Slingshot I. Donald Davidson ( )
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- Christian Blau
- vor 5 Jahren
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1 Donald Davidson ( )
2 Bedeutungstheorien Worin besteht die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke? Intention (Davidson): 1) Beschreibung einer sprachlichen Kompetenz 2) Explikation semantischer Begriffe
3 Referentielle Bedeutungstheorien (a) Die Bedeutung eines Ausdrucks ist sein Bezugsgegenstand. (b) Die Bedeutung eines Ausdrucks wird mit der Referenzrelation zwischen diesem Ausdruck und dem von ihm bezeichneten Gegenstand identifiziert. Wahrheitskonditionale Bedeutungstheorien Die Bedeutung eines Satzes kommt dadurch zustande, dass diejenigen Bedingungen angegeben werden, unter denen dieser Satz wahr ist.
4 Referentielle Bedeutungstheorien - Zuordnung einer Entität zu jedem Wort (allgemeiner: syntaktisch relevanten Merkmal) z.b.: Theaitetos fliegt Frege: Prädikate = ungesättigte Entitäten problematisch!
5 Referentielle Bedeutungstheorien Der Vater von Anette Vater von Brauchen wir die erste Entität? - Vater von t (mit t = einfach, oder bereits komplex) = Vater der Entität, die durch t bezeichnet wird. d.h.: Wir brauchen nicht alle Entitäten nennen, auf die sich ein komplexer, singulärer Terminus bezieht!
6 Referentielle Bedeutungstheorien ABER: Gefahr unter zwei vernünftigen Prämissen: (1) Zwei log. äquivalente sing. Termini haben denselben Bezug (2) Ein (komplexer) sing. Term. ändert seinen Bezug nicht, wenn man in ihm einen Sing. Term durch einen anderen mit demselben Bezug ersetzt!
7 Das Slingshot-Argument (informell) Notation und generelle Konventionen: [ ] = Die Tatsache, dass... [Cicero hat De Finibus geschrieben] = [Cicero hat De Finibus geschrieben] [Cicero hat De Finibus geschrieben] = [Tully hat De Finibus geschrieben] - denn: Cicero = Tully ιx = dasjenige x, welches... Für das folgende Beispiel: S = wahrer Satz (z.b. Schnee ist weiß) R = wahrer Satz (z.b. Gras ist grün) a = Sokrates
8 Das Slingshot-Argument (informell) (1) [S] = [a = ιx ( x = a S)] Erläuterung: Die Tatsache, dass Schnee weiß ist ([S]), sagt nichts anderes, als dass es eine Tatsache ist, dass Sokrates derjenige ist, der Sokrates ist (Tautologie) und Schnee weiß ist! [Schnee ist weiß] = [Sokrates ist dasjenige x, für das gilt (x = Sokrates und Schnee ist weiß)]
9 Das Slingshot-Argument (informell) (2) [R] = [a = ιx ( x = a R)] Erläuterung: Dasselbe gilt natürlich auch für die Tatsache, dass Gras grün ist! [Gras ist grün] = [Sokrates ist dasjenige x, für das gilt (x = Sokrates und Gras ist grün)]
10 Das Slingshot-Argument (informell) (3) ιx ( x = a S) = ιx ( x = a R) Erläuterung: Beide Ausdrücke referieren auf Sokrates! Sie sind demnach also identisch. Dasjenige x, für das gilt ( x = Sokrates und Schnee ist weiß) { Dasjenige x, für das gilt ( x = Sokrates und Gras ist grün)
11 Das Slingshot-Argument (informell) (4) [S] = [a = ιx ( x = a R)] Erläuterung: Da wir festgestellt hatten, dass ιx ( x = a S) = ιx ( x = a R), können wir selbstverständlich ιx ( x = a S) durch ιx ( x = a R) in Teil (1) des Argumentes ersetzen! Das heißt: [Schnee ist weiß] = [ Sokrates = dasjenige x, für das gilt (x = Sokrates und Gras ist grün)] (!)
12 Das Slingshot-Argument (informell) (5) [S] = [R] Erläuterung: Wir erinnern uns an Teil (2) des Argumentes, wo wir festgestellt hatten, dass [R] = [a = ιx ( x = a R)]. wenn wir jetzt nach [a = ιx ( x = a R)] mit Teil (4) gleichstellen (Transitivität von =), kommen wir zum obigen Resultat, was Bedeutet: [Schnee ist weiß] = [Gras ist grün] Und da es sich um beliebige Instanzen für wahre Sätze handelte: Alle Tatsachen bedeuten das Gleiche!
