Umsetzung der Anlagestrategie Kunst oder Handwerk?

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1 Umsetzung der Anlagestrategie Kunst oder Handwerk? Prof. Dr. Martin Janssen, ECOFIN und Universität Zürich

2 Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie Immanuel Kant ( ) 2 / 40

3 : Überblick Fakten zu Aktien und Obligationen in der Schweiz (4) Bestimmung der Anlagestrategie (10) Umsetzung der Anlagestrategie (16) Zusammenfassung (1) 3 / 40

4 Entwicklung Preisindex CH («Inflation») Quellen: Bundesamt für Statistik, eigene Berechnungen % p.a. 4 / 40

5 Obligationenindex CH: nominelle Betrachtung % p.a % p.a. Quellen: Bundesamt für Statistik, Picet & Cie, eigene Berechnungen 5 / 40

6 Aktien- und Obligationenindizes CH: nominelle Betrachtung, % p.a % p.a Aktienindex Obligationenindex Preisindex Quellen: Bundesamt für Statistik, Picet & Cie, eigene Berechnungen % p.a. 6 / 40

7 Aktien- und Obligationenindizes CH: reale Betrachtung, %p.a % p.a Aktienindex Obligationenindex 7 / 40

8 : Überblick Fakten zu Aktien und Obligationen in der Schweiz Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Zusammenfassung 8 / 40

9 Die Anlagestrategie Die Anlagestrategie zeigt, wie das Vermögen in «Aktien», «Obligationen», «Immobilien», «Alternative Anlagen» (Rohstoffe, Private Equity etc.) angelegt ist Hinter diesen «Anlageklassen» stehen «Risikotreiber», welche auch die Finanzziele beeinflussen Wie bestimmt man die Anlagestrategie Aus der Sicht einer reinen Vermögensentwicklung Aus der Sicht konkreter Finanzziele? 9 / 40

10 Anlagestrategie aus Sicht Vermögensentwicklung: {0% A 100% O} CHF 1.71 Mio. r: 0.8% p.a. Risiko: 0.0% p.a. 10 / 40

11 Anlagestrategie aus Sicht Vermögensentwicklung: {33.3% A 66.7% O} CHF 2.4 Mio. r: 2.7% p.a. Risiko: 4.7% p.a. 11 / 40

12 Anlagestrategie aus Sicht Vermögensentwicklung: {66.7% A 33.3% O} CHF 3.1 Mio. r: 4.5% p.a. Risiko: 9.2% p.a. 12 / 40

13 Anlagestrategie aus Sicht Vermögensentwicklung: {100.0% A 0.0% O} CHF 4.0 Mio. r: 6.4% p.a. Risiko: 13.5% p.a. 13 / 40

14 Anlagestrategie aus Sicht Vermögensentwicklung: Überblick 1. {0% A 100% O} CHF 1.7 Mio. r: 0.8% p.a. Risiko: 0.0% p.a. 100% : 1.7 Mio. 1.7 Mio. 2. {33% A 67% O} CHF 2.4 Mio. r: 2.7% p.a. Risiko: 4.7% p.a. 67% : 2.3 Mio. 2.5 Mio. 3. {67% A 33% O) CHF 3.1 Mio. r: 4.5% p.a. Risiko: 9.2% p.a. 67% : 2.8 Mio. 3.4 Mio. 4. {100% A 0% O} CHF 4.0 Mio. r: 6.4% p.a. Risiko: 13.5% p.a. 67% : 3.5 Mio. 4.5 Mio. 14 / 40

15 Anlagestrategie aus Sicht eines breiteren Risikoverständnisses Die Bestimmung der Anlagestrategie allein aus Sicht Vermögensentwicklung wird dem Problem nicht gerecht Es gibt keine risikolose Anlage, mit der ein gegebenes Ziel sicher erreicht werden kann Es gibt viele «Risikotreiber» (= «Risikoquellen») Preisrisiken (z.b. Börsencrash) Konkursrisiken Inflationsrisiken Zinsänderungsrisiken (Kapitalverlust bei Zinsanstieg) Wechselkursrisiken Katastrophenrisiken Politische Risiken (z.b. Kapitalschnitt bei Staatspapieren). 15 / 40

16 Umsetzung der Anlagestrategie Kunst oder Handwerk? Anlagestrategie aus Sicht Finanzziele: Risikotreiber Anlagemöglichkeiten Finanzielle Ziele Welt der «Risikotreiber» Kapitalerhalt 16 / 40

17 Anlagestrategie aus Sicht Finanzziele: Vorgehen «Risikotreiber» 1 2 Finanzielle Ziele «Anlageklassen»: Aktien Welt, Obligationen EUR, Immobilienfonds, Private Equity EMMA 3 Kombination passender Anlageklassen Anlagestrategie 17 / 40

