Wie viele Unternehmen sind in Schwaben von der Einführung der Rente mit 63 betroffen?
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- Johanna Roth
- vor 8 Jahren
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1 Abschlagsfreie Rente mit 63 Was bedeutet das für die Unternehmen? Standort & Monitoring Die abschlagsfreie Rente mit 63 wird von vielen als Wahlgeschenk der großen Koalition bezeichnet. Wer 45 hre in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlt hat, mag sich über den vorzeitigen Rentenanspruch freuen. Für viele Unternehmen hingegen bringt das Frühverrentungsmodell auch eine unangenehme Seite. Sie befürchten vor dem Hintergrund des demographischen Wandels vielfach strukturelle Probleme. Hinzu kommt, dass sich langfristig über die Rentenversicherung die Lohnnebenkosten erhöhen werden. Im Rahmen der Frühjahrskonjunktur-Umfrage 1 der IHK Schwaben wurden neben konjunkturellen Entwicklungen auch Fragestellungen zur abschlagsfreien Rente mit 63 untersucht. Zur Auswertung kamen 506 Antworten von Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel, Bau, Transport und unternehmensnahe Dienstleistungen. Die Analyse der Fragen zur Rente mit 63 wird im Nachfolgenden dargestellt. Zentrale Ergebnisse zur Umfrage der Rente mit 63: Jede zweite schwäbische Firma ist von der Einführung der Rente mit 63 kurzfristig betroffen. Die meisten Unternehmen sehen strukturelle Probleme in Form einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels und eines massiven Verlusts an Fachwissen. Vier von zehn Unternehmen sehen sich nicht in der Lage, die entstehenden Lücken kurzfristig zu schließen. Als mögliche Wege nennen sie größtenteils interne Aus- und Weiterbildung und Neueinstellungen. 86 Prozent würden eine Korrektur der Rentenpläne befürworten. Wie viele Unternehmen sind in Schwaben von der Einführung der Rente mit 63 betroffen? Von der Einführung der Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren ist nach aktuellem Stand rund die Hälfte der schwäbischen Unternehmen betroffen. Demnach sind in jeder zweiten Firma Mitarbeiter beschäftigt, die nach Einführung des Frühverrentungsmodells abschlagsfrei mit 63 in den Ruhestand gehen könnten. 1 Die IHK Schwaben führt diese repräsentative Umfrage dreimal jährlich unter ihren Mitgliedsunternehmen durch. Jeweils im Frühjahr, Herbst und zur hreswende wird zeitgleich mit dem Bayerischen und Deutschen Industrie- und Handelskammertag eine Auswahl schwäbischer Unternehmen zu aktueller Lage und Konjunkturperspektiven befragt. Stand: Seite 1 von 6
2 Abbildung 1: Betroffenheit der Unternehmen von der Einführung der abschlagsfreien Rente mit 63 (n=506) 49% 51% Ergeben sich vor diesem Hintergrund strukturelle Probleme für die Unternehmen? Früher als gedacht, könnte eine Vielzahl an Arbeitnehmern in Rente gehen. Und das bringt auch Probleme für viele Unternehmen mit sich. Die kurzfristige Einführung des Rentenmodells stellt einige Firmen vor strukturelle Schwierigkeiten. In der Umfrage bestätigten das zwei von zehn Betrieben. Abbildung 2: Sehen die Unternehmen strukturelle Probleme vor dem Hintergrund der Rente mit 63 (n=96) 20% 80% Die Probleme, die sich vor dem Hintergrund der Rente mit 63 für die Unternehmen ergeben, sind vielfältig. Mitunter gilt es zu bedenken, dass es sich größtenteils um gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte handelt, die mit der neuen Regelung nach 45 hren abschlagsfrei in den Ruhestand gehen können. So ist es kaum verwunderlich, dass die weitere Verschärfung des Fachkräfteengpasses an erster Stelle der Unternehmenssorgen steht. 83 Prozent der befragten Firmen sehen hier das größte Problem. Das ohnehin schon knappe Angebot an Fachkräften wird durch die neue Rentenregelung weiter schrumpfen. Auch der massive Verlust von Fachwissen beunruhigt die Betriebe. Fast drei Viertel der Befragten, die strukturelle Schwierigkeiten erwarten, bestätigen dieses Ergebnis. Vier von zehn Unternehmen geben eine zusätzliche Kostenbelastung als Auswirkung der Rente mit 63 an. Mit einer Einschränkung der unternehmerischen Aktivitäten rechen 27 Prozent der Firmen. Stand: Seite 2 von 6
3 Abbildung 3: Welche Probleme ergeben sich durch die Rente mit 63 für die Unternehmen (n=98) [Anteil derjenigen Unternehmen, die strukturelle Probleme vor diesem Hintergrund sehen] [Mehrfachantworten möglich] Zunehmender Fachkräfteengpass 83% Massiver Verlust von Fachwissen 71% Zusätzliche Kostenbelastung 40% Einschränkung der untern. Aktivitäten 27% Sonstiges 4% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Sind die Rentenpläne konjunkturelle Stolpersteine? Die Einführung der Rente mit 63 bereitet vielen Unternehmen der Region Sorgen. Sie sehen vor allem die Entwicklung vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels kritisch. Jeder zweite Betrieb empfindet die Rentenpläne als konjunkturelle Stolpersteine. Abbildung 4: Sehen Unternehmen die Rentenpläne als konjunkturelle Stolpersteine (n=485) 49% 51% Können die Unternehmen diese Lücken schließen? Die entstehenden Lücken schnellstmöglich zu schließen, stellt viele Firmen vor eine große Herausforderung. Rund vier von zehn Betrieben sehen sich nicht in der Position, diese Lücke kurzfristig zu füllen. Stand: Seite 3 von 6
