Entwicklungsscreening

Transkript

1 Entwicklungsscreening Interessensprofil Interessensstern Forschungteam Dr. Luise Hollerer Dr. Elfriede Amtmann

2 Forschungsprojekt Entwicklung und Validierung eines Entwicklungsscreenings Dr. Luise Hollerer & Dr. Elfriede Amtmann Fokus: Übergangsbereich Kindergarten und Schule Laufzeit:

3 Forschungsziel: Partizipatives Entwicklungsscreening für PädagogInnen und Eltern Das Instrumentarium soll in Gruppen (Kiga/Schule) einsetzbar sein und rasche Orientierung hinsichtlich kindlicher Lernzugänge bieten, um individualisierte Förderangebote zu schaffen oder weitere Erhebungen zu planen (vertiefende pädagogische Diagnostik) Eltern zugängig sein und deren Blick auf Entwicklungs- und Lernbereiche des Kindes lenken eine partizipative Struktur für den Dialog bieten, um Entwicklungsgespräche ressourcenorientiert zu führen

4 Entwicklungsscreening Interessensstern / Interessenprofil für PädagogInnen und Eltern Dr. Luise Hollerer & Dr. Elfriede Amtmann Ziele für Pädagoginnenversion ist in Gruppensituationen einsetzbar bietet Struktur zur Orientierung an individuellen kindlichen Interessenslagen und Aktionsfeldern, um Förderangebote in der kindlichen Umgebung zu schaffen oder weitere Erhebungen zu planen gibt Struktur für Entwicklungsgespräche Basis für Entwicklungsgespräch Ziele für Elternversion gibt Info über Bildungsbereiche im KIGA / in VS (Elternschulung) sensibilisiert Eltern für die Förderung in unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erfasst elterliche Bildungsziele, Wünsche, Sorgen klärt den weiteren Dialogbedarf Austausch über nächste Entwicklungs-Lernziele Gelingensbedingungen luise.hollerer@kphgraz.at

5 Entwicklungsbereiche zur Erfassung des Interesses / aktiver Zuwendung Entwicklungsbereiche Bildungsrahmenplan (2009) und im Lehrplan der VS (2012). Grobmotorik Feinmotorik Sensorik Sprache Kognition Sozialverhalten Arbeitsverhalten Kreativität Interesse / aktive Zuwendung als Indikator für Entwicklung ist fundiert durch entwicklungspsychologisch-motivationale und neurowissenschaftliche Forschung Interessierte Zuwendung eines Kindes zu seiner Umgebung bedeutet aktive Auseinandersetzung. In der psychologischen und pädagogischen Literatur finden sich vergleichbare Konzepte, wie die Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1993, S. 223ff) oder die Funktionslust (Bühler, 1918) also Präferenzen, die ohne Sanktionen / Verstärkungen auskommen und so unter subjektiv - interner Kontrolle sind. Laevers (1999) bezeichnet dies als engagierte Zuwendung. Nach Moss (2008, S.7) gestalten Kinder nicht nur ihre eigenen Lernprozesse, sondern auch ihr soziales und kulturelles Umfeld aktiv mit und können als Ko - Konstrukteure von Wissen, Identität, Kultur und Werten gesehen werden. Dieser Ansatz findet empirische Bestätigung in neuropsychologischen Studien, die die Wirkung interessierter Zuwendung und wiederholter Auseinandersetzung messen und den Lernzuwachs sowie neuronale Veränderungen quantifizieren (vgl. Draganski, Gaser, Busch, Schuierer, Bogdahn, May, 2004; Hüther, 2006, Spitzer, 2002). in Hollerer, L., Amtmann, E.: (2014). Konstruktion und Erprobung eines Beobachtungsinstrumentariums zur Erfassung kindlicher Interessen. In: Benischek, I., Forstner- Ebhart, A., Schaupp, H., Schwetz, H., Swoboda, B. (HG.) (2014). Empirische Forschung zu schulischen Handlungsfeldern. Band 4. Wien: Lit Verlag Austria: Forschung und Wissenschaft; S ) luise.hollerer@kphgraz.at elfriede.atmann@kphgraz.at