18 Anlagestrategie aus Sicht «Haus in der Toskana» Einfluss der «Risikotreiber» aus Sicht eines Schweizer Anlegers auf Preisentwicklung von Wohnimmobilien in der Toskana in EUR Unerwartete Wechselkursänderungen CHF / EUR Lösungsidee für die Anlagestrategie ¾ EUR-Immobilienfonds (Wohnimmobilien, Schwergewicht Toskana) ¼ EUR-Obligationen Resultat ist abhängig Von den Eigenschaften der «Risikotreiber», die den Hauspreis in der Toskana, den Wechselkurs, die Inflation in Italien etc. beeinflussen Von subjektiven und objektiven Eigenschaften des Anlegers. 18 / 40

19 : Überblick Fakten zu Aktien und Obligationen in der Schweiz Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Regeln für Umschichtungen im Portfolio Erfolgskontrolle Zusammenfassung 19 / 40

20 Umsetzung der Anlagestrategie: Caveat 20 / 40

21 Umsetzung der Anlagestrategie: Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg (1) Ziel «Vermögensentwicklung» Vergleichsmassstab für den Anlageerfolg des eigenen Portfolios ist ein gewichtetes Mass aus «Aktien-Index» und «Obligationen-Index», z.b. 40% Aktien und 60% Obligationen à Beispiel. 21 / 40

22 Umsetzung der Anlagestrategie: Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg (2) 22 / 40

23 Umsetzung der Anlagestrategie: Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg (3) Ziel «Haus in der Toskana» Vergleichsmassstab für den Anlageerfolg ist die Differenz aus Portfoliowert und aktuellem Hauspreis Anlageerfolg Hoch: Haus kann mit unverändertem Risiko finanziert werden Tief: Haus kann nur mit mehr Risiko oder überhaupt nicht finanziert werden. 23 / 40

24 : Überblick Fakten zu Aktien und Obligationen in der Schweiz Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Regeln für Umschichtungen im Portfolio Erfolgskontrolle Zusammenfassung 24 / 40

25 Umsetzung der Anlagestrategie (1) Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Eigenschaften der aus strategischen Gründen gewählten Anlageklassen nicht zerstören Kunden-, Bank- und Regulations-spezifische Restriktionen einhalten Kostengünstige Umsetzung Zwei Aufgabenstellungen Welche Titel soll man kaufen (Selektion)? Wann soll man kaufen (Timing)? 25 / 40

26 Umsetzung der Anlagestrategie (2) Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Selektion und Timing Wüsste man zuverlässig, in welchem Augenblick welche Titel gekauft resp. verkauft werden müssen, könnte man innert kurzer Zeit unendlich reich werden Drei Irrtümer Es gibt Personen, die Zinsen, Wechselkurse, Aktien oder Commodities systematisch korrekt prognostizieren können Man findet heute jene Personen, die in zwei, drei, vier Jahren eine deutlich bessere Performance als der Markt erreicht haben werden (Achtung «Telefonbucheffekt») Diese besondere Person ist bereit, ihnen einen Teil der erzielten Mehrperformance zu schenken. 26 / 40

27 Umsetzung der Anlagestrategie (3) «Overconfidence» im Anlageverhalten Besser-als-der Durchschnitt-Effekt Übertriebener Optimismus Kontroll- Illusionen 93% von befragten CH PKs sind überzeugt, dass sie den Renditeschnitt der CH PKs erreichen / übertreffen werden. Quelle: C. Gort: Behavioral Finance and Swiss Pension Plans, Dissertation (2007), S / 40

28 Umsetzung der Anlagestrategie (4) Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Man kann davon ausgehen, dass Ihre Bank diese Aufgabe ebenso gut erfüllt wie eine Bank, die mehr Werbung macht Wichtig sind Diversifikationsaspekte und Kosten Was wirklich zählt, ist eine gute Strategie; dafür hat man seine Bank und seinen Berater. 28 / 40

29 : Überblick Fakten zu Aktien und Obligationen in der Schweiz Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Kundenspezifischer Massstab für den Anlageerfolg Auffüllen der Anlageklassen mit Titeln Regeln für Umschichtungen im Portfolio Erfolgskontrolle Zusammenfassung 29 / 40

30 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (1) Gründe für Umschichtungen im Portfolio, beispielsweise Die Ziele haben sich geändert Kein Haus mehr in der Toskana Ferienwohnung in Graubünden Man stellt fest, dass die Anlagen das Verhalten des Finanzziels nicht gut abbilden Häuser in der Toskana werden in CHF teurer EUR-Obligationen und EUR-Immobilienindexpreise verändern sich nicht entsprechend Die Kurse der Anlagen haben sich stark verändert Wie soll auf veränderte Kurse der Anlagen reagiert werden? 30 / 40

