FESTREDE ZUM 50. GEBURTSTAG DER AWO IN OBERBRUCH. ULLA MEURER MdL
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- Detlef Hummel
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1 FESTREDE ZUM 50. GEBURTSTAG DER AWO IN OBERBRUCH ULLA MEURER MdL
2 FESTREDE ZUM 50. GEBURTS- TAG DER AWO IN OBERBRUCH ULLA MEURER MdL Es gilt das gesprochene Wort Liebe Freundinnen und Freunde der Arbeiterwohlfahrt, lieber Bernd Reibel, lieber Kreisvorsitzender der AWO Josef Krawanja, liebster Geschäftsführer Dieter Meurer, (diese Begrüßung ist etwas anders,) liebe Gäste, Das Jahr 2009 ist ein großes Jahr für die Arbeiterwohlfahrt. Vor 90 Jahren wurde sie von der Sozialdemokratin Marie Juchacz gegründet. Marie war alleinerziehende Mutter von 2 Kindern. Sie lebte mit ihrer Schwester zusammen. Sie war eine von 37 Frauen, die 1919 in die Nationalversammlung gewählt wurden und die erste Sozialdemokratin und Frau, die dort am 19. Februar 1919 sprach. Eine starke Frau, die sich im Jahr 1919 nachdem das Wahlrecht für Frauen erstritten worden war und die Frauen in alle Parlamente einzogen in einer Schrift Praktische Winke für die sozialdemokratische Frauenbewegung stark macht, dass soziale Arbeit nicht nur den bürgerlichen Frauen und Kirchen überlassen werden darf, sondern die Frauen der Arbeiterklasse hier für geschult werden müssen und sich in der Politik für Kinderferienspiele und wanderungen, Jugendwohlfahrtskommissionen, Näh- und Handarbeitskurse einsetzen sollen. Ihr seht auch bei den heutigen Aufgaben der Arbeiterwohlfahrt ist nicht viel Neues hinzugekommen. Sie schreibt, zu den Ferienspielen folgendes Jedem Kinde in den Ferien Luft, Sonne, Freude und Nahrung, muß bei dieser Arbeit das Motto sein. Wenn ich für meine Reden hier diese Festrede oder die im Landtag und solche Dokumente wie die Praktischen winke 1
3 hier in den Händen halte, wundere ich mich immer wieder, wie die Probleme sich gleichen und ich habe sehr oft den Eindruck, dass sich nicht wirklich etwas ändern und wenn, dann nur mit vielen kleinen Schritten. Manchmal aber ändert sich auch ganz viel! Die Gründung des AWO Ortsvereins Oberbruch ist so eine große positive Veränderung für die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Oberbruch. Als der Ortsverein Oberbruch im Jahre 1959 gegründet wurde, zählten die Kinderfreizeiten zu den ersten Aufgaben und sind bis heute eine immer wieder durchgeführte Attraktion trotz kommerzieller Konkurrenz. Geführt wurde die Arbeiterwohlfahrt OV Oberbruch in den Anfängen über viele Jahre von einer ebenso starken Frau wie der Gründerin. Schon 1960 übernahm Agnes Jansen immer noch bestens als Mütt bekannt von Waltraud Wild den Vorsitz, den sie so schnell nicht mehr hergab. Für ihren unermüdlichen einsatz erhielt sie dann auch das Bundesverdienstkreuz aus den Händen des kürzlich verstorbenen ehemaligen stellvertretendem Landrat Erich Laumanns. Nach 40 Jahren überließ sie im Jahre 2000 den Vorsitz mit schwerem Herzen gesundheitsbedingt Bernd Reibel. Der Ortsverein Oberbruch hat viele Höhen und Tiefen erlebt, wie jeder 50jährige. Von anfangs 20 Gründungsmitgliedern wuchs der Ortsverein rasch an. Verbunden ist dieser Mitgliederanstieg mit Namen wie Mütt Jansen, die mit ihrem Einsatz die AWO zu einer Institution in Oberbruch werden ließ. Aber auch mit Toni Reibel, Vater des jetzigen Vorsitzenden, mit Anneliese Gerz, Friedchen Plöhs, die später dazu kam und viele Jahre auf die Kasse geschaut hat mit Anneliese Thönnissen, Josef Lowis, Fritz Moll und vielen, vielen fleißigen Helferinnen und Helfern, die mit Straßensammlungen, Losverkäufen, Kindererholung, Spiel- und Lernstube, Altentreffs, Tages- 2