13 Das Slingshot-Argument (formal) (1) S (sei irgendein wahrer Satz in L) Präm (2) R (sei irgendein wahrer Satz in L) Präm (3) [a = ιx(x = a)] Taut (4) ιx(x = a) = ιx(x = a) Taut (5) [S] = [S] =-Einf (6) [S] = [a = ιx(x=a) S] GTaut (6,3) da a, x nicht in S und v(s)=1 (7) [S] = [a = ιx(x=a S)] RDist (4) (8) [R] = [R] =-Einf (9) [R] = [a = ιx(x = a) R] GTaut (8,3) da a, x nicht in R und v(r)=1 (10) [R] = [a = ιx(x = a R)] RDist (9) (11) ιx(x = a) S = ιx(x = a) Kon (4,1) da a, x nicht in S und v(s)=1 (12) ιx(x = a S) = ιx(x = a) RDist (11) (13) ιx(x = a S) = ιx(x = a) R Kon (12,2) da a, x nicht in R und v(r)=1 (14) ιx(x = a S) = ιx(x = a R) RDist (13) (15) [S] = [a = ιx(x = a R)] Ersetz (7,14) (16) [S] = [R] Trans (15,10)
14 Argumentation Das Slingshot-Argument zeigt: Beliebige Sätze mit demselben Wahrheitswert, haben denselben Bezug! Wenn Bedeutung mit Bezug gleichgesetzt wird, dann sind alle Sätze mit demselben Wahrheitswert synonym (d.h. bedeuten dasselbe).
15 KOMPOSITIONALITÄTSPRINZIP: Eine Sprache L wird kompositional genannt, wenn die Bedeutung der syntaktisch komplexen Ausdrücke von L eine Funktion ist, die sowohl die syntaktischen Strukturen dieser Ausdrücke als auch die Bedeutung der syntaktischen Teilausdrücke berücksichtigt, aus denen die komplexen Ausdrücke zusammengesetzt sind. [ Wenn wir eine Theorie wollen, die die Bedeutung (im Unterschied zum Bezug) jedes Satzes angibt, müssen wir von der Bedeutung (im Unterschied zum Bezug) der Teile ausgehen. ] Problem der finiten Axiomatisierung: -Infinite Menge Sätze -endlichen Mitteln
16 Anforderungen an die Theorie: aus Theorie sollen alle Sätze folgen: S bedeutet, dass m S: strukturelle Beschreibung eines Satzes m: singulärer Terminus, der sich auf die Bedeutung dieses Satzes bezieht Verfahren um zur Bedeutung eines beliebigen strukturell beschriebenen Satzes zu gelangen
17 Erste Explikation eines Semantischen Ausdrucks (Synonymie): Regel der Synonymie von Sätzen: Diejenigen Sätze sind synonym, deren entsprechende Teile synonym sind.
18 Ausgangspunkt: (1) Die Möglichkeit eine Bedeutung der Wörter anzugeben um daraus die Bedeutung bestimmter Sätze angeben zu können, scheitert daran, dass die Bedeutung der Wörter erst im Satzzusammenhang gegeben ist. Wörter
19 Dies ist der Ort eine weitere Hoffnung zunichte zu machen. Kenntnis der strukturellen Merkmale, die die Sinnhaftigkeit ermöglichen und Bedeutung der letzen Bestandteile ergibt nicht Kenntnis, was ein Satz bedeutet
20 Ausgangspunkt: (1) Die Möglichkeit eine Bedeutung der Wörter anzugeben um daraus die Bedeutung bestimmter Sätze angeben zu können, scheitert daran, dass die Bedeutung der Wörter erst im Satzzusammenhang gegeben ist. Wörter (2) Da anzusetzen gleich den Sätzen Bedeutungen zukommen zu lassen ist nicht möglich, da hierfür die Bedeutung der Wörter schon gegeben sein muss. Die Bedeutung eines Wortes in einem Bestimmten Satzes kann jedoch nur gegeben sein, wenn die Bedeutung jedes Wortes in allen Sätzen, in denen es vorkommt schon bekannt ist. Sätze Sprache
21 Radikaler Vorschlag: S bedeutet, dass m m soll ersetzt werden durch p bedeutet, dass soll ersetzt werden durch irgendein Prädikat und einen passenden Junktor S ist W gdw. p
22 Funktion der W-Äquivalenzen bei Tarski: S ist wahr gdw. p Ersetzung Schnee ist weiß ist wahr, gdw. Schnee weiß ist Übersetzung (Objektsprache Metasprache)
23 Tarski: Kriterium der Angemessenheit einer Theorie Eine in der Metasprache formulierte Definition von wahr ist dann angemessen, wenn aus ihr alle Sätze folgen, die man aus dem Schema S ist wahr gdw. P gewinnt, indem man für S einen Namen irgendeines Satzes der Objektsprache und für p die Übersetzung dieses Satzes in die Metasprache einsetzt
24 Davidson: Kriterium der Angemessenheit einer Theorie (I) Eine in der Metasprache formulierte Wahrheitstheorie im Stile Tarskis für eine Objektsprache L ist dann angemessen, wenn aus ihr alle Sätze folgen, die man aus dem Schema S ist wahr gdw. P gewinnt, indem man für S einen Namen irgendeines Satzes der Objektsprache und für p einen Satz der Metasprache einsetzt, der wahr ist gdw. S es ist.
