Regionale bäuerliche Produkte und der EU-Markenschutz in Österreich
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- Adolph Simen
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1 Regionale bäuerliche Produkte und der EU-Markenschutz in Österreich WS Kassel, Dr. Michael Groier BA für Bergbauernfragen
2 Struktur des Referats 1. Entwicklung regionaler Marken in Österreich 2. Österreich im EU-Vergleich 3. Implementierung des EU-Markenschutzes in Österreich 4. Erfahrungen aus der Praxis 5. Resümee Kritikpunkte am EU-Markenschutzsystem Neue Ansätze (Genussregionen, Bioregionen) Zukunftsperspektiven
3 1. Entwicklung regionaler Marken in Österreich
4 Entwicklung regionaler Marken in Österreich Lange Tradition (ab den 1970/80er Jahren) Entwicklung: Produktionsalternativen > Verarbeitung am Hof und Direktvermarktung > Regionalmarketing Produktmarken Biomarken Handelsmarken Verbandsmarken Regionalmarken: regionaler Bezug National-/Naturpark, Zurück zum Ursprung Regionsmarken: Koppelung Produkt Region/Regionalentwicklung Genussregionen Leaderprojekte, Bioregionen, Biosphärenparks
5 2. Österreich im EU-Vergleich
6 Österreich im EU-Vergleich Verteilung der geschützten Produkte in der EU in % und absolut Slowenien Dänemark Finnland Irland Luxemburg Belgien Schweden Tschech. Rep. Niederlande Österreich Großbritannien Deutschland Griechenland Portugal Spanien Frankreich Italien 12 0,1% 0,4% 0,5% 0,5% 0,5% 0,7% 0,8% 0,8% 0,9% 1,6% 30 4,0% 67 8,8% 84 11,1% ,7% 14,1% ,3% 21,2% Quelle:
7 Geschützte Marken nach Produktgruppen in der EU und Österreich in % 8% 17% 8% 17% 50% Quelle:
8 3. Implementierung des EU- Markenschutzes in Österreich
9 Bedeutung in der Agrarpolitik EU-Markenschutz genießt in Österreich keine Priorität Die meisten Initiativen sind klein, die Produktionsmengen für den Export meist zu gering Ausnahmen: Vorarlberger Bergkäse, Tiroler Speck Der EU-Markenschutz in Österreich ist daher eher ein Schutzinstrument als eine Marketinghilfe 75 % der österreichischen Produkte unter EU-Markenschutz stammen aus dem Berggebiet 3 Produkte (Tiroler Käsesorten) wurden zwar registriert, bisher aber nicht wirklich implementiert Strategie der Genussregionen, die EU-Markenschutz teilweise integriert
10 Schutzkategorien Geschützter Ursprung (g.u./pdo) EU: 57 % Österreich: 67 % Geschützte geographische Angabe (g.g.a./pgi) EU: 41 % Österreich: 33 % Garantiert traditionelle Spezialität (g.t.s./tsg) >>> nicht umgesetzt: schwächste Schutzkategorie hoher Aufwand und hohe Kosten
11 Institutionen der Implementierung Österreichisches Patentamt (Infrastrukturministerium) Zentralbehörde für den gewerblichen Rechtsschutz Auswahl der Produkte Registrierung der Produktbezeichnungen Landwirtschaftskammer, Wirtschaftskammer Interessensvertretungen der Landwirtschaft und des Gewerbes Vetorecht im Umsetzungsprozess, aber im Registrierungsprozess per se keine nationale Kompetenz Beratung, Unterstützung beim Marketing Landwirtschaftsministerium Ebenfalls keine nationale Kompetenz im Registrierungsprozess Einflussmöglichkeiten auf EU-Ebene Beratung des Patentamtes, Unterstützung neuer Bewerbungen
12 Die 12 EU-geschützten Produkte Geschützter Ursprung (g.u.) Gailtaler Almkäse Tiroler Almkäse Tiroler Bergkäse Tiroler Graukäse Vorarlberger Alpkäse Vorarlberger Bergkäse Wachauer Marille Waldviertler Graumohn Geschützte geographische Bezeichnung (g.g.a.) Steirisches Kürbiskernöl Tiroler Speck Gailtaler Speck Marchfeldspargel
13 4. Erfahrungen aus der Praxis
14 Vermarktung Direktvermarktung dominiert: Gailtaler Almkäse 90 % Waldviertler Graumohn 10 % Indirekte Vermarktung: Supermärkte, Großhandel Export (vor allem nach Deutschland) Vorarlberger Bergkäse: 60 % Vorarlberger Alpkäse: 10 % Steirisches Kürbiskernöl: 5 % PR-Aktivitäten: Prämierungen, Produktpräsentationen, Messeauftritte Kooperation mit Tourismusveranstaltungen Hoffeste, Folder, Presseaussendungen Weiterbildungskurse Bund/Landwirtschaftsministerium: sehr passiv
