Berufliche Mobilität in Europa
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- Christina Bauer
- vor 8 Jahren
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1 Berufliche Mobilität in Europa Zu den Folgen erhöhter räumlicher Mobilität für Familie und Gesellschaft Empirische Befunde aus der Studie Job Mobilities and Family Lives in Europe DZA Prof. Dr. Norbert F. Schneider
2 Inhalt 1 Räumliche Mobilität in Europa Formen und Verbreitung 2 Studiendesign 3 Typologie des mobilen Lebens 4 Befunde und Ergebnisse 4.1 Wie mobil sind die Erwerbstätigen in Europa? Mobilitätserfahrungen und Mobilitätsbereitschaft 4.2 Wer ist mobil und wer nicht? 4.3 Folgen der Mobilität für die Familienentwicklung 4.4 Mobilität und Generationenbeziehungen 5 Mobilität im 21. Jahrhundert zusammenfassende Betrachtungen
3 Räumliche Mobilität in Europa gegenwärtige Situation 80 % der Europäer (EU 25)* leben in der Region, in der sie aufgewachsen sind 1,5 % der Europäer (EU 25) leben in einem anderen als ihrem Heimatland (Migranten) Nur 25 % dieser Menschen migrierten aus beruflichen, hingegen 75 % aus privaten Gründen, insbesondere aus Liebe (30 %) oder eines besseren Klimas wegen (24 %) 1 % der Europäer (EU 25) im erwerbsfähigen Alter zieht pro Jahr aus beruflichen Gründen um Zum Vergleich: 2,3 % der US-Amerikaner und 2,1 % der Kanadier ziehen pro Jahr berufsbedingt um Quellen: Eurostat 2006; EU Commission 2007; US Department of Labor 2002 * 25 Länder der Europäischen Union (ohne Rumänien und Bulgarien)
4 Studiendesign Repräsentative Erhebung: Befragte im Alter zwischen 25 und 54 Jahren aus sechs europäischen Ländern (Spanien, Frankreich, Belgien, Schweiz, Polen, Deutschland) zusätzliche Personen wurden mit dem selben Fragebogen in einem zweiten Teil befragt, um eine größere empirische Basis mobiler Menschen zu erhalten Insgesamt wurden Interviews geführt, darunter mit mobilen Menschen Drei Forschungsschwerpunkte: - Verbreitung und Vielfalt beruflicher räumlicher Mobilität in Europa - Gründe und Umstände der Entstehung beruflicher Mobilität - Konsequenzen beruflicher Mobilität auf Familienleben, Karriere, subjektives Wohlbefinden und soziale Beziehungen
5 Typologie des mobilen Lebens Permanenz residenzielle Mobilität zirkuläre Mobilität hoch gering Häufigkeit Rhythmus einmal mehrmals jährlich quartalsweise monatlich wöchentlich täglich Umzugsmobile a) Fernumzug innerhalb eines Landes b) Migranten und Trans - Migranten häufig Saisonarbeiter + Semi - Migranten Job - Nomaden Abwesenheit über Nacht Übernachter Erwartbarkeit Regelmäßigkeit Wochenendpendler (Shuttlers) Vari Mobile und Dienstreisende Fernbeziehungen nie Fernpendler c) Auslandsentsendete gering hoch
6 Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil vormals mobil Personen ohne Mobilitätserfahrung Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
7 Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil vormals mobil Personen ohne Mobilitätserfahrung Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
8 Gegenwärtige und frühere Mobilitätserfahrungen von Erwerbstätigen nach Ländern (in %) F D E PL CH B EU6 gegenwärtig mobil vormals mobil Personen ohne Mobilitätserfahrung Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
9 Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil residenziell mobil in beiden Formen mobil Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
10 Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil residenziell mobil in beiden Formen mobil Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
11 Mobilitätsformen F D E PL CH B EU6 zirkulär mobil residenziell mobil in beiden Formen mobil Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives 2008
12 Mobilitätsarten Mobilitätsart EU6 zirkuläre Mobilitätsformen Fernpendler 41 Vari-Mobile (Personen, die oft auf Geschäftsreisen sind) 20 Wochenendpendler (Shuttler) 3 Fernbeziehungen 4 residenzielle Mobilitätsformen Umzug innerhalb eines Landes 18 Migranten 2 Multi-Mobilität Zwei oder mehr Mobilitätsarten gleichzeitig 13 Insgesamt 100 Quelle: JobMob and FamLives 2008
