Auf der Suche nach Finanzierungsalternativen: Die Gemeinschaftsanleihe der Städte Nürnberg und Würzburg
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- Benedikt Oldwig Schäfer
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1 Auf der Suche nach Finanzierungsalternativen: Die Gemeinschaftsanleihe der Städte Nürnberg und Würzburg 9. Deutscher Kämmerertag, Berlin 19. September 2013
2 Von der Idee zur Umsetzung Die Gemeinschaftsanleihe von Nürnberg und Würzburg Ausgangslage Idee Konkretisierung Umsetzung & Abwicklung Resonanz Ausblick 2
3 Die Stadt Nürnberg stellt sich vor Europäische Metropolregion Nürnberg Nürnberg: Halbmillionenmetropole im Schnittpunkt der Verkehrswege in Europa Bedeutender Messestandort (TOP 20 weltweit) Internationaler Flughafen und Hafen mit modernem Logistikzentrum am Main- Donau-Kanal Tourismusstandort, z.b. Weihnachtsstadt mit Christkindlesmarkt mit 2,6 Mio. Übernachtungen Modernes ÖPNV-Netz mit U-Bahn Friedrich-Alexander-Universität und Technische Hochschule Nürnberg Georg- Simon-Ohm Eine der sichersten Großstädte Deutschlands Hohe Lebensqualität (nach Studie W. M. Mercer: Platz 24 unter weltweit 221 Großstädten) Einer der 10 großen Wirtschaftsräume in Deutschland 3,6 Mio. Einwohner, Entwicklung steigend 117 Mrd. Euro Bruttoinlandsprodukt Exportquote (außerhalb Deutschlands) 47% Unternehmen Spitzenposition unter den europäischen Technologieregionen, besonders in Mikroelektronik, Kommunikations- und Informationstechnik, Mechatronik, Verkehrstechnik und Logistik, Medizintechnik, optische Datenübertragung Wichtigste Industriezweige: Energietechnik, Elektrotechnik/Elektronik, Maschinenbau, Kommunikationstechnik, Automatisierungstechnik, Druckindustrie, Fahrzeugteile, Medizintechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Schreibgeräte Starkes Wachstum des Dienstleistungssektors; Schwerpunkte im Bereich Ingenieur- und Wirtschaftsberatung, Marktforschung, Facility Management, Call Center, Versicherungs- u. Finanzdienstleistungen, E-Commerce, Handel, Softwareentwicklung, Datenverarbeitung 3
4 Stadtverwaltung und Haushalt im Überblick Stadtverwaltung: etwa Vollkraftstellen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kernverwaltung mit Eigenbetrieben, im Gesamtkonzern über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 43 Dienststellen, 6 Eigenbetriebe, 1 Kommunalunternehmen, 19 direkte Beteiligungen Schuldenstand 1,25 Milliarden Euro im Kernhaushalt Bilanzsumme 3,7 Mrd. Euro Vorreiter in Sachen Doppik-Umstellung in Bayern (Umstellung 2005) Haushalt 2013 Ordentliche Erträge Ordentliche Aufwendungen Überschuss Jahresergebnis Steuereinnahmen Nettoneuverschuldung Investitionen (städt. Mittel MIP inv.) Bruttoinvestitionen (investiv) Veränderungen zu Plan Planwerte 2012* 1.512,7 Mio. Euro + 4,3% 1.450,1 Mio. Euro 1.482,0 Mio. Euro + 3,5% 1.432,6 Mio. Euro 13,0 Mio. Euro + 5,6% 12,3 Mio. Euro 793,2 Mio. Euro + 1,9% 778,2 Mio. Euro 12,3 Mio. Euro - 58,2% 29,5 Mio. Euro 110,5 Mio. Euro - 11,1% 124,3 Mio. Euro 171,8 Mio. Euro -0,1% 172,0 Mio. Euro Investitionen der jeweils nächsten 420,3 Mio. Euro - 2,1% 429,3 Mio. Euro vier Jahre (städt. Mittel MIP inv.) Investitionen der jeweils nächsten 705,8 Mio. Euro + 2,4% 689,3 Mio. Euro vier Jahre (brutto investiv) 4
5 Unser Partner: die Stadt Würzburg Einwohnerzahl: (Tendenz bis 2031: stabil) Ca Studierende Arbeitslosenquote Stand Februar 2013: 5,0% (im Bezirk 3,7%) Einpendler: ca Vielfältiges Verkehrszentrum: drei Autobahnen, drei internationale Flughäfen im Umkreis, ergänzt durch einen Regionalflugplatz im Landkreis und ICE-Knotenpunkt Breiter Branchenmix: Schlüsselbranchen sind Medizin- und Gesundheitswirtschaft, Medien, Produktion Tourismus- und Tagungsstandort: 2013 voraussichtlich ca. 800 Tsd. Übernachtungsgäste und ca. 13 Mio. Tagesgäste (2012) 5
6 Der Haushalt der Stadt Würzburg 6
