Betriebsnachfolge richtig planen Wie viel ist mein Hostel wert?

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1 Betriebsnachfolge richtig planen Wie viel ist mein Hostel wert? Hosteltreffen 2015 Münster, den 14. November 2015 Heide Köhler Dipl. Betriebswirtin (FH) Beraterin und Sachverständige für das Hotel- und Gaststättengewerbe Mittelstr. 17, Coesfeld, Tel / Koehler@Hoga-Betriebsberatung.de

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3 Inhalt: 3

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5 Unternehmensnachfolge ist eine Ein-Mal- Entscheidung ohne Erfahrungskurve. Eine Korrektur ist möglich, aber mit Kollateralschäden verbunden. 5

6 Standort Markt Wettbewerb Emotionale und psychologische Aspekte Unternehmens - Nachfolge Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit Steuern & Recht Finanzierung 6

7 1.) Unternehmensnachfolge: familienintern - gesetzliche Erbfolge, gewillkürte Erbfolge (Testament) - vorweggenommene Erbfolge, Schenkung zu Lebzeiten - Schenkungs- und Erbschaftssteuer sind identisch! - Steuergegenstand ist unentgeltliches Vermögen. - Zum Vermögen gehören alle Rechte und Pflichten. - Bewertung des Vermögens nach den Vorschriften des Bewertungsgesetzes bzw. des Erbschaftssteuergesetzes - Erbschaftssteuerreform 7

8 2.) Unternehmensnachfolge: extern Verkauf - Share-Deal / Kauf von Unternehmensbeteiligungen (Kapitalgesellschaften) - Asset-Deal / Kauf von Wirtschaftsgütern (Gewerbeimmobilie und Grundstück) Vermietung bzw. Verpachtung Wermöchte wasweshalbund wiean wenübergeben? 8

9 - Nachfolge = Fortführung als Beherbergungsbetrieb = Übernahme (intern/extern) - Betriebsaufgabe, z.b. mangels Nachfolger (steuerliche Auswirkungen prüfen) - Insolvenz (hat Verwertung zur Folge) - Nachnutzung / alternative Nutzungsmöglichkeiten? (z.b. Wohnungen, Büros) - Abriss (Grundstückswert) Quelle: Allgemeine Zeitung,

10 Wertbegriffe Ertragswert Firmenwert Inventarwert Verkehrswert Substanzwert Beleihungswert Buchwert Versicherungswert Liquidationswert 10

11 Ertragswert Substanzwert Liquidationswert - Barwert der künftigen Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben. - Zukunftserfolgswert! - Bei der Wertermittlung wird darauf abgestellt, welche künftigen wirtschaftlichen Erfolge mit dem Unternehmen im Laufe seiner Existenz noch erwirtschaftet werden können. - Substanzwert = Sachwert = Reproduktionswert - Going-Concern-Prämisse - Wert, der aufzuwenden ist, um in Unternehmen mit identischer/n Leistungsfähigkeit/ Kapazitäten nachzubauen - Anlage- und Umlaufvermögen eine Unternehmens ( Substanz ) - Keine eigenständige Bedeutung bei der Ermittlung des Unternehmenswerts - Wert, der bei der Veräußerung unter Zerschlagungsgesichtspunkten nach Abzug der Verbindlichkeiten und der Liquidationskosten verbleibt. - Worst Case Szenario - Ist der Liquidationswert eines Unternehmens höher als der Barwert der finanziellen Überschüsse bei Fortführung des Unternehmens, bildet grundsätzlich der Liquidationswert die Wertuntergrenze bei der Unternehmensbewertung. (Vgl. IDW S 1 i. d. F. 2008, Tz. 141) 11

12 Ertragswertverfahren: Vergangenheitsanalyse (JA / G+V etc.) Prognose / Ergebnisvorschau objektiviert Kapitalisierung des nachhaltig erzielbaren Nettocashflows Es fließen ein: Stichtagsprinzip wirtschaftliche Restnutzungsdauer Zinssatz, Risikoaufschlag (Marktrisikoprämie) Kalkulatorischer Unternehmerlohn bei Einzelunternehmen Für die Bewertung von Unternehmen ist in Deutschland der IDW-Standard Grundsätze zur Durchführung von Unternehmensbewertungen anerkannt. Die Ausführungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) legen den Rahmen für die Unternehmensbewertung fest. 12

13 HK2 Phasen der Hotelimmobilienbewertung Hotelstandort Hotelmarkt Mitbewerber Hotelobjekt / Produkt Schätzung Investitionsbedarf Konzeption / Vertrag / Betreiber Wirtschaftlichkeit Bewertung Aus: Hotelmarkt Deutschland 2015 (IHA), S. 313, Quelle: Christie + Co. 13

14 Je attraktiver das Unternehmen, desto höher der Unternehmenswert! Unternehmensattraktivität wird erreicht durch: Positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung Marktperspektiven und entsprechende Marktanteile Wettbewerbsvorteile durch Alleinstellungsmerkmale Kundenorientierung Starkes Management, personelles Know-how Betriebliche und technische Leistungsfähigkeit 14

