Bear Family Records CD Review

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4 Rock And Roll Music - Any Old Way You Choose It - The Complete Studio Recordings... Plus!, so sein Künstlername wer kennt ihn nicht? Einer dieser gefährlichen Typen, vor denen unsere Eltern uns gewarnt haben zum Glück vergeblich..., so las ich irgendwann mal in einem Text über ihn. Stimmt! Denn der Sohn eines Baptistendiakons und einer Schulleiterin geriet einerseits im Verlaufe seines turbulenten Lebens mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt erstmals passierte ihm das 1944, mit gerade einmal 18 Jahren; solche Ausrutscher verbinden ihn mit anderen Größen wie Johnny Cash, James Brown, Bob Marley, Keith Richards, Mick Jagger allesamt extrovertierte Typen, genau wie Berry. Andererseits hinderten ihn diese Ereignisse nicht daran, zu einem der wenn nicht gar dem beudeutendsten Musiker seiner Zeit zu werden. Der am 18. Oktober 1926 in St. Louis/Missouri geborene Pionier des Rock 'n' Roll ist wohl allein durch seine Hits wie Maybellene (1955), Roll Over Beethoven (1956), Rock And Roll Music (1957) oder Sweet Little Sixteen und Johnny B. Goode (beide aus 1958) bzw. My Ding-A-Ling (1972) jedem Musikfreund, der nicht ausschließlich auf Klassik und/oder Jazz fixiert ist, bestens bekannt. Mehr noch man hört sofort in der akustischen Imagination das prägante Gitarrenspiels des als viertes von sechs Geschwistern aufgewachsenen Berry zugleich mit den Titelzeilen erklingen. So ergeht es mit jedenfalls immer wieder. Bear Family Records hat sich nun der Herkulesaufgabe gestellt, das verfügbare Tonträger- Gesamtwerk aus den Jahren 1954 bis 1979 unter dem Titel Rock And Roll Music Any Old Way You Choose It The Complete Studio Recordings Plus! aus 16 CDs zu veröffentlichen, ergänzt mit zwei Büchern, nämlich einem 104-seitigen Bildband mit z.t. bisher unveröffentlichten Bildern, insbesondere vom Beginn seiner Karriere sowie einem 252 Seiten umfassenden Werk mit Bildern, Essays und weiteren Geschichten plus einer umfänglichen Biographie des Künstlers. Dies alles angemessen verpackt in einem edlen Schuber das nenne ich eine wertige Umsetzung der Hommage an einen der ganz großen Rock 'n' Roller! Immerhin wurde Berry 1986 als einer der ersten in die Rock 'n' Roll Hall Of Fame aufgenommen und das völlig zu recht. Denn immerhin schrieb er fast alle seine Songs

5 selbst im Gegensatz zu Elvis Presley etwa. Viele seiner Songs wurden von Stars wie den Beatles, den Rolling Stones, den Beach Boys, Jimi Hendrix, Elvis Presley, Buddy Holly, dem Electric Light Orchestra, Simon und Garfunkel, Eric Clapton, Bruce Springsteen, AC/DC oder Motörhead nachgespielt/gecovert. Ja, die Beatles äußerten sich sogar einst dahingehend, dass sie ohne Berry als Einfluß vielleicht niemals angefangen hätten, Musik zu machen. Das wäre doch schade gewesen...! Aber auch die Rolling Stones starteten ihre Karriere mit Chuck-Berry-Songs. Man darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass der Rock 'n' Roll ohne niemals das geworden wäre, was er heute ist. Punktum. Die insgesamt über 21 Stunden Musik, die liebevoll aufbereitet besser klingen, als alle bisherigen Veröffentlichungen, erlauben es, den Werdegang des vom Blues eines T-Bone Walker und seines Gitarrenlehrers und Freundes Ira Harris beeinflußten Showmans zu verfolgen. Wer hätte geahnt, dass aus seiner Bearbeitung des Countrysongs Ida Red unter dem Titel Maybellene einer der Signatursongs des Rock 'n' Roll werden sollte? Einer hatte das offensichtlich im Gefühl: Leonard Chess, Eigentümer von Chess Records, der Berry bereits im Mai 1955 unter Vertag nahm. Getroffen hatte man sich dank der Vermittlung von Muddy Waters in Chicago. So nahm dann die Musikgeschichte ihre Lauf: der u.a. Als Erfinder des Duckwalk bekannte Berry (...ob der sogenannte Entengang nun tatsächlich entstand, weil er bei einem Konzert 1956 in New York die Falten in seinem Seidenanzug verbergen wollte, sei dahingestellt...) verstand es, geschickt traditionelle mit neuen Elementen zu verbinden Country mit Blues und einem eigenen Gitarrenstil zu verquicken und dazu eine Show abzuliefern, die sich von der (Außen-)Darstellung seiner Vorgänger doch klar unterschied: Expressiv, mitreißend, energiegeladen über die Bühne fegend. Was auch dazu führte, dass im allseits bekannte, von Steven Spielberg produzierten Film Zurück in die Zukunft (1985) der Protagonist Marty McFly (Michael J. Fox) im Jahre 1955 Johnny B. Goode performt sich dabei immer mehr in eine intensivabgefahrenes Giatrrensolo versteigend, das zu verstörten Gesichtern seines Publikums führte. Dies kommentierte MyFly dann mit den Worten Ihr seid vielleicht noch nicht soweit. Aber eure Kinder werden es lieben! Die humorige Schleife, dass während des gesamten Geschehens ein gewisser Marvin Berry seinen Cousin Chuck anruft, weil der gerade nach einem neuen Sound sucht, ist gelungen eine augenzwinkernde Verbeugung vor dem wirklichen Erfinder... Zurück zur Box. Diese deckt nicht nur sämtliche Aufnahmen bei Chess ab, sondern enthält auch die zwischen 1966 und 1969 für Mercury entstandenen Takes. Somit darf sie sich, da zudem ergänzende Liveaufnahmen hinzugefügt wurden, vollkommen gerechtfertigt vollständig nennen. Wer die Welt des Rock 'n' Roll der 50er und 60er Jahre erleben will, sollte sich diese Box kaufen und einfach abtauchen in eine andere Epoche. Klasse Musik,

6 liebevoll aufgearbeitet und präsentiert Danke, Bear Family Records!