Zum Medienkonzept der Herderschule
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- Marielies Rothbauer
- vor 8 Jahren
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1 Zum Medienkonzept der Herderschule Die Herderschule Gießen ist auf dem Weg, ein neuartiges, zukunftsorientiertes medienpädagogisches Konzept zu entwickeln, welches die Chancen aus ihren weltweiten Kontakten - u.a. mit sieben Schulpartnerschaften - mit den heute vorstellbaren Möglichkeiten eines modernen IT-Netzes sowie den Grundgedanken der sozialen Netzwerke verbinden und für individualisiertes Lernen nutzen will. In ihrem im März 2007 beschlossenen Schulprogramm war die Erkenntnis, dass die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler in zunehmenden Maße durch ein vielfältiges, leicht verfügbares und teils unübersichtliches Medienangebot geprägt werde, Ausgangspunkt der medienpädagogischen Zielsetzungen. Fernsehen und Film, Computer und Internet sowie Printmedien stellen wichtige Orientierungspunkte der Heranwachsenden dar und werden von den Kindern und Jugendlichen als Informations- und Unterhaltungsmedien benutzt. Dabei enthalten die konsumierten Medien neben scheinbar objektiven Informationen auch konstruierte Wirklichkeiten, Weltbilder und alternative Realitäten, deren Wirkungsabsichten und Produktcharaktere zunächst verborgen bleiben. Dieser sich ständig weiterentwickelnden medialen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler wurde inzwischen auch in den Lehrpläne Rechnung getragen, sodass In allen Fächern und Jahrgangsstufen ein reflektierter Umgang mit Medien gefördert werden sollte, so die seinerzeitige Analyse. In den Folgejahren wurden dazu stetig zusätzliche, mit moderner Präsentationstechnik und Internetzugang ausgestattete Unterrichtsräume geschaffen, wobei der Bedarf und damit die Einbeziehung der Neuen Medien in den Unterricht noch stärker zunahm und zunehmend Engpässe auftraten. Schulinterne Fortbildungsveranstaltungen und die schnelle Verjüngung des Kollegiums trugen wesentlich mit zu dieser Entwicklung bei. Gleichzeitig schritt die weltweite Vernetzung der Herderschule durch den Aufbau von weiteren Partnerschaften schnell voran. Heute bestehen Austauschprojekte mit Schulen in England (Winchester), Schottland Edinburgh), Frankreich (Châtel Guyon), Spanien (La Bisbal), USA (San Diego), Singapur (MOELC) und China(Peking), werden Auslandspraktika und aufenthalte besonders gefördert und unterstützt, sind Gastschülerinnen und Gastschüler stets herzlich willkommen. Die Einführung von Chinesisch als 3. Fremdsprache neben den Weltfremdsprachen Englisch, Spanisch und Französisch und von bilingualem Unterricht ab der Jahrgangsstufe fünf prägen zusätzlich das weltoffene, fremdsprachenorientierte Profil der Herderschule. Der Wunsch, mit den in den Austauschprojekten kennen gelernten Partner weiter engen Kontakt zu halten, Schülern/innen während ihres Auslandaufenthaltes die weitere Mitarbeit und damit die Wiedereingliederung ohne Zeitverlust zu ermöglichen oder auch längerfristig erkrankten Kindern die Teilhabe am Unterricht zu ermöglichen, führte zu der Überlegung, die Schulhomepage nicht weiter mit Frontpage zu gestalten, sondern ein moderneres Programm mit den Möglichkeit eines Content-Management-Systems zu
2 nutzen. Der Wechsel auf den Bildungsserver des Landes Hessen wurde inzwischen vollzogen. Durch das Konjunkturprogramm wurden kurzfristig die Planungen für die grundlegende Sanierung des Gebäudeteils C der Herderschule mit den Fachräumen für alle drei Naturwissenschaften und den Kursräumen für die gymnasiale Oberstufe vorgezogen. Die Arbeiten sollen im April 2010 starten. Damit steht die Herderschule im Moment vor der einmaligen Chance, sukzessive mit der beginnenden umfassenden Grundsanierung ihrer beiden großen Gebäudeteile mit einem geringen Mehraufwand eine moderne IT- Netzstruktur in allen Unterrichtsräumen zu erhalten und damit alle technischen Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte, modellhafte Hard- und Software-Ausstattung als Grundvoraussetzung für ein umfassendes, zukunftsorientiertes IT gestütztes