So bereiten wir uns auf den Winterdienst vor...
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- Robert Böhme
- vor 8 Jahren
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1 - 1 - So bereiten wir uns auf den Winterdienst vor... Lange bevor genervte Autofahrer das Eis von den Scheiben kratzen müssen und lange bevor in den schönen Schwarzwaldbergen die ersten Schneeflocken fallen, haben sich die Autobahn- und Straßenmeistereien im Regierungsbezirk Freiburg bereits auf den kommenden Winter vorbereitet. Streusalzverbrauch und Vorratshaltung Aufgrund unserer jahrelangen Aufzeichnungen und Erfahrungen wissen wir, dass der Streusalzverbrauch auf dem klassifizierten Straßennetz relativ großen periodischen Schwankungen unterworfen ist (siehe Graphik auf der Seite unten). In schön erkennbarer Regelmäßigkeit kann man demnach sagen, dass auf strenge Winter immer wieder sehr milde Winter folgen. Was uns selbst überrascht, ist der seit vielen Jahren kontinuierlich ansteigende Trend des Streusalzverbrauchs - und das trotz modernster Streutechnik z.b. mit automatischer Streusalzdosierung, Feuchtsalztechnik, Nutzung von Thermomaten etc., trotz deutlicher Reduzierung der spezifisch pro m² Straßenfläche ausgebrachten Streusalzmengen und trotz strenger Befolgung unseres Grundsatzes Soviel Streusalz wie nötig, so wenig wie möglich! Die Gründe dafür sind wohl vielschichtig: Ein ständig zunehmendes Straßennetz und zunehmende Straßennebenflächen, ständig zunehmender Straßenverkehr (wo dann beispielsweise auch nachts öfter gestreut werden muss), weniger Schneefall - dafür aber mehr Frosttage und mehr Nebel-, Tau- und Reifglätte sowie längere Winter- bzw. Kälteperioden als früher Streusalzverbrauch auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im RP Freiburg von 1983 bis zur Verwaltungsreform im Jahr 2005 in tsd. Tonnen (grüne Linie = Trend)
2 - 2 - Seit der Verwaltungsreform am haben sich die Zuständigkeiten für die Straßenunterhaltung und damit auch für den Winterdienst in Baden-Württemberg grundlegend geändert, daher können wir diese interessante Salzkurve in der alten Form leider nicht mehr weiterführen. Wir haben zwischenzeitig jedoch wieder genügend Datenmaterial, um eine neue Salzkurve zeichnen zu können - seit 2005 inclusive der Autobahnen, aber ohne die Kreisstraßen im Regierungsbezirk Freiburg. Aber auch hier sind die periodischen Schwankungen wieder sehr gut zu erkennen: Verbrauch an Streusalz (Trockensalz) im Regierungsbezirk Freiburg auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen seit der Verw altungsreform Tonnen / / / / / / / /2013 Wintersaison Um unsere Salzvorräte zu günstigen Konditionen auffüllen und den Nachschub im Winter jederzeit sicherstellen zu können, haben wir nach einer europaweiten Ausschreibung entsprechende Lieferverträge für Streusalz abgeschlossen. Alle Streusalzhallen und Streusilos der vier Autobahn- und 21 Straßenmeistereien im Regierungsbezirk Freiburg sind bereits im Sommer bzw. im Frühherbst frisch aufgefüllt worden. Befüllen von Winterdienstfahrzeugen mit Streusalz Dienstbereit auch in der Nacht Für alle unsere rund 700 Straßenwärter in Südbaden sind dann rechtzeitig detaillierte Arbeits- und Rufbereitschaftspläne aufgestellt worden. Sobald es auf den Straßen glatt
3 - 3 - wird und/oder die ersten Schneeflocken fallen, werden die LKWs der Autobahn- und Straßenmeistereien sowie die von uns angemieteten Fremdfahrzeuge mit ihrer speziellen Winterdienstausrüstung auf vorgegebenen Routen zum Einsatz geschickt. Das Straßenzustands- und Wetterinformationssystem SWIS hilft uns dabei, uns punktgenau auf unsere Einsätze vorzubereiten. SWIS wurde zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst entwickelt und wird heute bundesweit von den Straßenwinterdiensten genutzt. Es bündelt die Informationen aus Wetterprognose und Glättemeldeanlagen zu kleinräumigen, möglichst präzisen Vorhersagen. Sobald von SWIS Glatteis oder Schnee auf