Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer. Bearbeitet von Martin Burkhardt
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- Ina Zimmermann
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1 Arbeiten im Archiv Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer Bearbeitet von Martin Burkhardt 1. Auflage Taschenbuch. 176 S. Paperback ISBN Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft > Wissenschaften: Allgemeines > Wissenschaftliches Arbeiten, Studientechnik Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
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3 UTB 2803 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Beltz Verlag Weinheim Basel Böhlau Verlag Köln Weimar Wien Wilhelm Fink Verlag München A. Francke Verlag Tübingen und Basel Haupt Verlag Bern Stuttgart Wien Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft Stuttgart Mohr Siebeck Tübingen C. F. Müller Verlag Heidelberg Ernst Reinhardt Verlag München und Basel Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn München Wien Zürich Eugen Ulmer Verlag Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft Konstanz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich Verlag Barbara Budrich Opladen Farmington Hills Verlag Recht und Wirtschaft Frankfurt am Main WUV Facultas Wien
4 Martin Burkhardt Arbeiten im Archiv Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer Ferdinand Schöningh Paderborn München Wien Zürich
5 Der Autor: Dr. Martin Burkhardt ist wissenschaftlicher Angestellter in einem Wirtschaftsarchiv. Studium der Geschichte und Germanistik, Promotion in Landesgeschichte, Archivreferendariat. Berufstätigkeit in zwei Kommunal-, drei Staats- und zwei Archiven der Wirtschaft. Zahlreiche Publikationen zur baden-württembergischen Landesgeschichte. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier 2006 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, Jühenplatz 1, D Paderborn) ISBN Internet: Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart UTB-Bestellnummer: ISBN
6 Inhalt 1 Einleitung: Wem und zu welchem Zweck dieser Leitfaden dient Was ist ein Archiv? im allgemeinen Sprachgebrauch im strengen archivfachlichen Sinne Woran und wie arbeiten Archivarinnen und Archivare? Übernahme Erhaltung Erschließung Benutzung Die verschiedenen Archivarten und -träger in Deutschland Archive des Bundes Staatsarchive (Landesarchive) Kommunalarchive Kirchliche Archive Herrschafts-, Haus- und Familienarchive Wirtschaftsarchive Unternehmensarchive Regionale Wirtschaftsarchive Andere Archive der Wirtschaft Archive von Parlamenten, Parteien und Verbänden Medienarchive Archive an Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen Andere Archive Archivreise ins Ausland Europäische Union Frankreich
7 6 Inhalt 4.3 Großbritannien Italien, mit Vatikan Österreich Polen Russland Schweiz Spanien USA Von der Frage zur Quelle. Der Weg der Recherche Wozu ins Archiv? Die richtigen Archive ermitteln Generelles Vorgehen Was ein Bestand im Archiv bedeutet Auf der Spur. Provenienzprinzip und Archivfolge Archivrecherche als Schema und Beispiel Wahrung persönlicher Rechte mit Hilfe von Archivalien Die richtigen Archive für unterschiedliche Fragestellungen Forschungsgegenstand: Personen Forschungsgegenstand: Lokal-/Regionalgeschichte Forschungsgegenstand: Wirtschaftsunternehmen Forschungsgegenstand: Nationalsozialismus Wie Sie Archivgut nutzen: Regeln und Verfahren Wer Archivgut nutzen darf Erste Kontaktaufnahme Welche Dienstleistungen Archive bieten und welche nicht Archivgesetze und Sperrfristen bei Archivalien Sperrfristen bei Sachakten
8 Inhalt Schutzfristen für personenbezogenes Archivgut Antrag auf Verkürzung der Sperrfrist Andere mögliche Einschränkungen bei der Vorlage von Archivalien Benutzungsantrag Im Lesesaal Gebühren, Auslagen, Reproduktionsgenehmigung und Belegexemplar Online-Nutzung von Archivgut Freie Nutzung aller öffentlichen Unterlagen: Die Informationsfreiheitsgesetze Die archivischen Find-Hilfsmittel Gesamtübersicht über die Bestände Findbuch Inventar Findmittel im Internet Varianz der Archivalquellen Texte. Die deutsche Schrift Bilder Tonträger und bewegte Bilder Museale Gegenstände Digitales Archivgut Service Transkriptionsregeln und ein paar Tipps Schriftbeispiele Weiterführende gedruckte Literatur Im Internet: Archivverwaltungen, Verbände und weiteres Weiterhelfende Abbildungsnachweis
