Evangelische Kirchengemeinde Allmersbach im Tal Gottesdienst am Heiligen Abend 2011 um 18:00 Uhr Jesaja 9,1-6 (Vikar Frederik Guillet)

Transkript

1 Evangelische Kirchengemeinde Allmersbach im Tal Gottesdienst am Heiligen Abend 2011 um 18:00 Uhr Jesaja 9,1-6 (Vikar Frederik Guillet) Er kommt anders; Nur als Kind kann er kommen. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 1. Korinther 1,3 Liebe Gemeinde, heute vor ungefähr 2011 Jahren war in Bethlehem viel los. In der Schriftlesung haben Sie ein Ereignis schon gehört. Erstaunliches passiert: Engel erscheinen Hirten auf dem Feld und überbringen ihnen eine Botschaft. Für die Hirten schon erschreckend, aber doch sehr deutlich. Sie heben den Engel gesehen. Sie sind zum Kind gegangen. Sie haben es gesehen und sich begeistern lassen. Aber wie war das wohl für alle anderen? Für alle die, die nicht dabei gewesen sind? (Pause) Sie haben heute das außerordentliche Glück, dass ich Ihnen die Zeitung von morgen mitgebracht habe. Ja, wir Pfarrerinnen und Pfarrer bekommen die immer einen Tag früher, damit wir uns besser vorbereiten können! Jetzt wissen Sie s! (Zeitung zeigen siehe nächste Seite) Ich finde dieser Artikel zeigt sehr deutlich, dass alle die, die nicht da waren die Geschichte merkwürdig finden. Kann das wirklich so gewesen sein? Wir wissen aus anderen biblischen Geschichten, dass diese Geschichte zu Jesu Zeiten sehr in Frage gestellt wurde. Jesus hatte einige wenige Jünger um sich geschart und auch wenn er es schaffte immer mehr zu überzeugen und zum Glauben zu bringen, gab es doch viele, die ihm nicht glaubten, weil diese Geschichten einfach unglaublich waren. Irgendwie ist es ja auch komisch!? Da wird ein armes Kind geboren und das soll der Retter der Welt sein? Also einen Retter, den stell ich mir im ersten Moment anders vor.

2 Ca. 700 Jahre vor Christus spricht auch der Prophet Jesaja vom Messias. Wenn man seinen Text liest hat man vielleicht eine andere Vorstellung vom Messias: 1 1 Bibel Blatt, Der Weltbestseller in Schlagzeilen, Nick Page, Echter Verlag, 2008.

3 Ich lese aus Jesaja 9, die Verse 1-6: Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. Du, Herr, machst Israel wieder zu einem großen Volk und schenkst ihnen überströmende Freude. Sie sind fröhlich wie nach einer reichen Ernte; sie jubeln wie nach einem Sieg, wenn die Beute verteilt wird. So wie du Israel damals aus der Gewalt der Midianiter errettet hast, so befreist du sie dann von der schweren Last der Fremdherrschaft. Du zerbrichst die Peitsche, mit der sie zur Zwangsarbeit getrieben werden. Die Soldatenstiefel, die beim Marschieren so laut dröhnen, und all die blutverschmierten Kampfgewänder werden ins Feuer geworfen und verbrannt. Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn "Wunderbarer Ratgeber", "Starker Gott", "Ewiger Vater", "Friedensfürst". Er wird seine Herrschaft weit ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen. Wie sein Vorfahre David herrscht er über das Reich, festigt und stützt es, denn er regiert bis in alle Ewigkeit mit Recht und Gerechtigkeit. Der Herr, der allmächtige Gott, sorgt dafür, er verfolgt beharrlich sein Ziel. Dieser prophetische Text wurde zu einer Zeit geschrieben, als Israel besetzt war. Natürlich erhoffte sich da das Volk, dass es aus dieser Lage befreit werden wird. Zwar wird von einem Kind gesprochen, aber Sie haben sicherlich auch die Wörter Sieg, Beute, Gewalt, befreien, Fremdherrschaft, Peitsche oder andere gehört. Auch soll er wie David werden, ein großer König und listiger Feldherr. Wenn man solche Wörter hört entsteht natürlich ein ganz bestimmtes Bild vom Messias, der alle retten soll. (Pause) Sie müssen sich vorstellen, dass dieses Bild vom Messias vielleicht auch in den Köpfen der Menschen vor 2011 Jahren war. Wie mag es da ankommen, wenn jetzt erzählt wird, dass da ein kleines Kind geboren wird? Arm ist es auch noch? Unglaublich!? (Pause) Wir kennen zwar heute den Ausgang der Geschichte, aber wenn man so darüber nachdenkt, ist es vielleicht auch etwas komisch, dass ein Herrscher als Kind gekommen ist. Auch als Jesus älter wurde, wurde er nicht

