Windenergie und Umweltverträglichkeit

Transkript

1 Windenergie und Umweltverträglichkeit Mythen und Fakten aus der Forschung ein Vortrag von Ronja Ratzbor

2 Ronja Ratzbor FÖJ beim NABU Konstanz im Wollmatinger Ried B.Sc. Geoökologie (2010) Master Studium Geoökologie in Tübingen Ehrenamtliche Tätigkeiten beim NABU und in verschiedenen Studierenden Initiativen 2 / 32

3 Wind als Energiequelle uralte Idee neue Technik Foto: Michael Rath 3 / 32

4 Mythen und Fakten aus der Forschung Fakten = nachweisbare Tatsachen Mythen = Falsche Vorstellung 4 / 32

5 Mythen und Fakten aus der Forschung Fakten = nachweisbare Tatsachen Mythen = Falsche Vorstellung Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm! 5 / 32

6 Argumente contra Windenergienutzung Kampagnenseite des DNR: WEA beeinträchtigen nachhaltig das Landschaftsbild durch ihre Größe, die Rotorbewegung und die nächtliche Befeuerung Hochspannungsmasten werden durch WEA nicht überflüssig, sondern oft sogar noch zusätzlich zur Netzanbindung nötig große Naturflächen werden durch den Bau von WEA dauerhaft versiegelt Lichtreflexionen und Lärm beeinträchtigen die unmittelbaren Anwohner es entsteht ein Wertverlust für Immobilien in der Nachbarschaft von WEA der Erholungswert einer Region und damit das Fremdenverkehrsaufkommen sinkt durch WEA es besteht eine Unfallgefahr durch Eiswurf auf nahe gelegenen Straßen an bestimmten Standorten beeinträchtigen WEA Vogelflugrouten und führen zu Vogelschlagopfern Brände in WEA durch Blitzschlag können sich auf die Umgebung ausweiten 6 / 32

7 Vogelschlagopfer Mythos...? 7 / 32

8 Vogelschlagopfer Mythos oder Fakt? E. Denker / 32

9 [...] Doch die Brutbestände einiger Greifvogel- und Eulenarten sind ohnehin schon rückläufig und so gibt es auch keine ausreichende Zahl von Überschussgebieten mehr. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Rotmilans, der in der bundesweiten Fundliste vom mit 138 WEAOpfern hinter dem Mäusebussard an zweiter Stelle steht. Eine Hochrechnung ergab für Brandenburg, dass rechnerisch etwa 5% des dortigen Rotmilan-Bestandes jährlich an WEA verunglückt. Gleichzeitig unterliegt der Rotmilan erheblichen Verlusten durch Vergiftung, Abschuss, Stromschlag, Leitungsanflug, Verkehrstod und Horstbaumfällung und seine Fortpflanzungsrate ist infolge der intensiven Landwirtschaft oftmals reduziert. Jedes Prozent zusätzlicher Mortalität durch WEA erhöht also die Wahrscheinlichkeit, dass Rotmilanbestände weiter abnehmen. Aus der Hellwegbörde und ihrem Umfeld gibt es inzwischen eine bedenkliche Zahl von Zufallsfunden toter oder flügelverletzter Greifvögel unter den mehr als 200 WEA: drei Rotmilane, je ein Wanderfalke, Baumfalke, Mäusebussard und Uhu sowie zwei Verdachtsfälle von der Wiesenweihe [...] 9 / 32

10 1. Absatz Doch die Brutbestände einiger Greifvogel- und Eulenarten sind ohnehin schon rückläufig und so gibt es auch keine ausreichende Zahl von Überschussgebieten mehr. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Rotmilans, der in der bundesweiten Fundliste vom mit 138 WEA-Opfern hinter dem Mäusebussard an zweiter Stelle steht. 10 / 32

11 Fundliste vom WEA-Opfer Welcher Zeitraum? Für 1 Jahr: Weibchen legen i.d.r. 3 Eier In Bruten: 138/3 = / 32

12 Brutpaare in Deutschland: (Hötker et al. 2004) Für die Berechnung Brutpaare = Bruten Bruten = 100,0 % 46 Bruten = 0,4 % 12 / 32

13 Brutpaare in Deutschland: (Hötker et al. 2004) Für die Berechnung Brutpaare = Bruten Bruten = 100,0 % 46 Bruten = 0,4 % Unsicherheitsbereich Bruten: = ~ 90 x WEA-Opfer in Bruten 13 / 32

14 Nicht alle Schlagopfer gefunden Aber! Fundliste seit 1995 akkumulierter Wert Stand Januar 2011 = 146 tote Rotmilane 146 RM / 15 Jahre 10 RM / Jahr 14 / 32

