3. Projekttag. Führung über das spätantike Gräberfeld unter der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin
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- Benjamin Auttenberg
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1 3. Projekttag Führung über das spätantike Gräberfeld unter der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin Wir trafen uns alle an der Kirche St. Maximin, wo uns Herr Prof. Clemens in die unterirdischen Gänge des antiken Gräberfeldes unter St. Maximin einließ, welche 1977 im Rahmen des Baus der Bistumsschule freigelegt wurden. Zunächst gab uns Herr Prof. Clemens einen Überblick über die Baugeschichte St. Maximins. In der Spätantike hatte der außerhalb der Stadt gelegene Bau die Funktion einer Bestattungshalle inne. Diese wurde nach und nach durch viele angebaute Grabmausoleen erweitert. Als Grabmausoleen werden Orte bezeichnet, wo man in der Erde eine Kammer anlegt, damit der Sarkophag des Verstorbenen dort platziert werden kann, und oberhalb wird ein Tempel mit einer Halle gebaut, wo Feste gefeiert wurden, um des Toten zu gedenken. Die Verzierungen der Mausoleen lassen darauf schließen, dass dort wohlhabende Bürger beerdigt wurden. Mit dem Niedergang des weströmischen Reiches erfuhr auch diese Bestattungshalle einen Wandel: In dem Bau, der eine Breite von 28m und eine Länge von 75m aufwies, siedelten sich Kleriker an, 1
2 die die Halle als Kirche verwendeten. Später übernahmen Benedektinermönche das stark befestigte Kloster, das sich durch einen Wassergraben und zwei hohe Türme auszeichnete. Die umliegenden Häuser und Menschen gehörten zum Kloster, das überdies Reichsunmittelbarkeit besaß. Letzteres bedeutete, dass das Kloster direkt dem Kaiser unterstellt war und kein weiterer Fürst über dem Kloster stand. Im 9. Jh. wurde Trier durch die Normannen eingenommen, die nahezu alle Kirchen plünderten. Auch das Kloster St. Maximin wurde zerstört. Im darauf folgenden Jahrhundert wurde die zerstörte Kirche mit Steinen aus römischen Bauten wieder aufgebaut. Im Jahr 1674, als Trier von den Franzosen erobert wurde, wurde St. Maximin erneut zerstört. Anschließend wurde die Kirche mit Steinen aus gotischen Bauwerken wieder aufgebaut. Nach dieser ausführlichen Darlegung der Baugeschichte führte uns Herr Prof Clemens in die Katakomben unter St. Maximin. Wir erfuhren, dass hier drei bedeutende Bischöfe beerdigt wurden: St. Agricius, St. Maximin und St. Nicecius. Deren Sarkophage stehen jedoch in der Außenkrypta, die heute unter der Schöndorferstraße liegt. Man müsste also die Straße aufreißen 2
3 Nun schloss Herr Clemens eine große, rostige Gittertür auf und wir begaben uns die Gruft. Zuerst musste man durch einen kleinen Gang hindurch, und als wir hindurch gekrochen waren, standen wir in einem langen Raum. Uns bot sich ein überwältigender Anblick: Unzählige neben- und übereinander gestapelte Sarkophage! Doch, wie Herr Prof. Clemens uns versicherte, hatte man damals durchaus die Würde der Toten beachtet: Die Sarkophage waren ursprünglich in den Boden eingelassen und mit Erde bedeckt worden, aber weil zahlreiche Trierer Urchristen ihre Verwandten gerne in der Nähe der Heiligen begraben wollten, hatte man durch Erdaufschüttung einfach das Bodenniveau erhöht und so Platz für neue Sarkophage geschaffen, die dann wieder in die Erde eingelassen werden konnten. Dieser Vorgang hat sich nochmals wiederholt, was dazu führte, dass schließlich drei Gräber übereinander lagen. Um dem Gestank der Verwesung entgegen zu wirken, hatte man die Deckelfugen mit Pech bestrichen, was aber nur bedingt half. Irgendwann aber hatte man trotz allem keinen Platz mehr und wich auf einen 300m entfernt liegenden Ort aus: das spätere St. Paulin. 3
4 Es war für uns alle das erste Mal, dass wir diese Gräber so nah betrachten konnten. Die partiell erhaltenen Verzierungen der Gräber oder diese beeindruckende Atmosphäre machten Geschichte richtig lebendig und interessant. - Von wegen Geschichte sei tot und langweilig. Dieser Ort beweist eindrucksvoll das komplette Gegenteil! Wir gingen über einen schmalen eisernen Steg, der uns durch die Gänge lenkte und zwischendurch hielten wir an, damit Herr Clemens jeweils immer etwas erzählen konnte. An der nächsten Station erfuhren wir, dass 60% der Bestatteten 20 Jahre oder jünger waren, was die zahlreichen kleinen Sarkophage erklärt, die als Kindergräber dienten. Nun setzten wir unseren Gang fort und an der nächsten Station erklärte er uns, dass man heute immer noch feststellen kann, welche Steine nach der ersten Zerstörung der Kirche verwendet wurden und welche nach der zweiten Zerstörung. Wie bereits oben angesprochen wurden größtenteils römische Steine nach der ersten Zerstörung und nach der zweiten Zerstörung wurden gotische Steine für die Restaurierung verwendet. Ebenso sprach Herr Clemens die Funktion der Kirche nach dem zweiten Weltkrieg an. Sie war Unterrichtsort für die Trier 4
5 Gymnasien. - Ja, auch das FWG war mehrere Jahre hier, bis es in den Neubau, unsere jetzige Schule, gezogen ist. Wir setzten unseren Weg fort und kamen schließlich zu einem Aufbewahrungsort von Frauenüberresten, die verbrannt aussahen. Der wahre Grund dafür war, dass der Sarkophag geöffnet wurde und die Knochen an die Luft gelangten, was zu ihrem verbrannten Aussehen führte. Auf unserem Weg zu unserer letzten unterirdischen Station, nichts ahnend, dass es schon leider gleich vorbei sein würde, weil die Zeit wie im Flug verflogen ist, sahen wir das Grab eines Abtes, der 18 Jahre lang das Oberhaupt des Klosters gewesen war. An unserer letzten Station waren noch weitere Beispiele für die Restaurierung der Halle mit unterschiedlichen Steinen zu sehen, weil dort auch ein Teil einer lateinischen Inschrift kopfüber verbaut worden war, sowie auch Grundpfeiler von Säulen zu sehen waren. Schließlich krochen wir gebückt zurück in die Anfangshalle, während wir immer noch diesen eindrucksvollen Ort im Rücken hatten. Dort machten wir noch ein Abschlussfoto und gingen anschließend ins Freie, wo wir Herrn Prof. Clemens für seine eindrucksvolle Führung dankten. 5
6 Dieser schöne Tag hat uns gelehrt, dass man nicht nur an bestimmten Städten der Welt, wie in Rom oder in Mailand, Geschichte erleben kann, sondern dass sie direkt in unserem Ort liegt und nur darauf wartet, von uns entdeckt zu werden. Jonathan Henke, Klasse 10b 6
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