Unterrichtskonzept zu schaffen. Dies soll durch die Implantierung neuartiger Möglichkeiten zur verstärkten Einbeziehung der Neuen Medien und durch die Öffnung für völlig neue Formen und Wege der Kommunikation zu einer neuen Qualität von Unterricht führen. Bei einer solch einmaligen Gelegenheit für eine Schule mit einem zukunftsorientierten Unterrichtsangebot, wie es die Herderschule entwickelt hat, muss die Zukunft von Unterricht jetzt auch technisch mit angedacht, eingeplant und jeweils sukzessive umgesetzt werden, fordert daher Schulleiter Dieter Gath und stellt dem Schulträger seine Vorstellungen für einen Unterrichtsraum mit Zukunft vor. Bei diesem müsse die Möglichkeit bestehen, 1) an unterschiedlichen Orten zu jeder Zeit über Grenzen hinweg gemeinsam lernen zu können. - Schülerinnen und Schüler, die das Internationale Baccalaureate Diplom erwerben wollen oder an Austauschprojekten mit einer unserer sieben Partnerschulen teilgenommen haben, muss ein stetiges weiteres gemeinsames Lernen in gemeinsamen Unterrichtsprojekten über Grenzen hinweg, jederzeit und an allen Orten möglich sein. Sie müssen mit ihren Mitschülerinnen und schülern in Madrid, Kairo oder San Diego gemeinsam IB-Mathematikaufgaben bearbeiten oder an einem Kunstprojekt weiterarbeiten können. - Schülerinnen und Schüler, die sich vorübergehend im Ausland aufhalten, müssen den unterrichtlichen Anschluss halten können. - Erkrankte Kinder müssen zuhause oder in der Klinik weiter mit- oder auch nachlernen können. 2) Unterricht nachvollziehbarer und transparenter zu gestalten. - Für engagierte Eltern, die Ihren Kindern qualifiziert helfen (lassen) wollen, die am Unterrichtsgeschehen sehr interessiert sind, die mehr und besser informiert sein wollen, muss der Unterricht transparenter werden.
3 - Kinder, die sich die Hausaufgaben nicht notieren (können), müssen diese zuhause oder auch an anderen Orten nachlesen können. - Kinder, die nicht(s) von der Tafel abschreiben oder dabei nicht fertig werden, müssen dies später zuhause oder auch von anderen Orten aus nachholen können. - Kinder, die wichtige Erklärungsschritte im Unterricht nicht verstanden haben, obwohl sie an der Tafel standen, müssen diese nachlesen können. 3) an unterschiedlichen Orten zu jeder Zeit die Neuen Medien in Lernprozesse zu integrieren. - (Haus-)Aufgaben, Präsentationen, Arbeitsergebnisse von Gruppenarbeiten werden (zuhause) am PC gelöst, in einem eigenen Bereich auf einem externen Netzserver archiviert, um auf sie jederzeit von jedem Ort aus von jedem dazu Befugten nutzen, bearbeiten und weiterverwenden zu können. Soziale Arbeitsformen dürfen nicht der Unterrichtszeit vorbehalten bleiben, auch wenn größere Entfernungen vorhanden sind. Vergessene Unterlagen u.a.m. darf es nicht mehr geben, die digitale Schultasche mit dem Kleinrechner stellt nicht nur im Unterricht, sondern zu jeder Zeit an jedem Ort die Verbindung her und ermöglicht die Weiterarbeit. - Statt Lehrbüchern werden Zugriffsrechte auf die vielfach differenzierten, den unterschiedlichen Lernertypen angepassten, immer aktuellen Lehrwerke, Lernhilfen, Textsammlungen, Unterrichtsmaterialien, Datenbanken u.v.m. erworben. Diese müssen individuell ausgestaltet und ebenfalls im eigenen Bereich auf einem externen Netzserver archiviert und damit wieder jederzeit uneingeschränkt genutzt und in den Unterricht integriert werden können. Die Zusammenstellung von elektronischen individuellen Lehrbüchern muss insgesamt ohne Mehrkosten deutlich mehr individualisiertes Lernen ermöglichen. 4) verstärkt Software zur Entlastung von Lehrkräften einzusetzen. - Die hohe Arbeitsbelastung der Lehrkräfte muss durch den Einsatz von soft- und hardwaregestützten Lernkontrollen sowie durch intelligente Unterrichtssoftware insgesamt reduziert werden können. 5) mit IT-Technik in besonderen Gefahrensituationen adäquat zu reagieren und zu kommunizieren. - In Amok- oder besonderen Gefahrensituationen muss vom Sekretariat oder von einer Leitstelle aus ein sofortiger, stiller Kontakt mit allen unterrichtenden Lehrkräften und eine individuelle Absprache und Information möglich werden.
