Baden- Württemberg- STIPENDIUM. Erfahrungsbericht. Heimathochschule: Universität Hohenheim Wirtschaftswissenschaften 6. Semester

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1 Baden- Württemberg- STIPENDIUM Erfahrungsbericht Heimathochschule: Universität Hohenheim Wirtschaftswissenschaften 6. Semester Gasthochschule: Universität Stellenbosch, Südafrika Von bis Ziel des Aufenthalts: Auslandsstudium Kontaktdaten Hiermit stimme ich der Veröffentlichung dieses Berichtes auf der Internetseite des Baden- Württemberg- STIPENDIUMS zu. Stellenbosch,

2 1. Vorbereitung des Aufenthalts 1.1. Flug Als ich im Mai 2008 von dem akademischen Auslandsamt meiner Universität erfahren habe, dass ich das Baden- Württemberg- Stipendium, das an ein Semester an der Universität Stellenbosch in Südafrika gekoppelt war, bekomme, buchte ich sofort meinen Flug nach Kapstadt, um von den günstigen Frühbucherpreisen profitieren zu können Intensiver Afrikaans Kurs Aufgrund der Tatsache, dass alle Bachelor Kurse nur auf Afrikaans angeboten werden und auch die meisten Bewohner Stellenboschs Afrikaans sprechen sind, bietet die Universität Stellenbosch für internationale Studenten einen Intensive Afrikaans Course for Beginners für ca. 2 Wochen an. Der Kurs ist sehr empfehlenswert. Zum einen, weil man in Stellenbosch nur auf Afrikaans angesprochen wird und zum anderen, ist das eine sehr gute Möglichkeit andere Studenten kennenzulernen. Die Sprache ist sehr einfach strukturiert und vor allem für Deutsche einfach zu lernen und zu verstehen. Da der Kurs nur für Personen angeboten wird, sollte man sich frühzeitig um die Anmeldung kümmern. Die Kosten für den Kurs betragen R1750. (1 = R11) 1.3. Administratives Auch für Südafrika ist ein Studentenvisum von Nöten. Dabei werden viele Dokumente verlangt, um die man sich rechtzeitig kümmern sollte. Dazu gehören das polizeiliche Führungszeugnis, ein medizinisches Attest und ein Röntgenbericht. Die Bearbeitung des Visums hat bei mir nur zwei Wochen gedauert, kann aber bis zu einem Monat dauern und deswegen wird empfohlen, das Visum so früh wie möglich zu beantragen. In den meisten Ländern hat man nach Ablauf des Visums noch 90 Tage Aufenthaltserlaubnis. Dies ist hier in Südafrika nicht der Fall. Manche Studenten mussten wegen 2 Wochen ihr Visum verlängern oder ein Touristenvisum beantragen, wobei beide Visa nochmals je 450 Rand (ca. 40 ) kosten Wohnung Die Universität Hohenheim hat bezüglich Studentenwohnheime keinen Vertrag mit der Universität Stellenbosch und deswegen war es für mich nicht möglich ein Zimmer im Studentenwohnheim zu bekommen. Jedoch hat mir das International Office der Universität Stellenbosch bei der privaten Wohnungssuche geholfen, in dem sie mir Kontaktdaten zuschickten. Im Nachhinein bin ich sehr froh nicht im Studentenwohnheim ein Zimmer bekommen zu haben, da das Wohnheim für internationale Studenten ca. 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt liegt und man nachts unmöglich alleine, vor allem als Frau, nach Hause laufen kann. Das liegt an der doch recht hohen Kriminalität, die man keinesfalls unterschätzen darf, obwohl es sich hier in Stellenbosch noch in Grenzen hält. Das Zimmer in der Wohngemeinschaft hat R17500 gekostet, was für südafrikanische Verhältnisse teuer ist.

3 2. Studium an der Universität Stellenbosch 2.1 Kosten In dem Exchange Program nicht enthalten, sind die University Academic Fees von R3990. Das ist dein Konto von dem Gebühren für die Benutzung von Internet, dem Kopierer, Kosten für nicht- studiumsrelevante Kurse, den Studentenausweis, Fitnessstudio und sonstige Gebühren abgezogen werden. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass man am Ende mehr als R3990 ausgegeben hat und man die Differenz nachzahlen muss. 2.2 Kurswahl Da ich mein sechstes Semester an der Universität Hohenheim schon abgeschlossen hatte, war es mir möglich Honour und Master Kurse zu besuchen, die auf Englisch angeboten wurden. Uns wurde gesagt, dass alle post- graduate Kurse auf Englisch unterrichtet werden. Das ist aber nicht der Fall. Es empfiehlt sich das International Office der Universität Stellenbosch zu kontaktieren und noch mal nachzuhaken in welcher Sprache die Kurse, die man besuchen möchte, angeboten werden. Generell wird empfohlen nur drei bis vier Kurse zu besuchen, dem ich auf jeden Fall zustimme. Man kann sich aber im Vorhinein für mehr Kurse anmelden, da man sich erst zwei Wochen nach Kursbeginn schlussendlich für die Kurse entscheiden muss. Ich habe vier Kurse besucht, Afrikaans for Beginners II, International Business, International Finance und International Trade. International Business ist ein sogenannter IPSU Kurs, der nur für Internationale Studenten angeboten wird und International Trade und Finance sind Mainstream Kurse. 2.3 Der Unterricht Der Unterrichtsstil hier in Südafrika ist sehr praktisch orientiert, was ich als sehr positiv empfand. Sehr informativ waren die wöchentlichen Seminare, bei denen Personen aus der Wirtschaft Vorträge hielten aber auch Professoren über ihre Forschungsarbeiten sprachen. Alle Kurse waren sehr arbeitsintensiv, da wöchentlich Hausaufgaben gemacht werden mussten, viele Essays geschrieben wurden und die Vor- und Nacharbeitung der Kurse viel Zeit in Anspruch nahm. Aber gerade dieser Unterrichtsstil zwingt die Studenten sich mit den Themen intensiv zu beschäftigen und der Lerneffekt war deswegen, vor allem für mich, größer als in Deutschland. Bevor ich nach Stellenbosch gekommen bin, hatte ich mich für 4 Kurse angemeldet, wurde aber von zwei nicht angenommen, da der Logistiklehrstuhl keine internationalen Studenten akzeptiert. Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass der Unterrichtsstil sehr locker ist, dass aber von den Studenten verlangt wird, dass sie optimal vorbereitet sind und sie aktiv am Unterricht teilnehmen. Außerdem war es kein Problem jederzeit bei den Professoren vorbeizuschauen und Fragen zu stellen. 2.4 Verpflegung Das Langenhoven Student Centre, besser bekannt als Neelsie, ist das Zentrum der Universität. Im Erdgeschoss findet man Apotheken, Buchläden, Cafés, Banken, Reisebüros und vieles mehr. Im Untergeschoss ist der sogenannte Food- Court. Von afrikanischen und asiatischen Spezialitäten bis zum Döner Kebab findet man hier alles was das Herz begehrt. Die Preise sind hier definitiv im Rahmen.

