Baden-Württemberg braucht die Realschule
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- Marie Morgenstern
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1 15. LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG 61. Sitzung Mittwoch, 6. März 2013, 10:00 Uhr TOP 2: Baden-Württemberg braucht die Realschule Rede von Karl-Wilhelm Röhm MdL Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort.
2 Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Aktueller kann eine Debatte nicht sein als die heutige über die Realschulen unseres Landes. Am heutigen Tag um 12:00 Uhr werden dem Herrn Minister Stoch Unterschriften übergeben. Wesentlicher Inhalt: Es geht den Realschulen darum, dass ihre Schulart als eigenständige Schulart erhalten bleibt. Die Unterschriften werden von der Arbeitsgemeinschaft der Realschulrektorinnen und Realschulrektoren in Baden- Württemberg, dem Förderverein Realschule Baden-Württemberg und dem Realschullehrerverband Baden-Württemberg vorgelegt. Herr Minister, das ist ein wichtiger Anschlusstermin. Deswegen wollen wir gleich zur Sache kommen. Es ist ein wichtiger Termin für Sie im Interesse unseres Landes. Wir haben in den letzten Wochen landauf, landab hautnah von den Zukunftsängsten und den Zukunftssorgen der Menschen, die mit der Realschule zu tun haben, erfahren. Wir, die CDU-Landtagsfraktion, nehmen, meine Damen und Herren, diese Sorgen mehr als ernst. Aus diesem Grund wollen wir zunächst einmal die Betroffenen hören. Wir haben sie in einer schlichten und einfachen Zeitung dazu aufgefordert, ihre Positionen darzulegen. Wir haben nicht den Weg einer Hochglanzbroschüre gewählt, wie Sie es im Hinblick auf die Gemeinschaftsschule getan haben. Denn für uns zählt nicht der Schein, sondern zählen die Inhalte. Hören wir zunächst einmal auf den VBE. Er erklärt zur Realschule Folgendes: Wir fühlen uns in unserer Arbeit nicht mehr wertgeschätzt, Es sei frustrierend, wenn der oberste Dienstherr eine Schulart rund über 500 Standorten, Lehrkräften und Schülern zum Auslaufmodell erklärt, obwohl diese Schulen hervorragend arbeiten und dem Land leistungsstarke und leistungsbereite Absolventen bescheren. Der VBE fährt fort: Es kann nicht sein, dass völlig ohne Not eine Schulart zur Debatte steht. Der VBE Baden- Württemberg fordert daher die Weiterentwicklung der Realschulen und nicht deren Abwicklung. Meine Damen und Herren, soweit der VBE. Kurz und bündig auch die Hauptforderung des Realschullehrerverbands ich zitiere :
3 Die Realschule ist als Schule der Mitte das Rückgrat im differenzierten badenwürttembergischen Bildungssystem. Sie ermöglicht einen nahtlosen Übergang sowohl in die beruflichen Gymnasien als auch den Wechsel ins duale System. Unsere Abgänger sind dabei gefragte Bewerber. Dem ist nichts hinzuzufügen. Hören wir nun gemeinsam die Worte des Berufsschullehrerverbands. Dieser sagt: Eine Bestandsgarantie für die Realschulen im Land wäre gleichzeitig eine Bestandsgarantie für Berufskollegs und berufliche Gymnasien und damit auch die Garantie, dass die Durchlässigkeit des Bildungswesens weiterhin gewährleistet wird. Diese Blätter sind leider schon vergriffen, weil sie so stark nachgefragt werden. Wir lassen diese aber für Sie nachdrucken. Viertens möchte ich den Förderverein zu Wort kommen lassen, der nachher auch Unterschriften übergeben wird. Dieser sagt: Ohne die Schulart Realschule allerdings wird die Marke Realschulabschluss