Klinikum Wahrendorff bietet neues Behandlungsangebot für Depression, Angst und Burn-out

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1 Eröffnung Tagesklinik Welfenplatz in Hannover Klinikum Wahrendorff bietet neues Behandlungsangebot für Depression, Angst und Burn-out Hannover, 05. Dezember 2014 Das Klinikum Wahrendorff entwickelt die Behandlung von Patienten mit affektiven Störungen, wie z. B. Depression, Angst und Burnout, konsequent weiter. In direkter Nachbarschaft zum DRK Krankenhaus Clementinenhaus in Hannover ist nun die neue Tagesklinik Welfenplatz eröffnet. Die Behandlung richtet sich an Patienten in Lebenskrisen, mit depressiven Reaktionen auf belastende Lebensereignisse, mit wiederkehrenden Depressionen und Menschen mit Burnout Syndrom. Berücksichtigt wird auch das komplexe Krankheitsbild der somatoformen Störungen. Deren wesentliches Merkmal sind unklare körperliche Beschwerden. Unklar bedeutet, dass durch medizinische Untersuchungen keine körperliche Ursache festgestellt werden konnte, die das Ausmaß der Beschwerden ausreichend erklärt. Betroffene klagen z. B. über Rücken-, Bauch-, Kopf- oder Gelenkschmerzen, Schwindel, Verdauungsbeschwerden oder auch Herz- und Atembeschwerden. Depressionen sind für Betroffene eine große Belastung. Sie sind zugleich auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: Für Deutschland wurden aufgrund dieser Diagnose zuletzt 18 Millionen Arbeitsfehltage ermittelt. Ich freue mich deshalb sehr, dass das Klinikum Wahrendorff die vorhandenen Angebote in Hannover durch einen zusätzlichen wertvollen Baustein ergänzt, um dieser Entwicklung entgegenzutreten, sagte Claudia Schröder, Abteilungsleiterin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, bei der feierlichen Eröffnung. Depression ist eine Erkrankung, die häufig deutlich unterschätzt wird. Aktuell leiden ca. fünf Prozent der Bevölkerung unter einer Depression. Das betrifft in Hannover somit Menschen. 15 Prozent der depressiv erkrankten Patienten erkennen oftmals keinen Ausweg und nehmen sich das Leben. Viele Patienten bleiben unversorgt, viele könnten viel besser versorgt sein. Wir begrüßen daher solche organisatorischen und konzeptionellen Weiterentwicklungen der Behandlungsketten vom stationären Bereich, über den teilstationären Bereich wie in dieser neuen Tagesklinik bis hin zur ambulanten Nachversorgung. In unserer neuen Tagesklinik am Welfenplatz unterstützen wir Patienten in großzügigen Räumlichkeiten mit einem umfangreichen therapeutischen Angebot, erläutert Dr. med. Michael Hettich, Chefarzt der Psychosomatik und Suchtmedizin am Klinikum Wahrendorff. Stolz ist er dabei nicht nur auf die neuen qm im hellen, freundlichen und modernen Ambiente, sondern besonders auf die gelungene Teamzusammensetzung. Wir haben hier ein fachlich hervorragend geschultes Team mit Ärzten, Psychologen, examinierten Gesundheitsund Krankenpflegern, Ergotherapeuten, Sozialdienst, Erziehungswissenschaft. Sie werden von verwaltenden und weiteren assistierenden Berufsgruppen vor Ort unterstützt.