13 Mobilitätsbereitschaft Bereitschaft nach Art der Mobilität Umzug in eine andere Region innerhalb eines Landes F D EU Fernpendeln F: geringste Bereitschaft D: höchste Bereitschaft Quelle: JobMob and FamLives 2008
14 Mobilitätserfahrungen (gegenwärtig und früher) nach Alter Altersklasse F D E PL CH B EU Quelle: JobMob and FamLives 2008
15 Mobilität nach Geschlecht Geschlecht F D E PL CH B EU6 Frauen Männer Insgesamt Quelle: JobMob and FamLives % = alle mobilen Erwerbstätigen
16 Anteile mobiler Personen nach Familiensituation und Geschlecht Mobile Vollerwerbstätige in Deutschland Men 15 Women without ohne partner, Partner, without ohne children Kinder with partner, mit Partner, without children ohne Kinder with partner mit Partner and children und Kindern Quelle: JobMob and FamLives 2008 German data set
17 Soziodemografie und Mobilitätsform Alter: Jüngere Personen (25 bis 34 Jahre) haben eine etwa 2-fach höhere Chance auf Umzug als die ältere Referenzkategorie (35 Jahre und älter); ältere Personen bevorzugen zirkuläre Mobilität, besonders Fernpendeln Bildung: Die Chance auf residenzielle Mobilität nimmt mit steigender formaler Bildung zu. Personen mit Universitätsabschluss haben eine 17-fach höhere Chance auf beruflich veranlasste residenzielle Mobilität als Hauptschulabsolventen Familiensituation: Alleinstehende haben eine etwa 6-fach höhere Chance residenzieller Mobilität im Vergleich zu Personen mit Partner Geschlecht: Hat keinen Einfluss auf die Form der Mobilität
18 Risiko der Kinderlosigkeit, 37- bis 44-jährige Personen in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjustierte Odds Ratios Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) ohne Mob.erfahrung / zirkulär / *** zirkulär - 75 / *** residenziell + 26 / *** residenziell - 10 / 6 (1.01) (2.02) Multi-Mobil + 36 / * Multi-Mobil - 10 / 5 (1.11) (4.16) - zirkulär 132 / residenziell 15 / 37 (1.02) zirkulär + residenziell 66 / Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; binär-log. Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10
19 Kinderzahl, 37- bis 44-jährige Personen in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjusted B Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) Ohne Mob.erfahrung / zirkulär / *** zirkulär - 75 / *** residenziell + 26 / *** residenziell - 10 /6 (-0.01) (-0.57) Multi-Mobil + 35 / ** Multi-Mobil - 10 /5 (0.16) (-0.96**) - zirkulär 128 / residenziell 15 /40 (0.03) zirkulär + residenziell 66 / Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; OLS-Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10
20 Alter beim ersten Kind, 37- bis 44-jährige Eltern in sechs europäischen Ländern nach Geschlecht, adjusted B Gegenw. Mobilität Früh. Mobilität N (M)/(F) Männer (M) Frauen (F) Ohne Mob.erfahrung - 158/ zirkulär + 129/ zirkulär - 55/ residenziell + 15/ * residenziell - 6/ 5 (-2.62) (0.54) Multi-Mobil + 24/ * 2.18 Multi-Mobil - 7/ 2 (-2.64) (5.79*) - zirkulär 96/ ** - residenziell 10/ 33 (-2.84) 1.75** - zirkulär + residenziell 46/ * Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; OLS-Regression; adjustiert nach Bildung, Land, Anzahl der Beschäftigten, Alter, Vollzeit- vs. Teilzeit; *** p.01 ** p.05 * p.10
21 Mobilität und Familienentwicklung: Zusammenfassende Befunde Geschlecht moderiert den Zusammenhang zwischen Mobilität und Familienentwicklung signifikant. Bei Männern sind Effekte kaum vorhanden oder nur schwach ausgeprägt. Wenn es interpretierbare Auswirkungen gibt, dann hat Mobilität eher positive Effekte auf die Familienentwicklung. Für Frauen gibt es dagegen stark ausgeprägte negative Zusammenhänge: Mobilität kann zu einem Aufschub von Geburten und einer geringeren durchschnittlichen Kinderzahl führen. Kinderlosigkeit erhöht bei Frauen signifikant die Bereitschaft mobil zu sein bzw. mobil zu werden. Bei zirkulärer Mobilität sind die Zusammenhänge mit der langfristigen Familienplanung stärker ausgeprägt als bei residenzieller Mobilität.
