Wege der Heilung in unheiliger Zeit

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1 Wege der Heilung in unheiliger Zeit Gedanken zur Spiritualität der Genesung und des Widerstandes Dr. theol. Lothar Stempin. 15. März 2013

2 Wanderer im Wind, 1934 Ein böser Herbstwind zaust den Wald die Bäume fest ins Land verkrallt verlieren Laub und Zweige die Grillen ruhen unterm Moos die Äcker liegen brach und bloß das Jahr geht grau zur Neige Es scheint als hätt ringsum die Welt den Mantelkragen hochgestellt so ganz nach Menschensitte hüllt sich der Tag in fahles Licht drück ich die Mütze ins Gesicht und zähle meine Schritte Der Flugsand tut den Augen weh es riecht nach Frost und frühem Schnee ich seh die Wolken treiben und spür die Füße werden schwer wo gehe ich hin wo komme ich her wo ist ein Platz zu bleiben

3 Gesundheitskonzepte zwischen Beharrung und Avantgarde

4 Der vitruvianische Mensch Leonardo da Vinci 1490 Mailand 1939

5 Müdigkeit und die Sehnsucht der Lauschenden

6 Müdigkeit müde, mit der banalen Oberfläche des Lebens zufrieden zu sein müde, in der Kirche (und der Politik) einer Rhetorik ohne Erkenntnis ausgeliefert zu sein müde, in ausgeleuchteten Räumen zu leben, die kein Geheimnis mehr bergen müde, Sinn durch Funktionieren zu ersetzen Fulbert Steffensky, Schwarzbrot Spiritualität und Sehnsucht

7 Des Menschen Herz ist eine Nummer zu groß für die Welt Jean Paul Ernst Barlach, Der Gläubige 1934

8 Die Geste des Leibes als Wort der Würde und des Widerstandes

9 Spiritualität der Genesung und des Widerstandes

10 Der Leib ist die lebendige Einheit aller Gebärden, in denen ein Mensch da ist. Deswegen kann der Leib der inneren Bestimmung dieses Menschen entsprechen oder sie verfehlen. Karlfried Graf Dürckheim Ernst Barlach, Tanzende Alte, 1920

11 In dem Wort»Person«liegt ein Hinweis auf den doppelten Ursprung des Menschen. Person bedeutet sowohl das Gesicht, das wir unserer Umwelt präsentieren (die Maske), als auch die Resonanz, die unser transzendenter Wesenskern hervorruft (das Hin- durchtönen). Karlfried Graf Dürckheim,»Vom doppelten Ursprung des Menschen«, Freiburg, 1991 Barlach, Der singende Klosterschüler, 1931

12 Die Augen zum Sehen geschlossen der Wirklichkeit näher zu sein wie oft bleibt das Wesen der Dinge uns fremd im Blick auf seinen äußeren Schein Kein störender Laut auf den Lippen ganz Stille zum Hören bereit Wie oft ist uns Schweigen viel mehr als ein Wort und Lärm nur Sprachlosigkeit So kniend auf staubigen Fliesen ganz Demut mit ernstem Gesicht So schwingenlos menschlich dem Boden verwachsen und dabei dem Himmel so dicht

13 Schönheit und Schmerz der Heilung und des Widerstandes

14 DIE PERLE Einst fragte ein Junge seinen Großvater, wie denn die Perlen entstehen, die so wunderschön in der Sonne glänzen. Der Großvater antwortete, dass die Muscheln am Meeresboden liegen und sich ab und zu öffnen, um Nahrung aufzunehmen und die Schönheit des Lebens zu sehen. Wenn dabei ein kleines Sandkorn in das Muschelgehäuse gelangt, umhüllt die Muschel es Schicht für Schicht, da ihr Körper so weich und verletzlich ist, bis schließlich eine wunderschöne Perle entstanden ist. So ergeht es auch uns Menschen, erzählt der Großvater weiter. Wenn wir uns aus Angst vor Schmerzen nicht für den Reichtum und die Schönheit des Lebens öffnen, bleibt unser Leben arm und leer. Doch jeder, der selbst Schmerzen erlitten hat, wird zu seinen Mitmenschen barmherziger und liebevoller sein. Darum, mein Junge, öffne dein Haus weit und vertraue dich dem Leben an, und wenn der Schmerz in dich dringt, nimm ihn an und verwandle ihn in eine Perle, die unvergänglich ist.

15 Der Widerstand wächst aus der Wahrnehmung des Schönen. Und das ist der langfristigste und gefährlichste Widerstand, der aus der Schönheit geboren wird. Fulbert Steffensky

16 Selbstvergessenheit als Genesung Geformte Aufmerksamkeit

17 Du hast mich geträumt Gott, wie ich den aufrechten Gang übe, und niederknien lerne, schöner als ich jetzt bin, glücklicher, als ich mich traue, freier, als bei uns erlaubt. Höre nicht auf, mich zu träumen, Gott. Ich will nicht aufhören, mich zu erinnern, dass ich dein Baum bin, gepflanzt an den Wasserbächen des Lebens. D. Sölle Geschenkte Aufmerksamkeit

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