Erasmus Studierendenbericht

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1 Erasmus Studierendenbericht Ich habe mich entschieden, mein Erasmusjahr in Bristol zu verbringen. Eine Entscheidung, die ich nie bereuen werde, da dieses Jahr zu den Interessantesten, Spannendsten und Eindrucksreichsten meines bisherigen Lebens zählt. Ich hoffe ich kann euch im folgenden Bericht ein bisschen nahe bringen, wie toll ein Erasmusjahr in Bristol ist. 1) Das besondere am Studieren in Bristol bzw. England allgemein Englische Unis bieten im Vergleich zu den Deutschen meist deutlich mehr freizeitliche Aktivitäten neben den ganzen universitären Veranstaltungen wie Vorlesungen, Seminaren und Tutorien an. Sogenannte societies gibt es für alle nur erdenklichen Interessen (so z.b. die Schokoladen Society, Wein Society, German Society etc.): hier treffen sich die Mitglieder in meist unregelmäßigen Abständen und unternehmen Dinge, die im Zusammenhang mit dem Thema der Society stehen. Besonders zu erwähnen ist auch das unglaubliche Sportangebot der Uni: neben dem Sportspass, mit dem man alle Sporteinrichtungen, -hallen und plätze nutzen kann, gibt es auch societies für alle möglichen Sportarten. Studiert man an einer englischen Uni als Erasmusstudent hat man keinen automatischen Freischein. Oft wird zwischen den einheimischen Studenten und den Erasmusstudenten in den Kursen kein großer Unterschied gemacht (in den Examen ist das natürlich anders). Man sollte also auch etwas Zeit in die Vorbereitung der Kurse investieren. Auch ist die Anwesenheit zumindest für tutorials und seminars obligatorisch. Hin und wieder müssen auch formelle essays abgeben werden, die zwar nicht in die Endnote einfließen, aber dennoch geschrieben werden müssen. Trotz allem halten sich Studieren und Spass haben in Bristol perfekt die Waage, was auch der Grund dafür war, warum ich mich für eine englische Uni entschieden habe. Natürlich sind der deutsche und der englische Rechtskreis grundverschieden, sodass das Studium in Bristol streng genommen in inhaltlicher Hinsicht kaum etwas für das deutsche Studium bringt. Allerdings vergleicht man beinahe unbewusst - ständig die beiden Rechtsordnungen miteinander. Auch kommen deutsches und englischen Recht häufig zu ähnlichen Lösungen, nur ist der Weg zur Lösung unterschiedlich und dies zu beobachten ist hochinteressant. Viele Prinzipien sind auch beiden Rechtsordnungen gemein. In akademischer Hinsicht hat sich das Jahr somit vollkommen gelohnt. Und persönlich bringt einen ein Auslandsjahr natürlich generell ungemein weiter, unabhängig davon, wohin man geht, aber vorausgesetzt natürlich, dass man sich wirklich darauf einlässt. 2) Vor der Abreise Ich habe mir lange überlegt, ob ich vor meinem Bristoljahr einen Sprachkurs belegen soll, habe mich aber glücklicherweise dagegen entschieden. Zwar konnte ich bereits relativ sicher Texte verfassen und ohne Probleme englische Bücher lesen, doch

2 haperte es noch an der flüssigen mündlichen Kommunikation. So wird es wahrscheinlich vielen gehen, doch kann ich nur versichern, dass ein vorheriger Sprachkurs völlig unnötig ist. Hat man sich erst einmal überwunden und fängt wirklich an zu sprechen (auch wenn einem natürlich am Anfang viele Fehler unterlaufen), kommt man ganz schnell wieder in das Englische rein und fängt nach wenigen Tagen an, nur noch auf englisch zu denken und reden Natürlich muss auch eine passende Wohnung gefunden werden. Meine Wohnung habe im Rahmen des von der Uni Bristol angebotenen House Search Event gesucht und gefunden, was ich auch uneingeschränkt empfehlen kann. Bevor ich dazu komme