25 Empirische Theorie:...ob das, was die Theorie für die Wahrheitsbedingungen eines Satzes erklärt, wirklich seine Wahrheitsbedingungen sind Die Aufgabe der Theorie besteht darin, die bekannten Wahrheitsbedingungen jedes Satzes in Beziehung zu setzen zu den Aspekten (>Wörtern<) des Satzes, die auch in anderen Sätzen wieder vorkommen und denen man in anderen Sätzen dieselben Rollen zuordnen kann.
26 Problem nicht-interpretativer Sätze (S) Schnee ist weiß ist wahr, dann und nur dann, wenn Gras grün ist. (S) spricht nicht generell gegen die entsprechende Theorie, die ihn produziert (S) würde von keiner halbwegs einfachen Theorie die zugl. Bedeutungen aus das ist Schnee und das ist weiß angibt, folgen. (S) erfüllt aber (vermutlich) nicht den Anspruch ein Gesetz (eine empirische Verallgemeinerung) zu repräsentieren
27 Anwendung zum Verständnis fremder Sprachen Wahrheit-für-den-Fremden Abbildung auf die für wahr gehaltenen Sätze der eigenen Sprache Unvermeidlich: Das Charity Principle Unterstellung maximaler Übereinstimmung Unterstellung maximaler Konsistenz (in den Aussagen d. Fremden)
28 Anwendung zum Verständnis fremder Sprachen Radikale Interpretation Vgl.: Quine s Radikale Übersetzung Unterschied: Qunie: Wir können nicht wissen, was Fremder glaubt, ohne zu wissen, was er meint u. umgekehrt Davidson: Wir können mitunter angeben, dass jemand einen Satz bejaht, den wir nicht verstehen und damit z.t. den Zirkel durchbrechen!
29 Generelle Anwendbarkeit auf natürliche Sprachen Zwei Merkmale natürlicher Sprachen nach Tarski, die zu Antinomien führen: 1. Universell 2. Verwickelt und amorph Zu 1.: - Antinomien kommen durch zu großen Quantorbereich i.d. Objektsprache zustande - in jeder Sprache ein Verständnis für den Wahrheitsbegriff aufbaubar Anzweiflung der These 1.
30 Generelle Anwendbarkeit auf natürliche Sprachen Zu 2.: - Bedeutungstheorie soll erklären/ beschreiben und nicht reformieren! - Tarskis Verdienst: Erläuterung zur Aufstellung einer Theorie für formale Sprachen
31 Generelle Anwendbarkeit auf natürliche Sprachen Probleme mit attributiven Adjektiven: Bardot ist gut ist wahr gdw. Bardot gut ist. Übertragung der Rätselhaftigkeit d. Bedeutung von gut von Objektsprache in Metasprache. Bardot ist eine gute Schauspielerin Bardot ist gut und eine Schauspielerin unanalysiertes Prädikat ABER: Kein Zusammenhang mehr zwischen gute Schauspielerin und gute Mutter Lösungsansätze: Verschiedene Logiken (z.b. Modallogik, usw. - nach Davidson: fragwürdig!)
32 Ausdehnung des Kontextprinzips auf Außersprachliches: Wahrheitswerte der Sätze sind abhängig von Sprecher und Zeitpunkt Anpassung der Theorie: Wahrheit schlicht als Beziehung zwischen einem Satz, einer Person und einem Zeitpunkt anzusehen Erweiterung des Prädikats ist W : S ist als (potentielle) Äußerung von Person X zum Zeitpunkt Y wahr, gdw. in Abhängigkeit zu Person X zum Zeitpunkt T P.
33 Davidson: Kriterium der Angemessenheit einer Theorie (II) Eine in der Metasprache formulierte Wahrheitstheorie im Stile Tarskis für eine Objektsprache L ist dann angemessen, wenn aus ihr alle Sätze folgen, die man aus dem Schema Für alle Sprecher X von L und alle Zeitpunkte T: S ist geäußert von X an T ist wahr gdw. P gewinnt, indem man für S einen Namen irgendeines Satzes der Objektsprache und für p einen Satz der Metasprache einsetzt, der wahr ist gdw. S es ist.
34 Fazit: - Charakterisierung eines Wahrheitsprädikates als zuverlässiges Mittel zur Bestimmung von Bedeutung (insbesondere syntaktisch komplexer Ausdrücke) - Es gibt keine Alternative für Davidson - Dennoch: Probleme mit zahlreichen Aspekten, wie Glaubenssätze, Absichten, Handlungsverben usw. Danke für die Aufmerksamkeit!
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