den Straßen ankündigt wird, werden unsere Männer in Orange alarmiert und erhalten ihren Einsatzbefehl. Winterdiensteinsätze auf der Autobahn A 81, eine der höchst gelegenen Autobahnen Deutschlands, die auf fast 780 m ünn hinaufführt Wir haben übrigens einmal nachgerechnet und einen Vergleich zu ziehen versucht, welche Fläche ein einziges Winterdienst-Fahrzeug bei einem Volleinsatz im Durchschnitt zu betreuen hat. Jeder der sechs Winterdienst-LKW s in der Autobahnmeisterei Engen beispielsweise betreut bei einer Einsatzfahrt rund Quadratmeter Fläche. Umgerechnet auf einen durchschnittlichen Sportplatz bedeutet das, dass jeder LKW in wenigen Stunden rund 70 Sportplätze zu räumen und zu streuen hat! Und das ist wahrlich Schwerstarbeit: Nicht nur, dass die Männer des Straßenunterhaltungsdienstes oftmals bei eisiger Kälte und in stockfinsterer Nacht ausrücken und ihre gigantischen Räum- und Streumaschinen umsichtig und professionell über die Autobahnen lenken müssen. Sie müssen sich auch mit der Unvernunft vieler Verkehrsteilnehmer (schlechte Bereifung, zu geringe Sicherheitsabstände, zu hohe Geschwindigkeit etc.) auseinandersetzen und die hierdurch entstehenden Staus, querstehenden Fahrzeuge, Unfälle etc. zu meistern versuchen. Weshalb wird Salz und nicht Splitt gestreut? Zur Bekämpfung winterlicher Straßenglätte wird in Deutschland seit Ende der fünfziger Jahre Auftausalz eingesetzt. Das Salz bewirkt durch eine physikalisch-chemische Umwandlung von Eis und Schnee in Wasser eine zuverlässige und dauerhafte Beseitigung der Straßenglätte. Je nach Witterung müssen nur etwa 10 bis 20 g/m² Straßenfläche ausgestreut werden.
4 - 4 - Die Verwendung von Salz im Winterdienst hatte allerdings eine Beschäftigung mit Umweltfragen zur Folge. In den letzten Jahren haben neue Technologien (Feuchtsalztechnik, Thermomattechnik, EDV-gesteuerte und geschwindigkeitsabhängige Streuer, verbesserte Straßenwetter-Beobachtung und -Prognose, Optimierung der Einsatzplanung etc.) jedoch zu einem wesentlich umweltschonenderen Einsatz von Streusalz geführt. Die Streusalzmenge konnte bei gleicher Wirkung deutlich gesenkt werden. Lange galt Splitt als die ökologische Alternative zum Auftausalz, in der Verkehrssicherheit schneidet Splitt jedoch relativ schlecht ab: Solche abstumpfenden Stoffe beseitigen die Glätte nicht, sondern vermindern sie lediglich vorübergehend. Bei Eis- und Reifglätte ist Splitt überdies wirkungslos. Unfallanalysen belegen, dass Auftausalz die Verkehrssicherheit wesentlich besser gewährleistet als abstumpfende Stoffe. Auch im Mengenvergleich schneidet Splitt schlechter ab, muss doch für die gleiche Wirkung anstelle des Streusalzes ein Vielfaches an Splitt ausgestreut werden. Hinzu kommen Nachstreuungen, da der Splitt nach 300 bis 500 Fahrzeugüberfahrten aus der Rollspur geschleudert wird. Entsprechend höher sind auch die Kosten für den Kauf, den Transport, die Lagerung und für die eigentliche Streuung selbst. Auch das Zusammenkehren, das Absaugen aus den Entwässerungsschächten, das aufwendige Recycling oder die Entsorgung als Sondermüll würden erhebliche, zusätzliche Kosten erzeugen. Ein weiteres Problem der Splittverwendung ist die hierdurch erzeugte Feinstaubbelastung sowie Scheiben- und Lackschäden an Kraftfahrzeugen. Aus diesen Gründen verzichten wir im sogenannten klassifizierten Straßennetz (= Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) seit einigen Jahren ganz auf diese Streumethode. Solebehälter am Winterdienst-Fahrzeug (gelbe Anbauten im Foto links), Ausstreuen von Feuchtsalz auf die winterliche Fahrbahn (Foto rechts) Vorsichtige Fahrweise ist das oberste Gebot Obwohl es gesetzlich keine generelle Streupflicht gibt, sind die Mitarbeiter des Winterdienstes auf den Autobahnen bei Bedarf rund um die Uhr, auch samstags, sonn- und feiertags im Einsatz. Auch wichtige Bundes- und Landes- und Kreisstraßen werden bei Eis und Schneefall nach besten Kräften geräumt und gestreut.
