Turkmenistan unternimmt erste Schritte Richtung Gasexport nach Europa

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1 9. JULI 2015 Turkmenistan unternimmt erste Schritte Richtung Gasexport nach Europa Der Ukrainekonflikt hat die Gespräche zwischen der Europäischen Union, Turkmenistan, der Türkei und Aserbaidschan, wenn es um das Thema geht, die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu verringern, angespornt. Es ist eine Umweltstudie im Gange, eine große Gaspipeline zu bauen, um Gas aus Turkmenistan über die Türkei und Aserbaidschan nach Europa zu transportieren. Dieses Projekt würde auf Widerstand von Seiten Russlands stoßen, was immer noch ein Hindernis darstellen könnte. Report von: Dr. Frank Umbach Die Europäische Union, Turkmenistan, die Türkei und Aserbaidschan haben seit 2014 wegen des Ukrainekonflikts und aufgrund ihrer gemeinsamen strategischen Interessen, ihre Energieabhängigkeit von Russland zu reduzieren und ihre Gasexport und importlieferungen zu diversifizieren, ihre Zusammenarbeit verbessert. Ein TransKaspisches Gaspipelineprojekt (TCP) war bereits neben der ursprünglichen Nabucco-Pipeline verhandelt worden. Neue Verhandlungen werfen allerdings ein Schlaglicht auf die Veränderung der Dynamik und der geopolitischen Muster in Zentralasien, wenn es um die Eröffnung neuer Perspektiven für den Export von Gas aus Turkmenistan nach Europa geht. Russland kommt trotz seines abneh- Es eröffnen sich neue Perspektiven, um Gas aus Turkmenistan nach Europa zu exportieren (Foto: dpa) menden regionalen Einflusses immer noch eine bedeutende Rolle als Spielverderber zu. Turkmenistan hat nicht veröffentlicht werden. zugestimmt, dass die trilaterale Energiekooperation dazu Es ist eine gemeinsame Arbeitsgruppe zum Trans- führen wird, die TCP gegen die Haltung Russlands zu Kaspischen Pipelineprojekt (TCP) gebildet worden, die bauen. Es ist ebenfalls unklar, welche Risiken und sowohl stellvertretende Energieminister als auch Experten Sicherheitsverpflichtungen die EU bereit ist zu akzeptieren, des Außenministeriums umfasst. Durch die Pipeline um eine TCP zu bauen, während der Ukrainekonflikt noch würden die EU-Gasimporte aus der Kaspischen Region andauert. von 10 bcm (Milliarden m3) auf 30 bcm nach 2020 ansteigen. Die ersten Gaslieferungen turkmenischen Gases Der Bau einer Trans-Kaspischen Pipeline würde es der werden für das Jahr 2019 erwartet. Europäischen Union erlauben, die Gasimporte aus der Kaspischen Region in fünf Jahren zu verdreifachen. Die Unzuverlässiger Partner ersten Gaslieferungen aus Turkmenistan könnten in Der Präsident Turkmenistans, Gurbanguly Berdimuhame- Europa in vier Jahren ankommen, wenn die Pläne voran- dow, sagte im Mai, dass die Lieferung turkmenischen getrieben werden. Gases nach Europa ernsthaft in Betracht gezogen wird. Die EU, Turkmenistan, die Türkei und Aserbaidschan Die Auswirkungen des Ukrainekonflikts und das wachsen- haben am 1. Mai 2015 eine gemeinsame Erklärung ange- de Misstrauen der EU gegenüber Russland haben eine nommen, den Abschluss einer vorbereitenden Umwelt- neue Dynamik geschaffen sowie die geopolitischen Muster studie zur Trans-Kaspischen Pipeline zu begrüßen. Dies und die künftige Rolle der EU in Zentralasien verändert. erhält eine finanzielle Unterstützung von Seiten der EU Turkmenistan, Aserbaidschan und die Türkei wollen ihre und der Weltbank. Die Umweltstudie wird vor Ende 2015 Energieabhängigkeit von Russland verringern und ihre SEITE 1

