Wie man Phytophthora kontrolliert
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- Rolf Melsbach
- vor 3 Jahren
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1 Versuchsergebnisse aus Bayern 1995 Modellversuch zur Phytophthorabekämpfung in Kartoffeln Ergebnisse aus Versuchen in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Pflanzenschutz, IPS 3c Lange Point 10, Freising-Weihenstephan 1995 Autoren: Prof. Dr. Michael Zellner, Steffen Wagner Dennis Langrzik Kontakt: Tel: 08161/
2 LfL-Versuchsprogramm Inhaltsverzeichnis Modellversuch zur Phytophthorabekämpfung in Kartoffeln (RPL 823) Modellversuch zur Phytophthorabekämpfung-Puch... 3 Ertragsdaten... 4 Modellversuch zur Phytophthorabekämpfung-Straßmoos... 5 Ertragsdaten... 6 Gegenüberstellung der Krautfäuleprognosemodelle... 7 Kommentar
3 3
4 4
5 5
6 6
7 7
8 Kommentar Die optimale Terminierung der Krautfäulebekämpfungsmaßnahmen bereitet in der landwirtschaftlichen Praxis immer noch große Schwierigkeiten. Zwar wurde in den sechziger Jahren von ULLRICH und SCHRÖDTER die Negativprognose entwickelt, die auf der Basis aktueller Witterungsdaten voraussagt, bis zu welchem Zeitpunkt Phytophthora nicht auftreten wird. Dieses Modell gibt aber keine Hinweise für Folgeapplikationen. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass der Ausgangsbefall des Pflanzgutes (Primärbefall) und die Anfälligkeit der Sorte nur unzureichend berücksichtig werden. Inzwischen stehen neue computergestützte Entscheidungshilfen zur Verfügung, die über die gesamte Vegetationszeit Hinweise zum Einsatz von Krautfäulefungiziden geben. Das Modell Simphyt I/II wurde in den achtziger Jahren in Kleinmachnow bei Berlin entwickelt. Simphyt I berechnet den Behandlungsbeginn. In die Berechnungen gehen neben meteorologischen Daten unter anderem auch Auflauftermin, Sortenanfälligkeit und primärer Infektionsdruck (abgeleitet aus dem Vorjahresbefall) mit ein. Simphyt II berechnet ab Erstauftreten von Phytophthora den weiteren Verlauf der Epidemie. Auf der Basis der simulierten Phytophthoraepidemie gibt das Modell Empfehlungen für einen optimalen Spritzabstand. Sind die Bedingungen für den Schadplilz sehr ungünstig, wird eine Spritzunterbrechung empfohlen und das Datum des Wiederbeginns der Spritzfolge errechnet. Das unter der Bezeichnung ProPhy in den Niederlanden entwickelte und in Deutschland durch die Fa. AgrEvo angebotene Prognoseverfahren berechnet den Zeitpunkt des ersten Fungizideinsatzes (traditionelle Negativprognose) und gibt Hinweise auf alle weiteren Fungizideinsätze. Das Programm benötigt für die Simulation neben historischen Wetterdaten auch eine mehrtägige Wettervorhersage. Berücksichtig werden u.a. Standortfaktoren (z.b. Staunässe), Sorte, Entwicklungsstadien der Kartoffeln, Stärke des Krautwachstums und vorausgegangene Fungizidbehandlungen. Eine Unterbrechung der Spritzfolge ist nicht vorgesehen. Die österreichische Fa. Adcon Telemetry bietet im Rahmen des Programms add VANTAGE 3.10 zwei verschiedene computergestützte Rechenalgorithmen zur Abschätzung der Phytophthoragefährdung an, die auf ähnlichen Überlegungen basieren wie die oben genannten Programme. Vergleich der Bekämpfungsentscheidungen In den Versuchen stehen zwei Fragen im Vordergrund: 1. Eignen sich die bestehenden Entscheidungs- und Prognosemodelle unter bayerischen Anbaubedingungen zur gezielten Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule? 2. Größe des möglichen Vorhersagegebietes um eine agrarmeteorologische Messstation Zur Klärung dieser Versuchsfragen wurden auf den Standorten Straßmoos (Lkr. ND) und Puch (Lkr. FFB) die Prognosemodelle 8
9 Simphyt und ProPhy anhand von Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD; Messstationen zwischen km vom jeweiligen Versuchsort entfernt) sowie der jeweils in unmittelbarer Schlagnähe befindlichen Station des bayerischen agrarmeteorologischen Messnetzes (Lambrecht-Wetterstation) verglichen. Zusätzlich kamen auf dem Standort Puch die zwei Modelle der Fa. Adcon Telemetry (Adcon/Ullrich-Schrödter und Adcon/Winstel) mit einer dazugehörigen Station zur Aufzeichnung und Übertragung von Wetterdaten zum Einsatz. 