bald ihre Anerkennung verlieren. Meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, Sie nehmen dies billigend in Kauf, anstatt diese Schulen zu unterstützen. Woher kommen Sie? Wohin wollen Sie? Die SPD propagiert seit Jahren die Regionalschule, eine zehnjährige gemeinsame Schule für alle. Die Grünen Frau Rastätter hat das immer wieder sehr anschaulich dargelegt sind für die Basisschule. Weil die Regionalschule für die Schulentwicklung etwas Bedrohliches darstellt und weil Basisschule etwas zu fundamentalistisch klingt, haben Sie sich für die Gemeinschaftsschule entschieden. Damit verfolgen Sie das Ziel, eine Schule für alle zu schaffen. Es hat Druck von den Gymnasien gegeben. Dann hat der Ministerpräsident, der Gott sei Dank selbst Lehrer ist, eingelenkt und sich für ein sogenanntes Zwei-Säulen- Modell ausgesprochen. Wie sieht denn die zweite Säule aus, meine Damen und Herren? Die zweite Säule sieht folgendermaßen aus: Es gibt die Hauptschule, die Werkrealschule, die Realschule und die Gemeinschaftsschule. Was wollen Sie aber wirklich? Dazu wollen wir Frau Warminski-Leitheußer hören, die am 8. November 2012 in diesem Haus folgendes erklärt hat:
4 Es wird darauf hinauslaufen, dass wir auf der einen Seite das Gymnasium haben und dass auf der anderen Seite in einer zweiten Säule sich aus den im Augenblick noch differierenden weiterführenden Schulen ein integriertes Schulsystem entwickeln wird. Das ist doch klar. Meine Damen und Herren, der Weg ist klar. Jetzt fragen wir uns, wie der neue Minister darüber denkt und was er dazu sagt. Hierzu kann ich auf die Beantwortung einer unserer Anfragen verweisen. Was sagt er zu der Forderung der Realschulen, den Fortbestand als eigenständige Schulart ich sage ausdrücklich: ohne Fusion mit der Haupt- bzw. Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule zu garantieren. Unsere Anfrage wurde wie folgt beantwortet: Die Landesregierung will sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler in für sie erreichbarer Nähe den von ihnen jeweils angestrebten Bildungsabschluss erreichen können. Daran werden sich die regionale Schulentwicklung und die künftige Weiterentwicklung der Schullandschaft Baden-Württembergs orientieren. Auch von ihm kein einziges Wort zur Realschule. Durch die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung sind unsere Realschulen in eine besonders schwierige Lage geraten. An den Realschulen zeigt sich eine Heterogenität, die nirgendwo sonst zu verzeichnen ist. In diesem Zusammenhang möchte ich darlegen, was Minister Stoch sagt. Ich zitiere: Bei der Realschule wird die erwartete starke Heterogenität sichtbar. Den 60 Prozent Fünftklässlern mit einer entsprechenden Empfehlung stehen 23 Prozent mit Werkrealschul- und 17 Prozent mit Gymnasialempfehlung gegenüber. Weiter sagt er: Wir möchten erreichen, dass das individuelle Lernen in den Realschulen stark ausgebaut wird, um den Herausforderungen durch die zunehmende Heterogenität gerecht zu werden. Meine Damen und Herren, dazu zeigt er einen Weg auf. Wie sieht dieser aus? Stoch wies darauf hin, dass auch die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule große Vorteile biete, um die Lehrerinnen und Lehrer besonders unterstützen zu können. Meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, damit ist klar: Sie wollen einen Weg in der zweiten Säule, und dieser lautet Gemeinschaftsschule. Diesen Weg wollen wir nicht.