2 Gasexport und Importlieferungen diversifizieren. Russland hat angekündigt, seine Gasimporte aus Turkmenistan im Jahr 2015 auf 4 bcm (Milliarden m3) zu kürzen. Dies ist auf Russlands eigene Gaskrise und auf einen potentiellen Produktionsüberschuss von bis zu 100 bcm (Milliarden m3), für den es keinen Markt gibt, zurückzuführen. Die Entscheidung des russischen Energieriesen Gazprom, die Gasimporte zu reduzieren, hat die Regierung Turkmenistans verärgert, die bereits jetzt mit einer durch den Ukrainekonflikt und die westlichen Sanktionen gegenüber Russland verursachten Währungsabwertung von 19 Prozent gegenüber dem US-Dollar fertig werden muss. Turkmenistan hat Gazprom als einen unzuverlässigen Partner kritisiert, da der Schritt Gazproms, Vereinbarungen auf zwischenstaatlicher und ressortübergreifender Ebene sowie was die Übereinkommen zwischen den Regierungen angeht, verletzt. Alarmglocken läuten Die bilateralen Beziehungen zwischen Turkmenistan und Russland wurden im Jahr 2009 beschädigt, nachdem es zu einer Gaspipelineexplosion gekommen war. Russland wurde beschuldigt, diese Explosion absichtlich verursacht zu haben, um Turkmenistan zu zwingen, den billigen Gaspreisen zuzustimmen und um die turkmenischen Möglichkeiten des Gasexports zu begrenzen. Die erfolgreichen Gasexport-Diversifikationsbemühungen Aserbaidschans und Turkmenistans haben in Russland die Alarmglocken läuten lassen, da Russland die Gasexporte aus der Region des Kaspischen Meeres und Zentralasiens seit mehreren Jahrzehnten monopolisiert hat. Die EU und Turkmenistan haben ihre bilateralen Gespräche zu turkmenischen Gaslieferungen nach Europa und zum Bau der TCP zwischen Turkmenistan und Aserbaidschan intensiviert seitdem die neue Energie-Sicherheitsstrategie der EU im Mai 2014 verkündet wurde. Diese legt eine erneute Betonung auf die Diversifikation der Gasversorgung der EU, um die Abhängigkeit von Russland und Gazprom zu reduzieren. Die Gasexporte aus dem aserbaidschanischen Schah Deniz Feld in die Türkei wurden im Jahr 2007 aufgenommen. Sie fließen durch die Baku-Tiflis- Erzurum Gas-Pipeline (BTE), die auch als Südkaukasus- Pipeline oder SCP bekannt ist. Das Schah Deniz Feld hat 1,2 tcm (Billion m3) Reserven. Erste Lieferungen Die EU diskutierte turkmenische Gaslieferungen via einer TCP durch Aserbaidschan, Georgien und die Türkei Russlands Gasimporte aus Turkmenistan bcm ,6 bcm bcm bcm Der Gassektor Turkmenistans 2014 Gasproduktion - 69,3 bcm Gasverbrauch - 24,9 bcm Exporte - 46,8 bcm hindurch für die ursprüngliche Nabucco-Pipeline zu erhalten, als Teil des Südlichen Gaskorridor-Projekts der EU. Aber dieses von der EU unterstützte Gaspipeline- Projekt von der östlichen Türkei nach Griechenland und weiter via Südosteuropa nach Baumgarten in Österreich, scheiterte im Jahr Es ist durch den Bau der Trans- Anatolien Pipeline (TANAP), die von der östlichen in die westliche Türkei verläuft, ersetzt worden, an die die Trans- Adriatic-Gaspipeline (TAP) angekoppelt wird. Das Ganze hat eine Kapazität von 10 bcm aserbaidschanischer Gaslieferungen von Griechenland über Albanien nach Süditalien. Das erste aserbaidschanische Gas, das aus dem riesigen Schah Deniz-2 Offshore-Gasfeld Aserbaidschans im Schwarzen Meer geliefert werden soll, wird voraussichtlich 2019 in die europäischen Märkte fließen. Gas aus Turkmenistan, Kurdistan und dem Iran könnte ebenfalls via TANAP und TAP und/oder andere Pipelines nach Zentraleuropa transportiert werden. Mit neuen Kompressor-Stationen könnte die Kapazität von TANAP auf 60 bcm erhöht werden. Energie-Kooperation Die Türkei, Aserbaidschan und Turkmenistan haben auch ihre individuellen bilateralen und trilateralen Energiekooperationen intensiviert. Sie stimmten im März 2015 zu, einen trilateralen Mechanismus zu Energiethemen zu etablieren und turkmenisches Gas via TANAP nach Europa zu transportieren. Ihre Außenminister trafen sich im Januar 2015, als die Türkei und Aserbaidschan Turkmenistan einluden, sich der TANAP anzuschließen. Die Türkei und Turkmenistan unterzeichneten im November 2014 ein bilaterales Rahmenabkommen, um die Gasexporte, die SEITE 2

