Grünland möglichst keine offene lichte Grenzlinie bestehen, damit das Rebhuhnpaar nicht diese als Hauptaufenthaltsort wählt, und von dort aus ggf.

Transkript

1 Grünland möglichst keine offene lichte Grenzlinie bestehen, damit das Rebhuhnpaar nicht diese als Hauptaufenthaltsort wählt, und von dort aus ggf. sein Gelege in die Feldkultur anstatt in den Brutdeckungsstreifen legt. Das erreichen wir dadurch, dass wir die Feldkultur soweit es geht an unseren Brutdeckungsstreifen reichen lassen. Somit wird die innere weite offene Grenzlinie für das Rebhuhnpaar attraktiver. Liegt der Streifen in einem Jahr in einer Sommerkultur aus Rübe, Mais, Kartoffel, Erbse, Ackerbohne, Soja usw., dann ergibt sich das Problem nicht, denn diese Kulturen bieten für das Erstgelege noch keine Brutdeckung im Frühjahr, so dass für die Rebhenne sowieso nur unser Streifen als Brutdeckung bleibt. Diese Streifenvariante eignet sich daher für die Unterteilung jeglicher Feldkulturen, egal, welche Getreideart oder welche Sommerkultur um den Streifen herum angebaut wird (siehe Abbildung unten). In dem Jahr mit der lückigen Sommerfrucht auf dem umliegenden Feld können wir den inneren Streifen, welcher vorher Schwarzbrache war, mit der oben verwendeten Mischung oder mit einer sonstigen einjährigen Blühmischung einsäen. Somit erhöhen wir die Fläche der Brutdeckung für das Gelege, und beugen noch mehr den möglichen Verlusten durch Fressfeinde vor. Auch können sich dann in dem bepflanzten Mittelstreifen zusätzliche Insekten entwickeln und Blüten besuchen (siehe ebenfalls Abbildung unten). 121

2 Unterteilung von großen, dichten Brachflächen, Wildäckern und spät geernteten Biogasmischungen aus Wildstauden Im Zusammenhang mit der oben schon angesprochenen Untersuchung in Ostpolen wissen wir, dass das Rebhuhn nicht nur lückige, offene Grenzstrukturen innerhalb seines Brutlebensraumes benötigt, sondern größere, dicht bewachsene Brachflächen überhaupt nur dann als Brutrevier annimmt, wenn sie von lichten, offenen Bereichen durchsetzt sind bzw. lichte, offene Grenzlinien aufweisen. 122

3 An manchen Orten finden sich bei uns im Revier noch solche großen, sehr dicht bewachsenen Naturbrachen. Meist sind es sehr dicht bewachsene Altgrasbrachen oder stickstoffreiche Standorte mit sehr dichter Staudenflur. Oder wir haben große, dicht bewachsene Wildäcker in unserem Revier bzw. in Zukunft auch größere Felder mit Biogasmischungen aus Wildstauden, welche erst ab Mitte August geerntet werden und somit als Brutdeckung brauchbar sind. Hier können wir gezielt vor der Brutzeit und Brutrevierbildung der Rebhühner, also noch vor Ende Februar/Anfang März, lichte Fenster oder Streifen anlegen, damit diese größeren Flächen überhaupt von Rebhuhnpaaren als Brutplatz angenommen werden. Es bietet sich hier eine Unterteilung der großen Fläche mit ca. 2 3 m breiten Schwarzbrachestreifen an, ggf. auch mit verteilten Schwarzbrachefenstern von 2 3 m Breite, die sich ab dem Frühjahr wieder selbst lückig begrünen dürfen. Zu den Außenkanten der Brachfläche, Wildackerfläche oder Biogasmischungsfläche sollten die lichten Schwarzbrachestreifen wieder einen Abstand von mind. 10 m aufweisen, damit das Rebhuhngelege mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Brachfläche angelegt wird. Zwischen den lichten Streifen sollte auch wieder ein Abstand von mind. 10 m bestehen, damit die Gelegeverluste durch Beutegreifer verringert werden (siehe Abbildungen unten*). Bei Naturbrachen und dichten Altgrasflächen sollten wir nur einmal außerhalb der Brutzeit, also vor Anfang März, auflichten. Danach sollten wir die Brache im Inneren in Ruhe lassen. Sie wird wieder lückig im 123