2 Das Konzept ist kognitiv-verhaltenstherapeutisch, mit einem Schwerpunkt auf achtsamkeitsbasierten Verfahren, ausgerichtet (Mindfulness Based Cognitive Therapy: MBCT). Durch Achtsamkeitsverfahren kann die bewusste Aufmerksamkeitslenkung trainiert werden, um so eine bessere Wahrnehmung eigener Bedürfnisse, Gefühle und auslösender Gedanken erreichen zu können. Diese ist eine wichtige Grundlage zu einem veränderten Umgang mit der Erkrankung und besonders hilfreich, um Rückfälle in die Depression zu verhindern. Ergänzt wird die Psychotherapie durch aktivierende und bewegungsorientierte Angebote, um eine Stabilisierung des eigenen Antriebs zu erreichen und eigene Ressourcen wieder neu entdecken zu können. Stationär haben wir den Behandlungsschwerpunkt Depression und Burnout in unserem Fachkrankenhaus für die Seele in Ilten schon 2012 gestärkt und konzeptionell neu entwickelt. Die nun mögliche Behandlung in unserer Tagesklinik am Welfenplatz ist ein weiteres hilfreiches Therapieangebot, ohne dass die Patienten ihr soziales Umfeld verlassen müssen, fasst Dr. Rainer Brase, Geschäftsführer des Klinikum Wahrendorff zusammen. Die Patienten kommen morgens in die Tagesklinik und kehren abends wieder nach Hause zurück. Das bietet den großen Vorteil, in der Therapie erworbene Bewältigungsmöglichkeiten bereits während des Aufenthaltes im alltäglichen Leben auszuprobieren und in diesen zu integrieren. Erfolge werden direkt spürbar, so Dr. Brase. Das Therapieangebot in der neuen Tagesklinik umfasst eine bezugstherapeutische Behandlung, die die gemeinsame Arbeit in und an der Therapiebeziehung in den Mittelpunkt stellt und einen Halt gebenden Rahmen bietet. Ergänzt wird das Angebot um die Psychoedukation. Diese hilft, die eigene Erkrankung zu verstehen und besser mit ihr umzugehen und zeigt vielfältige Möglichkeiten auf, an der Gesundung mitzuwirken. Achtsamkeitsübungen, Stresstoleranz-Training, Emotionsregulationstraining zum besseren Umgang mit schwierigen Gefühlen, Selbstwerttraining, Entspannungsverfahren, Konzentrationsübungen, Ergotherapie, Aufbau von Aktivitäten und Festigung einer Alltagsstruktur für die Zeit nach der Behandlung ergänzen das Angebot. Einzeltherapeutische Maßnahmen werden auf jeden Patienten individuell abgestimmt. Sehr hilfreich für die Patienten sind die vielfältigen Gruppenangebote. Hier können sich die Patienten unter ebenfalls Betroffenen austauschen. Es entstehen gegenseitiges Verständnis und gegenseitige Hilfe. Es gibt Psychotherapiegruppen, Gruppen zur Förderung sozialer Kompetenzen, Genuss- und Kochgruppen. Bei Bedarf werden auch Familien- und Paargespräche angeboten. In den Themenfeldern berufliche Rehabilitation, Rentenangelegenheiten, Antragstellungen bei Behörden oder zur sozialen Betreuung unterstützt der Sozialdienst Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: Bildmaterial steht hier zum Download bereit.

3 Daten Fakten Zahlen zur Tagesklinik Welfenplatz Räumlichkeiten fast qm Fläche verteilt auf zwei Etagen (EG und 1. OG) 62 qm großer Koch- und Aufenthaltsbereich 50 qm großer Bewegungsraum 40 qm großer Entspannungsraum 7 große Therapieräume 10 Büros für Ärzte, Psychologen und Sozialdienst weitere Nebenräume, wie Teeküche, Garderoben etc. Die Tagesklinik hat einen barrierefreien Zugang und verfügt über einen Aufzug. Die Räume sind um einen funktionalen Kern gruppiert. Der zentrale Empfangsbereich mit Tresen ist offen gestaltet. Holzoptikbodenbeläge, helle Fliesen und eine moderne Möblierung schaffen ein freundliches und helles Ambiente. Plätze Im Krankenhausplan des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sind 20 Plätze festgeschrieben. Foto: Klinikum Wahrendorff Warme Töne schaffen eine behagliche Atmosphäre in der neuen Tagesklinik Welfenplatz. Die Bilder kommen alle aus der Kunstwerkstatt des Klinikum Wahrendorff.