3 auf die Weltmärkte fließen, via TANAP und durch andere Gaspipeline-Projekte zu diversifizieren. Turkmenistan verfügt mit seinen 17.5 tcm (Billionen m3) über die weltweit viertgrößten nachgewiesenen Gasreserven. Das sind 9,3 Prozent der weltweiten Gasreserven. Das Verhältnis der Gasreserven zur Produktion beträgt mehr als 100 Jahre, verglichen mit den 13,4 Jahren Amerikas und den 56,4 Jahren Russlands. Das riesige turkmenische Galkynysh Gasfeld ist eines der weltweit größten und exportiert bereits nach China. Neue Pipelines Turkmenistan plant bis zum Jahr 2030 seine Gasproduktion auf 230 bcm und seine Gasexporte auf 180 bcm zu erhöhen. Sein gesamter Gasexport wird von 40,1 bcm im Jahr 2013 auf 48 bcm in 2015 steigen. In Anbetracht seiner großen Gasressourcen und seiner Interessen am Gasexport ist Turkmenistan eine attraktive Quelle für mehrere größere Energieprojekte und gasverbrauchende Länder wie China. Es hat im Jahr 2007 als Teil der turkmenischen multivektor Außen- und Gasexportpolitik eine Vereinbarung mit China unterzeichnet, wonach 30 bcm pro Jahr über eine neue Gaspipeline nach China geliefert werden. Die Pipeline startete im Jahr 2009 mit dem Gastransport. Das vereinbarte Volumen hat im Jahr 2014 allerdings nur 25,9 bcm erreicht. Im Jahr 2015 könnte es auf 40 bcm anwachsen. Diese zentralasiatisch-chinesische Pipeline via Usbekistan nahm im Jahr 2014 eine dritte km lange Linie in Betrieb, die an der turkmenisch-usbekischen Grenze beginnt, durch Kasachstan verläuft und im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang in China endet, wo sie sich mit der West-Ost-Gaspipeline Chinas verbindet. Dies erhöht Chinas Gasimporte auf 55 bcm. Eine weitere Strecke von Turkmenistan über Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan nach China wird bis 2020 hinzukommen und so die Gesamttransportkapazität auf 65 bcm erhöhen. Politischer Wille Es wird erwartet, dass Usbekistan, zusätzlich zu den 30 bcm Turkmenistans, 10 bcm pro Jahr liefern wird. Die verbleibenden 25 bcm, die pro Jahr nach China fließen sollen, werden vom neu erschlossenen riesigen South Elotan -Gasfeld Turkmenistans geliefert werden, womit die Gesamtmenge bis 2020 auf 65 bcm gebracht wird. Turkmenistan ist Chinas größter Gaslieferant, während China das riesige Projekt mit Direktkrediten finanziert hat. China kontrolliert die Erschließung des Gasfeldes mit vielen chinesischen Unterauftragnehmern. Turkmenistan will seine Gasexportrouten auch über eine neue Pipeline von Turkmenistan nach Afghanistan, Pakistan und Indien (TAPI) mit einer jährlichen Kapazität von 33 bcm diversifizieren. Es sieht sich mit großen Herausforderungen an die Sicherheit entlang seiner km langen Route durch politisch instabile Länder wie Afghanistan und Pakistan konfrontiert. Der ursprüngliche Zeitrahmen für den Bau, der im Jahr 2015 startet, steht in Frage, aber der politische Wille, das Projekt zu realisieren, hat auf allen Seiten zugenommen. Politische Allianzen Ein Treffen des Lenkungsausschusses von TAPI im März 2015 scheint aufgrund der neuen Entschlossenheit der turkmenischen Regierung, die Erdgasexporte auf neue Märkte zu diversifizieren, einen Durchbruch bei der Finanzierung der 10 Milliarden US$ teuren zentralasiatischsüdasiatischen Pipeline erzielt zu haben. Turkmenistan hat der internationalen Ölgesellschaft Total einen ausreichenden Gewinnanteil als Konsortiumleiter für den Pipelinebau angeboten. Die Regierung wird das rechtliche Eigentum an dem genutzten Land behalten. TAPI könnte die geopolitischen Muster Zentralasiens als eine Ressourcenbasis für Eurasien, Süd- und Ostasien verändern, da Zentralasien damit unabhängiger von Russland wird. Turkmenistan hat auch mit Japan und Südkorea über neue LNG-Projekte, Gas-to-Liquids (GTL) und die Herstellung von Düngemitteln aus Erdgas gesprochen. TAPI dürfte auch zu verstärkten Anstrengungen führen, wenn es um neue transnationale