31 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (2) Beispiel Optimale Strategie: 50% Aktien, 50% Obligationen CHF 1 Mio. à CHF Aktien, CHF Oblis Nach einem halben Jahr stellt man fest, dass die Aktienkurs um 40% gestiegen, die Obligationenkurse gleich geblieben sind Portfolio nach dem Kursanstieg Aktien: CHF à CHF Obligationen: CHF à CHF Anteil Aktien: / = 58.3% Anteil Obligationen: / = 41.7% Diese Strategie ist nicht optimal Wie soll man reagieren? 31 / 40

32 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (3) Es braucht Regeln, wie man mit solchen Situationen umgeht, z.b. «Kaufen und Halten»: Die Strategie ist kostengünstig, im Zeitverlauf aber nicht optimal, weil es grosse Schwankungen gibt Tägliches Umschichten: Die Strategie ist im Zeitverlauf optimal, aber nicht kostengünstig Es werden Bandbreiten und Interventionsintervalle gesetzt, bei deren Verletzung man aktiv wird. 32 / 40

33 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (4) Regel 1 Bandbreite: ± 5% (45% 55% relative Anteile) Wenn die Bandbreiten am Monatsende verletzt sind, werden die relativen Anteile auf die Bandbreiten gesetzt Ende Monat: 58.3% 41.7% Ab neuem Monat: 55% 45% Regel 2 Bandbreite: ± 5% (45% 55% relative Anteile) Wenn die Bandbreiten am Quartalsende verletzt sind, werden die relativen Anteile auf die Strategie gesetzt Ende Quartal: 58.3% 41.7% Ab neuem Quartal: 50% 50% Regel 3 Bandbreiten werden asymmetrisch gesetzt, d.h. bei Aktien nach oben grösser als nach unten. 33 / 40

34 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (5) Weil die Aktienbörsen zwar völlig zufällig schwanken, aber einen Trend nach oben haben, lohnt es sich, einen steigenden Trend eine gewisse Zeit mitzumachen Strategie ist dann nicht jederzeit optimal Portfolio profitiert aber vom Trend Kosten sind tiefer, als wenn oft umgeschichtet wird Viele Untersuchungen, welche Regel für welche Kundensituation optimal ist Keine generelle Regel Wenn man nichts weiss: Quartalsregel mit asymmetrischen Bandbreiten. 34 / 40

35 Umsetzung der Anlagestrategie: Umschichtungen im Portfolio (6) Das Portfolio soll nicht umgeschichtet werden, nur weil man glaubt, dass man die Entwicklung der Märkte dieses Mal richtig prognostizieren könne. 35 / 40

36 : Überblick Was ist Erfolg beim Kapitalanlegen? Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Erfolgskontrolle Zusammenfassung 36 / 40

37 Erfolgskontrolle Massstab für den Anlageerfolg ist der Grad der Zielerreichung Ist bei der Verfolgung von Finanzzielen (z.b. Haus in der Toskana) relativ einfach Kann das geplante Haus in der Toskana, wie geplant, in vier (in drei, in zwei) Jahren erworben werden? Mit welchen Risiken ist der Kauf möglich? Ist der erwartete Weg der Kapitalentwicklung während der verbleibenden Jahre so, wie geplant? Falls in der Analyse Fehler gemacht wurden Soll das Portfolio auf andere «Risikotreiber» ausgerichtet, d.h. umgeschichtet, werden? Warum ist die Analyse dieses Mal besser? Erfolgskontrollen sollen laufend stattfinden, mindestens ein- bis zweimal pro Jahr. 37 / 40

38 : Überblick Was ist Erfolg beim Kapitalanlegen? Bestimmung der Anlagestrategie Umsetzung der Anlagestrategie Erfolgskontrolle Zusammenfassung 38 / 40

39 Zusammenfassung Herleitung und Umsetzung der Anlagestrategie ist eine wissenschaftliche Fragestellung Es geht um Systematik Zufälle sollen möglichst ausgeschlossen werden Dazu braucht es Anlagestrategie Identifikation realistischer finanzieller Ziele Realisierung der Ziele nach eigenen Risiko-Vorstellungen Expliziten Prozess, wie das Portfolio auf die Ziele ausgerichtet wird Intelligente Umsetzung der Anlagestrategie (Definition eines Massstab, Titelauswahl, Umschichtungen) Erfolgskontrolle Messung des Grads der Zielerreichung Gegebenenfalls eine Korrektur des Portfolios. 39 / 40

40 Danke für die Aufmerksamkeit! 40 / 40