54 schweizer illustrierte

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1 porträt hotel des jahres Brigitte Bardot, Richard Wagner und Kaiserin Sissi liessen sich im Zürcher grandhotel verwöhnen. Jetzt krönen GaultMillau Schweiz und die Uhrenmanufaktur Carl F. Bucherer das Baur au Lac zum Hotel des Jahres Bewegende 54 schweizer illustrierte

2 Momente Ein Küchenstar bringt es auf den Punkt Laurent Eperon(«Pavillon», r.) wird mit 17 GaultMillau-Punkten belohnt. Insgesamt stehen im Zürcher Traditionshaus Baur au Lac 33 Köche am Herd.

3 hotel des jahres «Der Spagat zwischen Tradition, Erneuerung und dem beson deren Baur au Lac -Spirit ist uns gelungen» Direktor Michel Rey Magische Momente Sommernachtstraum im Restaurant Rive Gauche Terrasse unter dem 168-jährigen Mammutbaum. Text Caroline Micaela Hauger Fotos Kurt Reichenbach Jeder kennt die drei Fahnen auf dem Dach des «Baur au Lac». Imposant ist der Blick von hier oben auf Zürich, die Seepromenade und den hoteleigenen Park. Der Redwood-Mammutbaum im Garten gehört zum Inventar. Er wurde 1844 vom Besitzer und gelernten Bäckergesellen Johannes Baur gepflanzt und ist sechs Monate älter als das Grandhotel. Das Symbol eidgenössischer Souveränität feiert dieses Jahr seinen 168. Geburtstag. Und wird diese Woche von GaultMillau Schweiz und Carl F. Bucherer mit dem Titel «Hotel des Jahres 2012» belohnt. Seit bald 170 Jahren ist die Adresse im Herzen von Zürich Gastgeber- Weltspitze. Alfred Hitchcock, Sir Peter Küchenstars Der Waadtländer «Pavillon»- Chef Laurent Eperon (l.) und Sous-Chef Flavien Jauquier bei einer Fischkreation mit Zwyer Caviar. 56 schweizer illustrierte

4 Klasse verpflichtet Direktor Michel Rey und seine Gattin Viviane in der Hotel einfahrt. Chef- Voiturier Hans Stricker poliert den Rolls-Royce Phantom auf Hochglanz. Ustinov, Sophia Loren, Richard Gere und Daniel Craig alias James Bond zählten schon zu den Stammgästen. Richard Wagner liess hier 1856 den ersten Akt seiner «Walküre» uraufführen. Freifrau Bertha von Suttner überzeugte 1892 in der Hotelhalle Alfred Nobel von der Idee, den Friedensnobelpreis zu lancieren. Und Walt Disney widmete dem Hotel nach einem Besuch sogar einen eigenen Comic. «Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben», sagt Direktor Michel Rey auf dem Balkon. «Nur etwas fehlt uns noch zum Glück: ein Dampfschiff.» Ein Boot auf dem Zürichsee hat das «Baur au Lac» (noch) nicht. Dafür eine Küche, die mit Vollgas den Ton angibt. Die Kreationen von Laurent Eperon, Küchenchef im Restaurant Pavillon, gehören zum Besten, was Zürich kulinarisch zu bieten hat. Der Waadtländer mit der schwarzen Hornbrille erhält von GaultMillau 17 Punkte. GM-Chef Urs Heller: «Er hantiert mit Kabeljau, Alaska-Krabben und Saint Pierre ebenso virtuos wie mit Wasabi, Wodka und Yuzu. Die Konzentration aufs Wesentliche, gepaart mit witzigen Elementen und dem Know-how der klassischen französischen Küche, bringt den Gast zum Schmunzeln und ins Schwärmen.» Zehn Männer und Frauen stehen mit Eperon am Herd. Der Umgangston in der topmodern ausgerüsteten Küche ist kameradschaftlich-rau. Gerade wegen des Zehnstundenjobs ist dem Küchenstar wichtig, dass auch Fröhlichkeit und Leichtigkeit nicht zu kurz kommen. Für das «Rive Gauche», das zweite ausgezeichnete Restaurant (13 GM-Punkte), zeichnet Olivier Rais verantwortlich. Die Terrasse des Zweitrestaurants ist ein In-Place. Wo sonst vergisst man, Minuten von Paradeplatz und Bellevue entfernt, die Hektik und kann man ungestört im Schatten eines Mammutbaums lunchen? Im «Baur au Lac» ist jeder willkommen, der nicht in Shorts und Badeschlappen erscheint. Hemmungen sind fehl am Platz, auch wenn das Erste, was man im Hof erblickt, der Rolls-Royce Phantom ist. Das Statussymbol der Extraklasse wird von Fahrern in massgeschneiderten Uniformen gehegt und gepflegt. Chef-Voiturier Hans Stricker gehört seit 37 Jahren zur «Baur au Lac»- Familie. Und Direktor Michel Rey seit 40 Jahren. Der Walliser stammt aus einer bekannten Hoteliersfamilie. Sein Vater Georges war der Grossneffe des legendären Schweizer Hotelkönigs César Ritz. Der Pionier, Sohn eines Hirten aus u schweizer illustrierte 57