4 6) bürokratische und organisatorische Aufgaben des Schulalltages effizienter zu bewältigen. - Der Rechner der Lehrkraft muss zu Stundenbeginn aktiviert, die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler u.a.m. darin festgehalten, das Klassenbuch oder Kursheft überflüssig werden. Daraus resultierende Unregelmäßigkeiten müssen sofort aufgezeigt werden. - Erkrankte Lehrkräfte müssen Hausaufgaben, Tafelbilder, Texte, Arbeitsaufträge u.v.m. an die entsprechenden Adressaten direkt senden, Absprachen treffen oder Arbeitsergebnisse empfangen können. 7) außerschulische und schulnetzbasierte Unterrichtsangebote zu nutzen. - Der Übergang in ein Studium muss durch die Nutzung entsprechender ergänzender Lernangebote der Justus-Liebig-Universität, der Fachhochschule Gießen-Friedberg oder den Universitäten in Heidelberg, Hannover oder Oxford im Unterricht erleichtert werden können. - Die Unterrichtsangebote von Schulen müssen vernetzt werden können. Die Teilnahme am Leistungskurs oder anderen besonderen Unterrichtsangeboten von (kooperierenden) Schulen muss ohne Ortswechsel möglich werden. Die Vielfalt der schulischen Angebote muss von allen Lernenden unabhängig von ihrer Schulzugehörigkeit optimal genutzt werden können. Für Gath muss als Konsequenz aus der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung, die mehr Partizipation und Transparenz sowie vor allem auch neue Formen der Kommunikation einfordert, die Tür zum Klassenraum mit Zukunft sehr viel weiter offen stehen als bisher. Ziel der Herderschule ist es, ein wegweisendes, umfassendes Schulprofil zu erhalten, das die Schülerinnen und Schüler optimal auf die Herausforderungen nach ihrer Schulzeit vorbereiten will. Dazu gehört ein Unterrichtsangebot, dass Ihnen die heute unabdingbaren Schlüsselkompetenzen ebenso vermittelt wie die notwendigen Fachkompetenzen, und zusätzlich zum Abitur den Erwerb international anerkannter Abschlusszertifikate ermöglicht, formuliert Gath die zentralen Zielsetzungen der Herderschule. Über die Cambrige-, DELF- und DELE-Sprachzertifikate hinaus kann daher an der Herderschule das neue CertiLingua-Exzellenzlabel für mehrsprachige, europäische und internationale Kompetenzen und zukünftig auch das International Baccalaureate-Diplom, für dessen Einführung die Herderschule Anfang dieses Schuljahres die Genehmigung von Frau Ministerin Henzler erhalten hat, erworben werden.
5 Mit seinen über die geltenden Lehrpläne hinausgehenden, ansatzweise universitären Anforderungen an Fachkompetenzen und wissenschaftlichen Arbeitsmethoden, vor allem aber seiner Philosophie für das menschliche Miteinander und den geforderten Nachweisen für soziales Engagement wird die Mitgliedschaft in der Familie der IB- World-Schools das Schulleben in ganz besondere Weise prägen und neue Chancen eröffnen, dass junge Menschen unterschiedlicher Kulturen miteinander kommunizieren, dadurch sich gegenseitig verstehen und respektieren lernen. Eine zentrale Rolle wird dabei das Internet und die Nutzung der modernen Kommunikationsmedien spielen. Damit tragen wir den veränderten Anforderungen an ein zeitgemäßes Schulangebot Rechnung, welche sich nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der Internationalisierung auch auf unser Bildungswesen in den letzten Jahren enorm verändert haben, ist sich Gath sicher. Für die Lehrkräfte stellt das Angebot an IB-Fortbildungsveranstaltungen, die als internationale Begegnungen in den europäischen, nordafrikanischen und nahöstlichen Metropolen stattfinden, aus seiner Sicht eine wichtige Ergänzung des bestehenden Lehrerfortbildungsangebotes dar und befähigt sie, auf hohem Niveau kompetent jungen Menschen den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt zu vermitteln. Kompetenzen, die das anspruchsvolle Unterrichtsangebot von jeder Lehrkraft ebenso in besonderem Maße erfordert wie eine umfassende Medienkompetenz. D. Gath, OStD Schulleiter der Herderschule Gießen
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