Lernstörungen. Lernstörungen. Lese- Rechtschreibstörung Definition. Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten

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1 Lernstörungen Lernstörungen Abgrenzung Lernbehinderung: IQ Geistige Behinderung: IQ < 70 Leistungsabbau: z.b. bei organischen Psychosyndromen oder Psychosen Einteilung Spezifische Lernstörungen/Entwicklungsstörungen (LRS, en) Psychogene Lern- und Leistungsstörungen (Anpassungsstörungen, Schulverweigerung, Entwicklungskrisen, emotionale Störungen) Definition Klassifikation Schulische Lernstörungen werden als Störungen der kognitiven Informationsverarbeitung infolge verschiedenartiger neuropsychologischer Reifungsstörungen aufgefasst. Sie führen zu einem umschriebenen Schulversagen im Lesen, Schreiben und/oder Rechnen und können bei mangelhafter Bewältigung zu reaktiven emotionalen und Verhaltensstörungen sowie zu generellem Schulversagen führen. Definitionskriterium: Diskrepanz zwischen spezifischer Lernleistung und allgemeiner Intelligenz. Nicht durch erworbene Hirnschädigung oder Krankheit sowie durch mangelnde Beschulung bedingt. Lese- und Rechtschreibstörung Isolierte Rechtschreibstörung Kombinierte Störung Klinik und Diagnostik Häufige psychiatrische Komorbidität (Störung des Sozialverhaltens, emotionale Störungen, hyperkinetische Störungen). Interview mit Eltern, Lehrern und Kind, neuropsychologische Testdiagnostik, Verhaltensbeobachtung, Schulbeobachtung. Definition Erschwertes Erlernen des Lesens und ungewöhnlich viele Rechtschreibfehler bei ansonsten befriedigenden schulischen Leistungen und normaler bzw. überdurchschnittlicher Intelligenz Spezifische Entwicklungsstörung (Teilleistungsschwäche) mit nicht regelhafter Kompensation Ausdruck eines neuropsychologischen Defizits Abgrenzung gegenüber Verzögerung im Erlernen des Lesens und Schreibens (Rückstand; reading backwardness) Operationalisierung: signifikante Differenz zwischen Intelligenz und Lese-Rechtschreibfertigkeiten Häufigkeit: bis zu 7 % der Kinder; m:w = 3-4:1

2 Lesestörung Rechtschreibstörung niedrige Lesegeschwindigkeit Buchstabenverwechslung und -inversion (b-d, p-q) falsche Wiedergabe von Worten bzw. Wortteilen: Auslassen, Ersetzen, Verdrehen, Hinzufügen verzögerter Start oder Zeilenverlust beim Vorlesen Reihenfolgefehler der Buchstaben im Wort Auslassungen oder Einfügungen von Buchstaben oder Wortteilen Wort- und Buchstabenvertauschen Leseverständnisstörung Regelfehler (falsche Dehnung oder Gross- und Kleinschreibung) Wahrnehmungsfehler (Konsonantenverwechslung, z.b. d-t) Neuropsychologische Defizite Sprachlich-linguistische Funktionen (Störung der akustischen Diskrimination und Identifikation von Phonemen, der Lautverbindung, des Wortschatzes, der grammatikalischsyntaktischen Struktur der Sprache) Speicherfunktionen (Probleme der Codierung des Gedächtnismaterials, des raschen Abrufens von Informationen, der Anwendung von Gedächtnisstrategien) Visuell-räumliche Wahrnehmung (Störung des visuell-räumlichen Orientierungsvermögens) Subtypen neuropsychologischer Funktionsdefizite Komorbidität Störung der phonologischen Informationsverarbeitung Störung der seriellen Informationsverarbeitung Störung der visuell-räumlichen Informationsverarbeitung Störungen des Sozialverhaltens Hyperkinetische Störung Andere umschriebene Entwicklungsstörungen

3 Multifaktoriell Ätiologie - neuroanatomische Abweichungen - genetisch (Chromosom 6 und 15) - psychosozial (??) Therapie Spezifisches LRS-Training Schulpädagogische Massnahmen (Förderkurse, leichtere Übungen, Notenbefreiung, Aufschiebung der Versetzung etc.) Verbesserung der Motivation, Abbau der Schulunlust - Kindzentriert - Elternzentriert - Lehrerzentriert Psychotherapie der Sekundärstörungen Therapie und Verlauf Häufigkeit Information und Beratung von Eltern und Lehrern Spezifische sonderpädagogische Übungsbehandlungen Therapie komorbider Störungen 4 6 % Eher mehr Mädchen als Knaben Die Prognose gilt insbesondere wegen der im Langzeitverlauf zunehmenden psychiatrischen Komorbidität als ungünstig. Subtypen neuropsychologischer Funktionsdefizite Störungen der Zahlensemantik, Zahlenraumvorstellung, Konzeptbildung und visuell räumlicher Funktionen Störungen der phonologisch sprachlichen Zahlenverarbeitung Störungen der Verarbeitung arabischer Zahlen Depression, Angst Hyperkinetische Störungen Komorbidität Andere umschriebene Entwicklungsstörungen Gerstmann-Syndrom

4 Ätiologie Therapie und Verlauf Multifaktoriell - neuropsychologische Defizite - genetisch (familiäre Häufung) Information und Beratung von Eltern und Lehrern Spezifische sonderpädagogische Übungsbehandlungen Therapie der komorbiden Störungen Der Verlauf ist bisher weniger gut untersucht, gilt aber ebenfalls als eher ungünstig sowohl hinsichtlich der Fertigkeitsentwicklung als auch hinsichtlich der psychiatrischen Komorbidität. Klinik und Diagnostik Klinische Syndrome Anpassungsstörungen Schulangst Schulphobie Entwicklungskrisen der Adoleszenz emotionale bzw. gemischt emotional-dissoziale Störungen Intrafamiliäre Bedingungsfaktoren Störungen des elterlichen Verhaltens Störungen der intrafamiliären Kommunikation und Identifikation Störungen der Einstellung gegenüber Erziehung und Schule Intrafamiliäre Bedingungsfaktoren Störungen des elterlichen Verhaltens (mangelnde Zuwendung und Vernachlässigung/Deprivation, übermässige Behütung, übermässige Betonung der Leistung) Störung der intrafamiliären Kommunikation und Identifikation (Gefühlsarmut, Familienmythen) Störungen der Einstellung gegenüber Erziehung und Schule (mangelndes Interesse, Absorption durch Beruf und Karriere, Distanz und Widerstand gegenüber Lehrern) Therapie Psycho- und Verhaltenstherapie Familientherapie Empfohlene Literatur

5 Lernstörungen Literatur