Aufwachen oder Weitermachen? Alterssicherung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise
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- Volker Schmid
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1 Aufwachen oder Weitermachen? Alterssicherung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise Tagung 10 Jahre Riester-Reform, Berlin, Prof. Dr. Simone Leiber FH D Prof. Dr. Simone Leiber 1
2 FH D Prof. Dr. Simone Leiber 2
3 Alterssicherungspolitik am Wendepunkt: Aufwachen? Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise unterstreicht vor allem die Notwendigkeit einer starken umlagefinanzierten Säule als Kern des Gesamtalterssicherungssystems. Das Umlageverfahren trägt nicht das Risiko von direkten Anlageverlusten infolge massiver Einbrüche in verschiedenen Segmenten des Finanzmarktes. [ ] Jedoch braucht die Gesetzliche Rentenversicherung Reformen, die ein Mehr an Stabilität schaffen. Dazu gehört die Rückkehr zu einem expliziten Sicherungsziel [ ] (Döring et al. 2009, S. 24). FH D Prof. Dr. Simone Leiber 3
4 Alterssicherungspolitik am Wendepunkt: Weitermachen? Die symmetrische Betroffenheit aller Systeme stärkt die Einsicht, dass [ ] mit einer Mischung aus Kapitaldeckung und Umlagesystem den demografischen Herausforderungen am besten begegnet werden kann. Die Auswirkungen der Finanzkrise ändern an dieser Erkenntnis nichts (Börsch-Supan/Gasche/Ziegelmeyer 2009, S. 53). Die Diversifizierung der Altersvorsorge ist die beste Möglichkeit, um im Alter Sicherheit zu gewährleisten. Dieser Grundsatz hat durch die Krise nichts an Bedeutung verloren. (OCED 2009, S. 51) FH D Prof. Dr. Simone Leiber 4
5 Gliederung 1. Einleitung: Nach der Krise - Alterssicherungspolitik am Wendepunkt? 2. Reformtrends der letzten 10 Jahre 3. Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 4. Reformmodelle nach der Krise 5. Diskussion: Wege in ein zukunftsfestes Alterssicherungssystem FH D Prof. Dr. Simone Leiber 5
6 Rentenreformen der vergangenen 10 Jahre Großtrends in Deutschland und Europa Drei-Säulen-Modell der Lebensstandardsicherung/Privatisierung Beitragsprimat (defined contribution, DC) vor Leistungsprimat (defined benefit, DB) Aktivierung Aufwertung der Familienarbeit FH D Prof. Dr. Simone Leiber 6
7 Wirkungen der Krise OECD 2009: Vergleichsweise hohe Krisenfestigkeit des deutschen Rentensystems Hoher Anteil der Umlagefinanzierung Strengere Regulierung und Auflagen bezüglich Anlagesicherheit FH D Prof. Dr. Simone Leiber 7
8 Wirkungen der Krise FH D Prof. Dr. Simone Leiber 8
9 Wirkungen der Krise Quelle: OECD 2009 FH D Prof. Dr. Simone Leiber 9
10 Wirkungen der Krise Wertverluste privater Pensionspläne 2008 gegenüber Vorjahr (OECD 2009): Durchschnitt OECD: - 23 % USA: - 26 % Großbritannien: - 17,5 % Niederlande: - 17 % Dänemark: - 16 % Schweiz: - 13% Deutschland: nur - 7 % OECD 2011: Anlagewerte steigen zurück auf Vorkrisenniveau, aber vollständige Erholung ist noch unsicher FH D Prof. Dr. Simone Leiber 10
11 Besonders betroffen sind OECD 2009, S. 26 Stark betroffen Jüngere Arbeitskräfte/Personen im Haupterwerbsalter Kurz vor der Verrentung stehende Personen Rentner - Versicherte in privaten Systemen mit Beitragsprimat - v.a. bei Engagement in risikoreicheren Aktiva - v.a. wenn bei Renteneintritt regelmäßige Rentenzahlungen gewählt werden müssen Rentner, die ihr Kapital aus Systemen mit Beitragsprimat nicht in regelmäßige Rentenzahlungen umgewandelt haben - v.a. bei Engagement in risikoreicheren Aktiva FH D Prof. Dr. Simone Leiber 11
12 Wirkungen der Krise: BAV Betriebliche Altervorsorge (BAV): Wirkungen hängen stark von der Durchführungsform und -art ab Börsch-Supan u.a. 2009: Direktversicherungen: Wertverluste, aber im Rahmen, da vergleichsweise wenig Aktienanteile Direktzusagen: nur indirekte Betroffenheit über Unternehmensprosperität Pensionskassen/ Pensionsfonds: sind betroffen, v.a. letztere (rund 8% Wertverluste) Pensionssicherungsverein als Sicherheitspuffer (für Versicherte, die mind. 5 Jahre eingezahlt haben und älter als 30 Jahre sind) FH D Prof. Dr. Simone Leiber 12