4 Gruppenraum in der neu eröffneten Tagesklinik Welfenplatz Foto: Klinikum Wahrendorff Foto: Klinikum Wahrendorff Feierten die Eröffnung der Tagesklinik Welfenplatz: Dr. Rainer Brase, Geschäftsführer Klinikum Wahrendorff; Judith Schmotz, Therapeutische Leitung Tagesklinik Welfenplatz; Dr. Michael Hettich, Chefarzt Psychosomatik und Sucht Klinikum Wahrendorff; Natalia Träger, Organisatorische Leitung Tagesklinik Welfenplatz; Claudia Schröder, Abteilungsleiterin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung; Dr. Sona Meciarova, Oberärztin Tagesklinik Welfenplatz.

5 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikum Wahrendorff Die Klinik besteht aus einem Traumazentrum, einer psychosomatischen Station mit dem Schwerpunkt Depression und Burnout, einer psychosomatischen Tagesklinik in der Gartenstraße in Hannover und der deutschlandweit ersten Tagesklinik für Männer am Standort Ilten. Ende des Jahres 2014 konnte die Tagesklinik Welfenplatz in Hannover ebenfalls mit den Schwerpunkten Depression und Burnout eröffnet werden. Somit kann die Behandlungskette vom stationären Bereich über den teilstationären Bereich bis hin zur ambulanten Nachversorgung im Rahmen der Psychiatrischen Institutsambulanz angeboten werden. Das Klinikum Wahrendorff ist das Fachkrankenhaus für die Seele. Das zwölf Kilometer östlich der Landeshauptstadt Hannover gelegene Krankenhaus bietet ambulante, teilstationäre und vollstationäre Versorgung in der Akutpsychiatrie, Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie. Der Heimbereich ermöglicht Wohn- und Lebensperspektiven für seelisch und geistig behinderte Menschen. Das Klinikum verfügt über 260 Krankenhausbetten und 200 teilstationäre Plätze. Im Heimbereich finden mehr als 950 Bewohner eine individuelle und fachlich anspruchsvolle Versorgung. Mit Mitarbeitenden ist es der größte regionale Arbeitgeber und mit über 100 Ausbildungsplätzen einer der wesentlichen Ausbildungsbetriebe.

6 Therapiekonzept in der Tagesklinik Welfenplatz Am Anfang der Behandlung stehen eine umfangreiche Diagnostik und die Erarbeitung eines individuellen Krankheitsmodells. Auf dieser Basis und orientiert an den vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen des einzelnen Patienten wird ein gemeinsamer Gesamtbehandlungsplan entwickelt und werden Ziele definiert. Eine depressive Erkrankung kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Gemeinsam ist depressiven Erkrankungen jedoch, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten betroffen sind. So erlebt der Betroffene z.b. häufig Gefühle von innerer Leere, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit oder auch Überforderung. Die Sicht auf die Welt ist durch eine schwarze Brille verzerrt, Negatives tritt in den Vordergrund, es entstehen Gedanken, dass sich das Leben nicht mehr zum Besseren ändern wird. Häufig kommt es zu starkem Grübeln ohne dabei Lösungen für die Probleme zu finden. Zudem erleben viele Betroffene eine starke Interessenlosigkeit und Antriebsminderung, einen Rückzug aus ihrem sozialen Umfeld und häufig die Aufgabe von Hobbies oder Arbeitstätigkeit. Das Therapiekonzept ist darauf ausgerichtet, Patienten Möglichkeiten aufzuzeigen, ihre Gedanken und ihr Verhalten, und dadurch auch ihre Gefühle, wieder in ihrem Sinne zu verändern. In der Behandlung wird kognitivverhaltenstherapeutisch, mit einem Schwerpunkt auf achtsamkeitsbasierten Verfahren, gearbeitet. Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein etabliertes Verfahren zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Achtsamkeitsübungen sind besonders hilfreich, um eine verbesserte Wahrnehmung zu erreichen und Rückfälle in eine erneute Depression zu vermeiden. Das Behandlungskonzept wird durch ein Forschungsprojekt der Abteilung Forschung und Entwicklung des Klinikum Wahrendorff begleitet. Dies dient der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung. Therapieziele Stabilisierung von Stimmung Verbesserung von Antrieb und Aufbau einer Alltagsstruktur Arbeit an einem reduzierten Selbstwerterleben Verbesserte Wahrnehmung, Akzeptanz und Veränderung depressiver Gedanken und Verhaltensweisen Finden und Anerkennung eigener Ressourcen und mehr Akzeptanz erlebter eigener Schwächen Mehr Genuss im Alltag Verbesserung von sozialer Kompetenz und Problemlösefähigkeiten Multiprofessionelles Team der Tagesklinik Welfenplatz In der Tagesklinik Welfenplatz arbeitet ein multiprofessionelles Team, um eine hohe Qualität der therapeutischen Angebote zu gewährleisten. Ab dem Tag der Aufnahme haben Patienten einen Bezugstherapeuten.

