Erkenntnis: Was kann ich wissen?
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- Julius Falk
- vor 5 Jahren
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1 Erkenntnis: Was kann ich wissen? Philosophie Die Grundfragen Immanuel Kants Hochschule Aalen, Karl Mertens
2 Immanuel Kant, Logik (AA IX, 23-25, bes. 25): "Philosophie ist also das System der philosophischen Erkenntnisse oder der Vernunfterkenntnisse aus Begriffen. Das ist der Schulbegriff von dieser Wissenschaft. Nach dem Weltbegriffe ist sie die Wissenschaft von den letzten Zwecken der menschlichen Vernunft." "Was aber Philosophie nach dem Weltbegriffe (in sensu cosmico) betrifft: so kann man sie auch eine Wissenschaft von der höchsten Maxime des Gebrauchs unserer Vernunft nennen, sofern man unter Maxime das innere Princip der Wahl unter verschiedenen Zwecken versteht. Denn Philosophie in der letztern Bedeutung ist ja die Wissenschaft der Beziehung alles Erkenntnisses und Vernunftgebrauchs auf den Endzweck der menschlichen Vernunft, dem, als dem obersten, alle andern Zwecke subordinirt sind und sich in ihm zur Einheit vereinigen müssen. Das Feld der Philosophie in dieser weltbürgerlichen Bedeutung läßt sich auf folgende Fragen bringen: 1) Was kann ich wissen? 2) Was soll ich thun? 3) Was darf ich hoffen? 4) Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion und die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen." 2
3 Erkenntnis: Was kann ich wissen? 1. Was kann ich wissen? Die skeptische 2. Was kann ich wissen? Strategien, um der skeptischen zu begegnen 3. Was kann ich wissen? Kants Antwort auf die skeptische 3
4 1. Was kann ich wissen? Die skeptische Wissen als begründete wahre Meinung Problem: Wie können wir wissen, dass das, was wir glauben und für wahr halten, wirklich wahr ist, d.h. den Sachverhalt trifft, wie er unabhängig von uns besteht? Philosophische Skepsis: Wir können niemals sicher sein, dass unseren Überzeugungen in Wirklichkeit etwas entspricht. skeptische Szenarien Ein Beispiel aus: John L. Pollock / Joseph Cruz: Contemporary Theories of Knowledge, 2. Aufl. Lanham/Boulder/New York/Oxford 1999, S. 2 ff. 4
5 2. Was kann ich wissen? Strategien, um der skeptische zu begegnen - Argumente gegen die skeptische : 1. direkte Widerlegung der Skepsis scheitert 2. Versuche, die Skepsis indirekt zu widerlegen (Nachweis ihrer internen Widersprüchlichkeit) - Nachweis der Widersprüchlichkeit expliziter skeptischer Äußerungen - Nachweis der impliziten Widersprüchlichkeit skeptischer Äußerungen (Widerspruch zwischen der skeptischen Behauptung und den Bedingungen der skeptischen Rede) 5
6 2. Was kann ich wissen? Strategien, um der skeptische zu begegnen 3. ein alternativer Umgang mit der Skepsis - Die skeptische dient der Fokussierung der Philosophie auf das Geben von Gründen. - Bei einem Argument, dessen Prämissen wir akzeptieren, akzeptieren wir gewöhnlich (korrektes Schließen vorausgesetzt) die Konklusion auch dann, wenn sie von dem, was wir zunächst glauben, abweicht. 6
7 2. Was kann ich wissen? Strategien, um der skeptische zu begegnen - Skeptische Argumente haben demgegenüber den Charakter einer reductio ad absurdum der Prämissen. D.h. wenn wir alle Prämissen akzeptieren, wäre etwas Absurdes die logische Konsequenz. Da dies nicht sein kann, sind wir zu einer Kritik der Prämissen aufgefordert (vgl. Pollock/Cruz, a.a.o., 7), - Der Skeptiker veranlasst eine Reflexion auf unser Vorverständnis von Wissen und Erkenntnis. Form philosophischer Argumente gegen die Erkenntnisskepsis: Wir haben diese und diese Erkenntnis. Wir könnten diese Erkenntnis nicht haben, wäre das und das der Fall. Also ist das und das nicht der Fall. (Pollock/Cruz, a.a.o., 10) 7
