Generell oder speziell Wohin führt das Medizinstudium? Vittoria Braun Institut für Allgemeinmedizin Charité Berlin
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- Gerhardt Stein
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1 Generell oder speziell Wohin führt das Medizinstudium? Vittoria Braun Institut für Allgemeinmedizin Charité Berlin
2 Agenda Ausgangslage Praxis- und Patientenorientierung im Medizinstudium Lösungswege im Rahmen allgemeinmedizinischer Ausbildung Schlussfolgerungen
3 Ausgangslage In den nächsten 10 Jahren scheiden aus Altersgründen bundesweit ca. 42 % der derzeit tätigen Hausärzte aus, in den neuen Bundesländern bis zu 50%! 1) Die demographischen Veränderungen und die weitere Morbiditätsentwicklung werden im Jahr 2020 zu um mindestens 20 % erhöhten Anforderungen an die Primärversorgung führen (Vergleichsjahr 2000). 2) Verdopplung der Pflegefälle ist bis 2030 zu erwarten. 3) Um das Niveau der hausärztlichen Versorgung aufrecht zu erhalten, fehlen in Jahren bis zu ca Hausärzte in Deutschland. 2) 1) Soweit in diesem Text nur die männliche Form verwendet wird, sind damit auch weibliche Personen angesprochen; die Vereinfachung dient lediglich der leichteren Lesbarkeit. 2) Konzept der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landes-Gesundheitsbehörden zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in Deutschland. 3) Bln. Ztg
4 Gesellschaftliche Veränderungen führen bei Patienten zu: Zunahme von Unzufriedenheit, Unsicherheit und Ängsten vermehrten psychosomatischen Krankheitsbildern, Neurosen und Depressionen
5 Ausgangslage Evolution der Ärzte (durch Industrialisierung der Medizin veränderte Bedeutsamkeit von Arztpflichten, Distanzierung zum Patienten) Lebenskonzepte junger Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sich deutlich von denen früherer Ärztegenerationen Veränderungen in der Struktur des deutschen Gesundheitswesens (zunehmende Tätigkeit in Praxisgemeinschaften, MVZ s und Praxisnetzen)
6 Praxis- und Patientenorientierung im Medizinstudium wesentliche Inhalte Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Aufbau vertrauensvoller Arzt-Patient-Beziehung Entwicklung ärztlicher Haltung Förderung salutogener Ressourcen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Betreuung von Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen Kenntnisse über die Langzeitbetreuung chronisch Kranker Kennenlernen der Versorgung von Pflegebedürftigen unter Einbeziehung der Gesundheitsfachberufe Erfahren der Interdisziplinarität Nutzung der Telematik
7 Regelstudiengang Lehre im Institut für Allgemeinmedizin an der Charité VL - 5.klin. Sem/Q10 Wahlpflichtfach Gender Seminare: Ärztliche Gesprächsführung 1. klin. Sem. Überbringen schlechter Nachrichten 5. klin. Sem. Blockpraktika / PJ-Mentoring innovative Lehrprojekte MC Fragen/ Prüfungen/ Staatsexamina Blockpraktikum fakultative Seminare Modellstudiengang Modul 1 VL Ärztliche Haltung Modul 6 Seminar Stress und Sucht PWA Adipositas KIT Reformstudiengang Blöcke Lebensmitte 2/ Sexualität Berufsfelderkundung Module 5 / 7 / 8 Praxistag Interaktion Praxisberichte OSCE Prüfungen
8 Beispiele allgemeinmedizinischer Lehre Interaktive Vorlesungen Volkskrankheiten mit Videos aus der Sprechstunde und Patientenvorstellungen ärztliche Haltung Fehler in der Medizin interdisziplinäre Vorlesung bspw. zum Bauchschmerz mit Gastroenterologen der Arzt als Unternehmer Niederlassung als Hausarzt
9 Förderung ärztlicher Haltung in der hausärztlichen Praxis Erleben jahrzehntelanger vertrauensvoller partnerschaftlicher Arzt-Patient-Beziehungen Erkennen des Einflusses sozialer Faktoren auf Krankheitsentstehung Erleben des Respekts und der Achtung vor dem einzelnen Patienten Begreifen des persönlichen Reichtums durch Miterleben von Patientenschicksalen Vittoria Braun, Institut für Allgemeinmedizin
10 Förderung ärztlicher Haltung in der hausärztlichen Praxis Erlernen wertschätzender Kommunikation Erkennen der Bedingungen professioneller Autonomie Erfahren des Arbeitsprinzips bleibender Verantwortung Erkennen der Wertigkeit des Fehlermanagements Bewahren der Patienten vor Schäden Vittoria Braun, Institut für Allgemeinmedizin
11 Beispiele allgemeinmedizinischer Lehre Blockpraktikum bei Hausärzten kontinuierliche fachliche und didaktische Fortbildung der Lehrärzte bestmögliches 1:1 Lehrverhältnis des Facharztes für Allgemeinmedizin zum Studierenden Kennenlernen primärärztlicher Tätigkeit (Lotsen- und Notfallfunktion) haus- und familienärztlicher Funktion sozialer Integrationsfunktion Gesundheitsbildungsfunktion Kooperationsfunktion strukturierte Prüfung schriftlicher Patientenbericht
12 Blockpraktikum in der Lehrpraxis Berlin-Köpenick
13 innovative Lehrprojekte Ärztliche Gesprächsführung Teil 1 als interdisziplinäre Pflichtveranstaltung des ersten klinischen Semesters, bei der mit Simulationspatienten in festen Kleingruppen von sieben bis zehn Studierenden ein Training kommunikativer Fähigkeiten erfolgt. Ärztliche Gesprächsführung Teil 2 als Pflichtveranstaltung im Rahmen des Unterrichts am Krankenbett während des fünften klinischen Semesters, in der das Überbringen schlechter Nachrichten anhand typischer Gesprächskonstellationen in Kleingruppen im geschützten Rahmen geübt wird.
