Helsingin Yliopisto Semester: Wintersemester 2013
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- Ralph Heinrich
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht ERASMUS Helsingin Yliopisto Semester: Wintersemester 2013 VORBEREITUNG Die Entscheidung, im Master ein Auslandssemester zu absolvieren fiel bei mir eher spontan, als mir ein Plakat des International Office über noch offene Austauschplätze auffiel. Die Gelegenheit, im Ausland zu studieren bietet sich oft nur einmal. Mein Ziel war ein nordisches Land, wegen der Natur, der Gesellschaft und den Sprachen Schwedisch und Englisch. Meine erste Wahl war Schweden, doch die bestehende Partnerschaft mit Helsinki erwies sich als zugänglicher. Die Bewerbung ist unkompliziert und verläuft online. Was zu besorgen ist, ist ein Sprachnachweis. Das kann was aufwändiger sein (IELTS/TOEFL), einfacher geht es mit einem DAAD Sprachzeugnis (wird oft vom International Office oder von der Anglistik/Amerikanistik durchgeführt). Die Flüge bewegen sich mit Lufthansa und Finnair im Bereich 200 Euro. Man sollte zeitig buchen. Vom Flughafen gibt es einen Shuttlebus, der den ganzen Tag zum Hbf fährt. UNTERKUNFT Für die Unterkunft gibt es einige Quellen (siehe Links). Bei HOAS, der Studi-Wohnungsorganisation in Helsinki, kostet ein geteiltes Zimmer ~230 Euro, WG 391 Euro oder ein Appartement Euro. Zu teuer? Nicht für Helsinki. Im Vergleich sind die Preise sogar günstig. Man hat das WG- Zimmer fest für fünf Monate (etwa August-Dezember). Den August Abbildung 1: Festungsinsel Suomenlinna bezahlt man aber nicht. Ob man das nutzt (Sprachkurs, Helsinki Summer School, Sightseeing) oder nicht ist einem selbst überlassen, aber rechnerisch drückt sich damit der monatliche Preis. Die Vorteile bei HOAS: unkompliziert und routiniert. Internationales Setting, die Erreichbarkeit mit ÖPNV (in meinem Fall fünf Minuten zur Bahn, 13 Minuten Fahrt, zehn Minuten zur Uni Topp!) sowie die Versorgung. Negativ ist, dass die Wohnungen oft abgewohnt und nicht immer perfekt ausgerüstet sind, HOAS sich beim Service durchaus Zeit lässt und man nur am Rande mit Finnen in Kontakt kommt. Das letzte stimmt nicht ganz, denn in unserem Wohnkomplex wohnten auch Finnen, denen man regelmäßig in der öffentlichen Sauna über den Weg läuft und die dann auch sehr redselig werden können (was für Finnen nicht unbedingt üblich ist).
2 STUDIUM AN DER GASTHOCHSCHULE Sobald man in Helsinki ankommt wird man auch schon von der Einführungswoche der Stadt begrüßt. Die Orientierungstage sollte man unbedingt mitnehmen, hier gibt es erste wichtige Informationen, man lernt seine Tutoren kennen, die einen (eigentlich) unterstützen sollen (taten sie in meinem Falle nicht war aber eher die Ausnahme) und wird an die Anmeldung usw. herangeführt. Positiv an letzterem ist die Organisation: Alle wichtigen Stellen sind in einem Gebäude versammelt: Student Union, Letter of Attendance, IT-Zugang (die ist übrigens fantastisch), das notwendige Papier für den ÖPNV, Informationen über Hochschulsport und Sprachkurse, Infomaterial, ESN Karte usw. Blöd ist nur, dass die Finnen Schlange stehen total klasse finden und einen ausgeprägten Servicecharakter pflegen. Das ist toll wenn man Hilfe braucht, aber wer eine Stunde ansteht für ein Blatt Papier kann schon mal die Geduld verlieren. Weitere Hinweise zum Einstieg bietet auch das Orientation Handbook. Als Austauschstudent kann man aus einem breiten Kursangebot wählen und bedingt durch die Größe der Uni findet sich etwas für jeden Geschmack. Die Kurse umfassen im Schnitt 10 Sitzungen und sind in periods aufgeteilt. Jedes akademische Jahr hat vier periods, im Winter gibt es also zwei. Das