8 Skepsis gegen die Möglichkeit des Wissens/der Erkenntnis 1. Wissen besteht in der Entsprechung zwischen unseren Meinungen und der von unseren Meinungen unabhängigen Welt. 2. Wir verfügen nicht über einen Gottesgesichtspunkt, d.h. wir haben keinen Zugang zur Welt, der unabhängig von unseren Meinungen ist. 3. Es könnte sein, dass alles, was wir für wahr halten, nicht wahr ist. Wir haben keine Gründe für die Behauptung, dass wir etwas wissen können. 8
9 Historisch-systematische Ausgangssituation von Kants Kritik der reinen Vernunft (1781/87) Kritik der Metaphysik, die beansprucht, Erkenntnisse gewinnen zu können, die den Bereich unserer Erfahrung überschreiten (Themen: Seele, Welt, Gott). Nach Kant sind die bisherigen Versuche der Metaphysik gescheitert. Metaphysik beruht auf unbegründeten Meinungen (Charakter eines Dogmatismus) Orientierungslosigkeit - rationalistische Metaphysik (G.W. Leibniz, C. Wolff) - Kritik durch Skeptiker (Hume) Kants Versuch einer Vermittlung 9
10 Wie kann es metaphysische d.h. erfahrungsunabhängige Erkenntnis geben? dafür Prüfung unserer Erkenntnisquellen erforderlich Bestimmung des Umfangs und der Grenzen berechtigter Erkenntnisansprüche Wie ist Metaphsik als Wissenschaft möglich? (KrV, B 22) Frage nach Bedingungen der Möglichkeit (notwendigen Bedingungen) erfahrungsunabhängiger Erkenntnis 10
11 Wie ist erfahrungsunabhängige Erkenntnis möglich? Unterscheidung von zwei Stämmen der Erkenntnis: 1. Sinnlichkeit / Verstand 2. Rezeptivität / Spontaneität 3. Gegebenwerden / Gedachtwerden 4. Anschauung / Begriff Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind (KrV, A 51/B 75) 11
12 Erfahrungsunabhängige Erkenntnis erfordert einen je spezifischen Beitrag beider Erkenntnisstämme: apriorische Anschauungen + apriorische Begriffe Kants Grundidee: Die Prinzipien unserer empirischen Erkenntnis sind ihrerseits nicht aus der Erfahrung entnommen (Ordnungstrukturen unseres empirischen Wissens, die unabhängig von Erfahrung sind). 12
13 Kants Vorschlag: Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten; aber alle Versuche über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntnis erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zu nichte. Man versuche es daher einmal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkommen, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserem Erkenntnis richten, welches so schon besser mit der verlangten Möglichkeit einer Erkenntnis derselben a priori zusammenstimmt, die über Gegenstände, ehe sie uns gegeben werden, etwas festsetzen soll." (KrV, B XVI) 13
14 Es ist hiermit eben so, als mit den ersten Gedanken des Corpernicus bewandt, der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewegungen nicht gut fortwollte, wenn er annahm, das ganze Sternenheer drehe sich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe ließ." (B XVI) = Kants sog. Kopernikanische Wende (in der Erkenntnistheorie) Die Gegenstände unserer Erkenntnis müssen sich nach erfahrungsfreien Prinzipien richten: den reinen (apriorischen) Formen der Anschauung (Raum und Zeit), den reinen (apriorischen) Verstandesbegriffen/Kategorien (z.b. Kausalität ). 14
15 Skepsis gegen die Möglichkeit des Wissens/der Erkenntnis 1. Wissen besteht in der Entsprechung zwischen unseren Meinungen und der von unseren Meinungen unabhängigen Welt. 2. Wir verfügen nicht über einen Gottesgesichtspunkt, d.h. wir haben keinen Zugang zur Welt, der unabhängig von unseren Meinungen ist. 3. Es könnte sein, dass alles, was wir für wahr halten, nicht wahr ist. Wir haben keine Gründe für die Behauptung, dass wir etwas wissen können. 15
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