15 Markt und Wettbewerb ok nicht ok klären unwichtig Notizen Betreibt das Unternehmen ein systematisches Marketing? Welche Umsätze werden realisiert? Sind das Konzept und das Angebot wettbewerbsfähig? Wie groß ist das Einzugsgebiet? Welche konjunkturellen Entwicklungen werden für die Branche bzw. die Betriebsart erwartet? Verliert das Unternehmen nach der Übernahme Kunden? Können neue Kunden gewonnen werden? xy Welche Mitbewerber gibt es jetzt und künftig? Welche Stärken hat das Unternehmen im Vergleich zu den Mitbewerbern? Welche Schwächen hat es im Vergleich? Welche Kundenbedürfnisse befriedigt es besser als der Wettbewerb? 15

16 Ermittlung des Investitionsbedarfs kurzfristig langfristig Kostenschätzung unwichtig Notizen Zimmer und Bäder / Sanitäranlagen Sonstige Gastbereiche Haustechnik Büro, EDV, Software, Kassensystem, Hotelprogramm, Homepage Brandschutzauflagen Allgemeine Renovierungen Dach & Fach / Immobilie Energieeffizienz? Betriebserweiterung? 16

17 Nachfolgesicherung und Kreditvergabe stehen in engem Zusammenhang! Wer sich rechtzeitig um eine Nachfolgelösung kümmert, wird auch weiterhin Kredite erhalten. Die Kapitaldienstfähigkeit muss (auch nach der Übergabe) langfristig gewährleistet sein. Planungen, insbesondere Umsatzprognosen, müssen realistisch sein! (Businessplan) 17

18 Subjektive Vorstellung des Übernehmers vom Wert des Betriebes Objektivierter Unternehmenswert durch neutralen Experten / Gutachter festgestellt Marktpreis als Verhandlungsergebnis zwischen Übernehmer und Übergeber Subjektive Vorstellung des Übergebers vom Wert seines Betriebes 18

19 Der Betrieb ist mein Lebenswerk und meine Altersversorgung! 19

20 Wertbestimmende Faktoren aus Sicht des Übergebers: Höhe der Verbindlichkeiten (Bankkredite) Altersversorgung (Versorgungslücke) getätigte Investitionen (substanzorientiert) zu erwartende Steuern Lebensstil 20

21 Beispiel: Fragestellung: W z Ü U? Bedarf nach Betriebsübergabe mtl. p.a. Wohnen / Miete, Energiekosten, KV, Versicherungen, Kfz, Verpflegung, Haushalt, Hobby/Freizeit, Betreuung, Sonstiges Einkünfte nach Betriebsübergabe Gesetzliche Rente Private Altersversorgung / Lebensversicherungen Zinserträge, Mieteinnahmen Sonstige Einnahmen Lücke z. B. Dauernde Last, Leibrente, Miete / Pacht o. ä., evtl. Wohnrecht 21

22 Relevante Faktoren aus Sicht des Übernehmers: Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens Umsatzentwicklung, Gewinnerwartung etc. Ausstattung, Inventarisierung Investitionsstau bzw. Investitionsbedarf Erweiterungsoptionen (Baugenehmigung) Finanzierung / Kapitaldienstfähigkeit 22

23 Verhandlungsspielraum Preisuntergrenze des Verkäufers = Minimaler Verkaufspreis (unterer Grenzpreis) Alternativen: Weiterführung, Betriebsaufgabe Kaufpreis Preisobergrenze des Käufers = Maximaler Kaufpreis (oberer Grenzpreis) Alternativen: Errichtung oder Suche eines vergleichbaren Unternehmens 23

24 Bei Verkauf an externen Übernehmer Hauptaufgabe: Finanzierung (Kaufpreis, Nebenkosten wie Grunderwerbssteuer und ggf. Investitionen) Eigenkapitalausstattung Bankenfinanzierung (Beleihungswert!) Förderprogramme (KfW) Verrentung des Kaufpreises (z. B. bei Unternehmen in Krisensituationen) Übernahmekonzept / Businessplan erforderlich 24

25 Häufige Kritikpunkte: Nachfolgeplanung Späte, unzureichende Vorbereitung Zu einseitige Betrachtung, fehlende Objektivität Unterschätzung der Komplexität des Themas Angst vor Steuern und (Transaktions-) Kosten Nicht Loslassen können des Übergebers Unzureichender Wissenstransfer 25

26 IHK, WFG, DEHOGA Unternehmensberater Sachverständige Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Bankberater Coach, Mediator 26

27 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Heide Köhler Dipl. Betriebswirtin (FH) Beraterin und Sachverständige für Gaststätten und Hotelbetriebe Mittelstr. 17, Coesfeld Tel / Koehler@Hoga-Betriebsberatung.de 27