und interregionale Straßen- und Schienentransportverbindungen zwischen Zentral- und Südasien geht, was neue wirtschaftliche und politische Allianzen schaffen wird. Dies wird Zentralasien davor bewahren, die Geisel einer gemeinsamen chinesisch-russischen Hegemonie zu werden. Riesige Investitionen Eine Lösung für den Transport turkmenischen Gases nach Europa zu finden, ist ebenfalls umso dringlicher, als Turkmenistan seine eigene Ost-West-Gaspipeline (EWP), die von seinen riesigen Gasfeldern in der östlichen Region zum Kaspischen Meer verläuft, bis Ende 2015 fertig stellen SEITE 3

4 wird. Auf das Versprechen der EU hin, die Nabucco Gaspipeline und die TCP zu bauen, hatte Turkmenistan im Jahr 2010 damit begonnen, seine 2 Milliarden US$ teure, 766 km lange Pipeline mit einer Kapazität von 30 cbm zu errichten. Die Unterstützung Aserbaidschans für die TCP ist ungewiss, obwohl das Land Transfer-Gebühren aus den turkmenischen Gasexporten via Aserbaidschan nach Europa erhalten würde. Aserbaidschan hat zusätzlich zu Schah-Deniz 2, als der Haupt-Gasquelle zur Einspeisung in TANAP und TAP, neue Gasfelder entdeckt. Angesichts der immensen Investitionen in TANAP, dürften allerdings die zuvor vereinbarten 16 bcm nicht ausreichen, um seine Gesamtinvestitionen zu decken. Aserbaidschan hat ein strategisches Interesse daran, seine Gaslieferungen nach Europa und in die Türkei nach 2020 auf 30 bcm zu erhöhen. In Anbetracht seiner eigenen finanziellen Verpflichtung zu mehr als 20 Milliarden US$ für TANAP, wird es nicht die treibende Kraft sein, um die zwei Milliarden Euro teure TCP zu bauen. Seit 2014 sieht Aserbaidschan das TCP-Projekt in einem günstigeren Licht, da eine erweiterte TANAP mehr Gasressourcen benötigt, um das EU-Projekt des Südlichen Korridors auszudehnen. Russland blockiert Die Aussicht auf zusätzliche Gaslieferungen von Aserbaidschan oder Turkmenistan nach Europa, wird auch durch den in den letzten Jahren ständig abnehmenden Gasverbrauch Europas erschwert. Neue Vorhersagen für die Gasnachfrage deuten darauf hin, dass infolge der Expansion der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz die Importe Europas im Jahr 2030 sogar noch niedriger ausfallen dürften als im Jahr Aber die wahren Herausforderungen, wenn es um den Bau einer von den Vereinigten Staaten unterstützten 300 km langen Pipeline unter dem Kaspischen Meer hindurch geht, sind die entgegengesetzten strategischen Interessen Russlands und des Iran. Beide Länder haben kein Interesse daran, einen Kompromiss für den ungelösten Status des Kaspischen Meeres zu finden. Russland hat ein starkes Interesse daran zu verhindern, dass Turkmenistan Gas nach Europa exportiert, da es damit ein weiterer Konkurrent wäre, der Russlands geopolitischen Einfluss in Europa untergräbt. Russland hat stattdessen ein strategisches Interesse an der Kontrolle und am Weiterverkauf turkmenischen Gases. Aserbaidschan und Turkmenistan sind zunehmend daran interessiert, ihre bilaterale Kooperation zu verstärken und die EU und die Vereinigten Staaten in die Durchführung ihrer gemeinsamen Energieprojekte zu involvieren. Beide Länder sind jetzt misstrauischer gegenüber der energischen Regionalpolitik Russlands. Fallende Ölpreise Russlands erklärte Vorbedingung, den Status des Kaspischen Meeres zu lösen, hat weder seine eigenen regionalen Pipelineprojekte noch seine zunehmende Militarisierung des Kaspischen Meeres eingeschränkt. Aber Russland kann jederzeit den eingefrorenen Konflikt in Nagorny-Karabach wieder anfachen und die Sicherheit sowie die wirtschaftliche Entwicklung in Aserbaidschan Russland hat ein starkes Interesse daran zu verhindern, dass Turkmenistan Gas nach Europa exportiert, da es damit ein weiterer Konkurrent wäre, der Russlands geopolitischen Einfluss in Europa untergräbt. untergraben. Turkmenistan hat immer