4 Verlaufe des Sommers mit Wildkräutern zuwachsen. Nummer 1: große, dichte bewachsene Wildackerfläche, Naturbrache oder erst ab Mitte August geerntete Biogasmischung aus Wildstauden Nummer 2: 2 3 m breite Schwarzbrachestreifen, welche sich ab dem Frühjahr lückig selbst begrünen dürfen (s.o.) Die roten Punkte in der Zeichnung sind die möglichen Positionen für Futterspender auf der Grenzlinie für das Brutpaar ab Ende Februar/ Anfang März. 124

5 125

6 Die Überwinterung der Rebhühner Rebhühner sind normalerweise gut an kalte Temperaturen angepasst. In ihren ursprünglichen Steppenlebensräumen herrschte kontinentales Klima mit kalten Wintern. Liegt kein Schnee oder ist die Schneelage nicht zu hoch und von pulveriger Konstistenz, dann gelangen Rebhühner auch noch gut an ihre Grünpflanzennahrung und Sämereien auf dem Boden. Deckung vor Fressfeinden finden sie ohne hohe Schneeauflage u.a. noch auf Stoppeläckern, in Altgrasstreifen und Feldern mit Winterzwischenfruchtanbau. Bei Schnee werden die Grünpflanzen und Sämereien mit dem Schnabel und mit den Füßen freigescharrt. In der ausgeräumten Feldflur bilden Gräser und Kräuter an den Feld und Heckenrändern und auf Stoppeläckern eine der Nahrungsquellen. Aber auch Wintergetreide und Winterraps auf den Feldern sind wichtige Grünfutterpflanzen für die Rebhühner im Winter. 126

7 Im Schnee können Rebhühner regelrecht Fraßgänge unter der Schneedecke anlegen. Bei Gefahr tauchen die Rebhühner delfinartig in den Schnee ein. In Schneemulden sitzen sie windgeschützt. Bei sehr kalter Witterung sitzen die Rebhühner eng beieinander. Liegt der Schnee allerdings zu hoch oder taut an und vereist wieder, dann leiden die Rebhühner große Not. Sie gelangen nicht mehr an ihre Grünzeugnahrung und Sämereien am Boden, und können vor Fressfeinden nicht mehr im Schnee abtauchen. Große Besatzeinbrüche gab es bspw. in den strengen Wintern 1962/63 und 1978/79. Bei solchen Schneeverhältnissen werden Hecken, Feldgehölze, Altgrasstreifen und Deckung bietende Wildäcker besonders wichtig. 127

8 128

9 Was können wir konkret für eine sichere Überwinterung unserer Rebhühner tun? 1. Soweit möglich, sollte die Getreide und Rapsstoppel an vielen Orten über den Winter unbearbeitet stehen bleiben. Hier finden die Hühner niedrige Deckung, Sämereien und Pflanzennahrung. Zumindest aber sollten wir mit den Landwirten das Gespräch suchen, damit die Getreidestoppel nach der Ernte im Sommer nicht sofort umgebrochen wird, sondern noch einige Monate bis in den Herbst hinein erhalten bleibt. 129

10 2. Auf vielen Feldern sollte auch Zwischenfrucht eingesät werden, wie Senf, Phacelia oder Ölrettich. Diese bietet oft noch bei geringer Schneeauflage Deckung in der Feldflur. Meist säen die Landwirte ohnehin schon Zwischenfrucht auf ihren Äckern, weil sie im Frühjahr im Strip Till Verfahren oder im Mulchsaatverfahren ihre Sommerfrüchte einsäen. Das bedeutet, dass die Zwischenfrucht den Winter über stehen bleibt und erst im Frühjahr die abgestorbene Zwischenfrucht in den Boden eingearbeitet wird (Mulchsaat) oder nur Streifenweise in den Boden zwischen die abgestorbene Zwischenfrucht gesät wird (Strip Till). 130

11 3. Wir füttern! Rebhühner überwintern normalerweise an dem Ort, wo sie gebrütet haben. Im Winter haben sie dort ein Streifgebiet von Hektar. 131