15 Verwendung des EU-Logos Dauernde Verwendung (Probleme bei kleinen Teilstücken) Teilweise Verwendung: nur bei Export, nicht bei kleinen Händlern nicht in der Direktvermarktung, für StammkundInnen nicht notwendig nur von einigen Mitgliedern, für Kleinbetriebe zu teuer Integration des Logos in die eigene Regionalmarke Steirisches Kürbiskernöl Verwendung der Bezeichnung, nicht aber des Logos Wachauer Marille Keine Verwendung: eigene, attraktivere und eingeführte Regionalmarke Logo wird teilweise als unattraktiv bezeichnet Logo bei KonsumentInnen weitgehend unbekannt
16 Einschätzen der Zukunft Politik, Verwaltung: geringe zukünftig Entwicklungsdynamik > Schwerpunkt ist das Konzept der Genussregionen Mögliche Impulse: Förderungsansatz in der 2. GAP-Säule, Qualitätsprodukte (Periode ) > Verbesserung der KonsumentInneninformation und der Verwendung des Logos Positivere Einschätzung bei den Produktinitiativen: Steigerung der Anzahl der Mitglieder Stabilisierung bzw. Aufstockung des Produktionsvolumens Stabilisierung des Preisniveaus Verschmelzung der EU-Marken mit dem Konzept Genussregionen Sicherung des Absatzes durch den Abschluss längerfristigerer Lieferverträge Negative Effekte durch neues, privates und kostenpflichtiges Kontrollsystem
17 5. Resümee
18 Kritikpunkte am EU-Markenschutz Schutzkriterien zu weich vor allem bei g.g.a. und g.t.s. regionale Qualitätsprodukte müssen vollständig (Produktion, Verarbeitung) aus der Region stammen Negativbeispiel Tiroler Speck Mangelhafte Berücksichtigung von Produktionsauflagen - Produktqualität Mindestanforderungen (GVO-Freiheit, Spritzmittel- und Mineraldüngereinsatz) Logo unattraktiv und unbekannt Umstellung auf neues privates Kontrollsystem ist teuer Unbefriedigende Koppelung an Regionalentwicklung
19 Das Konzept der Genussregionen Geschützte Marke Genussregion Österreich Initiative des Landwirtschaftsministeriums, der Agrar- Markt -Austria sowie der Bundesländer zur Stärkung ländlicher Regionen und der Esskultur Ziele: Sichtbarmachen regionaler Spezialitäten Information der KonsumentInnen (Pressearbeit) Kooperation von Landwirtschaft, Tourismus, Gastronomie sowie Handel und Gewerbe 85 Genussregionen mit entsprechenden Leitprodukten (Stand 2007) Anforderungen an Genussregionen Rohstoffe und Verarbeitung aus/in der Region EU-Markenprodukte müssen berücksichtigt werden Produkt muss in der regionalen Gastronomie angeboten werden Regelmäßige Marketingveranstaltungen (Direkt- und Regionalmarketing)
20 Kritik am Konzept Genussregionen Derzeit hauptsächlich ein PR-Instrument des Landwirtschaftsministeriums Initiativen sind oft nur Papiertiger mit Genussregions- Tafeln Kein echtes Regionalentwicklungsmodell Begriffliche Vermengung von Leitprodukt und Region Kein strategisches Konzept, kein substantieller Förderungsansatz Bei funktionierenden regionalen Initiativen zusätzliches Marketinginstrument Unzulängliche Qualitätsauflagen (z.b. Genussregion Weinviertler Getreide ) Inflationäre Vergabe der Marke Genussregion Weitere regionale Gebietskulisse ohne seriösem Regionalentwicklungskonzept
21 Konzept der Bioregionen Modell für endogene, integrale und nachhaltige Regionalentwicklung Dynamischer Ansatz: Region als Rahmen für regionale Entwicklungsprozesse Ausgangspunkte: Biolandbau, Bioprodukte und BiobäuerInnen Abgrenzung: Biobetriebsquote über dem nationalen Durchschnitt, Organisationsstruktur, GVO-Freiheit, Regionskonzept Ziele: Förderung des biologischen Landbaus und der regionalen Bioverarbeitung und Vermarktung Entwicklung regionaler Leitprodukte Kooperation des Biolandbaus mit Tourismus, Gastronomie und Gewerbe Förderung erneuerbare Energie Derzeit ca. 10 derartige Regionen in Österreich; noch keine Zertifizierung
22 Ausblick Agrarpolitische Herausforderungen: Reduktion des Förderungsvolumens/marktbezogener Direktzahlungen Aufhebung der Milchkontingentierung Druck auf landwirtschaftliche Einkommen Qualitätsproduktion: Überlebensstrategie vor allem für Betriebe in benachteiligten Regionen (Berggebiet) Qualitätsoffensive strategisch notwendig Konzept des EU Markenschutzes verbesserungswürdig Nationale Qualitätsstrategie entwickeln Schärfung der Kriterien für markengeschützte regionale Qualitätsprodukte: Verschärfung regionsspezifischer Kriterien Verbesserung der Produktqualität Berücksichtigung von Produktionsauflagen (GVO Freiheit) Einbindung von regionalen Leitprodukten in echte Regionalentwicklungsmodelle
23 Vielen Dank BA für Bergbauernfragen tel:
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