Rede von Niels Thomsen anlässlich des Neujahrsempfanges bei der BIG am (es gilt das gesprochene Wort)
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- Axel Sommer
- vor 8 Jahren
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1 Rede von Niels Thomsen anlässlich des Neujahrsempfanges bei der BIG am (es gilt das gesprochene Wort) Anrede Dank für die Einladung Vorstellung zur Person/zur Funktion (Unterschied zu ehrenamtlichen Vertretern / ständige Vertretung). Herkunft Nordfriesland, Merkmale Nordfrieslands (Natur, Landwirtschaft, Tourismus Sylt St. Peter-Ording, viel Dienstleistung, kaum produzierendes Gewerbe, Verkehrsferne, keinen KM Autobahn, strukturschwache Region), jetzt Stuhr, seit 1 ½ Jahren, Merkmale Stuhr (Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze, gute Finanzsituation) große Unterschiede, aber auch überraschend viele Gemeinsamkeiten. Ich möchte Ihnen Gelegenheit geben, mich kennen zu lernen Über meinen Lebenslauf hinaus möchte ich meine Einschätzungen und meine Erfahrungen zu den Übereinstimmungen zwischen der Tourismusregion Nordfriesland und dem Wirtschaftsstandort Stuhr anhand dreier Kriterien vorstellen, lege aber Wert darauf, dass es ausschließlich meine persönliche Wahrnehmung ist, diese Wahrnehmung natürlich bei jedem auch anders bewertet werden kann und auch keinen Anspruch erheben darf auf Vollständigkeit. Die Kriterien sind Wertbewerbsfähigkeit Kundenorientierung Nachhaltigkeit. Ich beginne mit der Wettbewerbsfähigkeit: In meiner beruflichen Zeit beim Landkreis Nordfriesland hat mir meine Tätigkeit in der Wirtschaftsförderung, als ich mich dort um den Tourismusförderung speziell gekümmert habe, /home/rainer/eigene Dateien/BIG/Neujahr07/Rede_Thomsen.doc
2 - 2 - den meisten Spaß und auch den meisten Nutzen gebracht. In diesen Jahren habe ich, so will ich das mal rückblickend nennen, das Sahnehäubchen auf meine Ausbildung erhalten. In den ersten Berufsjahren stand das Verwaltungshandwerk im Vordergrund, somit ein gutes Gerüst, um in einer Verwaltung tätig zu sein. In der Zeit der Tourismusförderung hatte ich durch meine vielen gemeinsamen Projekte mit der Tourismuswirtschaft, den Kurbetrieben und den Marketingorganisationen die große Chance, nicht nur Recht und Gesetz anzuwenden, sondern auch wirtschaftlich zu denken. Das hat mich geprägt. Nordfriesland musste in einem weltweiten Reisemarkt und besonders in den Jahren nach der Wiedervereinigung, als in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee als inländischem Tourismusziel groß aufgerüstet wurde, seine Wettbewerbsfähigkeit dringend verbessern und hat das mit einer klaren Positionierung auf die Zielgruppe der umweltbewussten, gut gebildeten und finanziell durchaus leistungsfähigen Urlauber getan. In Nordfriesland mit einer Anbieterstruktur aus wenigen großen Hotels, aber vielen kleinen Familienbetrieben und Pensionen war das schwierig, denn als Argumentation wurden immer wieder die Stammgäste genannt, die sowieso und ohne gezielte Werbung kommen würden. Dass Stammgäste aussterben und die Generation der Kinder und Enkelkinder nicht zwangsläufig ihren Urlaub in den Urlaubszielen der Eltern bzw. Großeltern verbringt und das Nordseeurlaub teuer ist, musste erst bewusst gemacht werden. Eine natürlich keineswegs identische, aber unter dem Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit doch vergleichbare Situation gibt es nach meiner Einschätzung in Stuhr. Auch die Stuhrer Betriebe müssen ihre Position in einem globalen Markt behaupten, in dem sie wettbewerbsfähig bleiben. Das geschieht auf betrieblicher Seite, und