noch nicht explizit erklärt, ob die vereinbarte trilaterale Energie-Kooperation zum Bau der TCP führen wird. Es hat weder seine Politik, das Gas durch die existierenden Pipelines zu exportieren, verändert, noch hat es neue Pipelines für andere Länder geplant oder finanziert. Es ist ebenfalls unsicher, ob internationale Gesellschaften bereit sind, ein größeres finanzielles Risiko für TCP und andere Projekte größeren Maßstabs zu übernehmen, gerade wenn man das derzeitige Überangebot an Öl und die sinkenden Gaspreise auf den Weltmärkten bedenkt. Während die EU bereit ist, die TCP zu unterstützen, bleibt es doch unsicher, ob sie ein internationales Konsortium europäischer Unternehmen errichten wird, um die Implementierung des Projekts direkt zu kontrollieren. Kurzfristige Realität Weder die EU noch Turkmenistan haben die strategische Frage beantwortet, ob sie die Risiken und die damit verbundenen Sicherheitsverpflichtungen, eine TCP gegen die Interessen Russlands während des andauernden Ukrainekonflikts zu bauen, schultern werden. Eine TCP scheint in einer kurzfristigen Perspektive bis 2019 ziemlich unrealistisch, solange diese Fragen unbeantwortet bleiben. Turkmenistan ist für potentielle Gasexporte nach Europa nicht vollständig von Aserbaidschan abhängig. Es kann SEITE 4

5 das Gas auch über den Iran als eine Alternativroute nach Europa exportieren. Der Iran hat in der Vergangenheit sein Interesse bekundet, als Transitland oder regionaler Gasumschlagplatz von Turkmenistan zu agieren. Obwohl der Iran mit 34 tcm über die weltweit größte Gesamtmenge an nachgewiesenen Gasreserven verfügt verglichen mit Russlands 32,6 tcm ist er seit 1997 ein Nettoimporteur von Gas gewesen. Turkmenistan exportierte in bcm in den Iran, auch wenn die Exporte im Jahr 2014 auf 6,5 bcm zurückgingen. Iran hatte Probleme, Turkmenistan für das Gas zu bezahlen und hat es vorgezogen, seine Fertigwaren gegen Gas zu tauschen. Dies ist allerdings nicht im Interesse Turkmenistans. Geschäft mit dem Iran Größere Gasexporte aus Turkmenistan via Iran in die Türkei und Europa werden mit drei Problemen konfrontiert: 1. Das Pipelinenetzwerk Turkmenistans mit seiner derzeitigen spärlichen Kapazität von 10 bcm ist weitestgehend abgekoppelt von den zentralen Gastransport-Hauptleitungen des Iran. Dies begrenzt gravierend die Fähigkeit Turkmenistans, die Gasimporte in den Iran zu erhöhen und den Iran als ein Transitland für Exporte nach Europa zu nutzen. 2. Der Iran will seine eigene Gasproduktion rasch ausdehnen und sucht, angesichts der Perspektive, dass die westlichen Sanktionen aufgehoben werden, nach neuen Exportoptionen. Es will seine eigenen Gasreserven in die benachbarten Länder und Märkte über neue Pipelines exportieren, bevor es Turkmenistan Beistand leistet. Der Iran dürfte in Anbetracht des immensen Bedarfs, den sein Öl- und Gassektor an ausländischen Investitionen hat, erst nach 2020 in der Lage sein, ein größerer Gasexporteur zu werden. 3. Der Iran hat ebenfalls gesagt, dass er wegen kommerzieller Unstimmigkeiten auf beiden Seiten kein Gas über Pipelines in die Türkei exportieren wird. Der Iran schlug allerdings im Juni 2015 ein Gas-für-Lebensmittel Tauschgeschäft im Wert von 30 Milliarden US$ vor, wonach der Iran turkmenisches Gas im Wert von 2-3 Milliarden US$ pro Jahr für iranische Waren, Technologien und Dienstleistungen als Teil eines 10-Jahres Vertrages importieren würde. Dieses Geschäft könnte neue Perspektiven für turkmenische Gaslieferungen nach Europa eröffnen. Die alternative iranische Transportroute erscheint auf kurze Sicht auch ziemlich unwahrscheinlich. Turkmenistan wird ohne eine europäische Exportroute für sein Gas sehr abhängig von China bleiben. In diesem Fall wird TAPI ein geopolitisch noch wichtigeres Projekt für die Gasexport-Diversifikationsstrategie Turkmenistans. SEITE 5