7 Durch unterschiedliche therapeutische Weiterbildungen der verschiedenen Berufsgruppen können vielfältige Gruppenangebote durchgeführt werden, die den kognitiv-verhaltenstherapeutisch ausgerichteten und achtsamkeitsbasierten Ansatz sinnvoll ergänzen. Eröffnung Tagesklinik Welfenplatz, 05. Dezember 2014 Vortrag Depression überwinden das Behandlungskonzept der Tagesklinik Welfenplatz, Judith Schmotz, therapeutische Leitung ES GILT DAS GESPROCHENE WORT Sehr geehrte Damen und Herren, das gruppentherapeutische Behandlungskonzept der Tagesklinik Welfenplatz ist stark orientiert an der Mindfulness Based Cognitive Therapy / Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) nach Zindel Segal, Mark Williams und John Teasdale (2002). Dieser Begriff wird zunehmend zu einer übergreifenden Bezeichnung für psychotherapeutische Konzepte, die kognitive verhaltenstherapeutische Prinzipien durch ein Training in Achtsamkeitsmediation erweitern. Ursprünglich wurde dieses Konzept entwickelt, um bei vormals depressiven Patienten eine Prävention von weiteren Rückfällen zu erreichen (Erhaltungstherapie). Ausgangspunkt waren die empirischen Befunde zu einem hohen Rückfallrisiko bei Depression, auch nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung einer depressiven Episode. Dieses Rückfallrisiko steigt mit jeder erlebten depressiven Episode und liegt insbesondere bei Menschen mit zwei oder mehr depressiven Episoden bei 70-80% (Heidenreich & Michalak, 2013). Gleichzeitig zeigte sich, dass depressive Rückfälle immer leichter ausgelöst werden können und vor allem immer unabhängiger von dem Auftreten von kritischen Lebensereignissen sind. Achtsamkeit wird seit den 50er Jahren in der Psychotherapie eingesetzt. Der wohl bekannteste Einsatz des ursprünglich aus dem Buddhismus stammenden Begriffes der Achtsamkeit im psychotherapeutischen Kontext war die Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR), die Stressbewältigung durch Achtsamkeit, die 1979 von Jon Kabat Zinn konzipiert wurde. Ursprünglich entwickelte er das achtwöchige Programm zur begleitenden Behandlung chronischer Schmerzen. Er war auch der erste, der das Achtsamkeitstraining einer Wirksamkeitsprüfung nach modernen wissenschaftlichen Standards unterzog. Positive Effekte, z.b. auf die Lebensqualität der Betroffenen, konnten empirisch nachgewiesen werden. Mittlerweile hat das Programm einen hohen Stellenwert bei der Verbesserung von Selbstfürsorge und in der Burnout-Prophylaxe. Die gruppentherapeutische Methode wird heute weltweit an Kliniken und ambulant erfolgreich angeboten. Davon ausgehend hat sich Achtsamkeit seit den 90er Jahren als wichtiges Therapieelement in vielen therapeutischen Konzepten, wie z.b. der Dialektisch- Behavioralen Therapie nach Linehan für Borderline- Patienten etabliert.