das wissen Sie selbst besser als ich, durch gute Produkte, durch Innovation, durch Kostenbewusstsein, durch ein gutes Marketing und sicherlich noch vieles mehr. Aber es gibt eben auch eine Funktion der Gemeinde, mit geeigneten Rahmenbedingungen die Betriebe in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen. Dazu gehört allem voran ein wirtschaftsfreundliches Klima, besonders im Rat und in der Verwaltung. Dazu gehört eine öffentliche Infrastruktur, die neben einer guten verkehrlichen Erschließung auch andere Standortfaktoren berücksichtigen muss. Der Wohnwert, der Freizeitwert, der Kulturwert, der Bildungswert einer Gemeinde spielt eben auch eine Rolle bei der Standortsuche, bei der Bindung an den Standort. Die Möglichkeit, qualifiziertes Personal für Ihre Unternehmen zu gewinnen, ist ein wichtiger Standortfaktor gerade wenn es am gleichen Ort wohnen kann. Stuhr investiert deshalb zu Recht in die Werte Bil-
3 - 3 - dung, Freizeit und Kultur. Hier in Stuhr wurde erkannt, dass die Investition in bedarfsgerechte Kinderbetreuungsangebote, in ein auch den Nachmittag abdeckendes Ganztagsangebot an den Schulen die Gemeinde als Wohnort deutlich stärkt. Wenn ich jetzt nur die Kinderbetreuung und den Ganztagsbetrieb genannt habe, ist das natürlich nicht abschließend, sondern exemplarisch für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit Stuhrs. Daneben gab es in den vergangenen Jahren natürlich auch zukunftsweisende Entscheidungen in anderen Handlungsfeldern. Zusammengefasst zur Wettbewerbsfähigkeit: Nordfriesland hat es wieder geschafft, wettbewerbsfähig zu sein, Stuhrer Unternehmen sind wettbewerbsfähig und die Gemeinde liefert mit einem wirtschaftsfreundlichen Rat und einer wirtschaftsfreundlichen Verwaltung entscheidende Rahmenbedingungen für den Erhalt dieser Wettbewerbsfähigkeit und für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde. Die Kundenorientierung ist das zweite Kriterium, in dem ich Gemeinsamkeiten zwischen Nordfriesland und Stuhr festgestellt habe. Dass die Tourismuswirtschaft in Nordfriesland erfahren musste, dass es wichtig war, auch neue Stammgäste zu bewerben, hatte ich Ihnen ja eingangs schon berichtet. Dass es für Stuhrer Unternehmen selbstverständlich ist, ihre Kundschaft mit nachgefragten und marktfähigen Produkten zu erreichen, hätte ich hier an dieser Stelle gar nicht sagen müssen. Dass aber Verwaltungen, und ich sage bewusst in ganz Deutschland, die Kundenorientierung oder in diesem Zusammenhang vielleicht besser Bürgerorientierung in den Vordergrund ihres Handelns stellen müssen, ist noch neu, obwohl ich würde schätzen, bereits 15 Jahre davon gesprochen wird. Und dass es manchen Verwaltungen schwer fällt, haben Sie sicherlich schon einmal selbst erlebt, aber man sieht und hört natürlich auch im Fernsehen oder in Berichten immer noch genug davon. Nach meiner Einschätzung nach 1 ½ Jahren Tätigkeit im Rathaus in Stuhr glaube ich, dass hier die Bürgerorientierung im Vordergrund steht. Ich glaube, dass wir fast alle unsere Dienstleistungen schnell und wirtschaftlich in der gewünschten Qualität und zu den nachgefragten Zeiten erbringen. Ich glaube auch, dass wir ein gutes Beschwerdemanagement haben, in dem wir Beschwerden einfach ernst nehmen. Das bedeutet nicht, und da haben Sie vielleicht auch Erfahrungen gemacht, die meine Worte jetzt widerlegen könnten, das bedeutet nicht, dass jede Beschwerde auch im Sinne desjenigen, dem ein Umstand nicht gefällt, umgesetzt wird. Ein gutes Beschwerdemanagement in einer Gemeinde bedeutet für mich in aller erster Linie die Interessensabwägung.