7 Die Ausgangslage allgemein Nichts Unbekanntes für deutsche Kämmerer Der Kommunalkreditmarkt hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert und eingeengt, die Liquidität und Bereitschaft für Kommunalkreditvergabe im Markt geht zurück, Anbieter ziehen sich zurück Auswirkungen von Basel III werfen ihre Schatten voraus Kreditlimite sind als Faktor ins Spiel gekommen Klumpenrisiken bei einigen wenigen Banken und Sparkassen sind vorhanden Folge: Als in die Zukunft blickender Kämmerer verspürt man einen gewissen Handlungsbedarf, nicht aus der Not heraus, aber aufgrund eines sich ändernden Umfeldes. 7
8 Die Ausgangslage in Nürnberg Investitionen und Konsolidierung finden zusammen Zukunftsinvestitionen Jahrzehnt der Investitionen bis 2020 Neubau und Sanierung von Schulen: mindestens 300 Mio. Euro Aufrechterhaltung & Ausbau kommunaler Infrastruktur: mindestens 400 Mio. Euro Konstant hohes Investitionsniveau von 170 Mio. Euro jährlich seit 2008 Konzentration auf Investitionen mit Zukunftspotenzial Haushaltskonsolidierung Solides Haushalten positiver Ergebnishaushalt seit Abbau von 12,1 Mio. Euro Schulden im Kernhaushalt und bei steuerfinanzierten Eigenbetrieben Der Haushalt wurde in der Vergangenheit durch die Aufsichtsbehörde ohne Ausnahme genehmigt. Für 2013 wurde kein neuerliches Sparpaket auferlegt 8
9 Finanzierungsstruktur Die bislang klassische Finanzierung einer (bayerischen) Kommune Unsere Verschuldung (Stand: : Mio. Euro) ist i.d.r. mit Kommunaldarlehen finanziert. Desweiteren gibt es ÖPP-Modelle (53 Mio. Euro kreditähnliche Verbindlichkeiten). Sparkasse, Landes- und Förderbanken dominieren die Finanzierung. Die Verzinsung ist weitestgehend fest. Der variable Anteil mit aktuell 13% im Kernhaushalt ist verhältnismäßig gering. Kassenkredite werden ausschließlich zur Liquiditätssteuerung eingesetzt. 6% Finanzierungsstruktur vor Emission in Mio. EUR und % per % 23% 100 % Gläubigerstruktur vor Emission in Mio. EUR und % per % 23% 21% Kommunalkredite (1.218) Bank 1 (286) Bank 2 (253) Bank 3 (242) Bank 4 (79) Bank 5 (72) div. Gläubiger (284) 6% Finanzierungsstruktur nach Emission in Mio. EUR und % per % 6% Gläubigerstruktur nach Emission in Mio. EUR und % per % 28% 19% 22% 19% Anleihe (80) Kommunalkredite (1.209) Bank 1 (284) Bank 2 (252) Bank 3 (241) Bank 4 (79) Bank 5 (72) div. Gläubiger (362) 9
10 Die Idee Wie aus vielen am Ende zwei wurden Die Idee wurde erstmals vor knapp drei Jahren im Kreise der fränkischen Kämmerer geboren. Parallel dazu bzw. vorher erfolgten die Emissionen in Hannover und Essen. Gedanke war, dass sich größere und kleinere Kommunen rund um die Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus zusammenschließen, um eine Anleihe zu platzieren. Die Vorstellung einer Frankenanleihe war geboren, wobei wir bald merkten, dass dieser Name auch zweideutig sein kann... Am Ende blieben Nürnberg und Würzburg übrig. 10
11 Anleihe oder Schuldschein? Die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten in der Abwägung Kriterien Kommunalkredit Schuldscheindarlehen Anleihe Bürgerkredit Günstige Verzinsung Flexibilität bei Laufzeit Flexibilität beim Volumen Stärkung Diversifizierung Kreditgeber Zukunftsfähigkeit Bürgernähe Verwaltungsaufwand inkl. Vorbereitung Ein Pluszeichen zeigt einen Vorteil gegenüber einem Minuszeichen beim jeweiligen Kriterium an. 11