noch ein paar Worte zur individuellen Suche bzw. den Wohnheimen. In England gehen die Studenten traditionell in ihrem ersten Jahr in ein Studentenwohnheim, die sogenannte Hall. Auch Erasmusstudenten können sich für einen Platz bewerben, allerdings sollte man sich zuerst fragen, ob man wirklich ein Jahr mit etwa 18 jährigen Erstsemestern zusammen leben möchte, die zum ersten Mal zuhause ausgezogen sind und mitunter recht anstrengend werden können. Außerdem haben Erasmusstudenten keinen gesicherten Wohnheimplatz: man sollte daher immer einen Alternativplan bereit haben. Macht man sich alleine auf die Suche nach einer privat vermieteten Wohnung, sollte man zunächst bei den verschiedenen Agencies (z.b. Terry Olpin, Digs ) nachfragen. Diese vermieten nicht nur ganze Wohnungen, sondern auch einzelne Zimmer in Wohngemeinschaften. Allerdings kann man sich dann die Mitbewohner nicht aussuchen. Vorteil bei Mietverträgen, die über Agencies laufen: die Agency kümmerst sich in der Regel um alles. Mietdauer ist meist Verhandlungsbasis. Für ein zentral gelegenes Zimmer in einer WG sollte man etwa Pfund einplanen. Ich habe mich allerdings entschieden, am House Search Event teilzunehmen. Achtung, es werden verschiedene Events angeboten und ihr müsst aufpassen, dass ihr auch das Richtige bucht. Leider gibt es kein Erasmus-House Search Event mehr. Ich habe dann am Postgraduate-Event teilgenommen, da es Erasmusstudenten nicht erlaubt ist, sich für das Undergraduate Event anzumelden (was meiner Meinung nach ohnehin nicht besonders erstrebenswert ist, da es wie gesagt recht nervig sein kann, mit den Erstsemestern zusammenzuwohnen). Das Event findet meist Anfang September statt, dauert drei Tage während derer man in einer University Hall untergebracht ist. Die Veranstalter helfen einem nicht direkt bei der Wohnungssuche. Es werden vielmehr allgemeine Tipps gegeben. Das wirklich tolle an dem Event ist, dass man einfach viele Leute kennenlernt, mit denen man dann zusammen zu den Agencies geht. So kann man sich seine Mitbewohner von vornherein aussuchen. In meinem Fall haben sich echt sehr viele Freundschaften in diesen Tagen gebildet, die während des ganzen Jahres und darüber hinaus gehalten haben. Wir hatten unglaublich viel Spass und ich habe mich in den nächsten Wochen, in denen ich wieder in Deutschland war, wirklich sehr auf Bristol gefreut. Das House Search Event garantiert einen super Start in Bristol und ist mit etwa 110 Pfund wirklich jeden Penny wert.

3 Wurde eine Wohnung gefunden und geht es dann endgültig nach Bristol, kann man am einfachsten mit dem Flugzeug oder der Bahn anreisen. Da oft viel Gepäck dabei ist, empfiehlt sich häufig die Bahn, obwohl dies auch davon abhängt, wo man in Deutschland wohnt. Jedenfalls gibt es mit dem Bahn-Spezial meist bereits für Euro ein Ticket bis London. Ab London gibt es dann Busse oder Züge (dazu unten mehr) bis Bristol. Ein Direktflug nach Bristol ist meist teuer; Billigairlines fliegen meines Wissens ab Berlin direkt nach Bristol. Vor Studienbeginn schickt die Uni Bristol an alle Erasmusstudenten einen Study Guide. Den sollte man gut durchlesen, da hier alles steht, was vor der Abreise sonst noch beachtet werden muss. 3) Die ersten Wochen Ende September oder spätestens Anfang Oktober sollte man dann endgültig nach Bristol kommen. Ich bin letztes Jahr zwei Wochen vor Beginn der Einführungswoche angereist, um noch ein bisschen Zeit zu haben, um alles kennenzulernen und da ich es nach dem House Search Event ohnehin nicht mehr erwarten konnte, Bristol und alle anderen endlich wieder zu sehen. Meist gibt es aber ein bestimmtes