13 Wirkungen der Krise: PAV Private Altervorsorge (PAV) Börsch-Supan u.a. 2009: Kurzfristig Vermögensverluste 2008 im Vergleich zu einer Situation ohne Krise: 8,5 % des Finanzvermögens Generell Altersvorsorgeprodukte weniger betroffen als reine Aktienprodukte (im Durchschnitt 3 % Verlust kurzfristig) Aber: 14 % der Haushalte verloren 10% des Finanzvermögens; 4,8% verloren 25 % des Finanzvermögens Betrifft v.a. ältere Personen und Personen mittleren Alters Langfristig Renditeverluste unter denen, die durch den demografischen Wandel zu erwarten sind! FH D Prof. Dr. Simone Leiber 13
14 Wirkungen der Krise: GRV Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) Kurzfristig GRV als automatischer Stabilisator für die Nachfrage; im Vergleich zur kapitalgedeckten Altersvorsorge kein unmittelbarer Rückgang der Konsumausgaben der Rentner Langfristig Auswirkungen der durch die Krise rückläufigen Lohnentwicklung auch auf die Rentenanpassung und damit auf die längerfristige impliziten Renditen der GRV FH D Prof. Dr. Simone Leiber 14
15 Wirkungen der Krise: Zwischenfazit Langfristig sind alle drei Säulen der Alterssicherungssystem von einer solchen Krise betroffen. Der Mix zwischen den drei Säulen hat jedoch kurzfristig entscheidenden Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung (Krisenverstärkung vs. Stabilisierung) auf Sicherungsrisiken für bestimmte Gruppen Erfahrungen anderer Länder zeigen: direkte Anlageverluste infolge massiver Einbrüche in verschiedenen Segmenten des Finanzmarktes bergen ein hohes Sicherungsrisiko, v.a. für ältere Personen oder Rentner in Systemen mit Beitragsprimat und einem hohen Engagement in Aktien. Ausgerechnet diejenigen Elemente des Rentensystems, welche seit Anfang 2000 schrittweise ausgebaut werden das Prinzip des Beitragsprimats sowie ein hoher Verbreitungsgrad der Privatvorsorge wurden im OECD-Vergleich als Wunde Punkte der Rentensysteme in der Krise identifiziert. FH D Prof. Dr. Simone Leiber 15
16 Aktuelle Reformmodelle: drei Pfade Mehr Regulierung für die betriebliche und/oder Privatversicherung z.b. Obligatorium in PV und/oder BAV z.b. Bessere(r) Verbraucherschutz und -information z.b. inflationsindexierte Riesterrente (Hauser 2010) z.b. Life-Circle Ansatz (OECD 2009) Umbau der gesetzlichen Rente zur universellen Basissicherung z.b. Vorschlag Meinhard/ Grabka (2009): universelles Alterssicherungssystem mit Mindestrente Kombination von lebensstandardsichernder und armutsfester Sozialversicherung z.b. Vorschlag Dedring u.a. (2009): Kombination erhöhtes Rentenniveau, Erwerbstätigenversicherung und Rente nach Mindesteinkommen FH D Prof. Dr. Simone Leiber 16
17 Aktuelle Reformmodelle: Probleme Mehr Regulierung für die Privatversicherung Wenn dies der einzige Schritt ist, bleiben Fragen der Rentenlücke und v.a. Armutsfestigkeit offen Umbau der gesetzlichen Rente zur universellen Grundsicherung krisenbedingte Implikationen einer starken Rolle privater und betrieblicher Altersvorsorgeformen im Alterssicherungssystem bleiben Legitimationsprobleme (Unterversicherung der Besserverdiener) Kombination von lebensstandardsichernder und armutsfester Sozialversicherung krisenfester Beitrags- und Steuerfinanzierungsaufwand steigt deutlich (27-28% Beitragssatz statt 22 % im Jahr 2030) Kontrast zu Anforderungen der (krisenbedingten) Haushaltskonsolidierung FH D Prof. Dr. Simone Leiber 17
18 Ausblick/Diskussionsthese Aufwachen statt Weitermachen: Pfad 2 oder 3 sind jeweils nicht ohne Dornen, aber beide haben deutliche Vorteile gegenüber Pfad 1 FH D Prof. Dr. Simone Leiber 18
19 Vielen Dank für Ihre/Eure Aufmerksamkeit! Kontakt: Prof. Dr. Simone Leiber Fachhochschule Düsseldorf Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Universitätsstraße 1, Geb Düsseldorf FH D Prof. Dr. Simone Leiber 19
20 Wirkungen der Krise Quelle: OECD 2009 FH D Prof. Dr. Simone Leiber 20
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