entspricht zwei Sitzungen pro Woche, wodurch die Kurse nicht über das ganze Semester laufen. Es gibt übrigens kaum Differenzierung zwischen Bachelor und Masterkursen. Zumindest fragt keiner "ernsthaft" nach. Meine Kurse waren allesamt aus der Fakultät für Sozialwissenschaft mit einem Schwerpunkt in Politischer Geschichte und Internationale Beziehungen. Organisiert waren diese eher konservativ als Vorlesung, mit üblichen Prüfungseinlagen wie Klausuren, Abbildung 2: Nationalpark Nuuksio Essays, Diaries usw. Besonders innovative Konzepte und eine fesselnde Lehre sind schon eher mit der Lupe zu suchen das deckt sich auch mit den Aussagen meiner Kommilitonen. Es werden jedoch viele interessante englischsprachige Seminare angeboten, ebenso natürlich finnisch und schwedisch. ALLTAG UND FREIZEIT Was man aus Deutschland kennt, findet man grundsätzlich auch in Helsinki. Die Preise sind in vielen Fällen höher, besonders Alkohol ist einfach teuer. Abhilfe schafft ein Besuch in Tallinn, Estland, wo der Bölkstoff zu einem Bruchteil zu haben ist. Wer bewusst Lebensmittel und Alltagsgegenstände einkauft muss keine exorbitanten Summen wie etwa in anderen nordischen Ländern zahlen. Der Preisunterschied liegt trotz Bio und Laktosefrei dann bei ca % mehr im Vergleich zu Deutschland, exotisches ausgenommen. Als Einkaufsquellen bietet sich neben Lidl auch Prisma an (vergleichbar mit Real oder Metro). Ikea bietet natürlich auch unschlagbar günstige Preise für Haushaltswaren (inkl. kostenlosem Shuttlebus). Handytarife sind mit Deutschland vergleichbar und Prepaidkarten gibt es an jedem RKioski. Zur Bezahlung kann man sich eine Bankverbindung einrichten. Einfacher geht es mit einer Kreditkarte aus Deutschland, die (bei der richtigen Bank) oft nichts kostet. Die Nutzung der Kreditkarte ist auch bei Kleinstbeträgen üblich und wird praktisch überall akzeptiert. Die Miete lässt sich per SEPA auch problemlos über ein deutsches Konto entrichten. SEITE 2 5
3 Nachtleben Das Nachtleben bietet mit vielen verschiedenen Clubs, Pubs und Kneipen alles was das Partyherz begehrt. Die Preise sind meistens gepfeffert. Vorglühen macht sich daher doppelt bezahlt. Aber Vorsicht! Ab 21 Uhr kein Alkohol mehr im freien Handel! Club Venue richtet meist die ESN Partys aus, im Tiger bei Kamppi ist sonntags zu humanen Preisen immer was los. Housepartys gibt es natürlich an jeder Ecke wo auch Studis wohnen und in der City finden sich die Feierwilligen regelmäßig im Domus Academicum direkt bei Kamppi ein. Aktivitäten Helsinki bietet unzählige Aktivitäten. Ein guter Startpunkt ist ESN Helsinki (facebook oder deren Homepage). Die organisieren einige Events, besonders innerhalb der ersten Tage und Wochen. Die Stadt bietet alles, was eine Haupt- und Großstadt zu bieten hat: Sport (insbesondere Eishockey ist beliebt), Museen (das Naturhistorische Museum ist sehr gut; Museen haben außerdem oft einmal pro Monat eintrittsfreie Nachmittage), Kinos, Ballett, Oper, Konzerte. Besonders herausragend und ein echter Augenschmaus ist jedoch die Natur. Helsinki selbst hat einige Parks zu bieten. Darüber hinaus ist der Innenstadtbereich völlig von der Ostsee umschlossen (es gibt sogar einen kleinen Badestrand). Die frische Seeluft und das Kreischen der Möwen begleiten auf Schritt und Tritt. Durch die Nähe zur See kann es aber auch schnell kühl werden, wofür die Nähe zum Wasser aber vollends entschädigt. Einen Abstecher wert ist die Zooinsel Korkeasaari, die Freilichtmuseumsinsel Seurasaari mit viel schöner Natur und die sicherlich berühmteste ist die ehemalige Festungsinsel und UNESCO Weltkulturerbe Suomenlinna (was nichts anders als "Finnenburg" bedeutet). Hier