12 Voraussetzungen Was sollte man im Vorfeld beachten? Welche Kommunen passen zusammen?» Wirtschaftlich ähnlich starke Kommunen werden sicherlich von den Investoren im Rahmen der internen Risikobewertung bevorzugt. Prinzipiell gilt aber, dass alle Kommunen gleich zu bewerten sind.» Eine gleiche Größenklasse ist nicht erforderlich.» Regionale Nähe ist nicht zwingend, aber bei der Abstimmung im Vorfeld sicherlich von Vorteil. Geht es auch bundesländerübergreifend?» Prinzipiell ist es möglich, allerdings ist dann unterschiedliches Kommunalrecht mit unterschiedlichen Aufsichtsbehörden zu beachten.» Im Kreise der Investoren können unterschiedliche Länder bei der Bewertung des Risikos aufgrund der Haftungsfrage eventuell mit kleinen Aufschlägen belegt werden. Welche Beschlüsse und Genehmigungen braucht man?» Der Stadtrat sollte zumindest informiert werden; empfehlenswert ist, einen zustimmenden Gesamtbeschluss zu fassen. Ansonsten ist die jeweilige Geschäftsordnung zu beachten.» Die Rechtsaufsicht sollte frühzeitig eingebunden werden, muss aber in Bayern keine zusätzliche Genehmigung erteilen, soweit die Kreditaufnahme innerhalb der erteilten Ermächtigung bleibt. 12
13 Die Konkretisierung Auswahl der beteiligten Banken» Welche Banken und warum vier? Vorabinformationen des Konsortiums» Pricing Updates als erste Orientierungshilfe.» Klärung des Verfahrens, der Spielregeln und der Zeitschiene Information von Stadtrat und Aufsichtsbehörde» Das Vorgehen mit Politik und Regierung absprechen. Suche nach dem günstigen Zeitpunkt» Marktlage, Haushaltsgenehmigungen und Liquiditätserfordernisse. Formulierung der Erwartungen an die Emission» Insbesondere im Hinblick auf Anlegerkreis, Laufzeit und Konditionen. 13
14 Die Umsetzung und Abwicklung Die einzelnen Schritte CITY of NUERNBERG and CITY of WUERZBURG have jointly mandated BAYERNLB, DEUTSCHE BANK, HELABA and UNICREDIT to organize a series of investor meetings. A debt capital market transaction may follow, subject to market conditions. Mitte April 2013 Screen- Announcement Research- Papiere Investorentreffen mit Präsentation Ende April 2013 Vertragswerke Mandatsvereinbarung Globalurkunde Übernahmevertrag Zahlstellenvertrag Pricing 8. Mai 2013 Valuta 16. Mai 2013 Bildquelle: Rainer Sturm / pixelio.de 14
15 Die Emission Sammeln der Investorenorder durch die Banken (Bookbuilding) Große Nachfrage: viereinhalbfache Überzeichnung Festlegung des Aufschlages (Spread) per Telefonkonferenz Auswahl der Investoren (Allokation) Preisfixierung (Pricing Call) Weiterhin: Alternativangebote von Banken für Kommunalkredit einholen Dokumentation abschließen 15
16 Die Gemeinschaftsanleihe von Städten Eine neue Assetklasse am Kapitalmarkt? 16
17 Die Resonanz in der Öffentlichkeit 17
18 Die Zielerreichung Alle gesetzten Ziele sind vollständig erreicht worden Einführung eines neuen innovativen Instruments Diversifizierung der Gläubiger Schonung der Kreditlinien der Hausbanken Kommunalkreditniveau Günstiger Spread für gute Adressen 18
19 Kritik und Diskussionen rund um die Anleihe War der all-in-zinssatz nicht zu hoch im Vergleich zum Kommunaldarlehen? Hat sich der doch im Vergleich sehr hohe Aufwand innerhalb der Verwaltung gelohnt? War der Abstimmungsbedarf mit vier Banken und einer weiteren Stadt nicht zu groß? Unverständnis in der Öffentlichkeit: Zitat aus der Kommentierungsfunktion der lokalen Presse: Jetzt fängt sogar schon die Kommunalpolitik das Zocken an den Börsen an... Wo soll das noch hinführen? 19
20 Der Ausblick Wie geht es jetzt weiter? Wird die Stadt Nürnberg wieder eine Anleihe begeben? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Eine Blaupause ist nun vorhanden. Abhängig von der Entwicklung der Kommunalkreditvergabe, wird die Finanzierung des Nürnberger Stadthaushaltes in Zukunft aus» einer Basis von klassischer Kommunalkreditfinanzierung, ergänzt durch» eventuell weitere Anleiheemissionen und» ggf. Schuldscheindarlehen bestehen,» aber auch Bürgerdarlehen oder Kommunalsparbriefe sind angedacht. Ziel ist es, den Finanzierungsmix breiter zu streuen, um so Refinanzierungsrisiken in der Zukunft vorzubeugen. 20
21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Theresienstr Nürnberg Harald Riedel +49 (0)9 11 / ref.ii@stadt.nuernberg.de
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