4 - 4 - Einem Bürger sein individuelles Anliegen zu erfüllen, weil er es aus seiner Sicht und seiner persönlichen Betroffenheit diesen Anspruch so definiert hat, darf nicht bedeuten, für andere Bürger eine Situation zu schaffen, die schlechter ist als vorher. Ich habe in Stuhr erfahren, dass die Konsequenzen einer Entscheidung im Vorwege sehr sorgfältig abgewogen werden. Wir versuchen in der Verwaltung, die Fiktion eines Wettbewerbs aufzubauen. Wir denken eben nicht, die Bürger müssen ja zu uns kommen, sie können ja nicht in eine andere Gemeinde gehen, um den Pass zu beantragen oder sich zu beschweren. Wir tun eben so, als würden wir in einem Wettbewerb mit anderen Gemeinden stehen und wir versuchen, uns auch so zu verhalten. Das dritte Kriterium meiner Sichtweise der Gemeinsamkeiten zwischen Nordfriesland und Stuhr ist die Nachhaltigkeit. Private oder öffentliche Maßnahmen in einer Tourismusregion oder in einem Wirtschaftsstandort dürfen nur in Ausnahmefällen auf einen kurzfristigen Effekt ausgerichtet sein. Die Sicherung der Lebensgrundlagen durch Wachstum kann nur gewährleistet werden, wenn jede Maßnahme auf einen langen Zeitraum, quasi auf Dauer, angelegt ist. Die Nachhaltigkeit spielt in Nordfriesland in Bezug auf die Natur eine besondere Rolle. Die natürlichen Ressourcen wie das Wattenmeer, der Kniepsand vor Amrum, die Marschen auf der Halbinsel Eiderstedt sind die Auslöser für die Entscheidung, den Urlaub in Nordfriesland zu verbringen. Alle Verantwortlichen in Nordfriesland stellen den Erhalt dieser Ressourcen ins Zentrum ihrer Entscheidungen. Während man allerdings Ende der 80er Jahre mit dem Schlagwort Sanfter Tourismus einen Konflikt aus sich selbst heraus verstärkte (Tourismus kann nicht sanft sein, Tourismus ist ein knallhartes Geschäft), hat man diese Strategie Ende der 90er Jahre in die Strategie eines nachhaltigen Tourismus umgewandelt, der eben den Urlaubsgästen die Möglichkeit gibt, die Umwelt zu erleben und in vielen Fällen im wahrsten Sinne des Wortes zu betreten. Nachhaltigkeit spielt aber auch in Stuhr eine große Rolle. Natur und Umweltbelange werden hier natürlich nicht vernachlässigt, sie sind die Lebensgrundlage, aber nicht die ausschließliche. Mit Nachhaltigkeit bringe ich hier in Stuhr das Thema Finanzen in Verbindung. Rat und Verwaltung stehen für eine nachhaltige Finanzpolitik. Die drei Säulen Investitionen, Sanierungen, Schuldenabbau gewährleisten unabhängig von sich verändernden Steuereinnahmen einen auf Dauer angelegten finanziellen Spielraum. Diese Politik in finanziell guten Zeiten zu betreiben, schafft die Grundlage, in finanziell schlechten Zeiten auch ohne Kürzungsarien über die Runden zu kommen. Das Drei-Säulen-Modell Investieren, Sanieren, Entschulden sorgt bei einer konsequenten Anwendung eben auch für eine,
5 - 5 - und das ist besonders für Sie als Unternehmen natürlich wichtig, kalkulierbare Gewerbesteuer. Schwankungen bei den Gemeindefinanzen auszugleichen, indem die Steuern je nach Notwendigkeit angehoben oder gesenkt werden, ist in meiner Einschätzung nicht nachhaltig, sondern unterliegt der Gefahr, politischen oder haushaltswirtschaftlichen Notwendigkeiten zu folgen. Mit anderen Worten: Ein langfristig feststehender. für die Unternehmen und für die Gemeinde kalkulierbarer Gewerbesteuerhebesatz, ist nachhaltig! Meine sehr verehrten Damen und Herren. Vielleicht teilt jemand mit mir meine Einschätzungen über Gemeinsamkeiten so unterschiedlicher Regionen. Vielleicht sehen auch einige Nordfriesland so wie ich. Hoffentlich aber bewerten wir alle Stuhr als einen lebenswerten und leistungsstarken Wohnort und Wirtschaftsstandort. Da bin ich mir sicher. Ich danke Ihnen für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Erfolg im noch neuen Jahr 2007.
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