22 Wohnentfernung zu den Eltern (in %) Entfernung zum nächstwohnenden Elternteil Bis 20 Min. Über 20 Min. Mobilitätsform D übrige Länder D übrige Länder Zirkulär Residenziell Nicht mobil Cramer s V =.20 für Deutschland und.18 für die übrigen Länder Quelle: JobMob and FamLives 2008
23 Mobilität und Kinderbetreuung durch Großeltern (in %) Mobilitätsform D übrige Länder Zirkulär Residenziell Nicht mobil Beteiligen sich die Großeltern an der Kinderbetreuung? Ja / nein Cramer s V =.19*** Quelle: JobMob and FamLives 2008
24 Mobilität und Häufigkeit der Kinderbetreuung durch Großeltern in Deutschland (in %) Mobilitätsform fast täglich mind. einmal pro Woche seltener als wöchentlich Zirkulär Residenziell Nicht mobil Cramer s V =.13*** Quelle: JobMob and FamLives 2008
25 Wohnentfernung zu den Eltern (am nächsten wohnender Elternteil) in sechs europäischen Ländern adjustierte Odds Ratios Zirkulär mobil.884** Residenziell mobil.286*** Weiblich.950 Elternschaft 1.259*** Akademiker.615*** Wohnhaft in Deutschland.791*** Alter *** Wohnentfernung dichotomisiert in unter 20 Min. und mind. 20 Min. Bei den adjust. OR bezeichnen Werte <1 einen negativen Einfluss auf die Odds, ein positiver Einfluss ist gegeben, wenn exp(bn) >1. Ein Koeffizient von bspw. 1,4 besagt, dass die Odds jeweils auf das 1,4-fache oder um 40 Prozent zunehmen, ein Koeffizient von 0,6, dass sie auf das 0,6-fache, also um 40 Prozent abnehmen, wenn die unabhängige Variable um eine Einheit zunimmt. Bemerkungen: JobMob and FamLives 2008; binär logist. Regression; N=428 *** p.01 ** p.05 * p.10 Nagelkerke s R 2 =.08
26 Mobilität und Generationenbeziehungen: Zusammenfassende Befunde Zirkuläre Mobilität hat im Unterschied zu residenzieller nur einen geringen Einfluss auf die Wohnentfernung Akademiker wohnen weiter von den Eltern entfernt als andere Bildungsgruppen Eltern wohnen in größerer Nähe zu ihren Eltern als Kinderlose Die Wahrscheinlichkeit weiter von den Eltern entfernt zu wohnen ist in Deutschland höher als in anderen europäischen Ländern In Deutschland ist die Beteiligung der Großeltern an der Enkelbetreuung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei allen Mobilitätsformen signifikant geringer Die Häufigkeit der Enkelbetreuung durch Großeltern erfolgt bei zirkulär Mobilen im Vergleich zu Nicht-Mobilen häufiger täglich
27 Berufliche Mobilität in Europa: Abschließende Bemerkungen Beruflich bedingte Mobilität ist in Europa weit verbreitet Europäer sind stark lokal verwurzelt, aber als Pendler hochmobil Zwischen den Ländern bestehen bezüglich Ausmaß und Erscheinungsform der Mobilität wenig Unterschiede Dagegen bestehen zwischen sozialen Gruppen teilweise sehr relevante Unterschiede. Von besonderer Bedeutung sind Alter, Geschlecht, Bildung und Familiensituation Es gibt empirische Hinweise, dass die Mobilität innerhalb der letzten Jahrzehnte angestiegen ist Die Umzugsbereitschaft ist gering und es gibt keine Hinweise darauf, dass sie in den kommenden Dekaden signifikant ansteigen wird Mobilität kann bei Frauen negative Effekte auf die Familienentwicklung haben, nicht jedoch bei Männern Mobilität reduziert die Enkelbetreuung durch Großeltern
28 Prof. Dr. Norbert F. Schneider Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Friedrich-Ebert-Allee Wiesbaden Tel.: Fax:
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