Datum, an dem man spätestens anreisen muss. In den Wochen um September und Oktober gibt es verschiedene Empfangskomitees der Uni an Bahnhöfen und Flughäfen, sodass man sich sofort super willkommen fühlt. In der Einführungswoche finden noch keine lectures, seminars und tutorials statt. Es gibt stattdessen viele Veranstaltungen, die einen den Einstieg an der Uni Bristol vereinfachen sollen (z.b. Einführung in die Bibliothek). Das genaue Programm lässt euch die Uni zeitnah zukommen. Sehr zu empfehlen ist gerade in den ersten Wochen die Student Union, die u.a. auch ein International Office und ein Accomodation Office hat und bei allen möglichen Fragen rund ums Studium an der Uni Bristol zur Seite steht. Insbesondere kann man sich hier schonmal vorab über das riesen Sportangebot der Uni informieren. Verpassen darf man dann auf garkeinen Fall die Freshers Fair, die üblicherweise an zwei Tagen in der Einführungswoche stattfindet: hier informieren alle sports clubs und societies über ihr Angebot. 4) Kurswahl und Ablauf der Kurse Es wird oft empfohlen, nicht mehr als vier Kurse zu wählen. Die meiste französischen Erasmusstudenten haben zu meiner Zeit jedenfalls deutlich mehr Kurse besucht (etwa 6, wie auch die englischen Studenten). Dies ist also auch als Erasmusstudent gut machbar. Ich kam mit meinen vier Kursen jedenfalls niemals in irgendeinen Stress und hätte durchaus auch mehr Kurse besuchen können.

4 Erasmusstudenten können Kurse aus dem Angebot für das erste und zweite Jahr wählen. Das genaue Angebot kann dem ECTS-Guide entnommen werden. Meist werden die Kurse von wöchentlichen lectures begleitet. Alle zwei Wochen findet dann ein tutorial in kleinem Kreis statt (etwa 6-9 Teilnehmer). Für die tutorials muss man sich vorbereiten; Anwesenheit ist Pflicht und die Uni achtet recht penibel darauf. Was vorbereitet und gelesen werden muss ist auf der reading-list zu finden, die es am Anfang des Jahres gibt. Für jedes tutorial wird dann aufgeführt, welche Fälle und Kapitel in den Lehrbüchern gelesen und welche Fragen zur Vorbereitung beantwortet werden müssen. Meist geht man dann die einzelnen Fragen und Fälle im tutorial durch. Es ist aber nicht erforderlich alle aufgelisteten Fälle zu lesen. Meist reicht eine summary. Nur bei besonders wichtigen Fällen kann es erforderlich sein, bestimmte Passagen gründlich zu lesen. Manche Kurse finden ohne Vorlesung statt und werden dann meist nur von einem im Zweiwochenrhythmus stattfindenden Seminar begleitet. Dieses dauert im Gegensatz zu den tutorials 2 Stunden; außerdem nehmen an den Seminaren etwa Leute teil. Man sollte sich sowohl in den tutorials als auch in den seminars mündlich beteiligen. Manche teacher legen darauf großen Wert, manche allerdings halten eher einen einstündigen Monolog und lassen nur die Leute zu Wort kommen, die das auch wirklich wollen. Als ausländischer Student hat man natürlich am Anfang einen gewissen Sonderstatus, obwohl das auch vom jeweiligen Lehrer abhängt. Die meisten freuen sich aber sehr über die Anwesenheit von Erasmusstudenten und werden euch öfter mal über die Rechtslage in Deutschland befragen. Kurse schließen entweder mit einer Klausur am Ende des Jahres ab oder werden von zwei essays begleitet. Die Endnote setzt sich dann entsprechend aus den Noten der beiden essays zusammen. 5) Anerkennung von Leistungen Insgesamt muss man für die Anerkennung des Erasmusjahres durch das Akademische Auslandsamt bloß einen Kurs bestehen. Damit sich das Jahr aber auch in akademischer noch mehr lohnt, als oben bereits beschrieben, empfiehlt es sich, auch andere Kurse anrechnen zu lassen.