8 Bedeutung von Achtsamkeit Nach Jon Kabat-Zinn (2004): Das Bewusstsein, das entsteht, indem man der sich entfaltenden Erfahrung von einem Moment zum anderen bewusst seine Aufmerksamkeit widmet, und zwar im gegenwärtigen Augenblick, und ohne dabei ein Urteil zu fällen. Ein achtsamer Geisteszustand entsteht also, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf den jeweils einzigartigen gegenwärtigen Moment ausrichte. Dies bewusst und absichtsvoll tue und auf eine Wertung meiner Erfahrungen verzichte. Dabei bin ich nach Michalak & Heidenreich (2013) im direktem, offenen und mitfühlenden Kontakt mit dem, was ist, ohne mir elaborierte Gedanken über meine Erfahrungen zu machen und ohne diese gegenwärtigen Erfahrungen schnell verändern zu müssen. Achtsamkeit ist die Gewahrwerdung des gegenwärtigen Augenblicks und meint, seine Aufmerksamkeit in bestimmter Weise auszurichten: Absichtsvoll, im gegenwärtigen Augenblick und nicht wertend. Sich gut fühlen können, statt sich Gutzufühlen Der in einer depressiven Erkrankung auftretende Geisteszustand ist ein ganz anderer: Häufig werden Vergleiche mit früher gezogen Letztes Jahr hätte ich das noch locker geschafft, Wie soll das nur weitergehen, wenn ich weiterhin körperlich so erschöpft bin? Anstatt mit der Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu sein, verlieren sich die Betroffenen in Grübeleien über Vergangenheit oder Zukunft. In der Achtsamkeit spricht man hier vom Autopilotenmodus der Gedanken, anstatt im gegenwärtigen Moment präsent und wach zu sein. Und an dieser Stelle, dem gedanklichen Umgang mit negativ erlebter Stimmung und Körperempfindungen, setzt die depressionsspezifische Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie an: Hier zeigt sich zum einen, dass bei Menschen mit vorherigen depressiver Episoden bereits durch leicht getrübte Stimmung, die durchaus auch spontan auftreten kann, negatives Denken schnell aktiviert wird. Zum zweiten führt das dazu, dass Betroffene versuchen, diese Stimmungsverschlechterungen oder körperlichen Missempfindungen zu unterdrücken oder ein ruminativer Denkstil, Grübeln, eintritt: Was sind die Ursachen, was die Konsequenzen der verschlechterten Stimmung? Wie sollte es eigentlich gerade sein... Das Ziel des Betroffenen ist es, dadurch eine Lösung des Problems zu erreichen, tatsächlich kommt es aber zur Aufrechterhaltung von negativer Stimmung und negativen Gedanken und erhöht damit die Gefahr einer erneuten depressiven Episode. Und genau dieser Prozess des Denkens, das Grübeln, steht im Fokus der MBCT: Durch sehr regelmäßig wiederholte Achtsamkeitsübungen erlernen die Patienten, eigene grüblerische Gedanken besser wahrzunehmen und ins Hier und Jetzt zurückzukommen. Wesentlich ist, dass es Patienten besser gelingt, sich von negativen Gedanken zu distanzieren: decentering.

9 Anders als in der klassischen, veränderungsorientierten, Verhaltenstherapie, ist der Inhalt des Denkens (Veränderung dysfunktionaler Gedanken) weniger wichtig, sondern der Prozess des Denkens steht im Vordergrund. Patienten sollen eine neue Haltung gegenüber ihren Gedanken finden: Gedanken sind keine Realität, sondern vorübergehend und nicht handlungsleitend. Achtsamkeitsbasierte Therapie zielt nicht vorrangig auf eine Symptomreduktion ab, sondern auf die Veränderung des Verhältnisses zu seinen Symptomen, mit mehr Mitgefühl für sich selbst und Akzeptanz. In unserem therapeutischen Setting möchten wir diese Balance von Veränderung und Akzeptanz erreichen. Neben klassischen verhaltenstherapeutischen Gruppen zur Veränderung von Fertigkeiten (wie z.b. Psychoedukation, Gruppe sozialer Kompetenz oder Psychotherapiegruppe) und dem Aufbau positiver Aktivitäten finden Achtsamkeitsübungen statt. Natürlich ist uns auch wichtig, eine achtsame Haltung in unserem Alltag, z.b. in der Kochgruppe oder der Genussgruppe zu integrieren und die Patienten zu motivieren, eine alltägliche Achtsamkeit zu entwickeln.

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