5 - 5 - Das heißt aber nicht, dass alle Autobahnen und die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen immer vollständig von Eis und Schnee befreit sein müssen. Das hat übrigens auch die Rechtssprechung bestätigt - weil es schlichtweg gar nicht möglich ist! Denn der Winterdienst kann nicht zu jeder Zeit an jeder Stelle des Straßennetzes sein und der Schnee muss ja erst einmal fallen, bevor gestreut und/oder geräumt werden kann. Einsatz von Schneefräsen im Hochschwarzwald Auch wenn wir unser Bestes geben und für die Autofahrer ständig im Einsatz sind - mit Glätte und Behinderungen müssen die Autofahrer also gerade im Schwarzwald im Winter dennoch immer rechnen. Vorsichtiges Fahren ist dann das oberste Gebot! Ohne Winterreifen geht es nicht Wer im Winter sicher fahren will, braucht Winterreifen! Durch das gröbere Profil und eine andere Gummimischung wird die Haftung und die Spurtreue des Fahrzeuges bei winterlichen Fahrbahnen erheblich verbessert. Leider stellen sich viele Verkehrsteilnehmer nicht rechtzeitig auf den Wintereinbruch ein. Wenn nach dem ersten Schneefall PKW und LKW mit Sommerreifen an den kleinsten Steigungen liegen bleiben, können auch die Winterdienstfahrzeuge nicht mehr durchzukommen: Der Stau ist vorprogrammiert. Das RP Freiburg unterstützt die bundesweite Aktion Pro Winterreifen, hier die offiziellen Aufkleber der Aktion auf unseren Fahrzeugen
6 - 6 - Partnerschaftliches Verhalten im Straßenverkehr heißt daher, das eigene Fahrzeug rechtzeitig wintertauglich zu machen und die Fahrweise den Wetterverhältnissen anzupassen. Bei Stau sollte man immer versuchen, in der Straßenmitte eine Gasse für die Räumfahrzeuge freizuhalten - das hilft dem Winterdienst und nutzt den Autofahrern! Die Initiative Pro Winterreifen, eine Aktion des Deutschen Verkehrssicherheitsrates e.v. (DVR), die auch von uns unterstützt wird, versucht, Irrtümer bezüglich der Nutzung von Winterreifen aus dem Weg zu räumen und die Vorteile einer rechtzeitigen Umrüstung publik zu machen. Die Initiative will für mehr Sicherheitsbewusstsein beim Autofahrer sorgen. Auf der homepage der Aktion wird Wissenswertes über Winterreifen erklärt und es werden weitere links zum Thema angeboten: Mit diesem stimmungsvollen Foto, aufgenommen von unserer Autobahnmeisterei Engen auf der Autobahn A 81 im Superwinter 2005/2006, wünschen wir allen Autofahrerinnen und Autofahrern auf unseren Straßen auch und gerade in den Wintermonaten eine allzeit gute und sichere Fahrt! Zusammenstellung: Regierungspräsidium Freiburg, Referat 45 Dr. Gero Morlock Freiburg, September 2007 / aktualisiert im Juni 2013
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