Zahnbehandlung bei Hämophilen aus hämostaseologischer Sicht

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Falko Schmitz
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1 Zahnbehandlung bei Hämophilen aus hämostaseologischer Sicht Ansgar Weltermann Krankenhaus der Elisabethinen Linz Abteilung für Hämatologie und Stammzelltransplantation, medizinische Onkologie und Hämostaseologie

2 Allgemeine Überlegungen Vorbeugung und zahnärztliche Kontrollen Gerinnungsoptimierung vor dem Eingriff Optimale Blutstillung Vermeiden einer Nachblutung Infektionsprophylaxe Schmerztherapie

3 Allgemeine Überlegungen Gerinnungstherapie abhängig vom zahnärztlichen Eingriff abhängig von der Art und dem Schweregrad der Blutgerinnungsstörung Bezeichnung Faktor VIII bzw. IX Restaktivität (%) Schwere Hämophilie < 1 Mittelschwere Hämophilie 1 4 Leichte Hämophilie 5 24 Sub Hämophilie 25 50

Blutgerinnungsstörung Bezeichnung Faktor VIII bzw.

4 Für alle Gerinnungsstörungen gilt: Es sollte eine Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Hämophiliebehandler geben (Planung!). Faktor VIII / IX 5 IU/dL, Willebrand Erkrankung Alle zahnärztlichen Eingriffe sollten in Einrichtungen mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden. Haemophilia 2003 und 2012, Guideline

Faktor VIII / IX 5 IU/dL, Willebrand Erkrankung Alle zahnärztlichen Eingriffe

5 Lokalanästhesie Die Behandlung kann unter Lokalanästhesie mit allen modernen Techniken der Zahn und Kieferheilkunde sicher erfolgen. Leitungsanästhesie (v.a. im Unterkiefer), Infiltrationsänästhesie sowie intrapapilläre und intraligamentäre Injektionen werden meistens unter Gerinnungsfaktorenschutz (20 40%) durchgeführt. Bei hoher Expertise ist es jedoch auch möglich, Injektionen mit niedrigem Risiko ohne entsprechende Prophylaxe durchzuführen. Haemophilia 2003 und 2012, Guideline

6 Leichte /Sub Hämophilie A/B oder Carrier Faktor VIII / IX > 5 IU/dL Zahnsteinentfernung und Zahnpolitur Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Routine Zahnsteinentfernung (inkl.ultraschall) oder eine Zahnpolitur eine verstärkte/verlängerte Blutung verursacht. Die Verwendung antibakterieller Mundspülungen und Antibiotika sollte überlegt werden. Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

ultraschall) oder eine Zahnpolitur eine verstärkte/verlängerte Blutung verursacht.

7 Leichte /Sub Hämophilie A/B oder Carrier Faktor VIII / IX > 5 IU/dL Restaurative Zahnbehandlung Restaurative Zahnbehandlung inklusive Einsetzen von Kronen/Brücken kann sicher durchgeführt werden, wenn eine entsprechende Lokalanästhesie erfolgt. Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

Einsetzen von Kronen/Brücken kann sicher durchgeführt werden, wenn

8 Leichte /Sub Hämophilie A/B oder Carrier Faktor VIII / IX > 5 IU/dL Zahnwurzelbehandlung Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Zahnwurzelbehandlung eine verstärkte/verlängerte Blutung verursacht. Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

unwahrscheinlich, dass eine Zahnwurzelbehandlung eine

9 (Mittel ) Schwere Hämophilie A/B Faktor VIII / IX 5 IU/dL Zahnregulierung Bei Patienten mit schwerer Blutungsneigung sollten fixe oder entfernbare Zahnregulierungen (wie Brackets) mit besonderer Vorsicht aufgesetzt bzw. entfernt werden, so dass das Zahnfleisch nicht verletzt wird. Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

Zahnregulierungen (wie Brackets) mit besonderer Vorsicht aufgesetzt bzw.

10 Zahnextraktion oder chirurgischer Eingriff Zahnextraktion Serien Zahnextraktion Verhinderter Zahndurchbruch Wurzelspitzenresektion Abszesschirurgie/ inzision Zystektomie Implantat Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

11 Für Patienten mit Gerinnungsstörung gilt: Zahnextraktion oder chirurgischer Eingriff Alle Patienten, unabhängig vom Schweregrad der Blutungsneigung, sollten lokal blutstillende Maßnahmen erhalten. Antibiotika sind indiziert bei komplizierten Eingriffen bzw. Zahnextraktionen oder bei Vorliegen einer Infektion. Brewer, Haemophilia 2003, Guideline

12 Grenzwerte für Gerinnungsfaktoren vor operativen Eingriffen Faktor Mindestkonzentration Physiol. Halbwertszeit Substitution Fibrinogen Prothrombin V VII VIII IX X XI XII XIII mg/dl % % 5-10 % % % % 10 % 0 % 2-3 % 3-5 d 3 d h 4-6 h h h 1-4 d 2-3 d h 6-10 d Fibrinogen-Konz. PPSB FFP F VII Konz, rfvii F VIII-Konz. F IX-Konz. PPSB FFP nicht notwendig FFP, F XIII-Konz.

5-10 % 25-30 % 15-25 % 10-20 % 10 % 0 % 2-3 % 3-5 d 3 d 12-36 h 4-6 h 11-14 h 24-32 h 1-4 d 2-3 d 40-50 h

13 Therapeutische Möglichkeiten Gerinnungstherapeutika Faktorenkonzentrat (für 5 7 Tage) Minimal factor support DDAVP (Octostim Nasenspray, Infusion, subkutan) Cyklokapron (Kapseln, Injektion, Mundspülung)

14 FVIII Konzentrate Indikation & Dosierung ZUGELASSENE INDIKATIONEN Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie A (Haemate u. Immunate auch für vws) DOSIERUNG Dosis: Körpergewicht x gewünschter F VIII Anstieg x 0,5 Intervall: alle 8 12 h ZIELSPIEGEL (F VIII:C Talspiegel) leichte Blutungen 30 % Zahnärztliche Eingriffe 30 % große Blutungen, Operationen 50 % lebensbedrohliche Blutungen 80 % Keine medik. Thromboseprophylaxe Dosierung nach FVIII-Spiegel spart Kosten

Immunate auch für vws) DOSIERUNG Dosis: Körpergewicht x gewünschter F VIII Anstieg x 0,5 Intervall: alle 8 12 h

15 Schmerzbehandlung Paracetamol (Acetaminophen) (Paracetamol, Mexalen, ) wenn nicht ausreichend Cox-2-Hemmer (Celebrex, Bextra, Dynastat, Arcoxia) oder Paracetamol + Tramadol (Zaldiar, Poltradol) Paracetamol + Codein (derzeit kein Präparat in Österreich) wenn nicht ausreichend Morphin (Hydal, ).

oder Paracetamol + Tramadol (Zaldiar, Poltradol) Paracetamol + Codein

16 No Go s in der Schmerzbehandlung kein Aspirin hältigen Substanzen keine Nicht steroidalen Antirheumatika (Voltaren, Ibuprofen, Diclofenac, ) Vorsicht Kombinationspräparate (Inhaltsstoffe)

17 Für alle Patienten gilt: Verlängerte Blutungen nach einem zahnärztlichen Eingriff oder Schwierigkeiten beim Reden, Schlucken oder Atmen sollten sofort dem Hämophiliebehandler oder Zahnarzt mitgeteilt werden. Haemophilia 2012, Guideline

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