5 Studiert man Europarecht im Rahmen des Begleitstudiums können einige Kurse mit europarechtlichem Bezug anerkannt werden. Welche das genau sind erfragt man am besten beim Lehrstuhl, der für das Begleitstudium verantwortlich ist. Auch kann man eine große Übung oder auch nur eine Teilleistung dieser im Ausland absolvieren. Möchte man eine Hausarbeit schreiben, muss man einen Kurs wählen, der sich mit dem jeweiligen Rechtsgebiet (bürgerliches, öffentliches Recht oder Strafrecht) beschäftigt und der von einem essay begleitet wird. Eine Klausur kann nur angerechnet werden, wenn auch der entsprechende Kurs mit einer Klausur und eben nicht mit einem essay abgeschlossen wird. Genaueres (insb., wie viele ECTS Punkte erforderlich sind, welchen Umfang die essays haben müssen etc.) kann einer Broschüre entnommen werden, die bei der Studienberatung bereitliegt. Die Studienberatung steht bei Fragen rund um die Anerkennung von Leistungen natürlich auch zur Verfügung. 6) Leben in Bristol Obwohl ich mir von Anfang an vorgenommen habe, viel mit Engländern zu tun zu haben, gestaltete sich das als eher schwierig. Da nur Kurse aus dem ersten und zweiten Jahr gewählt werden können, sind auch die englischen Kommilitonen meist sehr jung. Oft hat man auch gerade am Anfang das Gefühl, dass die Engländer garkeinen Kontakt mit internationalen Studenten haben wollen. Das ist aber meist nur Scheu. Man sollte nicht aufhören, Kontakt mit Engländern zu suchen. Besonders die, die schon mal im Ausland waren, vorhaben ins Ausland zu gehen oder irgendwelche Sprachen studieren, sind oft froh, ausländische Studenten kennen zu lernen. Auch wenn es ein bisschen gedauert hat, habe ich mich auch nach einigen Wochen mit Engländern angefreundet und nur so erfährt man wirklich, was es bedeutet in England zu leben und zu studieren. Ich möchte diese Freundschaften auf keinen Fall missen. Bristol hat kulturell und in jeglicher Hinsicht einiges zu bieten. Das Nachtleben ist klasse: es gibt unzählige tolle Pubs und Bars, sowie Clubs für jeden Geschmack. Es gibt jedenfalls so viel, dass man es in einem Jahr kaum alles ausprobieren kann. Einkaufen kann man im Cabot Circus, einer großen, modernen Shopping Mall und, besonders klasse, den zahlreichen Vintage Shops. Bristol ist eine unglaublich schöne und vielseitige Stadt. Fast jeder Stadtteil bietet etwas neues und ist in seiner Art einzigartig. Außerdem gibt es wahnsinnig viele tolle

6 Parks und gerade im Sommer ist es wirklich traumhaft. Die Landschaft um Bristol herum ist ebenso schön und kann am besten mit dem Fahrrad erkundet werden. Während des Erasmusjahres sollte man sich auch für Reisen Zeit nehmen. Um Weihnachten und Ostern gibt es jeweils einmonatige Ferien, während derer man ganz Großbritannien bereisen kann. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in England einen tollen und sehr günstigen Bustransfer zwischen so ziemlich allen Städten. Dauert zwar etwas länger als der Zug, kostet aber gerade bei Buchungen im Voraus fast nichts. Auch die Preise für Zugtickets sind geringer, wenn man früh bucht. Jedenfalls bietet Bristol alles, was man sich wünschen kann und ein Erasmusjahr in dieser Stadt ist wirklich etwas ganz besonderes. Ich bin unglaublich froh, dass ich mich dafür entschieden habe und möchte keine Sekunde dieser Erfahrung missen. Alle meine Freunde, die mit mir in Bristol waren, sagen das gleiche. Falls du dich für diese Stadt entscheiden solltest, bin ich mir sicher, das auch du das am Ende des Jahres sagen wirst. Viel Spass!!!