15 2. Absatz Eine Hochrechnung ergab für Brandenburg, dass rechnerisch etwa 5% des dortigen Rotmilan-Bestandes jährlich an WEA verunglückt. Gleichzeitig unterliegt der Rotmilan erheblichen Verlusten durch Vergiftung, Abschuss, Stromschlag, Leitungsanflug, Verkehrstod und Horstbaumfällung und seine Fortpflanzungsrate ist infolge der intensiven Landwirtschaft oftmals reduziert. Jedes Prozent zusätzlicher Mortalität durch WEA erhöht also die Wahrscheinlichkeit, dass Rotmilanbestände weiter abnehmen. 15 / 32

16 5 % Populationsverlust in Brandenburg Tragisch weil viele Tote RM durch: Vergiftung Abschuss Stromschlag Leitungsanflug Verkehrstod Horstbaumfällung Verringerung der Fortpflanzungsrate durch Intensivierung der Landwirtschaft 16 / 32

17 Erstellt aus Funden zwischen 1991 und 2001 Anzahl: 57 tote oder stark geschwächte Tiere (Altenkamp & Lohmann 2001) Verlustursachen bei Rotmilanen in Deutschland 17 / 32

18 Erstellt aus Funden zwischen 1990 und 2005 Anzahl: aufgefundene Tiere (Cardiel & Vinuela 2007) Verlustursachen bei Rotmilanen in Spanien 18 / 32

19 Erstellt aus Funden bis 2007 Anzahl: 166 in Brandenburg tot aufgefundene Tiere (Dürr '07) Verlustursachen bei Rotmilanen in Brandenburg 19 / 32

20 Totfunde von Rotmilanen im Vergleich zur Anzahl WEA Mehr WEA + weniger Totfunde 20 / 32

21 Totfunde von Rotmilanen im Vergleich zur untersuchten Anzahl WEA Mehr untersuchte Windparks + weniger Totfunde 21 / 32

22 3. Absatz Aus der Hellwegbörde und ihrem Umfeld gibt es inzwischen eine bedenkliche Zahl von Zufallsfunden toter oder flügelverletzter Greifvögel unter den mehr als 200 WEA: drei Rotmilane, je ein Wanderfalke, Baumfalke, Mäusebussard und Uhu sowie zwei Verdachtsfälle von der Wiesenweihe. Zeitraum? Gleichzeitig andere Funde? 22 / 32

23 Rückläufige Population seit 1990 Bestandsentwicklung in Sachsen-Anhalt / 32

24 Sinkende Population von 1990 an Stabile Population seit 1998 Bestandsentwicklung in Deutschland / 32

25 [nach Wilson & Bossert 1973] Maximale Populationsgröße bei K = Umweltkapazität 25 / 32

26 Wachsende Population bis 1990 Sinkende Population bis 1998 Stabile Population nach 1998 Bestandsentwicklung in Sachsen / 32

27 Neue Technik Verlangsamung des Klimawandels Zeit für Anpassung und Migration Gefahren alter Formen der Energieerzeugung Politischer Wille + Gesellschaftliche Erfordernis Positive Ausrichtung der Suche: Wo passen WEA am besten? 27 / 32

28 Gegenwärtige Verbreitung des Rotmilans in Europa Blau: Verbreitungsgebiet Gelb: berechnete Rasterpunkte Huntley, Brian et al 2007: A Climatic Atlas of European Breeding Birds (BirdLife) 28 / 32

29 Simulierte potentielle Verbreitung des Rotmilans gegen Ende des 21. Jahrhunderts (R = 0,58; O = 0,14) Blau: Verbreitungsgebiet Gelb: berechnete Rasterpunkte Huntley, Brian et al 2007: A Climatic Atlas of European Breeding Birds (BirdLife) 29 / 32

30 Vögel kollidieren an WEA keine Bestandsveränderungen für den Rotmilan Rotmilane und etwa 30% aller Arten sind durch den Klimawandel gefährdet Strom muss erzeugt werden Strom aus erneuerbaren Energien ist nicht teurer, als Strom aus atomaren oder fossilen Quellen überzogene Diskussion geeignete Standorte können nicht genutzt werden Umstellung der Energieversorgung kann nicht schnell genug erfolgen Der Klimawandel schreitet schneller voran als es sein müsste 30 / 32

31 Vielen Dank!

32 Weiterführende Informationen Kampagnenseite des DNR: Interview mit Ian Carter, Ornithologe + Autor: Zitierter Artikelabschnitt des Wattenrats: -und-natura-2000/ Zentrale Fundkartei: bb1.c de