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10 1 Einleitung: Wem und zu welchem Zweck dieser Leitfaden dient Dieser Leitfaden soll als Gebrauchsanleitung dienen. Wie gute Bedienungsanweisungen für Waschmaschinen oder Mobiltelefone soll er klären: Was ist das für ein Ding, wie gehe ich damit um, und wie ziehe ich den bestmöglichen Nutzen daraus. Anders als andere Archiv- Kompendien zielt dieses Buch ausschließlich auf den praktischen Nutzen für Archiv-Laien und alle, die von der Materie wenig wissen. Es soll Studierende der Geschichtswissenschaften und benachbarter Fakultäten wie Archäologie, Jura (Rechtsgeschichte), Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, Politik, Soziologie, Volkswirtschaft und dergleichen Fächer beraten, die im Verlauf ihres Studiums oder für Abschlussarbeiten Archivquellen verwenden möchten. Doch auch außerhalb der Universität will dieser Leitfaden unterstützen, zum Beispiel Lehrkräfte an der gymnasialen Oberstufe, die die neuen Lehrpläne des Fachs Geschichte umsetzen und Facharbeiten, Seminararbeiten oder ähnlich genannte Schülerleistungen zu betreuen haben, dann selbstverständlich auch die Schülerinnen und Schüler der Oberklassen selbst. Nützliche Hinweise können nicht zuletzt auch ausländische Wissenschaftler finden, Heimatgeschichtsforscher, Mitarbeiter von Behörden und von Öffentlichkeitsabteilungen in Unternehmen, Journalisten, Ahnenforscher und Genealogen, sowie alle, die schon immer ein Archiv benutzen wollten, sich aber nicht getrauten einzudringen. Vielleicht erreicht das Buch auch Menschen, die nicht aus Forschungsinteresse an ein Archiv herantreten, sondern um ihre persönlichen Rechte zu wahren. Viele wissen nicht, dass ihnen Archive dabei helfen können (siehe Abschnitt 5.3). Schließlich mögen auch Leute, die schon in Archiven recherchiert haben, noch den einen oder anderen hilfreichen Aspekt entdecken. Der Autor ist gleichermaßen forschender Historiker wie berufstätiger Archivar, der schon einige Jahre in verschiedenen Archivtypen gearbeitet und sich dabei immer bemüht hat, die Dinge auch von der anderen Seite der Benutzertheke her zu sehen. Sofern es mit diesem Leitfaden gelingt, aufzuklären und Schranken abzubauen, nützt dies gleichermaßen Ihnen als Nutzern wie uns Archivaren. Denn letztlich verwahren wir die Archivalien zu keinem anderen Zweck als dem, dass eines Tages jemand kommt, der sich dafür interessiert.
11 10 1 Einleitung Aufgrund der Intention, eine Art Nachschlagewerk vorzulegen, das jede Sachfrage knapp, aber erschöpfend zu erklären versucht, lassen sich Wiederholungen nicht immer vermeiden doch die werden wohl eher von Fachkollegen als vom angesprochenen Publikum als redundant empfunden werden. Ein Hauch vom Geheimen Archivarius Lindhorst umweht noch immer den Berufsstand. Diese Figur in dem vor zwei Jahrhunderten von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann erdachten Fantasiestück Der goldene Topf ist ein alter wunderlicher, merkwürdiger Mann, man sagt, er treibe allerlei geheime Wissenschaften. Lindhorst verfügt über alte Manuskripte in sonderbaren Zeichen, die keiner bekannten Sprache angehören. Mitunter breitet dieser Archivar im Abenddunst die Rockschöße zu Flügeln aus und flattert als weißgrauer Geier hoch in den Lüften davon. Zugegebenermaßen bemühten sich Archivare lange Zeit nach Kräften, das Archiv als Arkanum 1 zu erhalten. Ernst Posner, 1939 aus dem Land geflüchteter deutscher Staatsarchivar, warf seinen Kollegen vor, dass sie sich weniger dem forschenden Publikum, als vielmehr in erster Linie dem Staat verpflichtet fühlten, und dass sie das elende Genealogenpack und andere Unfähige von den Schätzen der Vergangenheit fern zu halten trachteten. 2 Diese Berufsauffassung hat sich mittlerweile radikal gewandelt. Doch immer noch hängt die grelle Satire dem Archiv mit großem Vergnügen den Ruch des abgründig Verborgenen an. Eine sanft-beschwörende Stimme pflegte die Episoden der Kult-Komik-Serie Sataan im Radioprogramm 1 Live des Westdeutschen Rundfunks mit den Worten einzuleiten: Im Jahre zweitausend anno domini, so berichten es die alten Schriftrollen aus den Geheimarchiven des Vatikan... Der Leitfaden, den Sie in der Hand halten, trage dazu bei, den romantischen Schleier des Geheimnisvollen zu lüften, der bis heute Archive und Archivare umgibt. Er soll dabei helfen, den formalen Vorgängen bei der Benutzung das Ungewisse zu entziehen und die Spannung dorthin zu verlegen, wohin sie gehört: zu den aufregenden Entdeckungen beim Studium authentischer Archivquellen. 1 Geheimnis, Wundermittel. 2 Ernst Posner, Report on the Public Archives of Germany, 9. Juli 1949, zitiert nach Astrid M. Eckert, Kampf um die Akten, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2004, S. 130, Fußnote 32: [...] that they owed their first allegiance to the state and that [...] the misera plebs of genealogists and other non-competents should be kept away from the treasures of the past.