4 Abbildung 5: Sehen sich die Unternehmen in der Lage, die entstehenden Lücken kurzfristig zu füllen (n=445) 38% 62% Eine differenzierte Betrachtung nach Branchen zeigt, dass vor allem Dienstleistungsunternehmen die größten Probleme haben. Fast jede zweite Firma der Branche bestätigt das in der Umfrage. Ein ähnliches Bild zeigt auch der Großhandel. Industrie und Einzelhandel hingegen sehen die Problematik etwas weniger kritisch und liegen mit ihrer Bewertung gering unter dem Gesamtdurchschnitt. Abbildung 6: Anteil der Unternehmen, die sich nicht in der Lage sehen die entstehenden Lücken kurzfristig zu füllen, nach Branchen (n=275) Dienstleistungen 48% Großhandel und Handelsvermittlung 46% gesamt 38% Handel 36% Industrie 33% Einzelhandel 30% 0% 10% 20% 30% 40% 50% Für eine Aussage zur Unternehmensgröße wird die Zusammensetzung derjenigen Unternehmen, die sich nicht in der Lage sehen die entstehenden Lücken kurzfristig zu schließen, betrachtet: Den größten Teil bilden die Firmen mittlerer Größe mit bis zu 200 Mitarbeitern, aber auch kleine Betriebe sehen mit bis zu 20 Beschäftigten sind stark vertreten. Mittlere Betriebseinheiten sehen hier in besonderer Weise eine Herausforderung, denn sie besitzen oft einfache Unternehmensstrukturen und können personelle Ressourcen nicht problemlos umorganisieren. Den kleinsten Anteil bilden große Unternehmen mit 14 Prozent. Letztere sehen sich wohl am ehesten in der Lage den Verlust an qualifizierten Fachkräften kurzfristig auszugleichen, da sie organisatorisch und personell breiter aufgestellt sind. Stand: Seite 4 von 6
5 Abbildung 7: Zusammensetzung des Anteil der Unternehmen, die sich nicht in der Lage sehen die entstehenden Lücken kurzfristig zu füllen, nach Unternehmensgröße (n=275) bis 9 MA 18% 10 bis 19 MA 11% 20 bis 49 MA 23% 50 bis 199 MA 34% 200 bis 499 MA 8% mehr als 500 MA 6% 0% 10% 20% 30% 40% Wie können diese Lücken gefüllt werden? Die Mittel der Firmen, um das kurzfristige personelle Defizit auszugleichen sind vielfältig. Fast jedes zweite Unternehmen sieht eine Möglichkeit durch die interne Aus- und Weiterbildung. Hierbei gilt es nicht nur Nachwuchs aus Auszubildenden zu rekrutieren, sondern auch Mitarbeitern durch Schulungsmaßnahmen neue Karriereoptionen zu ermöglichen. Vier von zehn Unternehmen versuchen die Lücke durch die Einstellung von neuen Mitarbeitern zu schließen. Hierzu will sich ein großer Teil künftig intensiver mit der Akquise von Mitarbeitern beschäftigen. Allerdings dürfte dies die Firmen angesichts der schwierigen Arbeitsmarktsituation vor neue Herausforderungen stellen. Jeder zehnte Betrieb sieht eine Möglichkeit durch Umorganisation bzw. Rationalisierung von innerbetrieblichen Strukturen. Weitere Mittel sind die Einstellung von Zeitarbeitern und Aushilfen, ausländische Fachkräfte oder auch Mehrarbeit. Abbildung 8: Mittel der Unternehmen, um das kurzfristige Defizit an Personal auszugleichen (n=158) [Kategorisierte Antworten] Interne Aus- und Weiterbildung 49% Neue Mitarbeiter 38% Umorganisation/Rationalisierung Zeitarbeit/Aushilfen Ausländische Fachkräfte Mehrarbeit/Überstunden 8% 6% 2% 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Stand: Seite 5 von 6
6 Kritische Bilanz zum Rentenmodell mit 63 Die schwäbischen Unternehmen betrachten die Einführung der Rente mit 63 kritisch. Das zeigen die Ergebnisse: 86 Prozent würden eine Korrektur des Rentenmodells befürworten. Dies könnte beispielsweise über flexible Rentenübergänge erfolgen. Abbildung 9: Befürwortung einer Korrektur des Rentenmodells mit 63 (n=417) nein 14% ja 86% Fazit: Für die Unternehmen ergeben sich durch das Frühverrentungsmodell zum Teil gravierende Probleme, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der ohnehin knapper werdenden Fachkräfte. Hieraus könnte ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit resultieren. Aus diesem Grund sollte an der Rente mit 67 festgehalten werden. Langfristig würde sonst eine Gefahr der Umkehrung des Prozesses der Agenda 2010 bestehen. Ziel der Reform war es unter anderem auch, die Rentenfinanzen in Anbetracht einer immer älter werdenden Bevölkerung zu stützen. Aber auch die Betriebe können ihren Teil dazu beitragen, damit ihr Personal ohne Einschränkungen bis ins Rentenalter arbeiten kann. Hierbei sollten sie den Fokus auf präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen legen, um die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter langfristig zu erhalten. Ansprechpartnerin: Stephanie Pauli Stettenstraße Augsburg Tel Fax stephanie.pauli@schwaben.ihk.de Stand: Seite 6 von 6
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