6 Durchführungsschritte: von der Beobachtung zum Dialog Elterninformation zu Entwicklungsbereichen Einführung der Eltern ins Beobachten und Einschätzen Beobachtungszeit 2 Wochen (Pädagoginnen nutzen die vorbereitete Umgebung im Alltagssetting Kiga/Schule (timesampling) / Eltern die Realumgebung Zuhause Einschätzung der beobachteten interessierten Zuwendung am Beobachtungsbogen für Pädagoginnen / für Eltern Eingabe der Einschätzungsdaten- Erstellen des Interessensprofils Die KPH Graz stellt ein Auswertungsprogramm zur Verfügung (sternförmige Darstellung) Zugang zum Programm: Anfrage an StudienautorInnen luise.hollerer@kphgraz.at; elfriede.amtmann@kphgraz.at Dialog mit Eltern / Entwicklungsgespräche Austausch über Ressourcen und Bedarfe luise.hollerer@kphgraz.at elfriede.atmann@kphgraz.at

7 Am Ende der Beobachtungswochen schätzt die PädagogIn / schätzen die Eltern die interessierte Zuwendung des Kindes ein: Bsp. Grobmotorik Die PädagogInnenversion enthält für jeden Entwicklungsbereich Angaben zur Vorbereitung von Materialien der Lernumgebung (kann entwicklungsspezifisch variiert werden) Materialien / Medien: Das Kind zeigt Interesse an / aktive Zuwendung zu grobmotorischen Aktivitäten 1a.) steigen, klettern 1b.) springen, balancieren 1c.) werfen, fangen 1d.) kriechen, rollen 1e.) schieben, ziehen Was fällt auf?/anmerkungen: Stiege, Sprossenwand, Leiter, Langbank, Seile, Reifen, Bälle, Tücher, große Matten, schwere Materialien - kann entwicklungsspezifisch variiert werden zeigt Interesse sehr häufig häufig selten sehr selten luise.hollerer@kphgraz.at t elfriede.atmann@kphgraz.at

8 Darstellung der Beobachtung und Einschätzungen von PädagogInnen und Eltern möglich über Programm excel - oder Programm BOB freeware kph-graz Ergebnis Interessensprofil Ergebnis Interessensstern Eltern Kigapäd Ergebnisse in % luise.hollerer@kphgraz.at elfriede.atmann@kphgraz.at

9 Dialog: Gespräche über kindliche Interessen Austausch mit Eltern auf Augenhöhe Beobachtungen, Einschätzungen vergleichen Ressourcen und Bedarf klären individualisierte Angebote besprechen

10 Untersuchungsdesign für die Validierungstestung: Vergleich zwischen Ergebnissen der Einschätzung mit Hilfe des Entwicklungsscreenings Interessensprofil/Interessensstern und dem Entwicklungsund Leistungstest WET_Wiener Entwicklungstest (Kastner-Koller, U. & Deimann, P. (2002). Wiener Entwicklungstest. Göttingen: Hogrefe Verlag). Stichprobe I Zeitpunkt N Einschätzung der Eltern und PädagogInnen 2008/ Stichprobe II Zeitpunkt N Einschätzung der Eltern und PädagogInnen 2009/ Stichprobe III Zeitpunkt N Einschätzung der Eltern I Jänner Einschätzung der KindergartenpädagogInnen I Jänner Durchführung entwicklungspsychologischer März, April Testungen Elterngespräche (vorliegende Rückmeldungen) April, Mai Einschätzung der Eltern II Juni, Juli Einschätzung der KindergartenpädagogInnen II Juni, Juli