14 innovative Lehrprojekte Integrierter interdisziplinärer Untersuchungskurs: Studierende üben Basisuntersuchungstechniken aneinander oder am Modell. Im Rahmen eines LOM-Projektes Aufnahme der Vorlesung in Bild und Ton; kontinuierliche Übermittlung aller Vorlesungen über Blackboard.
15 Kommunikation, Interaktion, Teamarbeit (KIT) Obligate Veranstaltung im Modellstudiengang, die in Kleingruppen Grundlagen der sozialen Kompetenz, der Kommunikation und Interaktion vermittelt. Es soll die Ausbildung einer Grundhaltung unterstützt werden, die von Empathie, Wertschätzung, Akzeptanz, Interesse und einem ganzheitlichen Blick geprägt ist. Didaktisch steht das aktive Erarbeiten der Lerninhalte durch die Studierenden mittels praktischer Übungen und Diskussionen im Vordergrund. Die Studierenden lernen verschiedene Kommunikationsmodelle kennen und wenden sie in Rollenspielen mit Simulationspatienten an.
16 Modul 6 - Mensch und Gesellschaft - Stress und Sucht interdisziplinäres Seminar mit Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie 16 Seminargruppen á 20 Studierende theoretische Einbettung in Lernspirale: Thema Stress in anderen Modulen theoretische Heranführung an Zusammenhänge zwischen Stress und der Entwicklung von Suchterkrankungen mit Augenmerk auf die potentielle Risikogruppe der Medizinstudierenden und Ärzte; Schwerpunkt Salutogenese in Rollenspielen werden Gesprächssituationen simuliert, in denen je ein Student die ärztliche und die Patientenrolle übernimmt Selbstreflexion Aufzeigen salutogenener Ressourcen motivierende Gesprächsführung Filmbeispiel Motivierende Gesprächsführung bei Nikotinabusus
17 Modul 6 - Mensch und Gesellschaft - Grundlagen zur ärztlichen Betreuung von Patienten mit Adipositas Vermittlung von Grundlagen zu Einflussfaktoren auf die Gewichtsentwicklung und Entstehung der Adipositas Analyse von Beratungsgesprächen mit betroffenen Patienten; Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen der hausärztlichen Adipositas- Prävention
18 Schlussfolgerungen Hochschullehrer als Vorbilder (menschlich, kollegial, fachlich und psychosozial kompetent) Verbesserung der Stellung der Lehre an den Universitäten ideelle und finanzielle Stärkung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen Verzahnung von Aus- und Weiterbildung - Motivation der Hochschulabsolventen zur Hausarzttätigkeit Veränderung des Auswahlverfahrens zum Medizinstudium früher Praxistag im 2./3. Semester Verlängerung des Blockpraktikums Allgemeinmedizin (3-4 Wochen im 6. klin. Semester) Einführung eines obligaten PJ- Tertials in der Allgemeinmedizin
19 Stellung des Facharztes für Allgemeinmedizin im Gesundheitswesen solange es die Medizin gibt, ist er ihr Prototyp Lotse im Gesundheitswesen (GW) Schlüsselposition in Prävention und Betreuung der Volkskrankheiten nur durch seine/ihre qualifizierte Tätigkeit ist die Krise im GW zu lösen
20 Herzlichen Dank für Ihr Interesse! Vittoria Braun, Institut für Allgemeinmedizin
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