4 fahrten, Muttertagskaffee, Nikolausfeiern, Karneval in der alten Turnhalle in Grebben wer kann sich nicht mehr an die Mama und Anna- Sitzung erinnern? Anneliese Gerz und Mütt haben alle begeistert. Ich selbst hatte das Glück, die letzte Sitzung miterleben zu dürfen. Ihr habt in der Turnhalle im voll besetzten Saal die Stimmung zum Kochen gebracht. Heute steht diese Halle als Abrissruine noch immer in Grebben. Ja, ihr alle habt mit vielen Festen, mit Ehrungen verdienter Freundinnen und Freunde der Arbeiterwohlfahrt und mit sozialem Engagement immer wieder auf die Arbeiterwohlfahrt aufmerksam gemacht. Auch im Kreisverband Heinsberg seid ihr eine tragende Säule und durch den Vorsitzenden Bernd Reibel im BGB-Vorstand und im Kreisvorstand vertreten. Jupp Krawanja, der Kreisvorsitzende, muss immer mit euch rechnen. Aufwärts ging es vor 26 Jahren als 1983 mit der Hilfe des damaligen Geschäftsführers des Kreisverbandes Hans Lowis die Räumlichkeiten in der alten Schule in Hülhoven mietfrei von der Stadt Heinsberg zur Verfügung gestellt wurden. Der Nachfolger von Hans Lowis hat dann zumindest für einige Jahre helfen können, dass die Heiz- und Stromkosten auch nicht bezahlt werden mussten. Wir sind alle in die Jahre gekommen. Auch ihr und es fällt immer schwerer die Räumlichkeiten in der ersten Etage zu erreichen. Ist man dann einmal oben dann sind die Toilettenanlagen im Erdgeschoss ein weiteres Hindernis. Ein Barriere freier Zugang wäre schon wünschenswert. Wenn hier in der Alten Schule Hünshoven für die Europawahlen, die Kommunalwahlen und die Bundestagswahlen das Wahllokal eingerichtet ist, klappt das ja schon ganz gut mit dem Zugang für Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Behinderung. Ihr könnt das am 30. August alle nachprüfen. 3
5 In den damals für euch neuen Räumen wurde verstärkt für die Ferienfreizeiten für Kinder geworben. Der Kreisverband Heinsberg hatte mit dem Ferienwerk und der hervorragenden ehrenamtlichen Mitarbeit der Ortsvereine und der Mitglieder, die auch die Ferienbetreuung übernahmen, eine sinnvolle und für viele erschwingliche Möglichkeit, zahlreichen Kindern von finanziell nicht so gut gestellten Eltern oder alleinerziehenden einen Sommerurlaub an Nord- und Ostsee zu verschaffen. Mit Unterstützung des Kreises Heinsberg, der Stadt und des Landes NRW, aber auch des AWO Ortsvereins war das möglich. Inzwischen gibt es diese Zuschüsse nicht mehr und der Ortsverein Oberbruch hat sich auf Drängen des jetzigen Vorsitzenden Bernd Reibel andere Möglichkeiten gesucht, damit die Kinder von den Ortsteilen Grebben, Oberbruch, Randerath, Dremmen, Horst, Eschweiler habe ich noch einen vergessen? ein paar schöne Tage in der Gemeinschaft der AWO verbringen können. Bernd und Brigitte Reibel sind mit anderen fleißigen Helferinnen und Helfern zur Lotte, dem Schul- und Freizeitschiff der AWO auf der Maas, gefahren, nach Calella in Spanien, in die neuen Länder oder auf den Zeltplatz des Kreises Heinsberg, ihr habt Kanufahrten auf der Niers angeboten und im Heuhotel übernachtet. Das sind Erlebnisse, die Kinder und Jugendliche nicht vergessen. Ich kenne noch viele heute schon längst Erwachsene mit eigenen Kindern, die sich gerne an die Fahrten nach Grömnitz und Sylt erinnern. Ein besonderes Highlight müssen auch die Fahrten nach Berlin für die Erwachsenen Mitglieder gewesen sein. Im OV- Heinsberg blickte man immer neidisch auf die von Toni Reibel organisierten Fahrten und versuchte - ich kann euch sagen erfolglos - auch mal nach Berlin zu kommen. Eine heimliche aber freundschaftliche Konkurrenz gab und gibt es immer noch mit dem Ortsverein Boscheln. Es geht um die Mitgliederzahlen war Oberbruch mit 300 Mitgliedern 4