4 zum Soldaten. Ganz im Gegenteil! Die linke Backe hat der hingehalten. Und der soll herrschen? Die Frage bleibt: Warum ist Jesus als Kind gekommen? Stellen Sie sich das mal vor: Wie wäre es, wenn Jesus als Soldat gekommen wäre? (Pause) Oder als Herrscher? (Pause) Wie würden wir dann heute Weihnachten feiern? (Pause) Würden die Lieder die wir heute singen dann noch passen? Stille Nacht, heilige Nacht? O du fröhliche? Ich glaube, das würde alles überhaupt nicht mehr passen! Es wären eher Paraden angesagt. Bombastische Musik, die den Sieg eines Feldzugs bejubelt. Das wäre nicht das Weihnachten, das wir kennen und lieben. Alles wäre anders! Auch die Botschaft eine ganz andere! In meinen Augen konnte Jesus nur als Kind kommen. Wenn wir an die Herrscher unserer Geschichte denken wird deutlich, dass egal wie mächtig sie glaubten zu sein, ihre Herrschaft nie von Dauer war. Jedes Reich, dass mit Gewalt gegründet wurde, wurde durch Gewalt, früher oder später wieder zu Fall gebracht. Mit der Geburt Jesu als armes Kind zeichnet Gott ein ganz anderes Bild, als wir Menschen erwartet hätten. Das Kind wird kein mächtiger Herrscher sein, der seinen Machtanspruch gewaltsam durchsetzt und so Frieden schafft. Ein Herrscher als Kind verkündigt eine ganz andere Botschaft. Als Kind zeigt Gott deutlich, dass seine Herrschaft eine Herrschaft der Liebe ist. Hierin unterscheidet sich Gottes Herrschaft von jeder weltlichen. So etwas hat es noch nicht gegeben! Auf der einen Seite ist sie schwieriger zu errichten, auf der anderen Seite hat die Liebe einen entscheidenden Vorteil: durch keine Macht der Welt kann sie gebrochen werden. Keine Gewalt kann sie umstürzen. Auch heute merken wir das mit jedem Kind, das geboren wird! Eine Geburt ist Anlass zur Freude! Denken Sie an Kinder, die schlafend in ihrem Bettchen liegen. Mir fällt kein Bild ein, das mehr Frieden ausstrahlt! Wer kann Ihnen dieses Bild nehmen? Nur als Kind kann Christus das Licht bringen, dass den Menschen aus der Finsternis holt. Ein Soldat hätte vielleicht nur ein kurzes Aufblitzen geschafft. Als Kind schafft er die Liebe und das Licht in unseren Herzen. So überwindet Christus die Finsternis auf Dauer. Er schafft in uns das Licht, das wir immer mit uns tragen und nicht erlöschen kann. Durch Christi Geburt als Kind in der Krippe wird Weihnachten erst zum Fest der Liebe. Christus ist ganz klein zu uns gekommen als Kind, dem Symbol der Liebe schlechthin. Doch Christus ist nicht nur Symbol der Liebe für die Eltern und nahe Verwandten, sondern für die ganze Welt. Die

5 Botschaft von seiner Geburt wird weiter getragen als innerhalb der Familie. Sie geht sogar an Fremde! Sie wandert in alle Winkel der Welt, so dass wir uns heute alle an der Liebe Gottes freuen können. Doch die Botschaft der Liebe verbreitet sich nicht ganz von selbst. Nicht jedem erscheint ein Engel auf die gleiche Weise wie den Schafhirten. Und das muss sie auch gar nicht, sie braucht keinen Engel mit Flügeln, der über dem Boden schwebt, oder einen Propheten wie Jesaja, denn wir können heute die Botschaft Christi weiter tragen. Weihnachten zeigt dies deutlicher als jedes andere Fest. Man begegnet sich und wünscht sich Frohe Weihnachten. Kleine Geschenke werden verteilt, als Symbol der Liebe. Der Nachbar oder die Nachbarin bekommt eine Kleinigkeit. Wir tragen die Botschaft durch unsere Freude weiter. Auch die kleinste Freundlichkeit gegenüber einem Mitmenschen kann das größte Weihnachtsgeschenk sein, das gegeben werden kann! Die Botschaft der Liebe ist so klein wie ein Kind in der Krippe die Wirkung der Liebe verheißt Frieden in Ewigkeit! Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Botschaft der Liebe heute und in den kommenden Tagen ganz besonders erfahren und weitertragen können. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Phil 4,7 Amen.