5 Sie verweigern allen anderen Schularten die dringend notwendige Soforthilfe. Wir sagen Ihnen in aller Klarheit, dass dies eine gravierende Benachteiligung ist. Darüber sind nicht nur wir empört, sondern darüber sind all die Menschen empört, mit denen wir in den letzten Wochen und Monaten landauf, landab gesprochen haben. Erschwerend kommt hinzu, dass Sie in den Grundschulen das betrifft vor allem die städtischen Grundschulen das Förderinstrument des Ergänzungsbereichs erheblich zurückgefahren haben, sodass dort kaum mehr eine Sprachförderung möglich ist. Wir wissen das aus Heilbronn, wir wissen das aus Göppingen. Dort haben wir auch Klassengrößen von 26 und mehr Schülern landesweit sind sie zugegebenermaßen etwas geringer. Der Ergänzungsbereich an den Realschulen das ist nachgewiesen ist um 25 Prozent abgeschmolzen worden. Das heißt, alles, was die Schulen im Sinne der persönlichkeitsbildenden Elemente oder der Förderinstrumente interessant macht, ist dort überhaupt nicht mehr vertreten. Wir appellieren an Sie, Herr Minister, angesichts eines Viertels der Schüler, bei denen an manchen Schulen das Erreichen des Klassenziels in Jahrgangsstufe 5 der Realschulen aktuell gefährdet ist, endlich zu handeln. Aus diesem Grund bitten wir Sie, nicht irgendwelche fadenscheinigen Lockangebote zu unterbreiten, sondern den Forderungen der Realschulen, die erfüllt werden müssen, damit sie überleben können Jahrgangsstufe 5, endlich zu entsprechen. Dazu stehen drei Forderungen im Raum: Erste Forderung: Geben Sie endlich eine Bestandsgarantie für die Realschulen als eigenständige Schulart im Rahmen Ihrer zweiten Säule. Zweitens: Gewähren Sie unseren Realschulen, die eine weitaus größere Heterogenität als irgendeine ihrer Gemeinschaftsschulen zu bewältigen haben, endlich die sachlichen und personellen Hilfen, damit sie sofort handlungsfähig sind und im Interesse unserer Kinder dem einzelnen Kind helfen können. Reden Sie nicht immer nur von individueller Förderung. Drittens: Erhalten Sie das ist eine wichtige Forderung unseren Realschulen die Qualität des Abschlusses, der mittleren Reife, durch einen eigenständigen Bildungsplan.
6 Wenn Sie es mit dem Begriff der sozialen Gerechtigkeit, den Sie in Bezug auf die Schulen immer wieder im Munde führen, ernst meinen, müssen Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen, dass gerade die Realschule die ideale Schule für Kinder mit unterschiedlichen familiären und sozialen Hintergründen ist, die Schule des sozialen Aufstiegs ist. Ihr sollten Sie wenigstens Hilfe gewähren. Die Frage, was uns bei dem, was wir für die Realschule getan haben, unterscheidet, ist berechtigt. Die Realschulen haben mit großer Selbstverständlichkeit dafür sind wir dankbar unglaublich gute Arbeit geleistet. Sie haben die Kinder auf den Beruf vorbereitet, sie haben die Kinder aufbauend darauf in der gymnasialen Oberstufe, vor allem im beruflichen Bereich zur Studierfähigkeit herangezogen. Sie haben unspektakulär gearbeitet. Aber eines haben wir getan: Wir haben den Klassenteiler von 33 auf 30 gesenkt. Wir hätten ihn, wären wir weiter in der Regierungsverantwortung, weiter auf 28 gesenkt. Das wäre in diesen Tagen eine hervorragende Hilfe. Wir haben damals den Nachweis geführt, dass wir von 33 auf 30 gekommen sind. Übrigens haben Sie in diesen Tagen Ich habe noch die damaligen Worte von Herrn Zeller im Ohr, der dann, als wir entschieden haben, den Klassenteiler von 33 auf 28 zu senken, zusammen mit Frau Moritz gefordert hat, den Klassenteiler auf einen Schlag sofort auf 25 zu senken. Davon wollen Sie heute nichts mehr wissen. Sie reden stattdessen vom Lernklima das sei die entscheidende Größe und man könne alle möglichen Klassengrößen zumuten. Das ist der Unterschied. Nun sage ich Ihnen, wo heute der Unterschied liegt. Wir wollen diese Schule erhalten, und zwar in ihrer ganzen Qualität. Wir wollen sie nicht zerstören.
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