kann man ruhig und abgeschieden Sterne gucken, Entspannen, Partys feiern. Nahe dem Innenstadtbereich kann man auch Kayak fahren und der Nuuksio Nationalpark ist nur eine dreiviertel Stunde von Helsinki aus entfernt. Ein Muss ist natürlich der (regelmäßige) Saunabesuch. Jedes Haus und Wohnheim hat in der Regel eine eigene Sauna, es gibt aber auch öffentliche Saunen. Hier wird verhandelt, diskutiert, sich kennengelernt. Am besten mit einem Bier und einer Grillimakkara (Grillwurst). Das sorgt für beste Stimmung und Unterhaltung. Ausflüge Großartig sind auch die möglichen Ausflugsziele von Helsinki aus. Tallinn sollte man unbedingt besuchen. Mit Eckerö kostete der Tagesausflug gerade mal 19 Euro (hin- und zurück, Preise 2013). Die fünf Stunden vor Ort sind genug Zeit um die Altstadt zu erkunden, die wirklich malerisch ist. Zu empfehlen ist übrigens das Estnische Meeresmuseum, wofür man jedoch genug Zeit mitbringen sollte. Auch ist der Alkohol sehr günstig. Mit der Silja Line oder Viking Line kommt man über Nacht auch nach Stockholm (sehr zu empfehlen! besonders die fast 400 Jahre alte Vasa im Vasa Museum) und wer St. Petersburg oder gar Moskau besuchen möchte findet bei Timetravel gute (Komplett)Angebote. Über Timetravel kann man auch nach Lappland fahren, was sich natürlich besonders im Winter anbietet. Eine so wunderschöne Natur, Einsamkeit, wohlig klirrende Kälte und natürlich den Polarkreis nebst (einem überaus kitschigen) Weihnachtsmannhaus findet man sonst wohl nirgends. Lappland ist einfach das Winter-Wonder-Land und sieht aus wie gemalt. Den Norden kann man auch gut auf eigene Faust erkunden, der sehr gut ausgebaute Fernverkehr macht es möglich. Wer Fernbusse und Fernzüge nutzen möchte muss sich eine Extrakarte ausstellen lassen (siehe Links). Tagestrips nach Tampere, Turku, Hameenlinna oder Lahti bieten sich dann ebenfalls mit dem Fernverkehr an. SEITE 3 5
4 FAZIT Wenn man eine schlechte Erfahrung benennen müsste, dann vielleicht, dass Helsinki keine besonders herausragende Weltmetropole ist. Sie ist übersichtlich, heimisch und nicht zu groß was ich als sehr angenehm empfunden habe. Ein richtig gemütliche Großstadt. Besonders herausragend und damit auch meine schönste Erfahrung ist dabei die Verbindung von Stadtflair und Natur. Innerhalb kürzester Zeit befindet man sich auf einer der wunderschönen Inseln, stapft durchs grün oder besucht den Nuuksio Nationalpark wahrhaft beeindruckend und perfekt um die Seele baumeln zu lassen! Wer noch mehr städtisches sehen und kulturelles erleben möchte macht einen Abstecher nach Tallinn, Russland oder Schweden. Wenn Helsinki selbst schon gemütlich ist, dann ist vor allem Lappland eine Erfahrung an Einsamkeit und Ruhe wert. Schnee, Rentiere, Kälte, Polarlichter, Weihnachtsmann, Sauna am (und im) See, Eisfischen, Schneemobilfahren fantastisch, das war mein Highlight und ist der Grund, warum ich wieder nach Finnland kommen und die kleine Farm des Milchbauern und Hostelbesitzers besuchen werde. Zu guter Letzt ist meine beste Erfahrung immer noch, dass ich mich auf Suomenlinna entschieden habe, meine Freundin zu heiraten und ihr dann auch bei einem Überraschungsbesuch im Oktober einen Antrag gemacht habe. Das und viele weitere gute Erinnerungen werde ich für immer mit Finnland und meinem Semester in Helsinki verbinden. Abbildung 3: Lappland im November SEITE 4 5
5 LINKSAMMLUNG Wohnen HOAS Wohnungen (privat) Helsinki und Universität Fakultät Sowi Orientation Course ESN Helsinki: Weboodi Stadt Helsinki ÖPNV Ausflüge Eckerö Line Fernbusse und züge Timetravel store=english Hostel bei Rovaniemi (Lappland) SEITE 5 5
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