23. bzw Da die Krautfäulefungizide keine bzw. nur eine geringe kurative Wirkung besitzen, muss die Fungizidmaßnahme 5-8 Tage vor dem Erstauftreten der Krankheit erfolgen. Unter diesem Gesichtspunkt ist der unter Zugrundelegung der Daten der Lambrecht-Wetterstation Puch ermittelte Behandlungsbeginn, als optimal anzusehen. Hingegen ist der Adcon/Ullrich-Schrödter Termin ( ) als zu früh und der von ProPhy empfohlene erste Bekämpfungstermin ( ), als zu spät einzustufen. Erste Fungizidspritzung muss vor dem Krautfäuleauftreten erfolgen Die Krautfäule entwickelte sich auf beiden Standorten sehr unterschiedlich. Bereits am konnte in Straßmoos erster Befall mit dem Pilz Phytophthora infestans festgestellt werden, der sich rasch ausbreitete. Witterungsbedingt kam die Epidemie nach ca. 4 Wochen vollständig zum Erliegen. Während das ProPhy Programm nahezu gleichzeitig mit dem Erstauftreten der Kartoffelkrankheit eine Fungizidapplikation empfahl, lag der Behandlungsbeginn bei Simphyt I, unabhängig von der Wetterstation, ca. 1 Woche später. Ganz anders stellte sich die Krautfäulesituation auf dem Standort Puch dar. Zum einen trat der erste Phytophthorabefall erst am , also ca. 3 Wochen später als in Straßmoos auf. Zum anderen blieb der Krankheitsdruck bis Mitte August auf relativ niedrigem Niveau. Das Simphyt I-Modell prognostizierte den Behandlungsbeginn auf Grundlage der DWD-Wetterdaten auf den Unterschiede in der Spritzfolge Zur Überprüfung der Treffsicherheit der Folgebehandlungsentscheidungen wurden die Modellspritzfolgen einer unbehandelten Kontrolle und einer sogenannten Gesundvariante (Fungizideinsatz in kürzeren Zeitabständen als in der Praxis üblich) gegenübergestellt. Durch diese beiden Versuchsvarianten kann das durch chemische Maßnahmen maximal verhinderbare Schadausmaß abgeschätzt werden. Lag der durch die Prognosemodelle errechnete Behandlungsbeginn nach dem bonitierten Krautfäuleauftreten, wurde die Erstbehandlung, sofern die Schläge befahrbar waren, unmittelbar nach Befallsbeginn durchgeführt. Ansonsten erfolgte der Fungizideinsatz nach den Vorgaben der Krautfäulemodelle. Auf dem Standort Straßmoos lagen die Erträge der Prognosesysteme (VG 3-7) und der Gesundvariante (VG 2) auf vergleichbaren Niveau. Sehr unterschiedlich waren jedoch die Anzahl der Fungizidspritzungen. Während in der Gesundvariante 9
10 11 Mal behandelt wurde, reichten in den Modellvarianten im Schnitt 6,4 Fungizidmaßnahmen für denselben Bekämpfungserfolg aus. Interessant ist der Vergleich hinsichtlich der empfohlenen Fungizidgruppen. Aus den Zahlen geht hervor, dass Simphyt relativ häufig kurativ wirkende Mittel empfiehlt, ProPhy hingegen vorrangig auf Kontaktmittel setzt. Auch auf dem Standort Puch war zwischen der Gesundvariante (VG 2) und der ProPhy-Variante (VG 5) kein statistisch absicherbarer Ertragsunterschied gegeben. Unterm Strich wurde durch die ProPhy-Strategie die höchste Wirtschaftlichkeit erzielt. Weit weniger erfolgreich waren die rechnergestützten Entscheidungshilfen Simphyt II (VG 3, 4, 5) und Adcon- Ullrich/Schrödter (VG 6) bzw. Adcon-Winstel (VG 7). Der Grund für das schlechte Abschneiden dieser Prognosesysteme kann im Vegetationsverlauf liegen. In Puch kam es nämlich nach dem Einsetzen von stärkeren Niederschlägen Ende August zu einem erneuten Wachstumsschub. Die neu gebildete Blattmasse wurde sehr schnell von Phytophthora befallen. Im Nachhinein betrachtet kann man feststellen, dass zum einen dieser späte Krautfäuledruck den Ertrag deutlich reduziert hat und zum anderen die Prognosemodelle Simphyt II und Adcon-Ullrich/Schrödter bzw. Adcon-Winstel den Epidemiverlauf unterschätzt haben. ProPhy, das im Gegensatz zu Simphyt II und Adcon die Spritzempfehlungen in erster Linie auf die Angaben des Versuchsanstellers und weniger auf Witterungsdaten stützt, bewältigte diese Sondersituation wesentlich besser. Vorläufiges Fazit Die von uns auf ihre Praxistauglichkeit geprüften Phytophthora- Prognosemodelle stellen im Vergleich zur Negativprognose nach Ullrich und Schrödter einen Fortschritt dar. ProPhy zeigt unter allen Modellen die geringste Risikobereitschaft und verfolgt eine relativ starre Spritzfolge. Diese Vorgehensweise hat zur Folge, dass in Zeiten schwachen Phytophthoradrucks zu häufige Fungizidmaßnahmen empfohlen werden, Ertragsverluste aufgrund unterlassener Spritzungen aber kaum vorkommen. Simphyt und Adcon reagieren auf die Witterung viel empfindlicher. Daher ist eine an die aktuelle Situation angepasste Spritzfolge von Grundsatz her möglich. Jedoch hat sich gezeigt, dass mit zunehmendem Einfluss der Wetterdaten auf die Modellentscheidung die Fehlerquote steigt. Nach zwei Versuchsjahren zeichnet sich ab, dass eine verlässliche, an die jeweilige Krautfäulesituation angepasste Spritzempfehlung die Einbeziehung aktueller epidemiologischer Parameter (z.b. latenter Phytophthorabefall des Kartoffelaufwuchses, Monitoringerhebungen u. a.) in die Modellrechnung notwendig macht. Am Lehrstuhl für Phytopathologie der TU München/Weihenstephan werden dafür zur Zeit die Grundlagen erarbeitet. 10
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