6 die Nummer 1 im Kreisverband Heinsberg war das auch der Fall und der Ortsverein hatte fast 350 Mitglieder. Mehr als 350 Mitglieder wären euch vielleicht schon früher gelungen, doch im Jahr 1982 gab es eine Abspaltung von alten Mitgliedern, die in Heinsberg einen neuen Ortsverein ins Leben gerufen haben. Damals1982 bin auch ich für die AWO geworben worden, um dann im Jahr 1997 nach Oberbruch als Mitglied zu wechseln. Heute gibt es manch eine Widrigkeit wie Wirtschaftskrise, hohe Arbeitslosenzahlen und zunehmende Verarmung der Bevölkerung, die viele auch langjährige Freundinnen und Freunde der AWO Oberbruch zu dem Schritt treiben, ihre Mitgliedschaften in Vereinen zu kündigen. SGB II-Leistungen, besser bekannt als Hartz IV - von z. Zt. 357 EURO zwingen viele den Gürtel enger zu schnallen und Kosten zu vermeiden. Die AWO weisst immer wieder auf die zunehmende Armut von weiten Teilen der Bevölkerung hin und hat gemeinsam mit anderen wie z. b. dem Deutschen Kinderschutzbund, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen und dem Zukunftsforum Familie e.v. ein Konzept entwickelt, dass die Grundsicherung für Kinder sicherstellt. Hier wird davon ausgegangen, dass ein Kind inklusive der Sicherstellung von Betreuung, Erziehung und Ausbildung bis zum 27. Lebensjahr mindestens 502 EURO braucht. Wenn der Zugang zur Bildung Kostenfrei gestellt wird, d.h. keine Kindergartenbeiträge, keine Studiengebühren, keine Schulbücher, die von Eltern bezahlt werden müssen, so sind monatlich noch immer 322 EURO nötig solange Kinder in Ausbildung sind. Diese Kindergrundsicherung soll der Einkommenssteuer unterliegen. Gutverdiener erhalten so weniger, Leistungsempfänger und Niedrigverdiener erhalten die volle Summe. 5
7 Und was haben die Kinder der Schwächeren in dieser Gesellschaft heute? Zwischen 60 und 80 % des Regelsatzes eines Erwachsenen, d. h. 214,20 EUR, wenn sie zwischen 0 und 6 Jahren sind, 249,90 EUR von 7-13 und 285,60 EUR bis 18. Weil das Kindergeld auf das Sozialgeld angerechnet wird, erhalten Kinder mit Hartz IV faktisch kein Kindergeld. Inzwischen ist jedes 6. Kind betroffen. Diese Entwicklung die zunehmende Verarmung - geht auch an den Mitgliederzahlen der AWO nicht vorbei. Bundesweit geht der Trend nach unten. Das hinterlässt auch Spuren bei der AWO Oberbruch. Ihr seid immer noch die größten im Kreisverband, wenn auch mit nur noch Ende Juli 2009 gezählten 253 registrierten Mitgliedern. Da sind auch Familienmitgliedschaften aufgelöst nach Personen der Familie enthalten. Die AWO steht für Mindestlohn und hält ihn bei ihren Beschäftigten ein. Sie bekämpft mit ihren Mitteln Armut bei Kindern, Erwachsenen, Seniorinnen und Senioren und setzt sich sowohl hauptamtlich als auch ehrenamtlich durch Unterstützung von Bedürftigen ein. Eindrucksvoll zeigt das die AWO hier in Oberbruch, die sich seit ihrer Gründung für die Menschen engagiert. Dies ist heute noch genauso wichtig wie vor 90 und vor 50 Jahren. Hier im Ortsverein wird sie das sicher auch in der Zukunft tun, dafür stehen die 16 Mitglieder des Vorstandes, aber auch die 237 anderen. Ich danke für die Aufmerksamkeit. 6
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