12 2 Was ist ein Archiv? Zu unterscheiden sind der unscharfe allgemeine Sprachgebrauch und die strengere archivfachliche Definition im allgemeinen Sprachgebrauch Der Begriff Archiv ist nicht geschützt. Ein allgemein verbreiteter Sprachgebrauch scheint mit dem Wort so ungefähr alles zu bezeichnen, was eine größere Menge an Informationen in einer irgendwie strukturierten Form beinhaltet und was keine Bibliothek ist. Ein Archiv in diesem Sinne können die umfänglichen Zettelkästen des Walter Kempowski ebenso sein wie die Fotosammlung einer Bildagentur, und mitunter bildet er den Titel einer Zeitschrift (zum Beispiel Archiv für Sozialgeschichte ) oder den Namen eines Informationsdienstleisters (zum Beispiel Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv ). Die Computersprache fasst unter Archiven Systeme, in denen die EDV-Abteilung jeden Abend den aktuellen Inhalt des Intranets abspeichert, oder das Segment im Server, das die Kundendaten bis zum Ablauf der gesetzlichen Fristen sichern soll. Elektronische Journale stecken in den Ordner Archiv die Beiträge vom vergangenen Monat an rückwärts. Neuerdings hat die postmoderne Kulturwissenschaft das Archiv als Forschungsobjekt entdeckt. Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Graduiertenkolleg definierte im November 2005: Im Sinne eines erweiterten Archivbegriffs [...] werden als Archive [...] auch Bibliotheken, Museen, semi-, sub- oder kontra-institutionelle Wissensbestände verstanden. 3 Von hier ist es nur noch ein Schritt, so ungefähr alles für ein Archiv zu halten, was der Vergangenheit zuzuordnen ist und mehr als zwei Stücke umfasst, zum Beispiel das Korpus der Werke einer Bildhauerin oder die Familienbilder im Fotoalbum manchen ist die ganze Welt ein Archiv. Von all diesen so genannten Archiven soll hier nicht weiter die Rede sein. 3 < 30. November 2005.
13 im strengen archivfachlichen Sinne 2 Was ist ein Archiv? Im strengen archivfachlichen Sinne ist ein Archiv in Deutschland eine Institution, die Archivalien oder, als Sammelbegriff, Archivgut verwahrt, und Archivgut muss jede der folgenden drei Bedingungen erfüllen: a) Ist im Geschäftsgang einer juristischen oder natürlichen Person entstanden; b) wird zur Erledigung der laufenden Geschäfte nicht mehr oder höchstens ausnahmsweise benötigt; c) hat bleibenden Wert. Der wichtigste Begriff in dieser Definition ist der Geschäftsgang. Der verweist darauf, dass der Inhalt eines Archivs in amtlicher oder geschäftlicher Tätigkeit einer Behörde oder Firma, und selbst bei Privatpersonen nicht als bloß private Lebensäußerung entstanden ist. Der Begriff Archiv leitet sich aus dem Griechischen her: Von der gemeinsamen Wurzel árchein = vorangehen, der erste sein, zweigt auf einer Seite der Begriff archaios = alt, anfänglich, urtümlich, ab, und auf der anderen Seite archëus = der Herrscher und archëion = das Amtsgebäude. So handelt es sich bei Archivalien typischerweise um das, was Staatsdiener in Amtsgebäuden geschaffen haben, nämlich um Akten. Und die sind in der Regel Unikate im Unterschied zur Bibliothek, deren Bücher je nach Vertrieb und Auflagenhöhe mehr oder weniger bequem auch woanders zu bekommen sind 4. Die ältere, völkisch angehauchte Definition von a) führt an Stelle des Verbs entstanden den Ausdruck organisch erwachsen, womit, bedauernd zugegeben, der Hauptunterschied zum Museum besonders deutlich hervortritt. Das Museum verwahrt ja auch alte Sachen, die oftmals, in Gemäldegalerien ausschließlich, Unikate sind. Aber das Museum akquiriert planmäßig, es kauft an, es lässt sich auch schenken. Das Archiv hingegen muss nehmen, was in seinem Zuständigkeitsbereich anfällt; die abgebenden Stellen unterliegen umgekehrt der Pflicht zur Abgabe, und deshalb bezahlt das Archiv für die übernommenen Schätze keinen Cent. Das gezielte Sammeln von Daten und Fakten aus verschiedenen Quellen auf einen punktuellen Betreff hin zum Beispiel alle Artikel 4 Für alle Griffelspitzer sei an dieser Stelle ein für alle Mal bemerkt: Selbstverständlich verwahren zahlreiche Bibliotheken Handschriften oder andere Unikate, und die Archive enthalten viele Drucke und Bücher aber dieser Leitfaden stellt die generelle Linie vor, den Regelfall, das Charakteristikum, benennt hier und da auch Unterschiede und größere Abweichungen, doch nie die letzte verstiegene Ausnahme.
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