11 Gütekriterien Validität: N=235 Skala des Beobachtungsbogens I-profil / I-stern Grobmotorik Feinmotorik Sensorik Sprache Kognition Kreativität WET Wiener Entwicklungstest* Subtests, die signifikante Ergebnisse zeigten *Kastner-Koller, U. & Deimann, P. (2002). Wiener Entwicklungstest. Göttingen: Hogrefe Verlag Turnen**, Schatzkästchen** Turnen*, Nachzeichnen* Bilderlotto**, Muster legen** Gegensätze***, Quiz***, Wörter erklären**, Puppenspiel**, Fotoalbum**, Bilderlotto***, Muster legen**, Gegensätze***, Quiz**, Wörter erklären***, Fotoalbum***, Schatzkästchen**, Zahlen merken**, Gegensätze***, Quiz** ***,.001, höchst signifikantes Ergebnis; **,..010, sehr signifikantes Ergebnis; *,.050, signifikantes Ergebnis.

12 Ergebnisse der PädagogInnenbefragung: 8 KIGA-Teams Der Bogen (Materialien) wird wie vorgesehen benutzt Ermöglicht rasche Orientierung Einsatz ist ökonomisch Ableiten von Fördermöglichkeiten Grundlage für das Entwicklungsgespräch

13 Ergebnisse der Elternbefragung zum Elterngespräch auf der Basis des Interessensprofils Evaluation des Entwicklungsgesprächs: N=38 (Eltern) Zeit und Ort des Gespräches waren passend Austausch der Sichtweisen hat stattgefunden Grafische Aufbereitung ist sehr informativ Antworten auf Fragen und Anregungen für zu Hause bekommen Gesprächsklima war positiv

14 Conclusio: Partizipativer Zugang verstärkt Dialog und schafft Entwicklungsoptimismus - Ko Konstruktivistische Erarbeitung der Bildungsbasics - Ressourcenorientierung Achtung der Eltern und des Umfeldes - Anreicherung der Möglichkeiten AUSBLICK: Übersetzung der Elternversion in Migrationssprachen Eingabe und Auswertung elektronisch

15 Literatur: bmukk, (2009). Bundeländerübergreifender Bildungsrahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich. Verfügbar unter http// _ / e /brp.pdf [ ] Draganski B., Gaser C., Busch V., Schuierer G., Bogdahn U., May A. (2004): Neuroplasticity: changes in grey matter induced by training. Nature. S Hollerer, L., Amtmann, E.: (2014). Konstruktion und Erprobung eines Beobachtungsinstrumentariums zur Erfassung kindlicher Interessen. In: Benischek, I., Forstner-Ebhart, A., Schaupp, H., Schwetz, H., Swoboda, B. (HG.) (2014). Empirische Forschung zu schulischen Handlungsfeldern. Band 4. Wien: Lit Verlag Austria: Forschung und Wissenschaft Hüther, G.: (2012, 11.Aufl.) Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn.Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Kastner-Koller, U., Deimann, P. (2002). Wiener Entwicklungstest. Göttingen: Hogrefe Verlag. Laevers, F.(Ed.)(1993): Die Leuvener Engagiertheits-Skala für Kinder LES-K, dt. Ausgabe: Kerkelenz: Berufskolleg ISBN Lehrplan der Volksschule, (2012).Zweiter Teil, Allgemeine Bestimmungen, BGBl. Nr. 134/1963 in der Fassung BGBl. II Nr. 303/2012 vom 13. September 2012 Lehrplan der Volksschule, (2012).Zweiter Teil, Allgemeine Bestimmungen, BGBl. Nr. 134/1963 in der Fassung BGBl. II Nr. 303/2012 vom 13. September 2012 Roebers, C. M., Röthlisberger, M., Cimeli, P., Michel, E. & Neuenschwander, C. P. (2011). School enrolment and executive functioning: A longitudinal perspective on developmental changes, the influence of learning context, and the prediction of pre-academic skills. European Journal of Developmental Psychology, 8(5), Spitzer M. : (2003) Lernen Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Heidelberg, Berlin: Spektrum.

16 Danke für achtsamen Umgang!