5 HOTEL DES JAHRES Art in the Park Die Skulpturenausstellung (hier Werke von Igor Ustinov), die jeden Sommer im Garten des «Baur au Lac» stattfindet, ist ein Projekt von Andrea Krachts Frau Gigi. Kunst für alle Besitzer Andrea Kracht vor einem Werk von John Armleder im Restaurant Pavillon. u Niederwald VS, begann seine Karriere als Tellerwäscher in einer Dorfbeiz in Fiesch. «Zweimal machte ich als Bub bei der Familie Ritz Ferien. Es war fantastisch, den Geschichten zu lauschen», erinnert sich Rey. Die Leidenschaft und die Gastfreundschaft liegen in der Familie. Sein Vater Georges kam 1952 als Direktor ins «Baur au Lac» übernahmen Michel Rey, 66, und seine Gattin Viviane, 64, die Geschäfte. Das Paar hat sich auf dem Tennisplatz im Dolder kennengelernt. Heute schlägt Reys Herz nicht mehr für den gelben, sondern für den weissen Ball. Für sein Golf-Handicap von 4,9 zollen ihm Freund und Feind Respekt. Bald hat Michel Rey noch mehr Zeit, sein Hobby zu geniessen: «Ende Jahr ist Schluss, dann gehe ich in den Ruhestand.» Nachfolger wird der Deutsche Wilhelm Luxem. Möglich wurde das Märchen vom «Leading Hotel of the World» dank Andrea Kracht, 55. Der Zürcher Hotelierssohn führt das Traumhaus mit seiner Mutter Marguita in der sechsten Generation. Kracht verdiente sich seine Sporen beim Karottenschnitzen in der Küche des «Badrutt s Palace» in St. Moritz, im Hotel Ritz in Paris und im «Plaza Athénée» in New York. Nach dem Tod des Vaters übernahm er 1990 den Betrieb. Mit Weitsicht, Umsicht und sympathischer Diskretion setzt der leidenschaftliche Kunstsammler auf die Kraft der innovativen Beständigkeit. Seine Tochter Marguita, 21, wird den Betrieb einmal erben. Prinzessin auf der Erbse? Pustekuchen! Die hübsche Hotelierstochter absolvierte, wie der Papa damals, im Pariser Luxushotel George V einen Stage in den Sommerferien. Andrea Krachts ambitioniertes Ziel ist aufgegangen: die Umpositionierung des klassischen Grandhotels in ein luxuriöses Stadthotel Franken beträgt allein das Budget für die Blumendekoration pro Jahr. Die Jahrhundertsanierung des Hauses hat ihn sagenhafte 160 Millionen Franken gekostet. Wer weiss, vielleicht wird irgendwann auch ein «Baur au Lac»-Dampfschiff in See stechen. klasse für sich 120 Luxuriöse Zimmer und Suiten ukomfortabel wars im «Baur au Lac» schon immer: Bereits 1905 bot Inhaber Karl Kracht Zimmer mit eigenen sanitären Anlagen und fliessendem Wasser an damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Heute sind die 120 Zimmer und Suiten, ge staltet von Interior-Designer Frédéric d Haufayt, von erlesener Eleganz und hohem Wohlfühlfaktor; mit fantastischen, grosszügigen Badezimmern, Fussbodenheizung inklusive. DZ ab CHF 870., Farbtupfer Die Zimmer sind klassisch und mondän-elegant. Pavillon Was in der fünf Meter hohen Rotunde unter dem spektakulären Lalique- Lüster aufgetragen wird, ist Zürcher Spitzenklasse. Küchenchef Laurent Eperon begeistert. Rive Gauche Dunkle Holztische, mintfarbene Ledersofas das Restaurant ist trendy, die Küche (von Chef Olivier Rais) modern mediterran. Das Beste kommt vom Grill. 58 schweizer illustrierte