifferenzierung III: kybernetische Interaktionsmedien Medienformen und Erwartungen I: Das kollektive Gedächnis Medienformen und Erwartung II: Die Öffentlichkeit Medienformen und Erwartungen III: Der Cyberspace
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