12 Wir müssen sie also in der Umgebung füttern, wo wir im Spätsommer die Kette bestätigen. Mit dem Füttern fangen wir ab Oktober an. Füttern sollten wir möglichst an vielen verschiedenen Orten, um keine Greifvögel und Bodenfressfeinde an feste Fütterungsstandorte zu gewöhnen. Wir können wie zu Urgroßvaters Zeiten mit Kaffhaufen Fütterungen anlegen. Dazu besorgen wir uns im Landhandel oder bei Biobauern Druschabfall, also die Getreidespreu. Diese enthält Bruchkörner und verschiedene Wildkrautsämereien. Bekommen wir keine Getreidespreu, dann können wir auch unter fein gehäckseltes Stroh Getreide, Rapssamen, Rübsen und Körnerfutter für Kanarienvögel und Exoten aus dem Zoohandel mischen. Davon bringen wir größere Haufen direkt neben niedrige deckungsreiche Hecken aus, ohne hohe Bäume in der Nähe. Oder wir legen die Haufen im freien Feld an, wo sich in einer Entfernung von max. 150 Metern Deckungsvegetation für die Hühner befindet. Die Kaffhaufen sollten mit einem Durchmesser von 2 3 Metern angelegt werden. Die Haufen werden feucht und erzeugen im Inneren Eigenwärme, so dass sie im Winter schneller schneefrei werden. Die Hühner können den Winter über in den Haufen scharren und die Körner rauspicken. Die Kaffhaufen sollten wir natürlich nicht an den Stellen anlegen, welche wir ausmagern. Denn der verrottende Kaffhaufen hat Düngewirkung. Wir können auch hier und da Getreide, wie Weizen, Hirse und Rapssamen, im Randbereich deckungsreicher Feldhecken, Altgrasstreifen oder Zwischenfruchtäcker verteilen. 132

13 Zuletzt sollten wir möglichst auch Futterautomaten an den Rand von deckungsreichen Feldgehölzen, Hecken, Wildäckern oder von Feldern mit Zwischenfruchtdeckung aufstellen. * 133

14 In den Wildäckern sollte möglichst Westfälischer Furchenkohl, Markstammkohl oder Grünkohl vorhanden sein bzw. wir bauen ihn zusätzlich streifenweise im Revier an. Westfälischer Furchenkohl und Markstammkohl sind mehrjährig und bietet im Winter, auch bei Schnee, immer noch standhaftes und gut erreichbares Grünfutter für die Rebhühner. 134

15 Gerade bei Schnee sollten wir den Rebhühnern an den Fütterungen auch etwas grobkörnigen Sand anbieten, damit sie Magensteinchen aufnehmen können. 4. Wir bauen künstliche Dickungen. In den meisten Ackerbaugebieten gibt es nicht mehr genügend Feldhecken, welche den Winter über schneestabile Deckung im Revier bieten könnten. Haben wir aber einen Winter mit viel Schneefall, dann finden die Rebhühner auch keine Deckung mehr in den Wildäckern, auf Altgrasstreifen oder in der von der Schneelast platt gedrückten Zwischenfrucht. Besonders in Frankreich werden mit Erfolg künstliche Dickungen in der Feldflur angeboten. a) Wir schlagen vier Pfähle im Abstand von 2 x 2 Metern in den Boden und zimmern darauf ein stabiles Gerüst aus Holzleisten. Das Gerüst ist dann 60 cm hoch, und hat die Ausmaße 2 x 2 Meter. Darauf schichten wir dann Zweige, und können sie auch mit Draht am Gerüst befestigen. Es sollten möglichst viele wintergrüne Zweige dabei sein und die Dickung sollte auch zu den Seiten hin ausreichend verblendet werden. Die Zweige überragen das Gerüst nach allen Seiten mit ca. einem Meter Länge, so dass sich eine Grundfläche von insgesamt 4 x 4 m ergibt. Darunter finden auch große Ketten von bis zu 20 Rebhühnern ausreichend Platz. Die Äste sollten oben drauf sehr sperrig liegen, damit kein Greifvogel darauf sitzen kann (siehe Bilder unten). 135