4 3. Stellenbosch Die Region um Stellenbosch ist ein wichtiges Weinanbaugebiet des Landes und die Stadt selbst ist eine kleine aber wunderschöne Studentenstadt mit ca Einwohnern. Stellenbosch ist die zweitälteste Stadt Südafrikas und wurde 1679 von Simon van der Stel als europäische Siedlung gegründet, was man heute noch an dem Baustil der meisten Häuser erkennen kann. Stellenbosch und die Umgebung ist ein Paradies für Weinliebhaber und die heitere Atmosphäre der Stadt, zu der auch die Studenten beitragen, macht das Leben hier sehr angenehm und einfach. Unweit von Kapstadt und den Stränden der Süd- und Westküste (Atlantischer Ozean) entfernt macht die Lage der Stadt noch attraktiver. Wie schon oben erwähnt, hat Südafrika wegen der sehr hohen Kriminalitätsrate einen negativen Beigeschmack. Mir persönlich ist in den sechs Monaten überhaupt nichts passiert. Ich habe mich kein einziges Mal unwohl oder bedroht gefühlt, was natürlich auch daran liegt, dass ich wusste wo ich wann alleine hingehen kann. Ich habe aber von anderen Studenten gehört, die ausgeraubt, vergewaltigt oder getötet wurden. Man muss sich einfach vergegenwärtigen, dass es hier Menschen gibt, die von ein paar Rand leben müssen und keine regelmäßigen Mahlzeiten haben und die für Geld auch töten würden. Chancen einen solchen Zwischenfall zu überleben sind groß, wenn man ohne Diskussion das macht was von einem verlangt wird. Aufgrund der Tatsache, dass hier sehr viele Südafrikaner unterhalb der Armutsgrenze leben, gibt es hier sehr viele Bettler, die aber harmlos sind. Was mir hier sehr negativ aufgefallen ist, ist dass viele Leute, und vor allem auch junge Menschen Rassisten sind. Während in anderen Ländern zwischen schwarz und weiß unterschieden wird, gibt es hier Weiße, Coloured und Schwarze. Um wieder zu den positiven Seiten Südafrikas zu kommen, die Produkte hier sind vergleichsweise mit Deutschland sehr günstig und fast ausnahmslos alle Südafrikaner sind überaus freundlich und hilfsbereit. Leider ist das Wort Schnelligkeit hier nicht bekannt und die Kosten für Internet und Telefon/ Handy sind sehr hoch. Gewöhnungsbedürftig ist am Anfang der Linksverkehr. 4. Praktische Tipps Verfügt man über ein Postbank- Spar Konto, kann man 10-mal im Jahr kostenlos Geld vom deutschen Konto abheben. Immer nur an Bankautomaten Geld abheben, die am Gebäude einer Bank befestigt sind. Automaten an anderen Orten sind manchmal manipuliert. Ich habe bei dem ISOS (International Student Organisation Stellenbosch)- Kayamandi Projekt teilgenommen. Ziel des Projektes ist Kinder der 7. Klasse der Ikaya Primary School in Kayamandi (Township in Stellenbosch) Nachmittags zu beschäftigen, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen und ihnen die Möglichkeit zu geben ihr Englisch zu verbessern. Auf diese Weise sieht man unter welchen Umständen die Personen in Townships leben, lernt viele tolle Leute kennen und lernt zu schätzen wie gut es einem in Deutschland geht. Die Anwesenheit bei den Vorlesungen ist obligatorisch, vor allem bei Kursen die nur für International Studenten angeboten werden. Deswegen ist es schwierig während dem Semester zu reisen. Man sollte sich deswegen nach dem Semester noch Zeit nehmen das Land zu erkunden, das so wahnsinnig viel zu bieten hat. Bei manchen Autovermietungen braucht man einen Internationalen Führerschein

5 5. Persönliche Wertung Ich kann nur jedem empfehlen, ein Semester im Ausland zu studieren. Man macht so viele Erfahrungen, die einen prägen, lernt tolle Menschen kennen und lernt auch etwas über sich selbst. Ich habe die Zeit hier so genossen, dass ich meinen Aufenthalt in Südafrika sogar verlängert habe und noch ein drei- monatiges Praktikum in Johannesburg machen werde.